Dienstag, 27. Oktober 2015
Meine FIFA-Beichte
Der Hobbit-Anwalt redet wieder mit mir. Guter Mann. Ist fast a bisserl wie zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire;-)

Ich komme ja nicht umhin mir ein paar Gedanken über die FIFA zu machen. Einfach weil ich nichts besseres zu tun habe. Aber jetzt einmal nicht mit erhobenen Zeigefinder, der ganz angeschwollen ist vor lauter Empörung wie versieft und korrupt dieser Verein zumeist etwas älterer Herren doch ist, sondern ich versuche eher den Nicht-Praxis Test ob ich da mitmachen würde, wenn ich die Chance dazu hätte. Kurz und bündig gesagt ich denke schon. Die Sache ist ja so. In meinen frühen Zwanzigern war ja a ziemlich angepisster und wütender junger Mann, der es dieser Welt und den darin wie in Öl eingelegten Verhältnissen schon noch zeigen würde. Ich würde dieser Welt schon noch zeigen wo der Bartl im Internet seine Rabattmarken einlöst. Manisch war ich auch. Sie können sich eh ungefähr vorstellen wie ein manischer Testosterontrottel so drauf ist. Können sie nicht. Ich hätte sie für ihre angelernte Ernsthaftigkeit bemitleidet. Als Ritter ohne Frucht und Adel war ich bereit mein gescheitertes Leben ohne Kompromisse durchzuziehen. Militär ja, Scheiß Jobs ja, Nicht einmal das ja, aber eine geliehene Krankenversicherung oder gar Kohle vom Vater Staat, sagen wir von einem Sozialsystem überreicht, das durch ein Umlageverfahren finanziert wird. Nicht mit dem Schizophrenisten. Niemals. Entweder alles oder gar nichts. Wir wohnen hier ja nicht hinter Hecken die gestutzt werden wie Kinnbärte. Herum gedealt wird nicht. „I have a dream“. Und dieser Traum stirbt dann auf den Stufen eines Motels, "but i walk the Line". Mit mir war nicht zu spaßen. Ihr unentschlossenenen Rohrkrepierer und ängstlichen Freizeittrinker, Hobby-Weltklassesportler und buckelnden Aufzugswarte der verbeamteter Pensionsansprüche, die über den Bakur der Unterwürfigkeit gejagt werden wie Springpferdchen, ihr könnt mir die Unterseite meiner Jungherrenhoden lutschen. Ich ziehe mein Programm, das ja auf reiner Improvisation beruhte, wie ich zu leben gedenke, gnadenlos durch. Gnadenlos, da kenne ich nichts. Es wird mit den Gefühlen geklotzt und nicht gekleckert. Einige Zeit habe ich wirklich tapfer und unbeirrt an meinen Größenwahn geglaubt, wie ein Meterologe an seine Hurricanwahrnung, bis die Zähne im Mund zu faulen begannen und die manischen Phasen mit Krämpfen am Spielfeld des Lebens lagen und von Depressionen ersetzt wurden. Dann war es irgendwie vorbei.

Irgendwann sah ich mich dann doch gezwungen a bisserl Kohle vom Staat anzunehmen um Mut für den nächsten Katastrophen-Job zu tanken. Warum auch nicht. Ich hatte ja auch eingezahlt. Später wurde dann aus mir ja der Schizophrenist, der sich die Miete in der letzten Bude in der er hauste, einfach nicht mehr allzu lange leisten konnte. Ich hatte da eine wirklich tolle Bude. Dachgeschoss-Wohnung, mit runden Fensterbögen, was weiß ich so um die 45-50m2, mit Innenhof. Sau schön und ruhig. Noch dazu in den Gemäuern in denen einst der Egon Schiele wütend die die Farbe aufs Papier kleckste. Das Haus hatte Charakter. In der Wohung gegenüber wohnte ein größenwahnsinniger italienischer Schauspieler und Maler. Habe gerade nachgesehen. Zu einen Eintrag auf Wikipedia hat es nicht gelangt. Die Miete gab ich dem Eigentümer unter der Hand und die Glotze hatte ich vom Flohmarkt der Caritas. Der Vermieter war ein Kumpel vom Goadfather. Dass ich diese Bude, die sich später zum Liebesnest hin fortentwickelte, da war noch nichts mit Huren und 20 Euro mehr für`s Küssen, nur durch Beziehung bekommen hatte, war mir in meiner Lebenslage ziemlich wurscht. Zuvor wohnte ihn einem dunklen Loch. Da ging auch im Sommer nichts ohne künstlicher Lichtquelle. Der Goadfather kam einmal zu Besuch ins Loch. Dauerte keine 5 Minuten da schämte er sich schon für seinen Zweitgeborenen, weil nicht ein Lichtstrahl in dieses Leben fiel. Deswegen schritt der Goadfather zur Tat. Der hatte Connections. Weil alles was schief gehen kann irgendwann bekanntlich einmal schief geht, kam mein unter der Hand Vermieter, ein gemachter Mensch, auf die geniale Idee, den ziemlich riesigen Dachboden des Hauses auszubauen und schön etwas für die Leute mit wirklich Kohle hinzuknallen. Dachböden ausbauen. Wien, ja Großstädte an sich, sind ja ganz narrisch/verrückt nach ausgebauten Dachböden. Kann sich eh keine Sau leisten. Bevor der Scheißhausdämon eingezogen ist habe ich am Klo immer die Immobilienanzeigen für die wirklich Wohlhabenden studiert. Kriegst sofort etwas. Egal wo. Auch in Pjöngjang. Ich musste also raus aus meinem Liebesnest. Von heute auf morgen. Mietvertrag hatte ich auch keinen. Er gab mir ein Ersatzquartier das doppelt so viel kostete und für mich im auf Dauer nicht zu bezahlen war. Wahnsinnig wurde ich auch inzwischen. In der Nachtschicht sah ich schwarze Vögel auf mich zufliegen, weswegen ich unter der Maschine in Deckung ging. Hitchcock für die ganz Armen halt.

Ohne Goadfather wär ich auf der Straße gelandet. In meiner Notsituation habe ich natürlich nicht nein zur Goadfather-Bude gesagt. Warum auch. Wo der Über- Mut abgeblieben war es dieser Welt zu zeigen, dass der Schizophrenist ein Krieger von außerordentlicher Güteklasse sei, und nicht aus mechanisch gepressten Lebensvorschlägen gemacht ist, kann ich nicht mehr so genau beantworten. Wie es aussah wurde der von den letzten zehn Jahren einfach geschluckt wie Materie von einem schwarzen Loch. Meine Bereitschaft furcht und perspektivlos in den Tag hineinzuleben, hatte mich geschafft. So ein perspektivloses Leben ist wie eine eingestürzte Brücke über einen Fluss der Hochwasser führt. Ich war zu kaputt und müde bis zur nächsten Brücke zu stapfen. Ob ich nicht mehr weiter konnte oder wollte, weiß ich heute nicht mehr. Da den Unterschied festzumachen ist eher was für die Semantiker. Die Kohle vom Staat, genau 670 Euro, nahm ich inzwischen auch an, ohne über meinen gefühlten Schatten springen zu müssen. Über die Krankenversicherung war ich natürlich auch höchst erfreut. Neuroleptika kosten. Nur die Schlaftabletten gibts es beinhae umsonst. 10 Stück 2,45 Euro. So hatte ich zumindest eine Basis um mich mit dem Zocken weitere 10-12 Jahre über Wasser zu halten.

700 Dollar. 700 Dollar sollen die Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees allein an Tagesspesen erhalten haben. Auf der Homepage der FIFA werden auch die ganzen Veranstaltungen und Sitzungen der FIFA aufgelistet. Da gibt es für die Delegierten auf den Kongressen, in Sitzungen und jeweiligen Ausschüssen sicherlich immer schön was zu tun. Und in Jugendherbergen müssen die FIFA-Delegierten auch nicht abstiegen. Die machen es nicht in Stockbetten. So viel zu besprechen gibt es ja an sich auch nicht. Das Produkt Fußball hat sich in den letzten 100 Jahren nicht großartig gewandelt oder weiterentwickelt. Das Spiel dauert noch immer 90 Minuten und das Runde muss ins Eckige. Das der Fußball weltweit dermaßen durchstartet und die FIFA/UEFA auf einem Monopol sitzen wie einst der Rockefeller (Standard Oil das dann von außen von einer Behörde zerschlagen wurde) ist ein ziemlicher Glücksfall für die werten Herrschaften von der FIFA. Die haben einen Esel im Stall der halt Gold scheißt. Wo war ich. Ach ja.
Die Situation der FIFA ist ziemlich komfortabel. Es gibt ja keine Konkurrenz die eine Gegenfußball-WM veranstalten will, oder gar eine Wettbewerbsbehörde wie bei Microsoft und dem Webbrowser. Ab sich belebt nur Wettbewerb die Bude. Die von der FIFA können machen was sie wollen. Und so ist es auch. Der Mensch macht immer was ihm gerade so in den Sinn kommt, wenn niemand korrigierend eingreift. Deswegen hält sich auch der Bernie in der Formel 1 ewig. Damit die von der FIFA in ihren Sitzungen harte Arbeit simulieren, diskutieren sie halt 5-10 Jahre lang ob eine Torkamera eingeführt werden soll oder nicht. Macht sicherlich auch viel Spaß, sich an der absurden menschlichen Freiheit abzuarbeiten wenn die Verpflegung und die Unterkunft erstklassig ist und man in dem Gefühl lebt gute Arbeit geleistet zu haben.

Nehmen wir an, rein hypothetisch natürlich, der Seppi Blatter hätte mal an einem trüben Herbsttag beim Schizophrenisten angerufen und mir bei der FIFA einen schönen Delegierten-Posten angetragen, vielleicht mit 700 Dollar Tagesspesen und so. Ehrlich gesagt wäre ich nicht abgeneigt gewesen. Mit Sportwetten und Backgammon sein Geld zu verdienen ist harte Arbeit, weil es meistens einen gibt, der gescheiter ist als du. Und das lässt sich nicht immer sofort beweisen. Der Stolz, sie wissen ja wie das so ist mit dem Stolz und der Eitelkeit. Man tut ja immer so als ob man ein gänzlich uneintler Mensch sei. Geh einmal in weißen Socken und Sandalen vor die Haustür, dann lachen dich auf Minuten später auf YouTube 12 Millionen Klicker aus. An meiner Abneigung vor Kleiderschränken wäre meine Verpflichtung in den Kreis der Auserwählten sicherlich nicht gescheitert. Und im berüchtigen Exekutivkomitee hätte ich noch immer den aufrechten und unbestechlichen Don Quichote spielen können. Kann auch sein das ich unter der Hand dann und wann von meinen Überzeugungen gelassen hätte. Muss nicht immer Geld sein. Eine schöne Immobilie täte es auch. "I have a dream". Vielleicht wäre ich so meinen völlig lächerlichen Traum, von einem Haus mit Blick auf die offene See, einen großen Schritt näher gekommen. Ich wäre ja schon mir einer Wohnung mit Balkon und Meerblick zufrieden. 45-50m2 langen völlig. Warum auch nicht. So groß ist der volkswirtschaftliche Schaden auch wieder nicht, wenn die FIFA ihre Einnahmen nach einem ganz speziellen Schlüssel verteilt. Andere Formen der Korruption wie Aktienoptionen z.B. haben die ja nicht. Und ob jetzt 10 Fußballschulen weniger oder mehr aufgemacht werden, irgendwo am dreckigen Arsch der Welt, spielt auch keine Rolle. Talent ist sowieso rar gesät. Das setzt sich auch so durch. So wie es jetzt ist wird das natürlich nichts mit meinem Traum vom Haus am Meer. Nicht einmal mit einem Balkon in Wien wird es etwas.
Wenn der Sepp nicht doch noch anruft, bevor sein Lebenswerk und liebstes Hobby zerbröselt, werde ich auch weiterhin im Sommer bloßfüßig über den heißen Donauinsel-Asphalt staksen. Natürlich nur wenn das Wetter passt. Und das passt oft nicht. Ohne Korruption und Günstlingswirtschaft bin ich nur zu Donau im Klappstuhl in der Lage. Sogar das was ich jetzt habe, habe ich nur durch Protektion. Ich fahr ja nicht einmal an die wirklich schönen Plätze auf der Donauinsel, obschon ich weiß wo die sich aufhalten. Ich sitze gleich einmal um die Ecken. Ist auch schön wirklich. Der Mensch muss einfach seine Grenzen kennen. Nach dem Unmöglichen streben nicht mir mit. Ich fühle mich schon vom Möglichen überfordert.

Anhang: Die FIFA wirbt ja immer mit dem Slogan „NO TO RACISM“. Ist ein glatter Erfolg. Die Hände aufgehalten haben ja Männer aller Herren/Frauen Länder und Kontinente. Auch Asiaten. Ich wette ein entfernter Verwandter meiner Parterre-Chinesen ist auch darunter.

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Der Herr M. und ich
spielen gerade das Kartenspiel aus der Kindheit. Der war so frei und hat ein schönes Foto von sich eingestellt, mit Rennrad und in Radfahr-Uniform. Sehr stattliches Foto kommt gut. Der Herr M. hat auch Haare. Weniger Nieren zur Zeit aber Haare. So als Gesamtkunstwerk wirklich ansprechend. Ich habe leider keines von mir mit dem ich niveauvoll dagegen halten könnte. Nur eines. Deswegen klopf ich das rein. K..... dieser Sommer. Da war ich voll auf Tabs.

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