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Dienstag, 20. Juni 2017
Meine verlorene Heimat
der imperialist, 12:34h
Ich habe da ein Video auf YouTube entdeckt. https://www.youtube.com/watch?v=3QZ08SrOWJY. Eine Fahrt mit dem Motorrad durch meine Kindheit. Authentizität ist ja das alles beherrschende Thema. Wie kann man sich inszenieren und dabei echt bleiben. Geht ja kaum. Ich habe ja behauptet als Kind, in den frühen Jahren bis die Schule begann, an einem Ort aufgewachsen zu sein, wo sich Fuchs und Hase freundlich grüßen. Auch als wir in die Stadt zogen, natürlich in eine Kleinststadt, und darüber hinaus, blieben die Minuten von 5:49 bis 10:32 meine Heimat und von 7:18 bis 10:40 mein Revier. Das ist was Neuronales. Bei 7:18 taucht rechts ein Haus auf. Das Haus meiner Kindheit wo ich das Wegrennen lernte. Bei 7:46 geht rechts ein Weg rein in den Berg. Hier lebten meine windischen Menschen, die dann alle aus meinem Leben verschwanden wie gute Geister, und durch eine Deutschkärntnerin und deren Meute ersetzt wurden, die man mir ungefragt vor die Nase setzte wie eine Sprache die man nicht versteht oder Mahlzeit von der einem das kommt. Bei 10:32 taucht eine Ampel auf. Die gab es früher nicht. Dann sieht man bei 10:40 eine kleine Fläche in Grün mit Gras und eine in Beton. Hier stand Jahrzehntelang Goadfathers-Tanke. Im Haus rechts im Hintergrund wohnten zwei Jungs. Die verbrachten in diesem Haus ihre ganze Kindheit. Kumpels zum Spielen. Hin und wieder mich. Und dann gab es noch einen Jungen, der wohnte schon im Berg. Siehe Foto. Der hatte niemanden. Mit uns spielte der nicht. Fragen sie mich nicht warum. Sicherich was politisches. Der Goadafther ist ja auch ein Deutschkärntner. Manchmal musste ich von der Stadt aus rauf zur Tanke. Der Bus fuhr aber nur bis 5:32. Musste ich zu Fuß rauf bis 10:40 oder per Autostopp. Fahrdienst wie heute in Zeiten des Helikopterns . Meine beiden Kumpels machten das jeden Tag. Jahrelang. Zeitweise fuhr der Bus dann bis ganz hinauf. Aber nur Zeitweise. Die machten das zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Fragen sie nicht wann die am Morgen aufstanden. A riesen Hetz im Winter. Früher gab es ja noch Jahre mit richtig Schnee. Die Kamera fängt aber die Berge nicht so richtig ein. Deswegen das Foto. Die stehen ja in Wahrheit vor einem wie Gardesoldaten. Das Foto fängt die Enge nicht richtig ein. Gleich neben der Tanke gab es eine Wetterstation und eine Bank. Da saß der Vater der beiden Jungs der alte Gustl und ich, er mit Bier, mit viel zu viel Bier, und ich nur so und wir führten Schmäh. Diese recht hohen und schroffen Hügel, bekannt als Berge, waren dann unser Spielplatz. Überall lagen Wehrmachtshelme herum. Hin und wieder puddelte unser Hund einen Knochen von einem KZ-Häftling aus. Haben wir uns die Helme aufgesetzt und Steine raufgeworfen um zu gucken was so ein Deutscher-Wehrmachtshelm aushält. Ging schon einiges. Aber vom Untergang wusste ich noch nix. Und wenn Reisende in den Wald machten wir jagt auf die. Schön mit Luftdruckgewehr und Hund. Warum ich ihnen das alles erzähle. Ich werde bald fünfzig. Gut erstmal 49zig. Sentimentale Verklärung. Vielleicht beantwortet das aber auch die Frage, warum mein Hirn nicht gemacht ist für die Großstadt mit ihren Häuserschluchten und weshalb ich mich aus einem Reflex heraus, andauernd in die entgegengesetzte Richtung auf die Donauinsel flüchte.
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