Mittwoch, 19. Februar 2020
Big Entschuldigung
Ich halte es für dringend und angebracht, mich bei der Alleinerbin-Hure zu entschuldigen, die das angesparte und hart erarbeitete Vermögen vom englischen Gentleman einstreifen wird. Der Mann hat ein Lungenemphyseme. Meine Nerventante, die mich wegen einem Termin angerufen hat. Nee das stimmt so nicht. Sie rief wegen dem Daozym an, das derzeit nicht lieferbar ist wegen dem Coronavirus. Als Medizinerin sagt sie. Der Mann ist am Ende angekommen. Da gibt es kein zurück mehr ins pralle Leben. Das wird hinten hinaus ein scheiß Kampf um jeden verdammten Atemzug. Genaugenommen kämpft er jetzt schon um ein wenig Luft ringend. Auch einen sehr einsamen Kampf. Brutal. Heute zum 5-Uhr-Tee habe ich versucht ihn mit kleinen Anekdoten über den Wortmacher ein wenig aufzuheitern. Der mich auch an mein Ende gebracht hat. Allerdings nur an ein kleinstbürgerliches. Noch kann ich in der Bude ein wenig auf und ab gehen und so tun als ob. Was mich in Sachen Erkrankung zu einer ziemlich privilegierten Person macht, ohne Zweifel. Obschon Schizophrenie 1% und Histamin-Intoleranz 1% der Bevölkerung betroffen, im Verbund bzw. als Kombi schon auch irgendwie nervig ist. Andauernd hat man Ausschlag oder es rinnt die Nase oder ich überlebe den Tag nicht. Ist was schleichendes. Beim englischen Gentleman kam der Hammer. Bis gestern wusste ich nicht. Zwischen dem Hölderlin und mir gibt es einige Gemeinsamkeiten. Na nicht in der Qualität der Schreibe bzw. Gedanken. Der Hölderlin wollte in seiner Poesie auch hinaus in die Welt und kam in echt kaum von der Stelle. Sehe ich in der Glotze das Meer und höre ich es Rauschen, nicht wie die Toilettenspülung der Nachbarn, oder die externe Wasserleitung vom englischen Gentleman, der bestand ja auf einer eigenen Wasserleitung, ist was Herrschaftliches, klingt meine neuronale Verstörung etwas ab. Erklären kann ich diese Sehnsucht nicht nach einem Horizont in Farbe getunkt wie ein/e Maler/in den Pinsel. Dafür versende ich keine Schwanz-SMS, siehe Benjamin Griveaux vs. Pjotr Pawlenski. So eine Sehnsucht habe ich nicht. Diese Künstler aber auch. Ein undankbares Völkchen. "Die Mauern stehen sprachlos und kalt. Im Winde klirren die Fahnen". Hölderlin. In den sozialen Medien, in den Kornkammern der Kommentare, verdirbt die ausgestreute Saat. Eventuell. Wenn die Frau Dörrpflaume meine Schreibe neu vermisst, wie die Herren Sykes-Picot in ihrem Abkommen die arabischen Provinzen und das osmanische Reich. Der Hölderlin hatte es auch übelst mit der Psyche. Den rettete der Schreinermeister Zimmer vor dem Untergang mit einem Leben im Turm. Und mich der Goadfather mit der Wohnung. Streit mit den eigenen Gedanken hatte der Hölderlin auch unentwegt. Die Frage, ob Hölderlin mental tatsächlich nachhaltig zerrüttet war, oder sich nur hinter der Diagnose Wahnsinn versteckte, weil ihm Hofverrat drohte in echt, lädt naturgemäß zu Spekulationen ein. Bei mir ist die Sache eindeutiger und im Netz längst geklärt. Dem Kleinstbürgerlichen niemals gewachsen habe ich mich in die Krankheit geflüchtet. Ging Razz-Fazz. Die Neuroleptika nehme ich trotzdem. Ist ne Alibi-Handlung. Obschon meine Nerventante die These vertritt. Psychisch Gesunde würden 400 mg Seroquel nicht so gut vertragen. Wenngleich. Die Diagnose "Krank" wurde mir im Netz auch schon gestellt. Von einem Facharzt für Alles, der sich in echt ans Nichts seines Leidens klammert. Und von Frauen sollte ich mich bei meiner Diagnose auch fern halten. Wie man sieht bin ich weiterhin der Spielball anderer Interessen. Darauf Hölderlin: "Ich bin nichts mehr". Mein Mut. Ein Klappstuhl durchgesessen. Am Ende der Welt in sich versteckt, wo die Donauinsel sich verliert. Der Philosoph Rüdiger Safranski hat ein Buch über Hölderlin geschrieben. Der Hölderlin soll ein Leben lang davor auf der Flucht gewesen sein, in ein Vikariat gesteckt zu werden. Ist auch was Kleinstbürgerliches, wie in meinem Fall die Tatsache nix zu können, mit dem ich vor ein kleinstbürgerliches Schöffengericht der dortigen Moral treten könnte, um mildernde Umstände gelten zu machen. Der Philosoph Safranski in der Kulturzeit zu Hölderlin und sein Leben im Turm: "Sechsunddreißig Jahre kann man nicht simulieren". Ich bin aktuell im 25zigsten Jahr. Hölderlin war in sich zurückgezogen und ein Stück weit auch verschwunden und Abseits der Poesie in einigen Bereichen reduziert. Na bitte. Über sehr ähnliche Erfahrungen schreibe ich auch, wenn ich meine kleinstbürgerliche Fassade beschreibe, hinter der ich mich versteckt halte, auch ein Stück weit verschwunden, erstarrt oder verhärtet und somit reduziert. Schwer zu sagen wie genau. Der Turm, wie auch die Bronx, sind besser als Klapse. Hier kann ich wie gesagt noch auf und ab gehen und so tun als ob. Der englische Gentleman kann nur noch sitzen. Gehen gibt seine Gesundheit nicht mehrt her. Aufs Klo ist anstrengender als für einen afrikanischen Spitzenläufer in Nike-Schuhen ein ganzer Marathon. Mir war die Ausweglosigkeit seiner Notlage nicht völlig bewusst. Deswegen möchte ich mich auch für die Zuschreibung "Arschloch" entschuldigen. Das war sehr unfein von mir. Allerdings an der Tatsache das er Faschist, Rassist, Antisemit ist, einer der andauernd "fuck the Moslems brüllte", als er noch brüllen konnte hat sich nix geändert. Dabei könnten sich die Hiesigen schon mal die Frage stellen, was es mit den muslimischen Vereinswesen hier so auf sich hat. Aber auch das änderts nix an einer weiteren Tatsache. Ich helfe so gut es geht und so gut er meine Hilfe halt annimmt. Sogar wenn er sich brutalst lonely fühlt braucht er nur anzurufen. Sekunden später stehe ich auf der Matte und heitere ihn damit auf wie sick ich vom Leben inzwischen bin. Ist ne scheiße Farce on a godforsaken planet. Die slowakische-stämmige Ex-Hure arbeitet hier in Austria derzeit in einer Küche, wo sie Gemüse schneidet und solche bedeutenden Sachen macht. Wenigsten ist sie inzwischen im System, wie der englische Gentleman anmerkte. Hinten hinaus mit einer Mini-Pension. So gesehen geht es völlig in Ordnung dass sie alle monetären Lorbeeren einstreicht. Ich stimme dieser Entscheidung vollumfänglich zu. Mein Erbanspruch auf ein Paar neue Hausschlapfen ist deswegen hinfällig.

Ende.

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Sie sind ein guter Mensch.

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Na ja. Hier ist ja trotzdem irgendwie auch Hanau
Nicht vollumfänglich. Wenngleich ich das Drama des englischen Gentlemans hier nicht weiter ausbreiten werde. Das langt jetzt. Der Mann hat seine Schuldigkeit getan. Ich mache ja die Erfahrung. Seit ich beschlossen habe hier niemanden abzuzocken, egal wie groß die Verlockung auch sein mag und die gegebenen Möglichkeiten, lebt es sich wesentlich leichter. Mit leichten Gewissen zu reisen kann ich jeden empfehlen. Der ganze kleinstbürgerliche Groll bringt einen nicht weiter. Da geht man im eigenen Sumpf unter. Besser darüber hinaus.

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