Montag, 10. September 2018
Das Grauen, das eiskalte Grauen.
Und wie es mich über Bande einholt.

Vor gut 15 Jahren hockte ich bei meiner damaligen Freundin in ihrer kleinstbürgerlichen Wohung auf dem Sofa. Bei mir gefiel es ihr nicht so gut. Zu hohe Co2-Emissionen. Gemeinsam guckten wir "Deutschland sucht den Superstar". Wenn ihre kleinstbürgerlich Eltern aus der Steiermark anriefen, was schon mal vorkam, musste ich mich total unauffällig verhalten, nicht an ihren Brüsten rumfummeln und durfte auch sonst keinen Mucks von mir geben. Ich fragte dann gerne was mit Atmen ist. Wenn ihre Eltern auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätten, mit wem ihre Tochter ein intimes Verhältnis eingegangen war, wären die sofort aus der Steiermark los gebraust und hätten sie umgehend in die alte Heimat zwangsrepratriert. Zumindest hatte sie diese kleinstbürgerliche Angst mir gegenüber offen ausgesprochen, die ich ihr naturgemäß nicht nehmen konnte. Dass sie eine Zeitlang die Geliebte eines verheirateten Mannes war der beim Sex unglaublich schwitzte, brachte das fürsorgliche Gemüt ihrer Eltern nicht groß in Wallung. Warum auch. Der war ein richtiger Manager, aus den obersten Manger-Etagen eines international werktätigen Konzerns. Nicht einmal jener Typ, der ihr jahrelang nur auf die Fußsohlen wixte war zu Hause Thema. Dabei brachte dieser Kerl die Frau dermaßen aus dem Gleichgewicht, dass sie ihm einmal in ihrer Verzweiflung ein Küchenmesser in die Hand drückte und ihn anflehte sie doch endlich abzustechen. Ihr Studium hatte sie wegen dem Mann auch geschmissen, der schon auch a bisserl toxisch war in seinen sexuellen Wünschen und dem übrigen Getue. Ich hingegen machte nur was mit dem Kartoffelschäler, was zur Folge hatte, dass sie in meiner "Obhut" wieder zu sich fand, ihr Studium wieder aufnahm und dann doch noch ihren Magister in Soziologie machte. Trotzdem habe ich sie dann verlassen, weil ich keinen Bock mehr drauf hatte ewig unsichtbar zu bleiben, wegen a bisserl Schizophrenie und dann trotz Schweigespirale, hinten hinaus doch noch ausgetauscht werde, wenn ich meine Schuldigkeit getan hatte, weil wir uns biografisch immer weiter voneinander entfernten. Gut das war jetzt wie so oft nur die halbe Wahrheit. Die große Liebe wird es bei mir wohl nicht gewesen sein, weshalb ich mir mit ihren kleinstbürgerlichen Neurosen a bisserl schwer tat. Die zu lieben wollte mir nicht gelingen. Dabei wenn es Liebe wäre, nimmt man die einfach und trägt sie mit sich durch die Zeit, bis sie einem so vertraut sind dass man sie gar nicht mehr bemerkt. Etwas vorbelastet war ich auch. Ein paar Jahre zuvor, war ich von einer großbürgerlichen Mami am ersten Weihnachtstag mit den Worten „deine Weihnachtsamnestie ist jetzt vorbei“ wieder ausgebürgert worden, weil ich mir anmaß sie a bisserl zu trösten, da sie gerade Stress mit ihrem Lebensgefährten hatte, der bei den Wiener Philharmonikern die Fidel spielte. Saßen wir also vor der Glotze und guckten Deutschland sucht den Superstar. Der Dieter Bohlen war schon damals gut damit beschäftigt sich auszutoben, vornehmlich auf Kosten anderer, derweil er auch immer mit einem Auge auf der Suche war nach Menschenmaterial dass er dann mit seinen Liedern gesanglich völlig ruinieren konnte, während die Kandidaten halt vor sangen und ihr Bestes gaben. Das ganze folgte dem Daumen rauf und runter Prinzip wie im alten Rom, als das Kolosseum noch seinen Zweck erfüllte, nämlich Brot und Spiele, damit eine Ruhe ist im Staate. Naturlich kamen wir auf die einzelnen KandidatInnen zu sprechen. Vor 15 Jahren war diese Superstar-Sache ja ein ganz neues Fernsehformat das man so noch nicht kannte und Musik war auch. Ich erinnere mich noch ganz genau, so als ob es sich gerade eben erst zugetragen hat, dass ich auf die Frage meiner Freundin, was aus dem Kandidaten Daniel Kübelbock einmal wird, falls es zu keiner großartigen Gesangskarriere langt und er nicht einmal das Finale erreicht, einfach so aus den Bauch heraus antwortete, ohne von wenig erbaulichen Gefühlsregungen angeleitet zu werden. „Na der wird sich irgendwann umbringen“.

Ende.

Fazit. Ich schwöre hoch und heilig diese Geschichte nicht erfunden zu haben. Falls ich auf Fake News reinfalle ändert dass nix an dem was sich damals zutrug.

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