Donnerstag, 30. April 2015
Allein im Aufzug nach Unten
Wir fickten,
nein wir liebten uns, darauf bestehe ich heute,
mal war sie oben, mal ich,
in verwelkten Tagen vor dem Tablettenblues,
ob wir in unserer Liebe leidenschaftlich waren,
kann ich nicht mehr so genau sagen,
angeschrien haben wir uns, das weiß ich noch
und dann auch wieder versöhnt,
geschrien habe eher ich, aber so genau will ich es nicht mehr wissen,
und wie man leidenschaftlich genau definiert weiß ich nicht,
sie war nackt, ich war nackt, und das Bett warm,
und alles ging ganz leicht, wie von selbst, so viel kann ich sagen.
An was ich mich aber noch genau erinnere, als wäre es heute morgen gewesen, war dieser eine Moment, indem sich unsere Blicke suchten, fast wie ein Zwang,
aneinander vorbei sehen ging nicht, aneinander vorbei leben schon, das taten wir andauerd,
es hatte etwas von einem Ritual, fühlte sich an wie vorbestimmt, nichts alltägliches, oder etwas das sich erzwingen lässt, egal wer gerade wo war,
der Blick ging tief hinein in den anderen, ohne Umschweife, furchtlos behauptet die Erinnerung,
und da wer, ganz sicher war da wer,
der vorgefunden werden wollte,
kann auch sein das ich mich irre und alles war nur der Erregung geschuldet, oder weil wir es so aus Filmen und Büchern so kannten und nicht besser wussten,
trotzdem küssten wir uns und alles war gut,
Küsse sind ein guter Indikator, ob da etwas ist,
ich weiß da war etwas, so wie diese Küsse schmeckten, ganz sicher war das etwas,
ein Zauber, Genugtuung, vielleicht auch nur Befriedigung und Abschied immer auch zu viel Abschied.
Später lagen wir dann nebeneinander, sprachlos wie Augenzeugen von etwas Ungeeuerlichen oder einen Straftat,
und warteten vergebens, immer wieder vergebens,
bis wir wieder fickten, uns wieder liebten.

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