Dienstag, 26. Mai 2020
Der Kern des Wesentlichen. Auch in den Tagen von Covid-19
Mich treibt aktuell eine wichtige Frage um die ich für sehr bedeutend halte. Warum sind in einem Mundwasser zum Rrrrrg, fürs im Mund hin und her Schupfen der Spülung ohne im Hals, Hals ist Rrrrrg, müsste ich beim Ernst Jandl klauen, eventuell Schsch, 18 verschiedene Inhaltstoffe, mit extremst seltamen Namen, wenn man das Zeug sowieso wieder ausspuckt.

Ansonsten gibt es nichts Neues zu berichten. Na ja. Sonntag hatte ich bei meiner Nerventante tatsächlich die letzte Stunde in echt. Die macht nur noch ein wenig online. Danach möchte sie mal eine Zeitlang nur so dasitzen und nix machen. Immerhin machte sie diesen Job sehr viele Jahre. Über die Zeit gesehen mental ziemlich anstrengend. Sagt meine Nerventante. 14 Jahre haben wir zusammen bzw. gemeinsam nach meinem "Ich" geforscht und unter welchen Bedingungen es sich konstituiert hat. Natürlich haben wir nicht andauernd meine Kindheit durchdekliniert. Wir sind ja nicht bekloppt. Die ist auch sehr einfach zu analysieren. Gab ja kaum Ambivalenz. Sehr viel Ambivalenz in Beziehungen ist schwieriger zu analysieren. Was es gab waren grobe Leberwurstbrote, eine Mutter die mich früh in sich ausgelöschte und natürlich der Goadfather. Der ist nix für hypersensible Gemüter. Aber doch mein Vater, der mir drei Fernbedienungen ermöglicht. Trotzdem hatten wir einen Moment, noch dazu in der letzten Stunde, in dem sehr viel meiner Kindheitsprägung steckte. Meine Nerventante warf kurz einen Blick auf die Uhr, die neben dem Stuhl auf einem, na wie sagt man schon stand. Ich deute ihren Blick im ersten, mehr unbewussten Reflex, so dass es Zeit war für mich aufzustehen und zu gehen. Das war aber nicht der Fall. Dieser erste Reflex, das ich zu gehen hatte war Kindheit. Dabei hatte ich noch 10 Minuten und ein paar Zerquetschte. Hinten hinaus, in unserer gemeinsamen Zeit, machten wir nur einmal im Monat. Ist auch eine Geldfrage. Na ja. Einmal im Monat passte schon. Zwar bin ich eine ausgewiesene Plaudertasche. Allerdings zeitlich limitiert. Mein Sprechen wollen reißt irgendwann abrupt ab und dann rede ich wochenlang nix mehr. Schreiben ist was anderes. Das ist eine sehr alleinige Tätigkeit. Egal was ich zum Thema mache, dass ich in der Regel nicht habe. Aktuell habe ich aber ein Thema. Deswegen wirds übersichtlich so von der Länge her. 14 Jahre mit meiner NT. Die sind schnell mal auserzählt. Den Preis fürs Therapeutische hatte meine Nerventante an meinen sozialen Status angepasst. Allein dass sie mich weiter betreute, obschon die Krankenkasse längst ausgestiegen war ist schn sehr viel Ehr. Eigentlich kam ich recht zufällig zu ihr. Zuvor hatte ich andere Therapeut*innen abgeklappert. Stimmen. Nee mit Stimmen machen ich nix. Bekam ich aus Therapeut*innen Mund zur Antwort. Und überhaupt. Eine T-Tante sah von einer Behandlung ab, wegen angeblicher Sprachdefizite und zu viel Milieu. Hatte was von einer Lungentransplantation bei einer Person die Ü-85zig ist. Trotzdem. Ich sag nur Hölderlin: "Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch". Übers Geld witzelten wir sowieso gerne. Vor allem ich. Frau Nerventante, sagte ich mal zu ihr. Bei ihnen darf ich für die Summe XY viermal kommen. Über einen Schizophrenie-Abschlag scherzten wir auch. In dieser Sache hilft eine Gesprächstherapie nicht. Mir zumindest nicht. Macht aber nix. Die Suche nach meinem "Ich" hat mir trotzdem weitergeholfen. Allein schon die Tatsache dass sie mich weiterbetreute spricht dafür dass ich charakterlich nicht völlig misslungen bin. Zu einem großen Abschied mit einer rührseligen Szene kam es nicht. Schon auch wegen Covid-19 und Sars-CoV-2-Areosloe. Sie trug eine Atemschutzmaske und ich ebenso. Die Hände, so zum Abschied gereicht, blieben auch außer vor. Stattdessen machten wir gemeinsam Hände desinfizieren. Dass ich mich in aller Form bei ihr bedankte und auch ein wenig persönlicher, also in die Tiefe gehend, versteht sich von selbst. Ganz reißt der Kontakt trotzdem nicht ab. Ich habe ihre Telefonnummer und ihre Email-Adresse. Über meine NT beziehe ich auch das DAOZym® zum Vorteilspreis. Das kann ich weiterhin holen. Trotzdem war Abschied und a bissl Wehmut. Vielleicht auf diesem Wege noch einmal. Frau Nerventante. Bei ihnen wurde mir sehr geholfen.

Ende

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