Mittwoch, 19. September 2018
Warum Flüchtlinge und Armutsmigranten den Lehmann Pleite-Scherben (korrekt Scherm) aufhaben
So jetzt kann man lesen. Für die mangelnde Qualität meiner Erstversuche kann ich nix. Ehrlich. Ich schaffe kaum durchgehende Gedanken. Die reißen oft einfach ab.

Also ganz genau kann ich nicht sagen worum es in diesem Text gehen wird. Die Sache, die sich vom Titel angezogen fühlte wie ich mich von der Schattenwelt, wäre ja ganz schnell erzählt. In der Sendung ttt vom Sonntag in der ARD haben Wissenschaftler in einer Studie nachgewiesen, dass es nach jedem großen Wirtschaftscrash oder Finanzkrise, wie nach dem Börsencrash von 1929 oder der Lehmann Pleite von 2008, bei Wahlen zu einem Rechtsruck in der Gesellschaft kommt. Der Wissenschaftler Moritz Schularick hat Finanzkrisen aus historischer Perspektive untersucht. Sein Quellenmaterial geht zurück bis zum Jahr 1870, (Große Depression (1873–1896)), als der Kapitalismus so richtig Fahrt aufnahm und die Gewinne der Bauern massiv einbrachen, weil die Transportkosten extremst sanken und die Bauern nicht mehr von der Konkurrenz aus dem Ausland geschützt wurden, wie die Unsrigen heute noch geschützt werden, zumeist auf Kosten afrikanischer Bauern. Die Reaktionen der Landwirte, die damals in den Industrieländer (Ausnahme England) noch immer 40 bis 50% der männlichen Erwerbstätigen stellten, reichten von Beteiligung an Wahlkämpfen bis zur offener Rebellion. Das hing davon ab wie krisenhaft diese Krise im Einzelfall wirkte. Der Populismus, der in den USA in den 1890 Jahren grassierte, hatte sein Zentrum im Weizengürtel von Kansas und Nebraskas. Heute nach der Krise von 2008 liegt das Epizentrum der Trump-Populismus im sogenannten Rust Belt, wo einst das industrielle Herz Amerikas schlug. Falls sie sich Fragen was die häufigste Reaktion der Betroffenen vor 150 Jahre auf diese Krise war. Sie wanderten aus. Besonders hervor tat sich in dieser Angelegenheit das Jahrzehnt zwischen 1880-1890. Wie man an diesem Beispiel sehen kann, wirken Wirtschaftskrisen in der Regel destabilisierend. Eventuell komme ich darauf noch zu sprechen. Damit sie ein besseres Bild von der beinahe Totalkatastrophe unseres Gesellschaftssystem haben, und eine genauere Vorstellung bekommen, welche Dimension diese Krise tatsächlich hatte. Eine Billion tut sich besonders dadurch hervor das die Zwölf 000 000 000 000 hat. James Bond, mit der Lizenz zum Töten, hatte nur zwei 00en. Der Goadfather nur noch eine zu meist in der Gestalt seines Zweitgeborenen. Die Gesamtkosten der Bankenrettung inklusive Bürgschaften für Europas Steuerzahler werden auf fast 2 Billionen Euro geschätzt. An dieser großen Freude laben wir noch heute. In Österreich summierten sich diese Bankschulden auf gut 15 Mrd. Euro. Kann auch mehr sein. Da schwanken die Zahlen noch, ganz im Gegensatz zu den Bilanzen der Banken, von denen noch immer einige "to big too fail" sind und hohe Systemrelevanz haben, was man vom Menschen, nur in den wenigsten Fällen behaupten kann. Jetzt mal abgesehen von der Deutschen Bank. Die verkauften vor der Lehmann Pleite weiterhin munter Fonds zu sogenannten ollateralized Debt Obligations (CDO) gebündelt, schön mit einem Tripple AAA von Ratingagenturen versehen, obschon sie intern längst wussten das sie Schrott verkauften. Die Rezessionsschäden in den USA sollen gar 10 Billionen Dollar betragen haben. Dort haben im Zuge der Immobilienkrise 10 Millionen Familien ihr Heim verloren. Die größte erzwungene Umsiedlung in den USA seit den dreißiger Jahren. Die Trump-Wähler sind also kein Phänomen das aus dem Nichts kommt. Aus dem kommt nur das billige Geld für einige wenige. Seit der Weltwirtschaftskrise von 2008 sind die durch die Decke geschossen, wie bei den Nachgereichten die Schaufeln von Abrissbirnen, auch wenn niemand die Absicht hat Altmieter aus ihren Wohnungen hinauszumodernisieren. Diese Rechnung über 12 Billionen wurde von unseren Weltfinanzsystem-MacherInnen natürlich an das gemeine Volk, hüben wie drüben des großen Teichs weitergereicht. An wen sonst. Irgendwer muss seinen Kopf hinhalten. Natürlich nur sinnbildlich. Wir sind eine Hochkultur und köpfen niemanden mehr. Durch diese Krise wurde so viel kleinstbürgerliches Vermögen, wie Bildungschancen, Jobchancen, leistbare Wohnungen, Altersversorge und das übliche Zeugs an gesellschaftlicher Teilhabe zerstört, weshalb dieser entstandene Schaden noch über Generation fortwirkt. Siehe Chemnitz. Der Osten ist sozusagen der deutsche Rust Belt. Ganz viele Ostbürger fühlen sich auch um ein besseres Leben betrogen und dass völlig zurecht. Die hatten sich ihre Staatsangehörigkeit nicht ausgesucht. Alles was man ihnen vorwerfen kann ist die Art wie sie mit ihrer Kränkung umgehen. Im Osten sollen sich die Menschen auch schon recht früh in der Zeit ein Opfer-Narrativ zugelegt das angeblich bis zur Bombardierung von Dresden zurückreicht. Eventuell wäre der im Osten grassierende Sozialneid nicht gar so schlagend, wenn man denen a bisserl was aus dem 2 Billionen-Topf zu kommen lassen könnte. Eine Art Menschenrechtsprämie. Legt jedem Ostbürger 500 Euro in Monat drauf und die AfD kommt im Osten auf keine 5% mehr. Dann ziehen sehr wahrscheinlich nur noch die unheilbaren Rassisten durch die Straße, ein kleiner versprengter und lächerlicher Haufen Spinner, der nicht ernst zu nehmen ist und der einem fast leidtun kann. Ich habe einmal ein Foto vom SS-Heinrich gesehen. Da trug der keine Uniform. Der sah ohne äußere Stützstrümpfe einer mördersichen Ideologie unglaublich lächerlich aus. Ein völlig verzwergter Mensch. Regelmäßig und sich wiederholend lese ich, dass jeder der es sich leisten und richten kann, aus dem deutschen Osten wegzieht. Wenn schon nicht in den Westen wandern viele Ostmenschen wenigstens in die größeren Städte ab. Zurückbleiben dann die sogenannten Verlierer der Wende und der Globalisierung. Am Land oder in der Peripherie stirbt zuerst die Infrastruktur und dann das Leben. Anders herum kann es natürlich auch sein, wenn die Schulen schließen, schließt so nach und nach eine ganze Gemeinde seine Pforten. Bis auf die Rentner. Die schließen sich dann in ihrer Angst ein und wählen Parteien die ihnen mehr Sicherheit und Ordnung versprechen. Sicherlich gibt es im Osten blühende Landschaften. Aber eher an den Außenfassaden, die hoch über dem vereinigten Deutschlands hängen, und weniger in den Wohnungen der Übergebliebenen, also jener die nicht die Möglichkeit haben global am Arbeitsmarkt anzuheuern, wie auf einem Dampfer, von dem man nur weiß das er fährt. Viele der Gekränkten, die nur noch lokal machen, weil sich nicht qualifiziert und mobil genug sind, auch nicht von inneren Verfasstheit her, für ein Leben in der großen weiten Welt der Möglichkeiten, sind im Osten, wenn die einer geregelten und sozialversicherten Beschäftigung nachgehen, auch nicht in der Industrie beschäftigt, schön bei VW oder im Wissenssegment, mit richtig Sozialprestige und Zwischenapplaus zwischen den Akten, sonder eher ein paar Stufen tiefer in der sozialen Rangordnung, im „Jedermann-Dienstleistungsgewerbe“, dem neuen Subproletariat, die neue Klasse der Abgehängten, was die Möglichkeiten dieser Menschen sich doch noch hochzubücken, auf die eine oder andere Art, ziemlich einschränkt. Auch perspektivisch. Oft sind nicht einmal mehr "kreditwürdig". Wer nicht mehr würdig ist sich bei Banken Geld zu borgen, die ihnen eigentlich 2 Billionen Euro schulden, kann schon depressiv sein und wütend. In der DDR hatten so gut wie alle Bürger, die nicht über Bande zur Staatsmacht gehörten und artig Berichte über ihre Vertrauten anfertigten, manchmal für eine neue Kupplung, recht wenig an materiellen Werten. Die Menschen in der DDR waren gleich. Gleich im Mangel. Etwas das es im Kapitalismus nicht gibt. Dort werden das Wenige und der Mangel immer individualisiert. Und zwar gnadenlos und für alle sichtbar, wenn man sich dieses und jenes nicht leisten kann. Der Kapitalismus kennt nur einen Stand, den Wohlstand. Wer da nicht dazugehört ist standesgemäß selber schuld. Zwar versucht der Sozialstaat, mit den Mitteln der Umverteilung, tapfer entgegenzuwirken. Doch auch der muss auf sozialen Ausgleich bedacht sein, so dass die Vermögenden nicht abspringen und das weite Suchen mit ihrem Humankapital und ihren zum Teil aberwitzigen Vermögen. Der Schaden den Österreich hinten hinaus erlitt, weil wir ins Reich heimgeholt, die Juden vertrieben oder umbrachten, lässt sich ja kaum in Zahlen fassen. Seit diesem Exodus schafften wir genau einen Nobelpreis in der Gattung Literatur. Zu vor hagelte es Preise auf Nobel-Niveau. Vom allgemeinen Wohlstand einer Nation und der Umverteilung profitieren nicht nur Einheimische sondern auch Flüchtlinge. Flüchtlinge haben gegenüber manchen Einheimischen sogar einen kleinen Vorteil. Nämlich was Tiefenpsychologisches. Die haben wieder eine Zukunft, in der für sie wieder alles Möglich erscheint und die reale Chance auf einen möglichen Neubeginn, während Einheimischen oft nur zu viel Vergangenheit haben, die sich auch noch gegen sie wendet. Ostmenschen können davon ein Lied singen. Die haben eindeutig die Falsche, obschon man ihnen unentwegt was anderes einredete. Des Weiteren wird der technologische und digitale Wandel, also die kreative Zerstörung des Kapitalismus, der auf dem Schlachtfeld des Wettbewerbs und des Wissen ausgetragen wird und nicht in Verdun oder Stalingrad, und nun mal sein ganzer Zauber ist, zu einer weiteren Aufsplitterung der Arbeitnehmerschaft, und somit auch des gesellschaftlichen Zusammenhalts führen. Auf der Butterseite des Lebens wird es dann eventuell nur noch die hochspezialisierten festangestellten Spezialisten geben, die in Saus und Braus enthaltsam leben, mit ökologisch genau angepassten Fußabdruck, extremst divers und sauberen Gewissen, und auf der anderen Seite, die Überflüssigen, eine neue Klasse der Auftrags - und Tagelöhner, die sich halt nicht mehr am Arbeiterstrich in der Kälte anbiedern müssen, sonder auf Internetplattformen, wo Firmen dann Aufträge ausschreiben werden, damit sich die ganze Welt global unterbieten kann im Preis. Aber sorgen sie sich nicht. Mit Harold Pinter gesagt ist die Zukunft sowieso nur eine Ausrede für all jene die in der Gegenwart nix zu tun haben. Möglicherweise ist diese Entwicklung ein Erklärungsansatz, warum die Stimmung Flüchtlinge gegenüber in vielen Ländern recht wankelmütig ist. Sagen wir freundlich ausgedrückt. Eine Entwicklung, die ihren Erweckungsmoment eventuell schon 2008 hatte, also bereits sieben Jahre bevor es zu den großen Fluchtbewegungen kam. Viele neiden Flüchtlingen hier ihren Status, einfach weil sie die wahren Verantwortlichen für ihre Lebenssituation niemals zu fassen kriegen. Die speist man gerne mit leeren Begriffshülsen ab und fordert sie unentwegt auf ihr Selbst zu optimieren wie Maschinen, wo doch jeder seines Glückes Schmied ist, dass derzeit der amerikanische Präsident Gaga in seinen manischen Händen hält. Flüchtlinge sind auf keinen Fall für deren Schicksal oder Lebenssituation verantwortlich. Das kann ich ausschließen. Viele von denen sind tatsächlich Opfer und allerschlimmsten Kriegshandlungen ausgesetzt gewesen. Und unter jenen Armutsmigranten im Gewand von Asylwerbern, denen der scheidende Präsident des deutschen Verfassungsschutzs Hans Georg Maßen unterstellt, der jetzt von den linksliberalen ScharfmacherInnen der SPD (die sind wirkich nicht mehr zu retten) zum Staatssekretär hochgehetzt wurde, sie würden das Asylrecht in Europa missbrauchen, kann man ihre Absicht nicht vorwerfen. Die sind nur versucht ihrem Leben noch mal eine Wendung zum Guten hin zu geben wie Europas Bauernm die in den 1880-1890 Jahren in Scharen ihre Heimtländer verließen. Das ist nur menschlich. Immerhin leben wir im Zeitalter des Geburtsfeudalismus. Besser sie werden in Chemnitz in diese Welt gepresst, als rund um den Tschadsee. Der postmoderne Finanzkapitalismus, mit seinen anonymen Märkten und seinem auf Algorithmen basierenden Hochfrequenzhandel, hat nun mal kein Zentrum. Der hat höchstens einen Prozessor. Ein Diktator, denn man schnell einmal hinter einem Bunker verbrennen kann, um die Leute zu besänftigen, lässt sich da nicht so leicht ausmachen. Den reichsten Mann der Welt würde man auf der Straße in Chemnitz wahrscheinlich nicht mal erkennen. Die aufgestaute Wut der Menschen, entlädt sich dann zu meist im Leben an Nebenschauplätzen, in Stellvertreterkriegen, wenn Not gegen Elend in den Ring steigt, oft auch von den Verhältnissen dazu gezwungen, und von Menschen angestachelt, die nix Gutes im Schilde führen, wenn die Zeiten völlig aus den Fugen geraten und die allergrauslichsten menschlichen Regungen wieder an die Oberfläche spült werden, wie Scheiße in einem verstopften Klo. Ganz offensichtlich scheint es nicht gegen die Würde der Menschen zu verstoßen, diese um Lebenschancen im Gegenwert von 12 Billionen Dollar oder Euro zu bescheißen. Der Kurs ist fast pari. Weder die allgemeine Erklärung der Menschenrechte noch die Genfer Flüchtlingskonventionen scheinen an diesem Vorgang groß Anstoß zu nehmen.

Ende.

Fazit: In einem halben Jahr ist Brexit. Quellenangaben mache ich keine. Ich habe für alle bezahlt.

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Nanu,
da war vorhin doch noch ein Eintrag. Zu dem (trügerischen) Gefühl unserer Büder und Schwestern im Osten, zu den Verlierern der Einheit zu gehören, wollte ich noch was anmerken. Die sollen sich mal umgucken, wie Polen, Tschechen und Ungarn den Transformationsprozess nach dem Kollaps des Ostblocks gewuppt haben ohne reiche Onkels im Westen, die Milliarden in die Infrastruktur reinpumpten und alle Neubürger in die Kranken- und Rentenversicherung aufnahmen, die nie eine müde Mark ins System eingezahlt hatten. Ich will den Graben nicht vertiefen, aber ich möchte daran erinnern, dass es hier im Westen Gegenden gibt, wo seit den späten 80ern keine Straße mehr neu gemacht worden ist, weil alle Mittel dafür in die neuen Bundesländer geflossen sind. Es mag ungerecht erscheinen, dass nach all den Jahren der Lebensstandard und das Lohnniveau im Westen immer noch höher ist, aber das ist nun mal dem Umstand geschuldet, dass hier jahrzehntelang erfolgreicher für den Weltmarkt produziert wurde und generell eine höhere Produktivität herrscht als in der ineffizienten Planwirtschaft. Fairerweise soll auch nicht verschwiegen werden, dass Westdeutschland nach dem Krieg den Startvorteil hatte, dass die Amerikaner im Zuge des Marshall-Plans viel Geld nach Europa pumpten. Das Angebot, daran zu partizipieren, galt freilich auch für Osteuropa, und dafür, dass das abgelehnt wurde, können sich die Ostdeutschen bei Stalin und Ulbricht bedanken.

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Jetzt Herr M. Jetzt ist so halbwegs. Morgen muss ich dann noch einmal gucken. So genau weiß ich nicht was ich da geschrieben habe.

Kann dass im Osten nicht auch was Mentalitäsgeschichtiches sein. Womöglich ist die Kluft zwischen West und Ost so groß, dass des noch einige Generationen benötigt diese zu überwinden. Die Staaten im Osten die von Visagrad begannen ja abseits der Nomenklautura alle bei Null nach dem Zusammenbruch der Ostblocks. In Deutschland war das nicht der Fall. Da hatte einige alles und die andern den Auftrag genau dieses Alles auch wollen zu müssen. Wählen konnten sie nicht. Einfach so von einer Diktatur oder einem Lebensraum, der ja bis in den letzen Winkel mir (Lebens) Gefühlen ausgelegt ist, einfach in eine andere Gesellschaftsform rüber gewürfelt zu werden, wie Konkursmasse, kann einem eventuell schon aufs Gemüt schlagen. Ich kenne das an mir. Bevor ich noch einmal versuche in der kleinstbürerlichen Welt Fuß zu fassen lasse ich mich lieber vieteilen. Und dass sage ich nicht nur einfach so dahin. Da geht bei mir auch nix mehr. Nur mache ich dafür nicht Asylanten verantwortlich. Dass erscheint mir zu absurd. Das ist eine gröbere Verstimmung, die Frau Tschador mit dem Mundschutz ist dafür nicht zuständig.

Ich versuche mir nur diese enorme Entladung von Frust und Wut wie in Chemnitz zu sehen irgendwie zu erklären. Als ob sich die Menschen dort nur einen Vorwand gesucht haben endlich wütend sein zu dürfen, zwar ohne dass sie sich dabei sofort ins Unrecht setzen. Der Tod des Mannes, der ja von einem abgelehnten Asylwerber niedergestochen wurde, steht dann für viel mehr. Auch für Politikversagen. Wenn ein abgelehnter Asylwerber, der anscheienend auch gefälschte Papiere hatte, einen Hiesigen mutmaßlich umbringt oder schwer verletzt, wie in Wien ein Afghane eine ganze Familie, dann ensteht da ja zurecht der Eindruck dass die Regierung die Kontrolle über gewisse Personen im Land nicht hat. Das gibt es in mehreren Formen, wie in Hamburg, jetzt in Chemnitz oder das sich Menschen unrechtmäßig im Land aufhalten. Und das alles liegt auch an der Globalierung. Das sind globale Phänomene, die dann lokal sichtbar werden zumeist in Form von Chaos und Kontrollverlust. Natürlich gibt es einige, die nur auf sowas warten wie in Chemnitz vorgefallen. Die brauchen scheinbar etwas von Außen dass ihren gefühlten Zustand weiter tragen kann. Und das ist nun mal eine schwere Kränkung. Für die Hardcore-Rassisten habe ich natürlich keine Erklärung. Trotzdem stellt sich immer die Frage wie viel Diversität verträgt eine Gemeinschaft bevor diese ihren Zusammenhalt verliert und nix mehr hat auf dass sie sich einigen können, wie im Netz in den Filterblasen zu beobachten.

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Es interessiert mich: wie war das in den drei genannten Ländern mit den ‚alten‘ Firmen? Wurden die auch geschliffen? Vielleicht sind ja reiche Onkels auch etwas gönnerhaft das würde Frust erklären können.. oder man stemmt einfach mehr ohne Anleitung von ‚oben‘ weil sich etwas zuzutrauen viel Mut machen kann?

Ich glaub der Osten und der Westen von Deutschland sindbeide recht unperfekt Gottseidank und könnten viel voneinander lernen wäre da nicht dieser Machtkampf ‚wer ist besser / hat recht‘

Aber ich kenn mich da ned aus..

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@liuea: Ich denke, in den anderen Länden dürften die Transformationsprozesse für viele Betriebe und Firmen zwar auch hart gewesen sein, aber nicht ganz so traumatisch wie das Wirken der Treuhand, die in Ostdeutschland einen Großteil der Wirtschaft abgewickelt hat. Da ist vieles zugunsten schneller Erlöse kaputtgemacht und verramscht worden, was man auch gut hätte erhalten und weiterführen können.

@Herr S.: Stimmt schon, vom einen ins andere System katapultiert zu werden, das ist schon die Oberhärte. Für Anpassungsschwierigkeiten habe ich viel Verständnis. Wir haben damals versucht uns vorzustellen, wie es für uns gewesen wäre, wenn der Osten mit seinem System uns übernommen hätte. Da wären wir heute auf dem Weg zur Einheit auch nicht weiter als unsere neueren Mitbürger.

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Lieber Herr Schizophrenist,
das ist eine messerscharfe Analyse, die Sie da geschrieben haben und ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen das lesen. So eine Wohltat, nachdem ich versucht habe mich mit der anderen Seite auseinanderzusetzen, sachlich und höflich, und das war schon schlimm genug.

Man wird keinen rechten Vogel damit zur Änderung der Flugrichtung bewegen, aber den Unentschlossenen kann man vielleicht Orientierung bieten und denen, die schon klare Haltungen haben, Argumentationshilfen liefern. Vielen Dank dafür!

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So jetzt habe ich fertig. Danke. Jetzt kann man es lesen. Als ich jetzt las dass sie mich weiterempfehlen möchten bekam ich es doch glatt mit der Angst zu tun. Sagen sie den Leuten hier ist alles gratis und weder habe ich vom Schreiben eine Ahnung noch von Grammatik.

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Da ist sicher viel wahres drin, aber ich denke, das Problem im Osten ist nicht ausschließlich mit Geld zu kurieren, zum Teil muss man das Phänomen des starken Rechtsdralls auch als verspätete Opposition gegen den Zwangssozialismus sehen, in dem ja alles Rechte und Nationale völlig unter den Teppich gekehrt wurde. Die Vietnamesen und Kubaner waren zu DDR-Zeiten auch nicht überall in der Bevölkerung wohlgelitten, aber das zu artikulieren, war schon allein aufgrund der Staatsdoktrin völlig tabu.

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Das spielt da ganz sicherlich auch mit rein. Ich sehe mich ja außer Stande alle Aspekte zu erfassen. In den letzten 30 Jahren wurde die deutsche Vergangenheit ziemlich vom Holocaust überlagert. Nicht dass der außerzählt ist, aber doch ziemlich tiefgehend behandelt. Ich weiß nicht ob es da noch neuere Erkenntnisse gibt, bis auf das Grauen dass nix von seiner Wirkung einbüßt. Mich würden jetzt schon viel mehr die Menschen des Nachkriegsdeutschland und des Nachkriegsösterreich interessieren und was das bedeutet so einen Krieg nicht nur zu beginnen sondern auch total zu verlieren. Da folgte ja dann Zwangs-Demokratisierung, wie sie sagen Zwangs-Sozialisierung, Zwangs-Kapitalisierung. Zwangs dieses und jenes. Deutschland wurde die Freiheit ja nicht geschenkt, die wurde mehr oder minder befohlen, aus verständlichen Gründen. Man konnte ja nicht alle Deutschen nach dem Krieg ertränken wie früher mal Katzenbabys. Aber was lebte da unter der Oberfläche weiter, was brodelte da. Möglicherweise einiges dass dann im Chemnitz sichtbar wurde oder bei uns im Dunstkreis der FPÖ. Warum sollen Deutsche ihre totale Niederlage total humanistsich abarbeiten. Ich befürchte so funktionieren Menschen nicht. Wenn Gott tatsächlich in einer Funktion tätig ist die keinen Einfluss auf das menschliche Handeln hat, dann besteht doch auch keine Notwendigkeit sich so zu verhalten, wie Kinder am Schoss des Weihnachtsmannes. Eventuell ist dann alles viel komplizierter und in der Tiefe anders, als dann das sozial gewünschte Verhalten. Das sozial gewünschte ist dann die A-Seite einer Single. Dabei ist die B-Seite dass spannende.

Im Übrigen hätte ich sie fast vergessen zu fragen Herr M. Wie geht`s ihnen derzeit.

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Danke der Nachfrage, die Grunderkrankung scheint für den Moment zurückgedrängt zu sein, und so arbeite ich weiter an der Rückgewinnung meiner Beweglichkeit (was ein ziemlich hartes Brot ist).

Sie haben Recht, nach der totalen Niederlage anno 45 sind die Verlierer ja nicht per Knopfdruck andere Menschen geworden, man kann also schon davon ausgehen, dass die zwölf Jahre davor noch fortwirkten, in welcher Form auch immer. Eine völlige Entnazifizierung hat ja nicht mal im Osten stattgefunden, wo (wie im Westen auch) ehemalige Wehrmachts-Obere den Aufbau der neuen Armee leiteten. Hüben wie drüben leistete die vorherrschende Staatsdoktrin zwar Lippendienst im NS-Gedenken, aber gleichzeitig führte die Konfrontation des kalten Krieges dazu, dass nicht viel Zeit und Energie in die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit investiert wurde. Da ist dann erst im Zuge der Studentenbewegung nach 67 etwas aufgebrochen. Vorher hatte man im Westen dank der Amerikaner und anderen Westmächte das Gefühl haben können, okay, das war zwar alles oberscheiße zwischen 39 und 45, aber zumindest sind wir jetzt auf der richtigen Seite, wo es gegen die Bolschewiken geht (die praktischerweise auch schon die Erzfeinde unter Adolf waren, es war also nicht alles verkehrt, Stichwort: Autobahn). Und die im Osten konnten sich sagen, wir sind ja die wahren Antifaschisten, wir stehen auf de richtigen Seite der Geschichte. Das ist jetzt natürlich alles sehr vereinfacht und holzschnittartig dargestellt, aber als ungefähre Richtungsangabe dürfte es halbwegs hinhauen.

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Schön wenn sie sich die vom Leib halten können so gut es halt geht.

Grob umrissen wie sie sagen läuft es darauf hinaus. Ganz so wie die auf Deutschland oder auch Österreich geworfene Schablone scheinen die Menschen im Einzelnen halt nicht gezeichnet zu sein. Abweichungen sind da schon zu möglich. Im Guten wie im Schlechten.

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