Montag, 22. April 2019
Einmal Analog – einmal Digital. Eine Gegenüberstellung. Natürlich im Praxistest
Eine Dame, mit ganz viel Leben im Gepäck, im Vorbeigehen zu einem Mann, ähnlich erfahren in dieser Frage: „Es war sehr schön mit und beim…. Aber es verliert sich zusehends“.

Gegen Mittag stand ich auf der Donauinsel mit meiner Q-Zeitung (Die Presse) in der Hand und fühlte mich grauenhaft. So akut schizoaffektiv war es schon lange nicht mehr. Andauernd guckte ich zu meinen Beinen runter, weil ich das Gefühl hatte der Boden wird gleich nachgeben, und dann tut sich die Hölle auf die in mir lauert. Fragen sie mich nicht warum ich in dieser Sache so anfällig bin. Weder habe ich die Schwabbi am Gewissen, noch habe ich das „Ratten-Gedicht“ verfasst, (Urheber aktuell FPÖ Braunau), noch Notre Dame angezündet, wie einst der Marinus van der Lubbe den Reichstag, mit entsprechenden Folgen, die dann in keinem näheren Zusammenhang mit der Tat standen, die Franzosen greifen ja jetzt auch nicht Lichtenstein an, und der Terroranschlag auf Sri Lanka geht auch nicht auf meine Kappe. Wird wohl an meiner Kindheit liegen oder an der schizophrenen Großmutter. Was weiß man. Die Frage nach dem Warum macht sowieso keinen Sinn. Wir schreiben hier ja nicht Weltgeschichte. Ein Schwan kam angeschwommen und wollte gefüttert werden. Anscheinend war ich noch am Leben. Österreichs Jahrhundert-Talent im Bergsteigen bzw. Klettern, David Lama, der wohl beste hiesige Bergsteiger seit Hermann Buhl, wird als Lebender wohl für immer in den Bergen bleiben. Eine Lawine in den Rocky Mountains Canadas wollte das anscheinend so. Sehr tragisch wenn Talent stirbt. Egal in welcher Disziplin. Das reißt eine Lücke. An seiner Seite verunglückten auch noch der Ötztaler Weltklasse-Kletterer Hansjörg Auer, 35, und der bekannte US-Bergsteiger Jess Roskelly, 36. David Lama wurde nur 28 Jahre alt. Ehrlich gesagt wusste ich das schon bevor ich die Zeitung aufschlug. Netzmedien sind in solchen Fragen viel schwarmintelligenter und aktueller, wie eine behäbige Tageszeitung von Gestern. Sobald ein Mensch was mit Sport macht und darin auch noch außergewöhnlich gut ist habe ich zumeist a bissl Ahnung. Schwere Lücken habe ich nur im Eiskunstlauf. Stimmt nicht. Ich habe die Katarina Witt noch live geguckt. Bei Sport ist mein Zugang ein natürlicher oder gewohnter als in anderen Fragen. Dem Tun des Berliner Peng! Kollektiv musste ich mich erst lesend annähern. Vom Lesen kam ich dann zum Gucken https://www.youtube.com/watch?v=At9rWPj7MzU- Naturgemäß der Medienlogik folgend weiß ich oft nur von den Allerbesten in den einzelnen Disziplinen. Wie gut der ebenfalls verunglückten Hansjörg Auer war oder der Amerikaner Jess Roskelly, weiß ich von der Bronx aus nicht zu beantworten. Hansjörg Auer, steht auf Wikipedia, hat mal den Piolet d’Or abgelehnt. Der Preis gilt als die bedeutendste Auszeichnung im extremen Bergsport. Angeblich wegen Beliebigkeit des Preises. Von dem Mann könnten sich die Stars in der Filmbranche noch was abgucken. Obschon man sagen muss. Ein Bär bei der Berlinale ist mehr was für die Vitrine oder den Dachboden. Haben sie schon von mal Nazif Mujić gehört. Der gewann mal den Silbernen. Aktuell verhält es sich mit dem Algorithmen von Google dahingehend so, dass mir der Name Auer erstgereiht vorgeschlagen wird, wenn ich Hansjörg in die Suchleiste tippe. An meinem Suchverhalten beißen sich die Algorithmen inzwischen eh schon die Zähne aus. Ich streue ja hin und wieder schizoaffektives ein. Für so geschult halte ich die Algorithmen noch nicht, dass nach einem Jahr personalisierter Google-Suchanfragen bei mir hinten dann Seroquel rauskommt + Neurotop und Zoldem. Noch dazu in der richtigen Dosierung. Beim Namen David verhält es sich wie bei Hansjörg. Da lässt die Such(t)leiste keine Zweifel offen.

Der Vater von David Lama ist Tibeter und die Mutter Tirolerin. Viel mehr Berg geht wohl nicht. Der Mann hatte die Berge tatsächlich mit der Muttermilch aufgesogen bzw. eingeatmet. Tibet und Tirol. Genetisch wohl eine herausragende Kombination, wenn man in den Bergen seine Leidenschaft sucht und auch findet, was ja ganz große Lebenskunst ist. Bei einmal Wien und niederösterreichisches Umland langt es dann nur zum Sohn vom Gehsteig-Nazi aus dem 4. Stock. Wenn mir der junge Mann im Stiegenhaus entgegenkam, sagen wir zwischen dem 1. und 2. Stock, hatte ich ihn schon vor dem 3. Stock wieder vergessen. Ganz im Gegensatz zum schizoiden Sohn vom fetten Polen, der zu Lebzeiten ja Bulgare war. Der schnauft wie eine Dampflock und riecht wie Feldarbeiter vor der Erfindung des Deos. Seit sein Vater nicht mehr ist habe ich ihn nie mehr mit Unterlagen gesehen. In der Zeitung stand, David Lama vereinte eine geradezu schüchterne Zurückhaltung mit schier unbegrenztem Selbstbewusstsein. „Das Risiko, das man einzugehen bereit ist, spiegelt die Überzeugung vom eigenen Tun wieder“ (David Lama). Aha, dachte ich mir. Wieder was fürs Leben gelernt. Ohne mich persönlich zu kennen, wusste der Mensch ganz genau wie es um mich bestellt ist und warum ich in meiner Überzeugung niemals über ein Gratis-Blog hinauskomme. Dort, wo das Selbstvertrauen zum Dirigentenstab greift werde ich niemals zum Orchester gehören. Ist wie vorspielen für Frauen, als es den Vorhang noch nicht gab. Curt Cobain wurde 27zig. David Lama 28zig. Das hat schon eine gewisse Stringenz. Beide gingen sie „All in“. Jeder halt auf seine Weise. Falls ihnen das Beispiel zu Männerlästig ist. Ich sag nur Amy Winehouse, Sarah Kane. Auf Tabs und so zum Einschlafen hin habe ich dem David Lama mal auf Servus-TV beim Klettern am Cerro Torro zugeguckt. Ist gar nicht so lange her. Brutal. https://www.youtube.com/watch?v=iI9I35CYJvI Schon beim Gucken in der Waagrechten war ich knapp davor mich einzunässen. Aktuell habe ich wie gesagt schon beim Stehen Probleme, die sich dann zum Gehen hin dahingehend ausdifferenzieren, dass ich nicht weiß wohin. Mir fehlt da jede Orientierung. Meine Wirklichkeit gibt mir keinen Halt. Nee ist nix Kulturspezifisches das sich zu einer großen Gesellschaftskritik aufbauschen lässt. Der Sender Servus-TV gehört zum Red Bull-Imperium des Red Bull Miteigentümers Dietrich Mateschitz, der ja nicht mal die Mehrheit der Anteile an der Red Bull GmbH halt. Dem gehören 49 Prozent. Red Bull war auch Sponsor von David Lama. Allerdings ist Red Bull jetzt nicht Thema. Na ja. Red Bull hat es ja brutal auf Extremstsportler abgesehen. Nee so kann man das nicht formulieren. Red Bull sponsert vornehmlich ExtremstsportlerInnen, damit die dann ein Wagnis eingehen können, das sie ohne dem Sponsor Red Bull wohl nicht eingehen würde. Einfach weil sie sich gewisse Abenteuer nicht leisten könnten. Zumindest nicht in der Häufigkeit. Wenngleich man festhalten muss. Mit Lawinenabgängen bekommen es auch Hobbyalpinisten zu tun. Die gibt es bei uns gleich neben den präparierten Pisten. Dieser Winter war da hoch aktiv. Auf schwankendem Grund ließ ich vor meinem geistigen Augen noch mal meine letzten 25 Jahre Revue passieren. Ich habe das Alter der Generation Grunge. Grunge, ein wenig Generation Charly Parker und STS: „Es kommt wieder sein Sommer und der fängt dich dann auf“. Aktuell glaube ich nicht mehr an diesen Sommer. Mich fängt so schnell nix mehr auf. Diese letzten 25 Jahre waren ein einziges Stürzen, Stolpern und Fallen, von einer Verstörung in die Nächste. Falls sie es mit Serien haben und „Better Call Saul“ kennen. Mental erinnere ich irgendwie an den großen Bruder vom Anwalt Jimmy McGill, den sie eventuell aus Breaking Bad kennen. Die Serie macht Jimmys Davor. Lässt sich gut gucken. Der ältere Bruder vom Jimmy, Chuck, ist als Mensch noch verstörter wie als Anwalt brillant. Der leidet unter elektromagnetischer Hypersensibilät. Eine Störung, bei der die Betroffenen Angst vor elektrischer Strahlung haben. Der Chuck verbarrikadiert sich in seiner dunklen Bude und wartet zu bis er endlich soweit ist den Gashahn aufzudrehen. Nicht viel anders habe ich mich hinter meiner kleinstbürgerlichen Fassade eingebunkert. Da kommt nix mehr, außer ein paar kleinstbürgerliche Zuckungen, wie ein Fisch am Trockenen. Wenn ich mal außerbetrieblichen Besuch habe, wie Huren oder die Techniker vom Ergometer, räume ich die Tabletten immer weg. Quantitätsmonster. Das bin ich, dachte ich mir, mit der Zeitung in der Hand, auf schwankenden Grund. Schöpferische Kraft hatte ich genau für einen Text. Der endet so:

Mutig in der Sprache nach Antworten gesucht, doch nichts als Worte gefunden, die mit semantischen Bandagen vergreist in Rollstühlen sitzen und dort mit eingefallen Wangen jenseits der Rhetorik auf den nächsten Buchstabentrupp warten. Die Unschuld zerfressen und klein gekaut, die Hoffnung erstochen und erschlagen, die Liebe im Irrenhaus angekettet und niedergespritzt, die Sehnsucht nackt und abgemagert. Ein nutzloses Ding, in die Jahre gekommen, in eine Wohnung verbannt oder Chance auf Begnadigung durch die Kunst. Scheiße endlich mit „ei“ geschrieben.
Nie geboren, nie gelebt. Im Land der Meeresjungfrau, kein Meer nirgends. (Das Urheberrecht liegt was diesen Textauschnitt betrifft bei mir) Der Rest ist umsonst.

Den Text hatte ich vor gut 15 Jahren geschrieben. Seitdem habe ich im Grunde nichts mehr zu sagen. Aber sogar in dieser Behauptung habe ich mich so oft wiederholt dass es körperlicher weh tut. Ein Mann fuhr mit dem Rad an mir vorbei und blieb recht unerwartet stehen. Der war wie ich inzwischen letztgeviertelt, noch recht figürlich, mit graumeliert Haar und Kinnbart.

Der Mann: Servus.
Der Schizophrenist: Servus.
Auf der Donauinsel ist man schnell mal per Du.
Der Mann: Du auch viel Rad fahren.
Der Schizophrenist: Na ja. Was ist schon viel. Aktuell liegt es mehr im Gras.
Der Mann: Radfahren und Sex ist gut.
Der Schizophrenist: Sicherlich ja.
Der Mann: Ich habe zu wenig Sex. Muss mehr Sex haben ist gut. Hast du viel Sex?
Der Schizophrenist: Schwer zu sagen. Im Verhältnis zum Radfahren eher nicht.
Der Mann: Du sportlich. Du sicher haben viel Sex. Ich habe weniger Sex. Muss mehr Sex haben. Du hast Muskeln. Gut für Sex.
Der Schizophrenist: Sicherlich. Ich weiß nicht ob du mir jetzt inhaltlich folgen wirst. Leider kann ich dir in dieser Frage kein Empfehlungsschreiben ausstellen. Auch nicht in eigener Sache. Aber ab 30 Euro aufwärts kannst du schon Sex haben mit Frauen die ihr liebstes Hobby zum Beruf machten. Nur a Schmäh. Nicht dass du mich falsch verstehst.
Der Mann: Ich nix zahlen für Sex. Das kein richtiger Sex. Du bist sportlich und Rad. Du hast dicke Muskeln. Du hast ganz sicher auch dicken Schwanz.
Der Schizophrenist murmelnd: Das kann ja nicht wahr sein. Noch so ein Depp. Und das nach zehn Minuten. Hier ist doch nicht Bloggen.

Natürlich hätte ich es in dieser Sache mit paradoxer Intervention versuchen und dem Mann mal mein Prostata-Problem aus dem Winter näher bringen können, als ich Nierensteine hatte. Und dann rüber zu den Schizo-Tabs und dem Viagra. Kleinstkünstlerisch würde so ein Text extremst viel hergeben. Der wäre ziemlich lustig. Nur war mir nicht nach Lustig zu Mute. Es war gegen Mittag und ich laborierte noch an den Nachwehen eines grippalen Infekts.

Der Schizophrenist: Ich werde deine Frage mit einer Gegenfrage beantworten. Bist du a bissl blöde?
Der Mann guckt.
Der Schizophrenist: Was ist los mit dir? Das hier ist die Donauinsel und keine Ficki-Ficki-Bar. Schau ich so aus, als ob ich mit dir jetzt den Christopher-Street-Day nachstellen möchte. Wie blöde bist du eigentlich. Was macht du wenn dich jemand nach dem Weg fragt. Ziehst du dann sofort blank. Hast du schon mal was von Intimsphäre gehört. Vielleicht machen wir noch einmal auf Anfang. Du steigst noch einmal auf dein Radl und fährst an mir vorbei. Grüßen muss auch nicht zwingend sein.
Der Mann: Ja schon gut.
Der Mann schob seine Sonnenbrille hoch, stieg auf sein Damenrad und fuhr weiter. Die Sache war geklärt und besprochen. Noch dazu ganz zu meiner Zufriedenheit. Da blieben keine weiteren Fragen offen. Im Netz hingegen würde der Mann höchstens ein paar Meter weiter radeln, eventuell aufs andere Donauufer hin und von dort aus meine urologisch-anatomisches Verfasstheit weiter vermessen. Eventuell sogar auf Arabisch. Was weiß man.

Ende.

Fazit: Dass Netz bzw. die virtuelle Welt, hat ja die Tendenz echte Beziehungen durch Psydobeziehungen zu ersetzen. Dort wird alles was der Mensch so an Gefühlen hat zumeist nur simuliert. So gesehen werden auch gewisse Untergrifflichkeiten im Netz nur simuliert.

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