Donnerstag, 1. Oktober 2020
Die Sache ist so
Ende August, als der Herr Mark 793 https://mark793.blogger.de/, ich schrieb und schreibe immer nur Herr M., angelehnt an den Mister L, aus Clever & Smart, was der Herr Mark tatsächlich war, Clever & Smart, bei mir im Blog mal Tacheles reden wollte, wie er seinen Gesundheitszustand damals einschätzte, genau am 30. August, um den Lesenden bei sich bewusst auszuweichen, habe ich ihm in die (leere) Hand hinein versprochen, dass er nicht der Lungen-Mann sei. Blablabla.

Trotzdem fragte er sich, sein Schicksal und eventuell auch die Welt, wo bitte bei ihm das "Big Improvement" herkommen sollte. Lunge und Herzklappen angegriffen neben der Dialyse. Fünf Jahre hatte er da schon heruntergebogen + die Zeit vorher, bevor es zur Dialyse ging. Und jetzt trieb ihn die Angst um zu ersticken.

In unserer Unterhaltung bin ich dann ins Schmähführen abgebogen. Das Quanten-Massage früher ein Tritt in den Arsch war. Auch weil wir an einem Punkt waren, wo wir alle kleinstbürgerlichen Zweifel und Eitelkeiten abgearbeitet hatten. Mit dem kleinstbürgerlichen Unrat waren wir durch. Leider.

Da ich auch zu unteilbarer Subjektivität gezwungen bin, denke mir hier rastlos auf und abgehend, ziemlich geschockt und paralysiert von den Ereignissen der letzten Monate, mit einem Druckwerk in der Hand, wo in Belgien die Menschen sterben und in Frankreich und eventuell auch auf dem Mond und gleich um die Ecke. Besser mit mir redet niemand Tacheles. Besser sie halten mich für keine Person mit der man reden kann. Eventuell weil ich auch am Ende bin, halt nur ganz anders, oder sie mich aus sonst einen Grund kurz mal in ihr Vertrauen rüber ziehen. Aktuell fickt mich ein Gedanke ziemlich ins Knie. Wie es scheint hat mich der Sensenmann 2020 losgeschickt die Dinge vorzubereiten für die letzte große Reise. So als ob hier Reisebüro ins Jenseits ist. So ein Mensch bin ich nicht und möchte ich nicht sein, nur weil Wien bekannt ist fürs Morbide.

Hinten hinaus habe ich der Herrn M. versprochen. Ihn in seiner Krankheit nicht zurück zulassen, die er tatsächlich mit seltener Größe und Würde trug, von der ich jetzt noch den Hut ziehe. Eventuell werde ich mir dafür auch einen kaufen. Einen echten Hut zum Ziehen. Das ist kein leeres Gefasel. Nix was man halt so hinausposaunt in so einem Moment, weil es der Anstand gebietet. Natürlich war das eine größenwahnsinnige Ansage von mir, was sonst. Ich trug ihn auch noch auf ja nicht aufzugeben und weiterzukämpfen. Was soll man als Ohnmächtiger auch sonst sagen. Als einer, der sich genau in diesem Augenblick wieder einigermaßen erfangen hatte, als sich der Herr M. im Kommentar fragte, ob er die Statur hat bis zum bitteren Ende durchzuhalten. Genau in diesem Moment, als der Herr M. die ganz großen Fragen stelle, habe ich mich gesundheitlich wieder von ihm entfernt. Ist eine Tatsache. Eine Erkenntnis die mir aktuell viel zu nahe geht. Was soll man mit so einer Erkenntnis anfangen. Außer dass die eigene Erkrankung im Verhältnis zum Herrn M. Martyrium eine Bagatelle war. Nur an diesem Punkt war ich schon Mitte Juli und wusste auch nicht weiter. Aber da gab es wenigstens noch Sommer und einen Klappstuhl zum Anhalten, weil sich das Leben zu schnell drehte.

Natürlich werde ich mich schreibend weiterhin am Herrn M. festhalten. Ich hoffe das ist auch in seinem Sinne. Auch darüber dass er mir kommentierend ein paar Kinnhacken versetzte die mich kurz mal ausknockten. Der Mann war eines sicherlich nicht. Ein Opfer. So viel weiß ich über ihn. Wenn wir schon andauend weiße Männer in den mittleren Jahre machen müssen. Der konnte austeilen. Dios míos! Zufällig weiß ich mal wovon ich spreche. Sehr wortgewaltig. Natürlich blieb ich ihm nix schuldig. Trotzdem erweiterten wir die Kampfzone nie. Und in einem Unterschied er sich fundamental von anderen Bloggern bzw. Bloggenden bzw. Blogger*innen und Männer in den mittleren Jahren. Er wusste wann es genug ist. Er konnte sich wieder umdrehen und auf dich zugehen. Der ließ dich nicht abstürzen. Sogar in unseren weniger guten Momenten, und davon gab es einige in meinen gut 10 Jahren hier, hatten wir 15-Mal mehr Debattenkultur wie die Herren Trump und Biden in der Nacht auf Dienstag. Er gesundheitlich am Ende und ich halt gesellschaftlich mit dem Rücken zur Wand, konnten da immer wieder eine gemeinsame Gesprächsbasis finden, trotz aller Kämpfe, Differenzen und Unterschiede. Der Herr M. grub sich nicht in seiner vermeintlich heilen Welt ein. Dorthin bog er nur ab. Wohin soll er auch sonst gehen. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein. Auch dafür dass er meine Texte las. Dann und wann auch bei der Dialyse. Was mich schon auch a bissl stolz macht und mit einer Freude auffüllt die noch ein wenig anhalten wird. Nähere Informationen habe ich nicht. Muss auch nicht sein. Aber in einer Sache bin ich mir zu 100% sicher. Der Herr Mark793 wird nicht die Ausfahrt Brückenpfeiler genommen haben. Da bin ich völlig überzeugt von. Der hat nicht aufgegeben sondern gekämpft und gekämpft. Dann und wann sogar mit schlechten Gewissen wegen seiner Familie. Und Überzeugungen die länger halten als ein Nachmittag mit einem Drei-Wetter-Taft gehören nicht unbedingt zu meiner liabsten Weis.

Ende

Fazit: Für Herrn M. war es wichtig. In seiner besten Zeit als Radler hatte er Ruhepulse 49zig.

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Einen sehr schönen Nachruf haben Sie da geschrieben.
Herrn Mark sehr würdig.
Danke dafür.

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Danke fürs Lesen

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Sie haben gute Worte gefunden, sowohl hier als auch drüben auf der dunklen Seite. Danke.

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Ein schöner Nachruf, und auch was Sie drüben beim ihm selbst schrieben fand ich sehr gelungen.

Sie haben einen guten kommentierenden Leser verloren, bei ihren Duellen zitterte ich immer mit, ob sie beide noch die Kurve kriegen, und immer haben sie sie doch genommen. Das war spannend und ich werde es vermissen.

“Wie es scheint hat mich der Sensenmann 2020 losgeschickt die Dinge vorzubereiten für die letzte große Reise.“ nehmen Sie sich das nur nicht zu sehr zu Herzen. Haben Sie neulich beim Kid37 mitbekommen, wie er an Diana Rigg erinnerte und tags drauf war sie tot? Das hatte ihn auch sehr verwirrt. Gleichzeitigkeit, ja verdammt, man kann aber auch sagen: „Zufälle gibt es aber auch.“ Wenn wir im Garten unsere Vögel füttern und dann kommt der Sperber und holt sich einen, bin ich dann schuld weil ich dem Sperber die Vögel auf dem Präsentierteller serviere?

Das Herr DarkMark sich Ihnen anvertraute halte ich für einen großen Vertrauensbeweis und ein Zeichen seiner Hochachtung Ihnen gegenüber. Letztlich war er auch alleine. Das er sich Ihnen anvertraute war schon unfair. Ich denke es ging ihm, wie auch mir gelegentlich, dass er angesichts Ihrer brillanten Schreibe Ihre Krankheit vergaß und nicht wusste, was er mit seinem Kommentar gegebenenfalls anrichten kann.

Den Brückenpfeiler nahm er sicherlich nicht. Aber vielleicht hat er es mit seinen letzten Radtouren noch mal ordentlich übertrieben, sich (absichtlich?) ge-/überfordert und es genossen und ordentlich was getrunken und gewusst: noch dieses eine mal. Was weiß man. Ist auch überflüssig sich Gedanken darüber zu machen.

Wenn es mir nicht so gut geht, hilft eigentlich immer gute Musik, besser als Drogen ;-). Zur Zeit läuft wieder einmal das weiße Album der Beatles, „While my guitar gently weeps“.

Und nun zurück in die Struktur des Alltags, die wöchentliche Unterhaltsreinigung und der Einkauf warten. Ein angenehmes Wochenende wünsche ich.

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Danke
Stimmt. Ich habe einen treuen Leser verloren. So viele habe ich nicht. Noch dazu einen, mit dem ich nicht im Sumpf des Digitalen versunken bin, in einem kleinkarierten kleinstbürgerlichen Zwist, obschon es gute Gründe gab die dafür sprachen. Ob der Herr M. und ich die Kurve auch bekommen hätten ohne seiner schweren Erkrankung. Ob ich auch dann auf ihn zugegangen wäre. Ich denke eher nicht. Dafür sind meine Vorbehalte zu mächtig, die ich gegen die besseren Herrschaften hege. Vorbehalte die ja was tiefenpsychologisches sind, aus der gelebten Erfahrung heraus, und nix ideologisches. Ich verschanze mich hinter echten Verwundungen und nicht hinter irgendeiner blutleeren Ideologie. Was mich natürlich ungerecht macht. Aber jeder braucht sowas wie eine Identität. Im Übrigen sind die hiesigen Verhältnisse sehr wirkungsmächtig. Wer sich davon völlig frei machen kann und dabei nicht nackig wird wie ein Kaiser ohne Hoddie, der werfe den dritten Stein von Links. Könnte aber auch einer von ganz rechts sein, in der Hand des amerikanischen Präsidenten Trump, der jetzt Corona macht. Das ist ja auch eine Gehirnwäsche. Auch die Demokratie ist nix als eine Gehirnwäsche. Aber eine im Schongang, die dann vom Kapitalismus mächtig durchgeschleudert wird. Nur was Schonenderes für ein Gehirn wie die Demokratie, einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat, ist uns bis jetzt nicht eingefallen. So gesehen verteidige ich auch eine Gesellschaftsordnung, die ich nicht vollumfänglich lebe.
Denn erst in Krankheit und Not fällt der gesellschaftliche Ballast von vielen Lichtweltmenschen ab. So zumindest meine Erfahrung. Erst in so einem Moment besteht die Möglichkeit von Mensch zu Mensch zu sprechen. Oder auch nicht. In der Regel werfe ich das Menschen nur schreibend vor. Ist alles nicht so einfach hier im Paradies der Beatmungsmaschinen, wo es alle hinzieht, die Beatmet werden wollen von einem Gesellschaftssystem dass das Individuum. Na wie sagt man schon. Die einen werden mit Gift infiziert und die anderen vom Duft der Freiheit verführt. Treffen beide Vorkommnisse in einer Person zusammen ist dann Nawalny in der Charité.

Zuvor hatte ich schon den Lungen-Mann eine Außenkabine gebucht.

Nein das hatte ich nicht gelesen.

Herr kuena. Der Mensch kann im völlig Zufälligen nicht existieren. Das geht nicht. Wir sind Geschichtenmacher*innen. Anders lässt sich das Leben neuronal nicht bewältigen. Und der Herr M. ist nicht irgendein Vogel im Garten des Herrn und der Tod nicht ein Sperber und ich nicht ein unbeteiligter und zufälliger Beobachter. Fakt war und ist. Der Herr M. hat hier im Kommentarblog, also in einem öffentlichen Raum, über seine damalige Gefühlslage gesprochen, die ja eine Antwort auf seine schwere Erkrankung war. Also schon auch zur Welt. Es hätte ihm ja jemand antworten können. Machte aber niemand. Der Herr M. hatte schon recht. Bei mir scheint vieles anders zu sein im Blog. Ich fragte mich dann noch was er mir tiefenpsychologisch mitteilen wollte, weil er ganz bewusst in meinem Kommentarblog über seine Gefühle sprach und sagte was Sache ist und nicht in seinem Blog. Dahinter stand ja eine Absicht. Nur welche? Und seine Gefühle waren sowieso kein Zufall. Die waren in Krankheit getaucht. Natürlich könnte man jetzt einwenden. Aber seine Erkrankung war eventuell zufällig. Darauf würde ich dann antworten: "Sicherlich".

Eventuell hat der Herr M. mit seiner Flucht aus seinem Blog eine Definition für die Licht und Schattenwelt gefunden nach der ich immer noch suche.

Und das alles geschah zu einem Zeitpunkt, als ich nach der Nierensteine-OP beim Finden eines morgendlichen Mittelstrahls war. Das war die Woche als mir die Harnleiterschiene entfernt wurde. Also zu einem Zeitpunkt, als es mit mir gesundheitlich wieder aufwärts ging. Auch wenn mein Leiden im Verhältnis zu Herrn M. seinem Martyrium eine bessere Bagatelle war, wie zuvor schon im Vergleich mit dem Lungen-Mann. Kann ich trotzdem niemanden. Ein gutes halbes Jahr mit einem 1,3 cm großen Nierenstein. Mein Urologe fragte aus sich heraus noch mal nach, ob ich mit diesem Ding tatsächlich von April bis Ende August herum lief. Das Scheißding ist auch noch gewandert und hat mich mitgenommen ins Land der Schmerzen. Dort stand ich dann allein herum und wartete zu und hatte mit Menschen zu tun die gegen den Tod, also gegen ihre Auslöschung ankämpften, also gegen den Zustand dass man ihre ansehen bewahren sollte. Das ist eine äußerst unangenehme Position, wenn einem ein Leid um die Ohren fliegt, dass das eigene Leiden im Augenblick entwertet. Ist eine Tatsache. Auch an dem besagten Tag war das die Situation. Die allerdings schon dahingehend ausfranste dass es mit mir gesundheitlich wieder aufwärts ging, weshalb ich froh war keine deeperen Schmerzen mehr zu haben. Und genau an diesem Tag und zu diesem Zeitpunkt, der sicherlich auch was Zufälliges hatte, schätzt der Herr M. seine Situation völlig richtig ein. Sagen wir im Nachhinein. Vier Wochen später ist er dann tatsächlich verstorben. Mir wäre naturgemäß lieber er hätte sich fundamental geirrt und ich könnte diese Unterhaltung vergessen. Aber so bekommt diese Unterhaltung einen ganz anderen Stellenwert und ist mit Bedeutung brutal überfrachtet. Da kann ich doch nix dafür. Weder erfinde ich was hinzu noch übertreibe ich. Ein paar Tage später, als wir Lederjacke machten, hat er noch ein Bild von sich bei mir im Kommentarblog hinterlegt, dass ich ganz sicherlich nicht dem Zufall überlasse, sondern als Abschied deute. Deswegen sehe ich mich gezwungen dem Ganzen einen tieferen Sinn zu geben. Dazu sehe ich mich verpflichtet. Und bitte lesen sie aus diesen Zeilen nicht eine deepere Kritik ihrer Person heraus Herr kuena. Immerhin sind sie der Stichwortgeber für meine Gedanken.

Was meine Erkrankung betrifft. Sicherlich. Die ist schon auch da. Vor allem im Krankenhaus, in der Nacht nach der OP, als meine Tabs nicht wirkten und ich da lag, halluzinierend. Krankheit, Schmerzen und Leiden machen einen Menschen brutalst alleinig. Und der Herr M. war an diesem 30. August so alleinig dass einem der Appetit aufs Leben schlagartig vergeht. Eventuell stürze ich wegen meiner Erkrankung etwas tiefer in diesem Moment hinein. Was weiß man.

Genau darüber hätte ich mit meiner Nerventante gesprochen. Im Nachhinein fühle ich mich wie ein Verräter. Aber nach einer Stunde wäre ich wohl zur Überzeugung gelangt.

Das Leben ist ein scheiß Verräter.

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Dass er es nicht auf der Dunklen Seite schrieb, lag daran, dass die weltbeste Ehefrau dort mitlas. Das habe ich jedenfalls aus seinem Kommentar geschlossen. Vermutlich wollte er sie damit nicht zusätzlich belasten.

Warum er in Ihrem Blog sein Herz ausschüttete, dafür mag es mehrere Gründe gegeben haben. Zum einen war hier zu jenem Zeitpunkt ebenfalls eine Erkrankung, die ängstigt, Thema. Und Sie kennen solche existenziellen Krisen. Zum anderen wirken Sie so, als besitzen Sie trotz allem eine große Resilienz.

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Lieber Createur,
ich denke nicht, daß Sie sich etwas vorwerfen sollten.
Der Grund, warum man sich manchmal wem (in einer Krise) öffnet ist, kann vielfältig sein. Manchmal reicht es, durch eine momentane Verletzlichkeit, eine ähnliche derzeitige Situation etc. vielleicht nicht eine Verbindung zu spüren, aber genug Vertrauen in diesem Moment zu haben, um sich zu öffnen.
Manchmal geschieht das in so merkwürdiger Weise, wären da nur 1-2 Parameter verschieden, käme es gar nicht dazu.

Ich denke, er hat sich Ihren Platz hier ausgesucht, weil Sie gerade durch den Stein auch angeschlagen waren, nicht um Kommentare zu bekommen. Er wußte, wer hier liest und wer eher nicht. Für mich war es mehr eine Mitteilung, ohne im eigenen Blog die Kommentare abschalten zu müssen (was auch nicht immer hilft, da man auf andere Beiträge ausweichen kann).
Ich habe die Konversationen zwischen Ihnen damals gelesen und denke, es war so, wie er es wollte. Ein Dialog mit Ihnen.


Was die Bilder angeht, so kenne ich nur einen Insta-Kanal von ihm und da waren eine Woche zuvor nur schöne Ausflugsbilder. Möglich, daß er das Monitorbild wieder gelöscht hat oder auch noch einen weiteren Kanal hatte.

Verzeihen Sie, daß ich so spät schreibe, aber es gab hier keinen Akku (in mehrfacher Hinsicht) mehr.
Mittlerweile hat auch Frau Arboretum Ähnliches geschrieben. Vielleicht glauben Sie es eher, wenn Sie es doppelt lesen.
Auf jeden Fall empfehle und wünsch ich Ihnen, dieses Vertrauen von Herrn M. als Geschenk anzunehmen.

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Verstehe Frau arboretum
Mich hat er nicht belastet in diesem Moment und auch nicht in diesen Tagen seines wie meines Lebens, das weiterhin ein scheiß Verräter ist. Darüber waren wir hinaus.

Sicherlich wird er seine Gründe gehabt haben. Immerhin mache ich hier auch schon über 10 Jahre. Zwar gehöre ich damit nicht zu dem Blog-Super-Veteran*innen die ihn noch viel länger und besser kannten. Aber immerhin.

Und ich mich möchte mich hier nicht als Glücksritter seines Martyriums aufspielen und mich über Bande in den Mittelpunkt rücken, was sie mir auch nicht unterstellen Frau arboretum. Nicht das sie mich falsch verstehen. Als Bildungstrampel musste ich mal googleln was diese Wort, also ihr Blogname, eventuell bedeuten könnte. Statt Gehölze halt verschiedene Blog-Texte. Nur festlegen möchte ich mich in dieser Frage nicht. Bis zum Tod des Herrn M. habe ich über den Inhalt dieses Gesprächs nicht geschrieben, obschon ich fast alles was sich hier zu trägt zum Thema mache. Trotzdem hatte ich seine Worte im Hinterkopf behalten. Dass die dann im Nachhinein so eine Tragik bekommen, dermaßen eine Tragweite. Brutal. Dabei dachte ich. Guck, der Schlawiner, fährt schon wieder mit dem Radl. Aber wenigstens hat er jetzt beide Hände am Lenker.

Ja, wir hatten jahrelang Krankheit als Aufhänger. Auch mit Fotos von den Tabs. Seinen wie meinen. Das war noch vor der Dialyse. Da hatte er schon eine größeren Tisch voll. Beweisen kann ich es nicht. Er fühlte sich wohl alleinig in diesem Augenblick, mit dem Rücken zum Leben, wie ich zur Gesellschaft. Resilienz. Schon auch ein wenig ja. Aber ich habe auch keine andere Wahl.

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Frau sid
Ich werfe mir nicht so viel vor. An dem Punkt, dass des Lebens ein scheiß Verräter ist, kommt man immer wieder in diesen wie auch anderen Zeiten, die sich verlaufen wie Wasserfarben auf Glas. Oft sind es die Umstände und hin und wieder verraten einen auch die engsten Gefähr*innen. Ich kann aber auch nicht "Schizophrenie" behaupten, vor mir und der Welt, und dann haben solche Ereignisse keine Auswirkungen in meinem Empfinden. Einiges bahnt sich halt fast ungefiltert seinen Weg zu mir und dann steht es Spitz auf Knopf mit dem Grauen. Das es ja tatsächlich gibt. Die Frage ist ja nur wie man damit umgeht. Was das Grauen in einem anrichtet.

Aktueller stand der Dinge. Mein Verhältnis zum Herrn M. passte hinten hinaus. Da gab es bei mir keine kleinstbürgerlichen Vorbehalte mehr, nix was der Scheißhausdämon jetzt aufträgt, was dann der Wortmacher zu seiner Sache macht und der Bildmacherin ins Ohr flüstert, die dann in Bildern malt, vor denen ich mich dann einnässe.

Als es mir nach Monaten der Unpässlichkeit wieder besser ging, war auf einmal gesundheitlich tiefster Winter im Lebens des Herrn M. und der Herbst war auch da und hat den Sommer vertrieben. Ich bin ja kein ausgewiesener Herbst-Winter-Mensch. Das sind die Monate der Besseren unter den Herrschaften, die auf allen Ebenden des Erlebens jeden Fitnesstest bestehen, während ich kaum was im Bestand habe. Und das was im Bestand ist und bewahrt werden muss an Ertrag hat der GF erarbeitet oder ist ein Ansehen eines anderen Menschen dass ich mir nur geliehen habe oder ins "Pfandl" brachte für ein wenig Text.

Sicherlich ja. Da stimme ich ihnen zu. Der Herr M. wird schon seine Gründe gehabt haben. Auch wenn ich mich wiederhole. Augenblicklich dränge ich mich da unabsichtlich in den Mittelpunkt. Über das besagte Gespräch, dessen Inhalt bei mir natürlich hängen blieb, habe ich dann auch nix mehr gebloggt. Ich hätte auch nix darüber gebloggt, wenn die Dinge anders gekommen wären. Höchstens über die Frage, ob der Herr M. eine Definition von Schattenwelt gefunden hatte nach der ich suche. Dass dieser Moment kein Allerweltsaustausch war an Kommentaren hatte ich schnell mal verstanden. War ja nix Technisches.

In einem muss ich sie korrigieren. Wir machten Krankheit schon jahrelang als Aufhänger. Die ist ja ein Gleichmacher auf eine gewisse Art und Weise. 25 Jahre Schizophrenie haben mich auch ziemlich ruiniert. Aber anders als den Herrn M. Nicht so radikal. Und das letzte halbe Jahr. Bei "Verstehen sie Spaß" möchte ich mich damit nicht bewerben. Ansonsten war er ja Lichtwelt mit echten Familienanschluss und all diesen Dingen. Da trennten sich unsere Wege naturgemäß wieder. Zwar hatte er tiefenpsychologisch einen leichten Hang zum Schattenwelthaften. Aber da schlug die kleinstbürgerliche Matrix voll zu. An diesem Punkt stürzten wir dann brutal ins Leere. Wie ich schon sagte: Eventuell fühlte er sich in diesem Moment, mit dem Rücken zur Gesundheit lebend, wie ich zu dieser Gesellschaft hier irgendwie an der richtigen Stelle. Bei ihm ging es nicht weiter und bei mir auch nicht.

Natürlich glaube ich ihnen wie auch der Frau arboretum. Wie sie schreiben nehme ich sein Vertrauen als Anerkennung mit in die kalte Jahreszeit.

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Ich denke, niemand unterstellt Ihnen, sich als "ein Glücksritter seines Martyriums" aufzuspielen. Ich glaube, viele von uns Bloggern beschäftigt sein Tod gerade sehr, es findet nur nicht jeder die Worte.

Ich vermag es noch gar nicht wirklich fassen und mir auch auch noch nicht so recht vorstellen, dass die "Dunkle Seite" bald nicht mehr auf der Liste der aktualisierten Blogs im Abo oder auf der Startseite erscheint, weil er wieder etwas gepostet hat.

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Bei niemand würde ich ihnen widersprechen
Auch aus einem ziemlich reichhaltigen Erfahrungsschatz heraus als Bloggender in der Öffentlichkeit. Aber grosso modo stimme ich ihnen natürlich zu.

Ich muss Worte zum Tod des Herrn M. finden. Ansonsten macht mich die Schizophrenie zum Reiseführer ins Jenseits. Noch dazu vom Anlogen direkt rüber ins Digitale. Auch weil mir zum Tod des Lungen-Manns Worte in den Sinn kamen, die krachend durch das Dach meines Denkens fielen, das inzwischen eines ziemliche Ruine ist, die eine ziemliche Katastrophe sind. Statt seinen Tod zu betrauern und sein Leben zu würdigen schreibe ich unentwegt nur 9,05 Euro.

Ich kann den Tod des Herrn M. auch nicht so recht fassen. Aber das was ich zu fassen bekomme an Gefühlen findet auf einer ganz anderen Ebene statt als beim Lungen-Mann. Und dafür werde ich dem Herrn M. ewig dankbar sein. Wenn ich seinem Tod schon einen Sinn geben soll.

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Augenblicklich dränge ich mich da unabsichtlich in den Mittelpunkt.
Tun Sie nicht. Und selbst wenn - wo, wenn nicht im eigenem Blog?

Viele müssen jetzt erst mal einen Umgang damit finden.
Die einen werden superaggressiv und löschen aus Trotz und patzen auch noch weiter, die anderen schaffen grad mal nur einen "." und die nächsten stellen mögliche Einträge gerade in die Warteschleife bzw. halten sie off.

Wie auch immer - es ist ein Trost, sich hier mit anderen aus- tauschen zu können. Mit anderen, die Herrn M. auch kannten.
Mir graut davor, wenn ich rl privat mal kurz die hochgehaltenen Karten niederlege. Zu erklären, wie man mit wem online befreundet sein kann, wie einem was nahe gehen kann - das strengt mich grad zu sehr an (und mach ich seit 20 Jahren).

Danke, daß Sie hier aktuell (unfreiwillig) ein Refugium bieten, um das Unfaßbare zu fassen.

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Frieden.

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