Sonntag, 11. Oktober 2015
Das Scheitern mal auf Später abgeschoben
Die werte Frau N. hat da ein kleines Problem mit der hauseigenen Glotze. Diese Glotze soll schon seit Monaten in einem ziemlich instabilen Zustand befinden und kaum Material aussenden, das einen ziemlich paralysiert oder erheitert zurücklässt. An sich eine unvorstellbare Tragödie, die aber zu meinem großen Erstaunen bei der Familie N. kaum Spuren hinterließ. Ich bin jetzt noch wie schockgefroren, wo doch der S. und ich unsere Unterkünfte in Kroatien, auch nach der Größe und Programmvielfalt der Glotzen auswählten. War gerade Tennis in Wimbledon und Motorrad WM. Must Haves sagt man das so?.

Heute wird ja schon die vergnügliche Freizeitgestaltung zu einem mentalen Spießrutenlauf. Seine Lebenszeit einfach ungenützt vor der Glotze verrieseln zu lassen, wird heute nicht mehr so gerne gesehen und eher als Makel begriffen. Vor der Glotze versauern ist nur noch etwas für ganz alte Menschen im preisgünstigsten Altersheim. Aber sogar die Alten dort werden andauernd angehalten das sie etwas sinnvolles tun sollten, wie spielen oder basteln. Spendiert den Alten doch einfach eine Weltreise auf der Queen Marie, Elisabet wie auch immer. Solange es Rolltreppen gibt werden die schon ihre Hetz haben. Mit Essen oder menschlichen Exkrementen herum schmeißen, dürfen die Alten auch nicht. Keinen Ahnung was alte Menschen so wollen/dürfen. Andauernd nur Fernsehen geht eher nicht. Auch das Ende des Lebens soll voller Sinn, Tatkraft und Lebendigkeit, in die Sinnlosigkeit des Todes übergeführt werden wie eine pompöse Leiche.
Vor der Glotze herum lungern darf heutzutage höchstens noch das bildungsferne Prekariat, das sich von den hohen Anforderungen der Wissensgesellschaft völlig zu recht tyrannisiert fühlt. Und natürlich der Schizophrenist. Der tut nichts lieber als das. Fernsehen ist meine Lebensgrundlage. Noch vor im Klappstuhl sitzen. Verbinde ich beides gekonnt fühle ich mich der Unbeflecktheit der Maria voller Gnade sehr nahe.

Die vom gelingen ihrer Biografien Besessenen/Überzeugten haben ihre Fernsehgewohnheiten etwas abgeändert und an die vielfältigen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters angepasst. Die schauen sich nicht mehr das vorgegeben Programm zu fixen Beginnzeiten an. Die sind da jetzt etwas individueller und moderner drauf. Stichwort Streaming, Clouding, Downloding, wos waß I. Die können auch einen 24 Stunden Serienmarathon in Angriff nehmen. Sobald das Wort Marathon fällt, verändern sich auch die Sehgewohnheiten automatisch und der Anspruch an das Glotzen wird ein anderer. Nur das ist jetzt nicht das Thema.

Obschon es im Blogeintrag der Frau N. zuvordererst (lustiges Wort oder) um den Ausfall ihres Internets ging, bezog ich mich auf einen anderen Blogeintrag übers Schwimmen, genaugenommen ums Kraulschwimmen, zwei Bahnen mit Billy-Idol-Fratze und so. Wie so oft den roten Faden verlierend, habe ich über meinen Fernsehanbieter lamentiert, der auch ohne Werbeunterbrechung sendet. Die tun immer so als ob sie erschreckend innovativ und fortschrittlich wären und man für die eingezahlte Kohle fürstlich mit ganz tollen Programm entlohnt wird, weil bei den werbefinanzierten Sendern, kaum bis keine halbwegs spannende Filme ausgestrahlt werden, die nicht entweder uralt sind oder ganz einfach zu verkonsumieren. Deswegen laufen sich auf den werbefinanzierten Sender, zumeist nur Blockbuster, wie Spiderman 16 oder Transformers 23, die Haxen wund. Derzeit haben die ach so Innovativen, einen ihrer vier Kanäle, für den James Bond Herbstzyklus okkupiert, die andauernd so tun als ob es da wesentlich mehr Kanäle gibt, nur weil sie einen Kanal in dreifacher Ausführung hingerotzt haben. Eine einzige Fopperei. 24 Stunden am Tag laufen auf dem okkupierten Kanal jetzt wie versprochen nur noch James Bond Filme. Wochenlang. Und ich habe der Frau N. mein Leid geklagt, das diese Verarsche kaum auszuhalten sei, weil diese alten James Bond Schinken kennt sogar des weniger fernsehsüchtige Publikum in und auswendig. Kommen sie jetzt nicht auf die Idee in den Kommentarblog zu schreiben, „Ich nicht. Ich sehe mir prinzipiell keine James Bond Filme an oder Fernsehen ist keine Tätigkeit“. So können sie bei den Bildungsbürgern oder beim Herrn D. argumentieren. Aber nicht beim Schizophrenisten. Meinungsvielfalt wird beim Schizophrenisten nicht gewünscht. Ich will nicht wissen wie klug und unabhängig sie sind. A bisserl blöde und abhängig bin ich selber.

Gestern verfehlte ich das Thema „in der Warteschleife mit der Frau N“, nur bedingt und verhehlte meine Vorfreude nicht, das ich spätestens ab 19 Uhr zum Kampffernsehen übergehe werde und mich für den Abend gut gerüstet fühlte, und mir um 20 15 Uhr im ORF oder der ARD, kommt drauf an wer mehr Asylsuchende bei sich aufnimmt, Florian Silbereisens 150 Jahre Schlager/das große Fest ansehen werde. A riesen Hetz weil da ist die Welt noch in Odnung. Nicht in Ordnung bin ich selber. Im Kommentarblog der Frau N. tat ich kund, die ist so freundlich und unterhält sich a bisserl mit dem Schizophrenisten, das sich ein Abend mit dem Florian, in der Regel spätestens ab 21 45 Uhr so anfühlt, als ob einem der Stein des Sisyphos über die Quanten rollt. Ich weiß die Analogie macht jetzt keinen Sinn, klingt aber irgendwie lustig.

Ich will ja nicht schon wieder davon abfangen. Aber wie es ausschaut bin ich auch an diesem Vorhaben grandios gescheitert. Schon gegen 20 40 Uhr wurde ich von einer eigenartigen Unruhe überwältigt, die nix mit Schizophrenie zu tun hatte und eher aus dem Bauch kam. Sogar die neue Fernbedienung rang merklich nach Luft und kämpfte mit den ersten Anzeichen eines nässelnden Ausschlags. Kurz und gut wie immer beim Schizophrenisten. Zu einem Programmwechsel vielleicht zu einem 20 15 Uhr Film war es dann doch schon etwas spät. Deswegen ahnen sie vielleicht was der Schizophrenist in seiner Not machte. Genau. Ich zappte auf den verblödeten James Bond Kanal. Es lief gerade Casino Royale. Und da hatte der James gerade die Solange, gespielt von Caterina Murino, in der Mangel. Ein selten schönes Weib, vertrauen sie mir. Ich war ganz hin und weg. Sehe ich schöne bis aufregende Frauen, eine geistreiche Alte ist ja auch aufregend, (klingt jetzt etwas semioptimal) beginne ich ungewollt innerlich zu lächeln. Funktioniert garantiert. Es muss nicht immer Titten und Arsch sein. Ein sehr schöner und versöhnlicher Ansatz finden sie nicht.
Anmerkung: Geistreichen Männer hauen ich in der Regel eine aufs Maul. Sie haben gar keine Ahung wie schnell die von ihrem Geist ablassen:-)

In der filmischen Kunst gibt es ja eine Regel ob ein Film „frauenfeindlich“ ist. Der sogenannte Bechtel-Test.
1) Es müssen mindestens zwei Frauen (mit Namen) darin vorkommen
2) Mindestens zwei Frauen müssen miteinander reden (keine Einzeiler!)
3) Es muss in diesem Gespräch (mindestens) ein anderes Thema geben als Männer.

Ich kann mich nicht an einen einzigen James Bond Film erinnern, in dem Frauen vorkamen, die 1. auf einem richtigen Namen wert legten, bis auf die "M" und die Miss Moneypenny vielleicht, und die 2. auch noch miteinander reden wollten, vielleicht auch noch über Onlinepetitionen oder Single-Apps für hochgebilderte. Nee das Wort sage ich heute nicht. Das wäre doch etwas zu viel verlangt von einem Samstag Abend oder!

Wien Wahl ist leider genau so gekommen wie ich es der Frau Maria vorhergesagt hatte. Das kommt davon wenn man nicht auf den Schizophrenisten hört. Weil ich nicht wusste wie man den Nachnamen der Frau Maria richtig schreibt, habe ich bei der Vorzugstimme nur Frau Maria hineingeschrieben. Die fleißigen Leute von der Wahl-Kommission wollte ich auch nicht fragen. So ein Spießer aus der Wahlk. machte auch noch einen Witz über meine Haare weil das Foto auf dem Reisepass schon ein paar Wochen im Dokument klebt. Und ich dann einer über sein Doppelkinn. Hatten wir alle schön was zu lachen.
Und jetzt sieht sich die Frau Maria gezwungen ihre Ankündigung vom Scheitern geistreich zu umschiffen und das Minus schön zureden wenn blablabla. A schöner Schass. (Scheiße)

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Schwester und Brüder demokratisch vereint.
Es ist wirklich ein erhebendes Gefühl, wenn die Menschen/Bürgerinnen und Bürger, an einem Wahltag für ein paar Stunden gleich sind und jede Stimme zählt.
Ich sah einen ganz alter Mann mit Stock, von Leben zusammen gestaucht, der mit seiner ganz alten Frau, auf dem Weg ins Wahllokal war. Es ging nur zäh voran, in kleinen wackeligen Trippelschritten, aber mit durchgedrücktem Rückgrad. Unbeirrbar, stolz und fest entschlossen. Und bis die Wahllokale schließen ist noch jede Menge Zeit.

In Weißrussland wurde auch gewählt. Der amtierende Präsident Lukaschenko peilt seine fünfte Wiederwahl an. Erinnert sehr an den noch amtierenden Wiener Bürgermeister. Der wurde ähnlich oft wiedergewählt. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Fragen sie die heurige Literatur-Nobelpreisträgerin.

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