Sonntag, 29. März 2020
Die leeren Wege
wo die ideologischen Stürme der Zeit die Wahrheit ausfransen, hin zu Schlagbäumen, Nationen und Alleingängen.
Nur kann diesen Berg niemand alleine bezwingen.
Dafür liegt diese Todeszone zu tief und ist mit dem Aufzug erreichbar.
Auch in der Krise gibt es viel Postfaktisches.
Diskrepanz ist der Tanz der Vorurteile.
Wie gehabt verpasse ich weiterhin so Vieles was im Leben zählt, dass ich mich glücklich schätzen kann mit meinen zehn Finger, von denen sich meine Haut löst vom vielen Waschen, wie ich mich von der Gesellschaft.
Vulnerabler Schulterschluss.
In der Krise rücken die Leute zusammen,
auch in ihren Wohnungseinheiten kommen sich die Bienenfleißigen nahe, ohne dabei Sexuell zu werden. Wohl zu nahe.
Letztendlich ist der Mensch ein Fluchtwesen.
Solidaritätsgeheul.
Womöglich in den Wind geschrieben mit zu feiner Klinge.
Möglicherweise wird Technologietransfer auch in Zukunft ein anderes Wort für Waffenverkäufe sein.
Hoffnungen das Nachher alles anders wird.
Nicht gänzlich ausgeschlossen. Aber nicht sehr wahrscheinlich. Wer kann schon sagen, wer er vor der Krise nicht mehr sein wollte.
Jene, die aktuell Außergewöhnliches leisten, werden sich nach der Krise wieder nur sehr gewöhnliches leisten können.
Deren Bonitätsprüfungen, oft von Algorithmen berechnet, haben keine moralischen Pufferzonen.
Die ewige Tragödie des guten Menschen neu-inszeniert.
Hinten hinaus wird ihr Mut und ihre Tatkraft verblasen, wenn die Erzählungen wieder hyperpersönlich werden.
Obwohl das Virus die Sprengkraft hat zu sekundären Anpassungen im Verhalten, ähnlich einschneidend wie auf Gewaltmärkten.
Die Freiheit hinter Gesichtsmasken gequetscht.
Dabei war eben noch Vermummungsverbot.
Große Versprechungen vertragen sich sowieso nicht mit dem Alltag.
Schon die kleinen Dinge, mit einem Hang zur Bagatelle, stellen einen vor große Herausforderungen.
Versuch mal körperliche Nähe, die derzeit Tabu ist, in menschliche Nähe überzuführen, wenn in Italien die vielen Särge in andere Provinzen überführt werden in die dortigen Krematorien.
Aus Platzmangel.
Dieser Vorgang weckte düstere Assoziationen in mir.
Krematorien jagen mir einen kalten Schauer über den Rücken.
Körper-Antikörper-tote Körper.
Mein sozialer Habitus verbrannt, obschon ich nie Feuer gefangen habe für. Na wie sagt man schon.
Ich bin ein Fluchtwesen, unwesentlich für die Welt.
Das Grauen macht sowieso schmähstad.
Leben ist so verdammt fragil und leicht zerbrechlich. Wir wissen das. Deswegen ist alles an Glasreiniger ausverkauft.
Der Tod dieser ewige Gschaftlhuber. Zieht manisch von Tür zu Tür. Fick dich du Hurenkind des Sinnlosen.
Trotzdem lehnt man sich gegen das Grauen auf. Oft unbewusst und instinktiv. Jeder hat seinen Peak. Jedes Gewissen seine Lockdown. Das Entsetzen in einem ausgelöst geht aber wie ein Schneebrett.
Deswegen denke ich fast unweigerlich auch an Schmetterlinge, die auf der Donauinsel kein Covid-19 haben.
Normalität ist der Versuch die Wirklichkeit zu zähmen.
Allerdings ist seit das Virus in den Menschen wütet weniger Sterben das in den Arten wütet.
Die so viele sind wie Zehntausend mal zehntausende Finger, die sich an den Händen halten.
"Der Baltische Weg" ist es. Der Baltische Weg in uns verschüttet aber immer noch da.
Wegkommen von der Droge CO2. Seit SARS-CoV-2 soll davon weniger in der Atmosphäre sein, wo es
alles Leben zu vergiftet droht hin in die sozialen Medien.
Man sagt das Wasser in den Kanälen von Venedig soll wieder glasklar sein.
Diese Zeile passt besser zum Glasreiniger.
Eventuell ist der Zeitpunkt gekommen für einen Pakt mit dem Teufel, statt Aufbruch in ein Zeitalter der Artiificial Intelligenz, die einen autoritären Charakter haben wird, wie aktuell der eine oder ander "Denunziant" oder "Blockwart".
Aber die sind nicht die Mehrheit.
Die sind höchstens das Volk.
Die Straßen sind leer. Die Vorratskammern voll.
Noch drei Stunden bis Menschen auf Balkonen zusammenkommen. Ich habe keinen. Nur ein Dach. Allerdings nicht begehbar. Siehe fetter Sack.
Wie immer schwindle ich mich von Zeitungsartikel zu Zeitungsartikel, halte Abstand zu mir selbst, den Irrtum weggesperrt. Darin bin ich gut. Im so tun als ob. Ein Gaukler durch und durch.
Sommerzeit. Hoffentlich hustet sie uns nicht einen.
Schalte ich den PC ein, beglückt mit Windows 10 mit immer neuen Fotos, die auf dem Sperrbildschirm erscheinen. Sehr schöne Fotos. Sehr idyllisch. Natürlich gestellt. Gestern war Neuseeland. Eine kleine Bank, auf einem Steg, zu einem See. Wie menschenvergessen, gegen den Zeitgeist gemalt.
Ich wollte mich schon hinsetzen und nicht mehr aufstehen.
Kommt ihr Alten, Betagten und Vorbelasteten. Steht wieder auf wie der Lazarus. Ihr seid keine Last.
Leisten müsste sich man was können. Leisten.
Die Zeile passt besser zu.....
Heute die Altstadt von Aleppo.
Nee Dubrovnik war am Sperrbildschirm.
Und auf den dortigen Stadtmauern war nicht eine Menschseele zu sehen.
Tatsächlich niemand.
Beglückend wie gespenstisch zu gleich.
Allerdungs möchte ich mich da nicht festlegen auf meinen leeren Wegen.

Ende

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