Donnerstag, 8. Dezember 2022
Im Spiegel der Zeitenwände. Das Ende naht. Auch für alter weiße Männer.
Jemand der auf den demokratisch-liberal-verfassten Rechtsstaat pfeift, wie in Deutschland die Reichsbürger und in Österreich die Identitären, kann durchaus mit beiden Beinen auf dem Grundgesetz stehen. Vor allem dann wenn er drauf

Aus dem aktuellen Spiegel Nr. 49/2022;
Alexander Kluge über Hans Magnus Enzensberger
»Er hat mir mehrmals die Leviten gelesen«
Lesedauer: 16 Minuten.

TV-Star Riccardo Simonetti
Der Haltungs-Unterhalter
Seit seiner Jugend in der bayerischen Provinz wird Riccardo Simonetti für seine exaltierte Art angefeindet. Sein Spießrutenlauf hat ihn zur LGBTIQ*-Ikone gemacht – und zum TV-Star.
Lesedauer: 18 Minuten.

Und noch etwas ist extrem important in den Tagen der Zeitenwende, in Deutschland zum Wort des Jahres 2022 gewählt statt wie einst eine Schönheitskönigin: Die Welt aus einem marginalisierten Blickwinkel zu betrachten. Wehe du guckst nicht marginalisiert. Allerdings darf dieser Blick auch nicht zu hetero-normativ sein. Dann verliert dieser Blickwinkel augenblicklich seinen Zauber.

Falls es der Wahrheit entspricht, dass Mahsa Amini von Sittenwächtern der Schädel eingeschlagen wurde, frage ich mich heute noch wer dafür die Verantwortung trägt. Hat da nur einer geprügelt oder die ganze Truppe. Gab es da eine Hierarchie unter den Schlägern oder durfte da einfach jeder ran, der gerade Lust hatte.

Wo endet der Bericht, wo fängt «Wartainment» an? Man könnte sagen, dass die digitalen Weiten ein emotionales Band zwischen Schauplatz und Netzwelt legen. Leid und Mitleid gehen innert Sekunden global viral. Die Medientheorie spricht von «Immersion» – und meint das tiefe, fast kinetisch-somatische Eintauchen in die Szene: heranzoomen, Hochauflösung, kameratechnische Finessen. Grauen wird durch seine Abbildung nicht etwa immer schlimmer. Im Gegenteil: Es wird normaler. Verscharrte und verweste Leichen auf den Schlachtfeldern gingen das Jahr hindurch über die Bildschirme. Sooft man das sieht, drängt sich ein Gedanke auf: So ist der Krieg. Menschen werden Müll. Die Welt dreht sich trotzdem weiter. Quelle: "NZZ".

Dazu notierte ich: Einst sprachen wir über die Banalität des Bösen - Heute reden wir über die Banalität des Grauen.

Ende

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