Montag, 20. April 2015
Handwerkerblues
An sich bewundere ich ja Handwerker für ihre Fertigkeiten. Ich bespiele ja mit meinem ungehörten Leben eher eine Welt, in der ich zur übergroßen Mehrzahl von Menschen zähle, die zu bloßen Anhängseln eines kapitalgetriebenen technologischen Prozesses wurden. Meine Hände können nichts herstellen und kaum etwas reparieren. Mit meinen Händen kann ich nur wixen. Und das auch nur mit der Linken. Rechts werde ich nicht geil. Der amerikanische Soziologe Richard Sennet behauptet, ohne Kenntnis vom Machen der Dinge sind wir auch als Konsumenten nicht urteilsfähig. Stimmt nicht ganz. Wir sind nur eingeschränkt urteilsfähig. In der Regel werden wir von den handwerklichen Profis abgezogen. Nicht immer und vorwiegend nach Strich und Fragen, doch Handwerker haben einen 6. Sinn für handwerkliche Laien die nichts schnallen. Warum das so ist. Weil es kaum Handwerker gibt die Moralphilosophie studiert haben oder Sonntags in die Messe gehen. Und nicht nur von denen wird man abgezockt. Stichwort „Geplante Obsoleszenz“. Nichts hält ewig, aus einer Miele. War früher zumindest so. Das Brachliegen produktiver Potenzen beschädigt Charaktereigenschaften wie Stolz, Bindungsfähigkeit, Engagement und Loyalität, kurz: der moderne Kapitalismus fragmentiert die Biografien, zerreibt die Kultur und gefährdet die Demokratie. Behauptet zumindest der „Richi“, auf Zeit.de. Gott sei Dank bin ich wenigstens geschickt genug zum Kopieren und Einfügen. Eine der wichtigsten Kulturtechniken des 21.Jahrhunderts. Und einen flinken Daumen sollten sie auch haben wenn sie im 21.Jahrhundert bestehen wollen. Ganz so schlimm wird es wahrscheinlich nicht kommen. Der Richi schreibt halt gerne Bücher. Da wird er als Soziologe von den Büchermarktverhältnissen beinahe dazu gezwungen den ausbleibenden Weltuntergang mitzudenken und vorwegzunehmen. Offen und ehrlich gebe ich zu das ich mich über geschicktere Hände und einen ausgeprägten Sinn für Materialien/Stoffe und so aufrichtig freuen würde. Es muss ja nicht gleich eine Stradivari sein, die durch meiner Hände-Geist arbeitet, zu unvergesslicher Musik heranreift. Vorausgesetzt natürlich sie können spielen. Können ja nur die Wenigstens. Gibt ja so Irre die kaufen sich eine Stradivari einfach nur zum Ansehen oder Herzeigen. Natürlich nur an ausgewählte Personen. Es soll ja Stinkreiche geben die ihre kostbaren Schätze nur noch einlagern. Freeport-Reichtum. Allein im Genfer Freeport sollen sich laut einem Bericht des Schweizer Wirtschaftsmagazins „Bilanz“ nebst französischen Impressionisten und amerikanischen Pop-Art-Künstlern, 1.000 Bilder und Zeichnungen von Pablo Picasso befinden.
Irgendetwas Handwerkliches würde ich schon gerne können. Ich kann ja nicht einmal mein Fahrrad dahingehend sanieren das es mich einmal um die Insel trägt. Die Sozialwohnung über mir, zu deren Untergang ich unzweifelhaft beigetragen habe, indem ich mich für die sozial Benachteiligten in die Bresche warf, hat ja ein englischer Gentleman gekauft. Wien ist zu einem selten teuren Pflaster verkommen. Für das Geld das der englische Gentleman abgerdrückt hat, kriegt man in Sachsen-Anhalt ein Schloss mit einen 18 Loch Golfplatz. Herr Bürgeremeister nicht jeder sitzt auf einem Ticket für eine Gemeindewohung. Hauptsache die MAHÜ ertrahlt im neuen (grünen) Glanz. Verleiht dem Betteln in der MAHÜ eindeutig mehr Würde. (Goadfather was würde ich nur ohne di machen) Müsste ich bei der Stadt Wien um 30m2 betteln. Der englische Gentleman und ich haben uns ein wenig angefreundet. Geht ja ziemlich schnell mit mir. Sie wissen ja angegrauter Skilehrercharme. Dabei habe ich es in meiner Wintersportkarriere nur zum Liftboy gebracht. Egal. Vielleicht liegt es aber auch daran, das des britische Empire eines der Kultur war und keines der Rasse. Der englische Gentleman, steht knapp vor der Pension, ist ziemlich homo und renoviert jetzt. Woher ich weiß dass er schwul ist. Weiß ich natürlich nicht. Allein schon dafür das ich so tu als ob, und dann noch darüber schreibe, spricht dafür das sich der Peter andere Freunde im Haus suchen sollte. Was geht mich die sexuelle Orientierung eines englischen Gentlemans an. Er fragt mich ja auch nicht ob ich schizophren bin. Entweder ist er einsam oder er will mich ficken, oder von beidem a bisserl. Ah good old austrian Verlegenheitsfick so zum Lebensausklang. Zwei einsame Herzen die sich finden und dann aneinander kuscheln. Ich bin aber eine Heteroschlmape. Ich mach es höchstens mit Transen. Gibt ja wirklich fesche. Küssen sich Männer in Filmen mache ich meist die Augen zu bis es vorbei ist. Der englische Gentleman ist sogar so nett und zuvorkommend das er den Handwerker ein Mail zukommen ließ, indem er die aufforderte, erst ab 10 Uhr mit den Bohrarbeiten zu starten, weil ich ja nicht schlafen kann. Kurz und gut. Die Handwerker, die alle Leitungen herausreißen und neu verlegen, machen wirklich jede Menge Krach. Kaum auszuhalten der Lärm. Der englische Gentleman steckt da wirklich jede Menge Kohle in sein spätes Altbauglück hinein. Ratschlag an Sie. Erwerben sie nur dann Eigentum wenn sie das Geld dazu haben. Eigentumstod auf Kredit würde ich ihnen nicht unbedingt empfehlen. Steht einmal die Bank im Grundbuch, schlägt ihr Puls ganz nach den Gesetzten der globalen Ökonomie. Dann sind sie auch Eigentum von der EZB, der FED usw. Heute stand ich im Bad und wusch mir die Haare. Das obere Bad liegt ja genau über meinem. Und während ich so meine Kopfhaut massierte bröselte von Höölenlärm untermalt, plötzlich die Decke auf meinen Kopf. Die werten Herren Installateure/Klempner, das ach so golden glänzt, hatten einfach durch die scheiß Decke gebohrt. So nach dem Prinzip. Wenn schon denn schon. Ich natürlich wie von der Tarantel gestochen rauf zu denen. „Seid ihr wahnsinnig“, fluchte ich weit über Betriebstemperatur, „ihr habt da ein scheiß Loch in meine Badezimmerdecke gebohrt. Geht`s denn noch!" Der Installateur, wie sich herausstellte Firmeninhaber und Meister, schaute mich so an als ob ich mich völlig grundlos im Ton vergriffen hätte. Der tat wirklich so als ob überhaupt nichts geschehen sei, eine Lappalie nicht der Rede wert. Wir runter in meine Bude. „Ach geh“, meinte der Meister während der Inspektion, mit einer seltenen Gelassenheit gesegnet„ des ist doch halb so schlimm. Das Loch spachteln wir einfach wieder zu und malen drüber und man sieht nichts mehr. Kein Grund sich aufzuregen“. Überall im Badezimmer lagen Teile der Decke herum und es staubte. 9/11 für die ganz Armen. „Und jetzt wo das Loch es schon da ist können wir eh weiterbohren oder“. So wie der drauf ist, dachte ich mir der Sprache beraubt, wäre ich auch gerne drauf.

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