Mittwoch, 14. Juni 2017
Queer!!
Vorhang: Ich bin beim dem Thema ja ein Quereinsteiger.

Da war so ne Queertante bis Onkel und auch viel Mensch dazwischen in der Glotze. Schön in österreichs Staatsfernsehen in der Sendung Kulturmontag. Neid kam auf. Seit wann ist eine geschlechtliche Identität schon ein Beitrag für eine Kultursendung. Ich dachte da muss man auch was Künsteln in einer Kultursendung. Da könnten sie ja gleich mich einladen und ich rede dann ausschließlich nur über Schizophrenie und meinen Beitrag von unterbrochenen Kühlketten zur Documenta in Kassel/Athen. Ist dann auch Kultur. Saß heute beim Hofer/Aldi kurz mal kein Personal an der Kasse. Gibt es nur bei einem Hofer in meiner Nähe dass mal niemand an der Kasse sitzt. Wenn das die alten Albrechts wüssten das beim Hofer eine Kasse nicht besetzt ist. Rief ich sofort durch den ganzen Laden. „Zahlen. Aber schnell. Der Fisch beginnt ja immer am Kopf zu stinken. Kühlkette, Kühlkette“. Kam auch gleich wer. Marty Huber heißt das Queerchen. Sagt man das Queerchen oder nur Queerchen. Marty saß da sehr entspannt vor der Kamera und jammerte ohne Unterlass. Sofort sprach Marty eine Warnung aus dass wir als Gesellschaft gar nicht so tolerant sind wie wir tun. Natürlich sind wir das nicht. Beschwerte sich Marty das tolerant nur „dulden“ bedeutet und dulden laut Marty nur heißt dass ich einem Queer-Menschen keine in die Fresse hau, was natürlich ein ausgewachsene Blödsinn ist. Toleranz kann auch Geltenlassen und Gewährenlassen von anderer oder fremder Überzeugungen, Handlungsweisen, Gebräuche und Sitten bedeuten. Etwas Geltenlassen oder tolerieren heißt auch etwas anzuerkennen. Da muss man nicht immer groß aktiv werden. Leute die aktiv werden nennt man dann auch gerne Aktivisten. Nur weil eine Person nicht Mann oder Frau sein möchte oder sich nicht entscheiden will und lieber das fließende Dazwischen macht und nicht das einigermaßen Festgezurrte wie das Tau auf einem Schiff, muss dass bei mir doch nicht gleich zu Begeisterungsstürmen führen. Mir doch wurscht wie queer ein Queer-Mensch sein möchte. Ich finde hetero-Frauen mit raus passt schon, viel spannender. Trotzdem erkenne ich an, dass ein Mensch weder auf sein Geschlecht noch auf eine handelsübliche sexuelle Orientierung festgelegt werden möchte. Wegen dazwischen muss man doch als Unbeteiligter nicht in Ekstase verfallen wie Groupies bei einem Popstar. Marty beklagte das Dulden nur ein Mindeststandard ist und kein gutes Leben. Queer-Marty sah aber nicht so aus, als ob Marty jetzt ein furchtbar grausames Substandardleben führt, mit einem Scheißhaus am Gang. Marty Huber, so white wie man nur sein kann, hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert. In einem Interview mit dem Standard ist Marty Huber natürlich auch andauernd nur am beweinen wie schwer es LGTBs haben, wo es doch bis ins Jahr 2002, eine dezidierte Gesetzgebung gegen Homosexualität gab. Ich will ja nicht unhöflich sein Marty. Aber jetzt ist 2017. Weiters beschwert sich Marty, seit aktuell vermehrt über Fortpflanzungsrechte diskutiert wird, kommen plötzlich wieder mehr Lesben vor im LGTBs-Diskurs. Marty findet das gar nicht charmant, weil das eine ziemliche Reduktion auf die Gebärfähigkeit ist. Entschuldigung Marty. Wie sollen denn Kinder sonst in die Welt kommen. Vielleicht mit einem Storch der Queer ist. Da muss auch mal stark reduziert werden. Manchmal sogar auf eine Pipette. Homo-Ehe findet Marty schön und gut, aber wo bleiben dann all die anderen LGBTs, die weder Frau noch Mann sind und sich auch nicht über Reproduktion und Gebärfähigkeit definieren wollen. Marty ich kenne das. Die Leute reden auch lieber über ihre Depressionen als über Schizophrenie. Noch lieber reden die Leute über Burn Out. Um auszubrennen müssen die Flammen des Lebens ja mal sehr hoch gestanden sein. Ist bei Schizos weniger der Fall. Die Kommerzialisierung der Gay Pride Parade in Amsterdam kritisierte Marty auch, weil sich Banken und Versicherungen zu einer sogenannten "Personal Pride = Company Pride" zusammenschlossen. Marty ehrlich. Wenn schon Banken und Versicherungen auf den Gay Pride Zug aufspringen, Reisebüros sind da auch sehr aktiv, dann kann es um die LGBT-Communities hier im ganz westlichen Westen nicht so schlecht bestellt sein. Sich einerseits beschweren das LGBTs nur „gedultet“ werden, aber sich andererseits über die Kommerzialisierung von Gay Pride Paraden aufregen ist schon a ziemlicher Spagat wenn man mich nicht fragt. Ich diagnostiziere da eine leichte Wahrnehmungsstörung. Marty erzählt dann wie schwer es ist Queer in Budapest zu sein. Musste mal ein LGTB in Tschetschenien sein oder ein uneheliche Kind vom Putin. In einer Interview-Reihe mit dem Oliver Stone machte der Zar dann einen Witz über die psychische Beeinträchtigung von Frauen während der Menstruation.
Das wäre eine Idee für eine Kunstaktion. Pussy Riot, die ja die großartigste Kunstaktion zur Aufführung brachten, an die ich mich spontan erinnere, sollte sich Wiedervereinigen und Russland wiedermal auf den Kopf stellen. Wenn sie dann nach ihrem Punkt-Gebet wieder verhaftet werden, verteidigen sie sich mit den Worten Putins. Pussy Riot war ja Aufstand, der Film «Leviathan» von Andrej Swjaginzew, der den Golden Globe für den besten Ausländischen Film gewann, hingegen die totale Niederlage. Das nackte Grauen der Film und wahrscheinlich recht nah an der russischen Wirklichkeit. Immerhin lässt sich der russische Premier Dmitri Medwedew, von einem Oligarchen Namens Alischer Usmanow, Generaldirektor eines Gazprom-Tochterunternehmens, mit einer Villa beschenken. Und ich scheiß hier ewig herum wegen Fischgrät. Marty Huber werkelt auch für Queer Base. Das ist eine Organisation von Menschen mit und ohne Fluchterfahrung in Wien, die geflüchtete Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Interpersonen bei ihrem Asylverfahren und danach unterstützt. Menschenrechte. Gute Sache Marty dass du da so dick im Geschäft bist. Meine aufrichtige Bewunderung. Ich mach da ja weniger. Alles was ich da derzeit bringe, ist mit dem Simba, einem jungen Mann aus Nigeria, der vor dem Hofer/Aldi den Augustin verkauft, a bisserl Schmäh zu führen. Das der Simba Asyl bekommt ist eher unwahrscheinlich. Vielleicht sollte ich ihm sagen das es in Österreich seit längerer Zeit möglich ist, unter dem Titel „Angehörige einer sozialen Gruppe“ Asyl aufgrund von homo- bzw. transfeindlicher Verfolgung zu beantragen. Scheiße. Genau das werde ich dem Simba raten. Er soll Marty aufsuchen. Muss er aber vorher die Fotos von sich und seiner Freundin vom Handy löschen und aufhören andauernd über Fußball zu reden. Oder geht Fußball bei Queer. Ich könnte jetzt wieder mit dem Irak anfangen und mich mit fremden Leid schmücken wie ein geiler Auerhahn mit seinem Gefieder und von dem kleinen irakischen Jungen erzählen, der ein paar Nächte bei uns in der Sandsackstellung schlief. Na ja so klein ist der heute wahrscheinlich nicht mehr, falls er all das sinnlose Gemetzel in seinem Land einigermaßen lebend überdauert hat. Keine Ahnung ob der Queer war. Schon brutal. Kinder wie ich mal eines war beschweren sich ohne Unterlass wie gemein die Um2 hier un dort und dass ich mir nix aus dem Kühlschrank nehmen durfte. Andauernd dieselbe Laier. Schaut der irakische Junge zurück, sieht er sich in einer Sandsackstellung sitzend, umgeben von schwitzenden Männern mit geladenen Gewehren, die eine ganz seltsame Sprache sprachen. Die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) hat jüngst untersucht wie es so um die Lebenszufriedenheit von LGBTs in Österreich bestellt ist. 67% der LGTs unter den Befragten sind mit ihrer Lebenssituation sehr bis recht zufrieden. 1/3 hat im öffentlichen Raum Anfeindung oder Diskriminierung erlebt. Logisch das der Bericht gleich noch weiter in die Katastrophe einschwenkte. Gewalt gegen LGTBs nehme auch in Österreich zu. Zahlen wurden keine genannt. Nicht mal ungenaue. Wobei Zahlen ja immer genau sind. 1235 ist ja immer 1235. Homosexuelle Männer dürfen beim roten Kreuz noch nicht Blutspenden. Das hat aber weniger mit Diskriminierung zu tun. Laut einer Studie des Robert Kochs Institut sei das Risiko einer Infektion bei schwulen Männern mit dem HI-Virus bis zu 100-mal höher als in der heterosexuellen Bevölkerungsgruppe. Der Ausschluss erfolgte dann aufgrund medizinischer und nicht gesellschaftspolitischer Kriterien und hat daher weniger mit Homophobie zu tun als man vorderhorst annimmt. Auf diese Thematik näher einzugehen war in diesem 9 minütigen Beitrag im Staatsfernsehen natürlich keine Zeit. Da muss die Zeit besser genützt werden. Kann ich verstehen. Ich würde im Staatsfernsehen auch nicht über den Fischgrätboden vom Goadfather sprechen, sondern nur wie stiefmütterlich meine Kleinstkunst 2375 Tage lang behandelt wurde. Die Leiterin des Queerfilm-Festivals Identities Barbara Reumüller konstatierte natürlich auch einen Rückfall in ganz dunkle Zeiten. Komisch in der Zeitung steht so gut wie nie was darüber. In unsicheren Zeiten kommt es sehr schnell zum Abgrenzen und zum Generieren von Sicherheit durch Feindbilder. Sicherlich Frau Reumüller, aber LGTBs müssen sich in Sachen Feindbilder derzeit in Österreich sehr weit hinten anstellen. Immerhin hat die Conchita Wurst für Österreich den Songcontest gewonnen und nicht ein ehemaliger Kalaschnikow-Mudschaheddin aus Afghanistan. Wir machen hier derzeit in erster Linie Asylanten, Armutsmigranten und Moslem-Bashing. Da vor allem Kopftuchfrauen und weniger Salafistenbärte. 300 Imame haben in Österreich gerade eine Deklaration gegen gegen Terror und Extremismus unterzeichnet. Fragt man sich natürlich warum. Wobei ich schlag mich auch andauernd mit Schuldgefühlen herum. Vielleicht ist das bei den Imamen eine typische Schwabbi-Situation*. Die Ängste von LGTBs stehen im Empörungsdiskurs derzeit nicht besonders hoch im Kurs. LGTBs müssen sich da schon a bisserl ins Bild drängen. Nicht dass sich die LGTBs untereinander verkloppen und das dann einem Mongo wie mir unterjublen, weil ich so LGBTs feindlich bin. Bin ich nicht. Ich kann nur das andauernde Gejammere und Geklage nicht mehr hören. Könnt ihr nicht einmal, nur einmal zugeben, dass es hier für LGTBs auch ganz schön sein kann. Nur einmal. Immerhin flüchten sich die Verfolgten LGTBs ja zu uns. Was macht ihr eigentlich wenn ihr ganz unter euch seid? Habt dir da nie Spaß. Im Übrigen war doch gerade erst wieder der Live Ball, live im Staatssender zur besten Sendezeit. Zog sich über Stunden hin. Von einem Ball für Schizophrene hab ich noch nie was gehört . Ich mache da schon einen leichten Neidfaktor aus, weil sich Asylanten, Armutsmigranten, Moslems und das ganze andere Gesocks wie Identitäre oder Reichsbürger, als Feindbilder viel besser eignen als ein paar Queere Menschen, die gleichzeitig im Stehen und Sitzen pieseln können. Mein neuer Kumpel auf der Insel, ein älterer Herr mit Hund, hat sich heute auch über die Zugerasten aufgeregt, für die extra ganze Wohnblöcke hochgezogen werden, während seine Pension nur um 0,8% aufgestockt wurde. Trümmerfrauen. Wir brauchen wieder Trümmerfrauen. Vielleicht besänftigt dass die österreichische Seele wenn wir den Neuen was über Trümmerfrauen erzählen. Hatten wir ja einige davon wie die Mami vom Goadfather, Kriegswitwe und schwer schizophren. Mein Omi war so schizo dass ich heute noch für sie die Seroquel XR einwerfen. Ich werde den Menschen Morgen mal genauer befragen wie er das Problem mit Queers als Feindbild derzeit so einschätzt. Zur Situation der LGTBs in der Kunst fällt der Frau Reumüller natürlich auch nur Fürchterliches ein. Frau Reumüller, ich will ja nicht ungerecht sein. Ich mach hier seit vielen Jahren allerkleinste Blog-Kleinstkunst, jetzt auch mit offizieller Punzierung wie Made in Germany und anstatt dass ich Geld dafür bekomme, wenigstens eine kleine Aufwandentschädigung, drohen mir LeserInnen mit Migräneanfällen. Marty redet dann noch über Politik das gewisse Gruppen als nichtnormal etabliert werden um eine Machtstruktur aufrecht zu erhalten. Jetzt zieht der Marty auch noch die Judenkarte dachte ich mir. Von Nichtnormal bis zu den allernächsten Rassengesetzen ist es dann naturgemäß nicht mehr weit hin. Werden sie uns bald wieder alle einkasteln, die Irren also mich, die unnützen Essen, schon wieder mich und all die bunten LGTs. Marty findet dann man muss auch die Gewalt gegen LGTs in der muslimischen Community ansprechen. Schwul ja solange nicht muslimsich. Ein Moslem der auf einen rosa Gebetsteppich gegen Mekka bettet geht derzeit noch gar nicht. Queere-Bronx-Moslems. Das wird aber eine Hetz dachte ich mir, wenn der Marty kommt und in meiner Hinterhofmoschee einmal mit der ganzen Gewalt aufräumt. Noch gescheiter Marty wäre es wenn ich dir gleich einmal mein Salafistentreff zeige. Aber mit rein gehe ich dann eher nicht. Ich steige ja im Zoo auch nicht freiwillig in ein Löwengehege.

Ende.

*Junge Frau die einen gescheiterten Selbstmordanschlag naturgemäß auf sich selbst überlebte. Als Bombe wurde dann ich ausgemacht. Hauptankläger war der Leutnant, die engste Freundin von der Schwabbi, sehr wahrscheinlich eine LGTB, die sich nicht zu outen traute. Vielleicht haben Imame ähnliche Sorgen, dass sie von der unwissenden Mehrheitsgessellschaft, geht ja keiner von uns in eine Moschee, auch als Bombe ausgemacht werden. Ist nur eine Vermutung.

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