Donnerstag, 4. Mai 2017
Die Leiden einer liebenden Mutter an ihrem schizophrenen Sohn.
Oder krankt es doch nur an der Erziehung? Dieser Text wird es nicht beantworten.

Nicht dass ich sie auf eine falsche Fähre locke. Bei Schizophrenie und Mutter kann in dieser (recht kurzen) Geschichte naturgemäß nicht der Schizophrenist im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Ich kann sie beruhigen. Sobald ich über andere Personen schreibe wird es ja in der Regel nicht all zu lang. 6 Seiten wie bei der Fanatiker-Falle schreibe ich ja nur, wenn es an sich nix zu erzählen gibt. Dann ist der Schreibprozess, die eigentliche Kleinstkunst. Ist so eine Art-Aktionskunst halt mit Worten und Bildchen. Muss auch mal erwähnt werden. Nicht dass sie denken ich schnalle nix. Was ich schon Seiten rausgehauen habe auf nix hin. Einfach ins Nichts einer Seite nach der anderen reingehämmert . Aber das verstehen sie ja nicht. Sie setzen sich hin, klicken sich durch die Blog-Botanik, sehen diesen endlosen Wortschwall, oder klicken mich sowieso nicht an, Standesdünkel und so, und denken sich nicht mit mir. Was soll ich sonst machen? Ihnen ihren Lebenspartner auspannen, eine Partei gründen, im Mittelmeer Menschen retten? Würde ich sofort machen, aber nur von 12 00 Uhr bis 21 00 Uhr. Ich muss am Abend zur Ruhe kommen. Das ist ganz wichtig. Gibt aber auch KünstlerInnen, die kleckern gerne mal eine große Leinwand mit Farbe voll. Nebenbei bemerkt sitze ich viel lieber. Meine beiden Mütter, die ich mit entsprechendem Dienstgrad ansprach, eine aus Überzeugung hoffe ich, die andere weil ich dazu gezwungen wurde, haben in dieser Richtung nix gemacht. Wirklich gar nix. Die sind in der Angelegenheit Schizophrenist und Umgang mit dieser Einschränkung, frei von jedem Anfangsverdacht und völlig unbelastet. Die Um2 lebt ja in den Glauben ich spiele nur eine Rolle, weil ich an sich ein unnützer Esser bin und die Leibliche weiß sowieso von nix. Die weiß nur von ihren beiden echten Kindern. In Zeiten absoluter Gleichberechtigung, sollten auch Mütter ein Anrecht darauf haben, zu ihrem Kindelein keine engere Bindung aufzubauen, wie es die Väter früher Jahrhundertelang reihenweise praktizierten. Bindungshormone hin und Östrogendusche in der Schwangerschaft her. Zur Verteidigung meiner beiden Mütter, bekannt als Um1 und Um2 möchte ich anführen, dass ich eh einen besorgten Goadfather habe. Nee das war jetzt ein Witz. Der Goadfather macht auch nix mit Schizophrenie. Bude ja, in der ich seit Jahren artig meine Lebenszeit absitze und mit unstillbarer Naivität geschlagen auf einen Balkon mit Meerblick hoffe . Die Bude ist schon eine ziemlich große Geste. Da muss man doch nicht andauernd nachfragen wie es mir gesundheitlich geht. Jetzt ist der Goadfather selber gesundheitlich schon so angeschlagen, dass der seine schwindende Kräfte ganz für sich braucht. Deswegen frage ich seit ein paar Jahren wie es ihm geht und dass nicht nur aus Höflichkeit oder Berechnung. Scheiße die Um2 sitzt in innerfamiliären Sachen dermaßen tief in meinem Hirn, dass ich sie immer mit denke. Anscheinend muss ich das so halten. Die Um2 kann ja recht schroff sein. Die macht da "Auslöschung". Hochgefährlich die Person, weil sie sich ihrer Gefühle zeitlebens kaum bewusst war. Im kleinen Rahmen einer Beziehung funktioniert dass nicht viel anders als im Großen. Ging es um den Schizophrenisten erklärte die Um2 auch andauernd den Ausnahmezustand. Den hat sie bis heute nicht aufgehoben. In der Türkei ist es derzeit nicht viel anders. Die Erdoğan-Administration wirft unliebsame Personen derzeit doppelt aus dem Staatsdienst. Das es zwischen dem Goadfather und mir kaum analoge Begegnungen gibt, also den Versuch der Annäherung, dafür kann ich nix. Solange die Um2 nicht abbankelt (das Zeitliche hinter sich lässt) wird das auch nix mehr. Und überhaupt. Wer wird denn gleich so kleinlich sein. Die Leute sind heute ja so entsetzlich kleinlich, höchst penibel und abschüssig selbstverliebt, wenn es um Verständnis für ihre ganz eigene Lebenssituation geht. Andauernd fordern und fordern die von ihrem sozialen Umfeld ein Übermaß an Empathie ein wie so kleine Vögelbabys, die andauernd den Schnabel offen haben und gefüttert werden wollen. Ich bin der lebende Beweis dass es zeitlebens auch so gut wie ohne Zuneigung geht. Was die möglichen Spätfolgen so eines Leben sind. Na Schattenwelt. Was sonst. Allertiefste Schattenwelt ist die logische Konsequenz wenn man zwischen Kindheit, Pubertät und Adoleszenz ganz sich selbst überlassen bleibt. Ich bekam natürlich auch Aufmerksamkeit. Aber das war eine andere Art der Aufmerksamkeit, schattenwelthafte halt. Mit Glück, ganz viel Glück, kriegt jemand der akut unter Schattenweltverdacht steht auch so die Kurve hin zur Lichtwelt. Nur sehr Wahrscheinlich ist es nicht. In der Kulturzeit sagten sie, das von den unteren 90% der Franzosen, es gerade mal 8% auf die Uni schaffen. Bei den Bonobos, die nicht wie die Schimpansen und Menschen gerne mal in den Krieg ziehen und anderen die Schädel einschlagen, und ihre Probleme gerne friedlich durch Sex regeln und rum fummeln, tun sich auch Weibchen zusammen, an die sich auch Bonobos-Männchen halten, oft Söhne an die Mütter, die helfen den Söhnen dann den Rang in der Gruppe zu steigern. In diese Richtung gedacht stamme ich eindeutig von Schimpansen-Mamis ab.

Der K. um seine bürgerliche Identität zu schützen, die er eigentlich gar nicht hat, nenne ich den Mann jetzt K. Der K., ist ein alter Jugendfreund vom Hobbit-Anwalt. Der Hobbit-Anwalt ist einer meiner beiden analogen Kumpels. Mit seinen 32sig gehört der zu einer jüngeren Generation als ich mit meinen knapp 49zig. Der Hobbit-Anwalt geht schon mehr in die Richtung metrosexuell. In seinem Auftreten verbindet der geschickt Maskulinität mit Empathie, was zur Folge hat dass der einer Frau bei einem Gespräch nie blöde auf die Titten starrt und dann übel zu stottern beginnt. Der guckt wie selbstverständlich hinter die Fassade aus Haut und Fettgewebe gezielt auf den Menschen, während ich bei viel Titten und Arsch schwer ins Schwitzen gerate und kurz mit den Konventionen schattenboxe, weil mir die Reize den Blick auf den wahren Menschen verstellen. Bin in meinem Leben oft nicht über die Oberfläche hinausgekommen. Was auch daran liegt dass ich es für einen (Irr) Glauben halte, dass hinter jeder Fassade ein ganz besonderer Mensch auf einen wartet, mit dem man dann eine riesen Hetz hat . Wenn dem so wäre müssten sich die Leute doch nicht ihre Nasen verkleinern und das Fett absaugen lassen. Das ich mir da schwerer tu als der Hobbit-Abwalt hat auch mit dem sozialen Umfeld zu tun. Der Hobbit-Anwalt machte ja kleines + großes Gymnasium und dann Universität. Der ist ja Magister, wenn es normal läuft, bald mal Doktor der Rechtswissenschaften. In diesem Soziotop pflegen die Leute in der Regel einen anderen Umgang als unter Soldaten (siehe Deutschland) bei der UNO oder in abgetakelten Wettspelunken. Der K. ist ein recht schwerer Schizophrenie-Fall, der sich bei jeder kleinen Eruption seiner gemarterten Sinne, sofort in die Psychiatrie einweisen lässt. Der ist dort recht gerne. Ist wie Hotel. Muss man sich um nix kümmern. Bevor ich mich einweisen lasse schneide ich mir lieber die Eier ab. Von Disziplin wie kein Alkohol, keine Drogen, geregelten Tagesablauf, fester Wach und Schlafrhythmus, also einen an die Krankheit angepassten Lebenswandel und Alltag , hält der K. auch nicht so viel. Der schlägt gerne mal über die Strenge, woraufhin wieder Abstürze folgen und es (nee er) sich wieder in die Psychiatrie einweisen lässt. Ein ewiger Kreislauf. Wobei ich so ein Verhalten schon nachvollziehen kann. Ich ziemlich diszipliniert lebend, erlebe ja nix mehr. Vor Jahren trank ich mal ein 1/8 Wein. Sah ich dann fliegende Frankfurter. Medikamentös ist der K. dick im Geschäft. Der pfeift sich da wirklich einiges an handelsüblichen Schizo-Tabs rein. Ich liege mit 400 mg Seroque/XR + 300 mg Neurotop Retard, im abgesicherten Mittelfeld. Derzeit wohnt der K. in einer betreuten WG, wo er sich ganz gut macht, sich an die Regeln hält und eigentlich recht gerne ist, sagt der Hobbit-Abwalt. Richtig krachen lässt er es nur wenn er zu Hause bei seiner Mutter weilt. Da wird die Nacht gerne mal zum Tag gemacht. Der Hobbit-Anwalt hält mich über den K. schon seit Jahren am Laufenden. Nachdem ich mir jede Entwicklung beim K. genauesten schildern ließ, bin ich irgendwann zur Überzeugung gelangt, dass der K. recht a Trottel ist, der sich seiner Situation nicht wirklich bewusst ist. Seit Jahren sage ich schon zum Hobbit-Anwalt, der K. ist ein hoffnungsloser Fall. Da muss man als direktes Umfeld oder Kumpel, mit einer sehr gedämpften Erwartungshaltung an die Sache herangehen. Sonst verzweifelt man. Wie weit man seine Erwartungshaltung beim K. hinunter schrauben muss, konnte ich natürlich nicht genau einschätzen. Wie es aussieht aber sehr weit. Völlig verzweifelt rief die Mutter vom K. unlängst beim Hobbit-Anwalt an und klagte dem ihr Leid. Ihr Sohn komme oft ziemlich betrunken nach Hause. Das soll dem Sohnemann, der ja wie gesagt schwer auf Neuroleptika ist, gar nicht gut bekommen. Der liegt dann nur noch so am Boden herum. Aufs Klo, seufzte die gute Frau, schafft er es dann auch nicht mehr. Regelmäßig pieselt der ihr jetzt in die Wohnung. Sicherlich, scherzte wir am Telefon, warum nicht. Der will doch nur sein Revier markieren. Das ist doch ganz natürlich. Die besorgte Mutter vom K. ist mit ihren Nerven völlig am Ende. In diesem Zustand will sie ihren Sohn auch nicht mehr in die Wohnung lassen. Was ihr aber fast das Herz bricht wie der Um2. Die leidet auch schwer unter meine Jahrzehnte währenden Abwesenheit. Wie sagt man. Gut Ding braucht Weile. Ich wusste da natürlich auch keinen Rat, was die Frau Mutter in so einer Situation jetzt machen könnte, so dass der Sohn wenigstens wieder einigermaßen Kontrolle über seine Blase erlangt. Schizophrene tun sich da ja mitunter a bisserl schwer mit der Blase. Ich auch. Ich muss von 0 auf Hundert, ganz ohne Vorwarnung. Keine Sorge ich mach schon noch artig in den Topf. Bei mir macht nur der Scheißhausdämon, der auch weiterhin unbeirrt die Sachen vom toten Jungen vom Strand aufträgt, dann und wann in die Waschmaschine. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich gab dem Hobbit-Anwalt dann den Ratschlag, die Frau Mutter sollte mal ihr Verhältnis zum geliebten Kindelein neu überdenken, wenn der in der WG schön in den Topf macht, aber zu Hause total angesoffen in die Ecke. Da könnte sie ja mal ansetzen. Die arme Frau Mama muss es ja nicht gleich wie die Schizophrenisten-Mütter halten. Aber a bisserl liebevolle Autorität, sagte ich zum Hobbit-Anwalt, könnte der Beziehung nicht schaden. Wo sich der Vater vom K. herumtreibt? Keine Ahnung. Vielleicht ist die Familie K. auch a bisserl schattenwelthaft. Halt auf ihre ganz eigene Art und Weise.

Ende.

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