Montag, 11. April 2022
Wie einst der Telefonterror-Toni.
Jessas. Was für eine Aufregung. Ich wurde heute sehr zeitig nach dem Aufstehen, wo ich in der Regel noch total down under bin, von einer englisch-sprechenden Frau im Namen von Microsoft angerufen, die ich irgendwo in der Gegend um Indien/Pakistan/Bangladesch etc. verortete. Anscheinend gibt es da bei Microsoft eine gröbere Sicherheitslücke die umgehend geschlossen gehört bei mir. In einer Welt die sowieso sehr breit aufgestellt ist was Lücken betrifft. Was ich hier schon Lücken hatte. Brutal. Auch in meinen Texten. Diese Frauenstimme, die also im Namen von Microsoft sprach, und sich hörbar um mein Wohlbefinden sorgte, sprach ein sehr gutes Englisch mit Akzent. Was so nicht ganz stimmt. Sie sorgte sich um das Wohl meines Computers und da auch nur um die Software. Schnell sprach sie auch. Brutal schnell. Einiges an Sprache verschluckte sie dabei. Vieles was sie sagte verstand ich eher zufällig. Ich bin ja eher der spanische Typ in Richtung: "Ach du meine Fresse". Wo die Ukraine ist kann Russland nicht Russland sein. Ihre Sorge wurde mit jeden halbverschluckten und beinahe herausgeschossenen Satz größer, wie auch ihre Warnungen eindringlicher. In Richtung, gleich wird die Welt untergehen, wenn du nicht sofort diese Sicherheitslücke schließt, wie die Russen ihre Reihen, die mit Kanonenfutter aufgedingst werden. Wovor sie mich jetzt konkret und im Detail warnte kann ich nicht sagen. Ich sagte immer nur: "I don't understand". Ist eh mein Leitspruch. Verstehe ich nicht/weiß ich nicht/kann ich nicht. In dieser Disziplin lasse ich mich nicht lumpen. Eine Zeit lang im Gespräch hatte ich einen Computer. Der war unter Lebensgefahr wie die eingeschlossene Zivilbevölkerung in ukrainischen Städten im Osten des Landes, die von den Russen beschossen und belagert werden. Da soll ja bald Generalangriff sein. Wenngleich Generalangriff ja immer ist. Mir ist kein Gefreiter bekannt der Befehle zu einem Generalangriff gibt. Nachdem wir das Thema Computer soweit verinnerlicht hatten dass ich den einschalten sollte hatte ich auf einmal einen Laptop. Da klärte mich die gute Frau auf dass ein Laptop auch ein Computer sei. Daraufhin ich: "Why do you say laptop? I do not understand that. Is des Kastl jetzt a Laptop oder a Computer?". Um sie nicht zu langweilen. Die gute Frau wurde ein wenig ungehalten. Ihre Bestimmung war ja eine andere. In ihrer Stimme die zusehends ungehalten wurde klang auch hörbar durch dass ihr so ein Depp wohl noch nicht sehr oft untergekommen war. Statt mit mir die Windows-"Sicherheitslücke" am Computer zu beheben erklärte sie mir was alles in die Kategorie Computer passt. Laptop gehören definitiv dazu. "But why do you say laptop und nicht PC". Es ging nichts voran. Nach gut 10 Minuten Gespräch hatte ich den Laptop noch nicht einmal eingeschalten um die Sicherheitslücke zu beheben. Eventuell mittels Kreditkarte oder PC-Selbstaufgabe. Der lag noch immer in der Drawer und war meines Erachtens kein Computer sondern ein Laptop. Eben weil nix weiterging übernahm auf einmal eine andere Frau. Beide stellten sich nicht namentlich vor. Dafür hatten sie keine Zeit, die drängte. Mich drang es auch. Aber anders. Die wiederum klang irgendwie total nach Chefin. Die redete ähnlich schnell, aber lauter und verschluckte weniger an Sprache. Das Problem war burning. "Ah", antwortete ich, "wie da Forrest". Im Kopf hatten ich dann auch schon den Borkenkäfer der unter der Rinde ist. Nur "the bark beetle is under the bark", kann ich ohne Übersetzungsmaschine nicht aus dem Stehgreif meiner Englischkenntnisse schütteln. So ehrlich muss ich schon sein. Die Frau redete aber weiter auf mich ein und begrub mich unter einem riesigen Wortschwall. Ich verstand nur die Hälfte und da auch nur 1/4 von dem ich in meinem Leben einige hatte. Ziemlich oft antwortete ich: "What is the problem specifically". Wenngleich ich nicht specifically" sagte sondern konkret. Nach einer kleinen Ewigkeit war ich endlich soweit den Laptop einzuschalten. Hut ab wie geduldig diese Frauen von "Microsoft-Sicherheitsklücken-Notdienst" sind. Kündigt sich auch nur ein kleiner Fortschritt am anderen Ende der Leitung im Verhalten an, machen die weiter, besorgt wie es nur eine echte Mami sein kann. Da habe ich auch eine deepere Erfahrungslücke. Nach knapp 20 Minuten war ich also so weit dass der Laptop lief. Als der eingeschalten war sprudelte es nur so aus der guten Frau heraus. Die Redewendung: "I only understand train station", war ihr nicht geläufig. Bei train station bog sich dann falsch ab und wies mich darauf hin, dass ich nicht zur train station mit dem Laptop gehen soll. Das Problem ließe sich auch ohne Train lösen. Dafür benötige ich kein Zugticket. Als sie mir den nächsten Schritt erklärte, wie wir diese gefährliche Sicherheitslücke schließen könnten, sagte ich auf einmal zu ihr: "Nix für ungut. I see right now. This isn't Windows, it's Linux. Was doing wir jetzt?".

Ende

Fazit: Microsoft ruft einen eher selten an. Trotzdem fragte ich mich woher die meine Festnetznummer hatten. An die musste mal kommen. Nee. Ich war nicht empört. Die Frauen wollen doch auch nur um die Runden kommen.

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