Dienstag, 25. Dezember 2012
"Mein Weihnachten wie immer"(so gut wie jugendfrei)
Mit nur einem Plastiksack voll Weihnachten, stand ich am späten Vormittags des Heiligen Abend, im Supermarkt, in der Warteschlange vor der Kassa. In meinem MP3 Player lief gerade "mein Teil" von Rammstein. Um mich herum und vor allem in den Einkaufswägen der Leute sah es nach wesentlich mehr Weihnachten aus. Dabei bin ich Gottes Sohn gar nicht mal so unähnlich. Kinderlos, unbeweibt, von den Spießern mit kleingeistigen Ansichten gekreuzigt und auf einen schmachvollen und schmerzlichen Trip geschickt . Auf dem Heimweg dachte ich mir das ich ein Fertiggerichte-Mensch bin, fertig und gerichtet, voll der Hoffnung das sich der Tod an mir verschluckt. "Ich sang laut "Junge", von den Ärzten. Trotzdem blickte ich mich angespannt um, weil ich mir sicher war, das mich jemand abstechen wollte. Nachmittags schepperte mein klobiges Festnetztelefon. Mein werter Herr Vater. Die Zeiten als wir uns die vermeintliche Wahrheit und Verletzungen gegenseitig um die Ohren hauten sind seit langem Geschichte. Irgendwann muss auch genug damit sein. Außerdem ist er über Siebzig und steht jetzt unter Naturschutz. Wie sagt ein Sprichwort, "sag die Sachen die du zu sagen hast früh genug in der Zeit und nicht erst wenn der Adressat deiner Klage am Totenbett vor sich hin darbt". Trotzdem hat er noch immer eine Heidenangst, wenn ich mein Leben, mit meiner familiären Herkunft und den damaligen Zuständen, in Verbindung bringe. Heute sehe ich das fast schon als Sport. Deine Mutter war ja auch ein "Schizo". Dann warte ich immer, mit einem Grinsen in der Fresse, wie lange er braucht um das Thema zu wechseln. So Typen wie mich gibt es ja gar nicht mehr, sagte ich zu ihm. Die sind normal alle tot oder die Gesellschaft, die ja auch wie eine Besserungsanstalt oder ein Katalysator wirkt, hat sie während der Jahre wieder auf Kurs gebracht. Der Rest ist hinüber, verstehste. Scheintote Typen wie mich, in den mittleren Jahren, die ihren Christbaum mit leeren Tablettenpackungen schmücken und das witzig finden, die kannst an den Fingern einer Hand abzählen. Bis auf 17 Grad, antwortete mein Vater, soll das Thermometer in den nächsten Tagen steigen. So ein abgekauter Stehsatz der Psychologie für den Eigengebrauch sagt, das man an seinen Niederlage wächst. Das stimmt natürlich hinten und vorne nicht. Man kann mit etwas, das einen fürchterlich in die Eingeweide fuhr, irgendwann einigermaßen klarkommen oder man zerbricht daran. Nur wachsen tut da gar nichts. Wir redeten über Unverfängliches, Belangloses, wie den Früchtgehalt von Maremelade, aber wie redeten. Ich bedankte mich dann noch für sein Weihnachtspakerl. Selbstgemachte Marmelade, eine Salami vom Bauernmarkt und eine Schatulle Weihnachtskekse, die ich aber höchstwahrscheinlich erst dann esse, wenn mein Kumpel H.K. sie vorgekostet hat, weil ich Schiss habe das sie vergiftet sind, da sie höchstwahrscheinlich von meiner Stiefmutter gebacken wurden. Ich wünschte ihm ein gesundes 2013 und das vom ganzen Herzen. Die übrigen Zutaten zu einem angenehmen Lebensabend hat er in Griffweite. Zu weitere Rührseligkeit sind wir nicht in der Lage. Nüchtern zumindest nicht. Lasst mich in Ruhe!. In der aktuellen Ausgabe des Spiegels, schrieb eine gewisse Susanne Amann über berufstätige Mütter und das sie das schon in Ordnung findet, wenn Mütter keine Zeit haben, Mini-Muffins für die Kleinen zu backen. Wie man sich denken kann, ging es in diesem Kommentar um Kindererziehung und warum der Begriff Rabenmutter ein deutscher Wort ist und dem Verlangen nach mütterlicher Perfektion und der ständigen Angst, dem Kind nicht gerecht zu werden und die Sorge, sich nicht ausreichend zu kümmern usw. Während ich den Kommentar las, schoss mit der Gedanke ein, dass ich diesen 24. Dezember nicht überleben werde und weil mich der Krebs von innen heraus auffrisst und das ich dieses Gefühl der Ohnmacht und Furcht nur dann loswerde, wenn ich meine Tablettendosis erhöhe, was ich natürlich nicht tat. Fick dich du scheiß Psychoschädel. Ich schrie es laut gegen meine Stirn, die immer höher wird. Gute Susanne dachte ich mir. Ich z.B. hatte zwei Mütter, von Ende der 60ziger bis in die frühen 80ziger. Eine Echte und eine Flasche. Die arbeiteten Vollzeit, Teilzeit und hin und wieder waren sie Wochen oder Monate auch nur Hausfrauen. Und beide kümmerten sich im Grunde einen Scheiß um mich. Die Echte glänzte durch permanente Abwesenheit und ließ mich nach der Scheidung einfach zurück, was aber jetzt nicht heißt das sie sich nicht aufopfernd um ihre beiden anderen Kinder kümmerte. Und die Falsche spottet jeder Beschreibung. Oder anders gesagt. Industrielle gefertigte Kekse aus der Verpackung esse ich auch ohne zu zögern. Egal ob du den ganzen Tag, den halben Tag oder nur zu Hause arbeitest. Mütter waren mitunter schon vor 30 Jahren scheiße und haben durchaus das Recht, auch noch in 30 Jahren scheiße sein zu dürfen. Natürlich ist es von Vorteil wenn Mütter dieses Recht nicht überstrapazieren. Des weiteren sind Kinder kein Werkstück oder kleines Kunstwerk an dem man ewig herum feilt, bis es ganz dem eigenen Geschmack entspricht, dem einem die anderen mit ihren Wertvorstellungen oder Vorurteilen diktieren. Gebt den Kindern neben ein wenig Richtung, einfach nur das Gefühl, das sie ein zu Hause zu haben, wo sie sich in Sicherheit wiegen können. Und nicht so wie bei mir. Für mich war das zu Hause immer der Ort der größten Unsicherheit, ein Ort an dem mir das Gefühl vermittelt wurde, das man mich höchstens duldete . Und das auch nur so lange ich einigermaßen funktionierte. Im letzten Satz dieses Artikels stand dann, das der Vater des Kleinen die Mini-Muffins für die Kita gebacken hatte. Mein Vater hatte damals keine Zeit zu backen. Zu Weihnachten surfe ich nur im eingeschränkten Modus. Man stelle sich nur die heiligen drei Könige vor, wie die sich auf ihren Smartphones einen Gangbang reinziehen, weil der kleine Jesus gerade pennt. Auf News stolperte ich dann doch noch über das Nacktmodell Micaela Schäfer, die vor dem Brandenburger Tor mit einem Mopps posierte. Über so Frauen zerreißen sich die Leute ja gerne und nur zu leicht das Maul. Aber diese Frau Schäfer hat eine Arbeitsmoral, die ich wirklich für bewundernswert halte. Neulich sah ich ein Video von ihr, wie sie bei so einem Schneemobilrennen für Promis, Kategorie Unterdeck, in Saalbach/ Hinterglemm, bei 3 Grad unter Null und Schneetreiben, vom selbsternannten König von "Malle", um den Kurs kutschiert wurde. Natürlich in ihrer Arbeitskleidung einem Body. Auf die Frage ob ihr denn nicht kalt sei, antwortete die gute Frau: "Ob kalt oder warm mir ist das egal. Mein Körper kann sich hervorragend an Temperaturen anpassen". Natürlich kann man da schnell einmal ablästern, nur sei einmal angemerkt, dass der Job der Kanzlerin schon adäquat besetzt ist und ob sie als Chefredakteurin der Emma reüssieren könnte?. Ich hab da so meine berechtigten Zweifel. Danach versuchte ich noch eine Runde Online-Backgammon zu spielen. Nur für Normalsterbliche bin ich viel zu gut. Ich will aber nicht mehr um Kohle zocken. Also spielte ich Dame. Da wiederum bin ich für Normalsterbliche viel zu schlecht. Am frühen Abend hockte ich mich auf den Heimtrainer. 50 Minuten. Während ich so kurbelte kam mir eine ganz brauchbare Idee. Ein Foto von meinem Wohnzimmertisch, der voll mit Medikamenten ist, die ich auch regelmäßig einnehme. Darüber steht: "Liebe ist ein Luxus den sich nicht jede Gesellschaft leisten kann". Danach ein gediegenes Abendessen, auf der Bettkante naturgemäß vor der Glotze. Die Hälfte vom Huhn fraß mein Kater. Der hat einen an der Waffel. Ein frühkindliches Traum. "Wie wäre es denn mit kauen Arschloch". Macht er aber nicht. Obwohl ihn das hinunterschlingen gar nicht gut bekommt. Während ich da so kaute, mit fettigen Fingern, hinter herunter gelassenen Jalousie und bei 24 Grad Zimmertemperatur, dachte ich an all die Menschen die wirklich gar nichts haben, nicht einmal ein Dach über dem Kopf, oder sogar in ihrer Totenruhe gestört werden. Syrische Kinder, deren sterbliche Überreste räudige Straßenköter ausgraben. Ich hab das im Irak gesehen 1991. Dieser eine Junge kam mit wieder in den Sinn, der damals in unserer Sandsackstellung schlief. Geschosse mit Uran angereichert lagen auch überall herum. Heute soll in diesen Gegenden der Krebs wüten. Ich fragte mich ob ich darüber auch nachdenken würde wenn ich ein normales Leben, leben würde. Eher nicht. Ich gehöre eher zu jener Kategorie von Menschen, die sich zur Nachdenklichkeit zwingen müssen. Prada-Taschen mit faulen Mundgeruch. Kein schlechter Beginn für ein Gedicht. Aber anstatt zu schreiben, weil das Schreiben für mich eine einzige Qual ist, sah ich mir lieber zwei Folgen von "Greys Anatomie" an. Drittvorletzte Folge der letzen Staffel. Wie die kleine Greys, ich steh voll auf sie, dem schönen Doktor, doch noch ihre Liebe gestand. Was für ein Schmarrn. Ich hab noch mal zurück gespult und mir die Szene noch einmal angesehen. Später am Abend lief dann Gott sei Dank "Mann unter Feuer". Ein ganz ausgezeichneter Film über Schuld und Sühne und Kindererziehung. Den Papst bekam ich dann auch noch zu Gesicht. Dieser kleine, alte, zerfurchte Mann, mit dem ganzen Pomp auf dem Schädel und dem vielen Gold, das da an ihm herunterhing. Immer an der Grenze zum Lächerlichen und manchmal auch darüber. Aber eines muss man diesen Päpsten lassen dachte ich mir. Sie kämpfen. Die Last der Welt auf den eigenen Schultern. Es war Zeit für die Tabletten. Ich wurde müde, bekam Herzrasen und Angstzustände. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Wieder auf, eine Schlaftablette. In der Nacht träumte ich, das die Mutter Gottes bei der Wahl zur Miss World den zweiten Platz belegte. Und noch während des Traums dachte ich mir wie toll sie das doch hinkriegt, wo sie doch gerade erst entbunden hatte.

... link (0 Kommentare)   ... comment