Sonntag, 21. Juli 2019
Wien. Versuch einer profunden Gegendarstellung.
Eigentlich in Bildern gedacht mit wenig Text. Aber mir sind wieder mal einige Worte ausgekommen, wie so manchen Erziehungsberechtigten früher die Hand. Liegt wohl auch an den Umständen. Als ich noch mit der ausgerutschten Hand zu tun bekam als Kind, musste ein Lokalpolitiker in Österreich noch nicht zurücktreten, weil der s/einem Stiefkind eine schmierte. Im Gegenteil. So einer wurde gewählt. Immerhin war er konsequent und zeigte Haltung. Damals fand sich sowieso immer ein Grund warum die Watschen gerechtfertigt war oder warum man mit einer weiteren Watschen drohte. Oft blieb es nur bei der gefährlichen Drohung. Immerhin liebten Eltern ihre Kinder. In meiner Zeit als Kind gab es noch eine gesunde Strenge in der Erziehung, so wie es heute eine gesunde Ernährung gibt. Die Faustwatschen war dann so eine Art Superfood unter den Watschen. Nur a Schmäh. So übel war es gar nicht. Ehrlich. Die paar mal die ich verprügelt wurde sind heute nicht mehr der Rede wert. Ich hätte viel lieber noch einige Watschen kassiert statt den Keller gemacht. Worte können auch ganz schon hinlangen. Und wer kann schon genau sagen, wie er sich ganz ohne Watschen und Strenge entwickelt hätte. Gott sei Dank gibt es noch kein auf Algorithmen basierendes Computerprogramm das auszurechnen weiß, gegen eine kleine Aufwandsentschädigung aus persönlichen Daten, welche Möglichkeiten man gehabt hätte im Leben, wenn die Erziehung eine andere gewesen wäre. Diese Algorithmen rechnen dann hoch, was die Gene so zugelassen hätten, bei einem ziemlich optimalen sozialen Umfeld und mit einer Erziehung nach neuestem Wissenstand. Unter Strich kommt dann bei mir wieder Gratis-Blogger heraus oder beim Mann in Ybbs, der dort sicher von der Gesellschaft verwahrt wird, 26 verschiedene Tabs. Nur a Schmäh. Hier der Beginn des Textlichen. Ybbs und der EG müssen sich noch etwas in Geduld üben.

Die Sachlage ist aktuell eventuell so. Ein Mann, noch vor den mittleren Jahren stehend und meine Bescheidenheit als reale Person, wir waren gerade dabei uns beim Lidl, genau beim Obst und Gemüse, über Wassermelonen gebeugt a bissl wichtig zu machen. So wie ich die Lage einschätzte war sich der Mann noch nicht ganz im Bilde, was da noch alles an gedanklichen Unbill auf ihn zurasen wird hinten hinaus, wenn der innere Mensch in den Mittleren plötzlich beginnt Bilanz zu ziehen, ohne dem jemals das Wort erteilt zu haben, mit einer Geschwindigkeit, wie ein hochintelligenter Fahrassistent auf ein Kasino, obschon der eigentlich zum Discounter eilen sollte, schön 25 kg Wassermelonen abzuholen, das Kilo um 45 Cent, die man mittels Gedanken-App bestellt hatte, weil der selbstlernende Algorithmus in ihrem Auto, die Karten beim Black Jack flinker zählt, als der Rain Man im gleichnamigen Film. Durchaus denkbar dass der Mann auch mal eine positive Lebenszwischenbilanz ziehen wird, wenn er sich fragt ob er sein Leben für gelungen hält. Mein Vorschlag in dieser Frage. Gehen sie gnädig mit sich um und lassen sie sich nicht zu sehr von ihrem sozialen Umfeld beeindrucken, wenn die sich auf ein anderes Level hin optimieren. Was ich mache, wenn ich unabsichtlich an diesen ominösen Punkt gerate, wie ein Fahrzeuglenker in die Bronx, nach dem Aussteigen in die Wohnung über mir zum EG, der ursprünglich zum Nachmarkt wollte, um dort die schmalen Zwischengängen between der Buden zu fotografieren, die beweisen sollen dass Melbourne die lebenswerteste Stadt der Welt ist und nicht Wien, dazu aber nicht kommt, weil sein Navi einen dezenten Damenspitz hat. Gerne summe ich in solchen Momenten der Bilanzziehung ein Lied. Das tendiert dann in Richtung: „Junge warum hast du nix gelernt, guck dir den Dieter an, der hat “. Der EG hat auch. Aktuell konzentriert am Text über Ybbs und dem EG weiterschreiben gelingt mir irgendwie nicht. Schon bei der Gerechtigkeit für den Goadfather komme ich ins Straucheln. Nicht weil die Wahrheit zu schwer wiegt. Die halte ich schon aus. Nur ist aktuell Sommer. Melonenzeit ist auch. Und die Marillen sind auch reif zum Ernten. Manchmal lebt es sich unbeschwert leichter. Deshalb stand die Lebensabschnittspartnerin des Mannes mit dem Einkaufswagen etwas hinter uns. Die Discounter machten auch noch am Samstag hinten hinaus zur Sperrstunde hin 45 Cent für das Kilo Wassermelone. Noch dazu kernarm. Die werden schon ihre Gründe haben. Meine Melonenbesessenheit hatte sich inzwischen dahingehend abgeschwächt, dass ich nach dem Melonengeklopfe in Anwesenheit des Mannes bewusst nur noch eine Babymelone kaufte. Bei wohlschmeckenden Lebensmitteln, die ich wunderbar vertrage wie z.B. Wassermelonen, überfällt mich manchmal der Größenwahn. Das 3,5 bis 4,0 Kilo Ding vom Donnerstag habe ich inzwischen restlos verputzt. Na nicht mit der Rinde. War Schwerstarbeit. Überhaupt ist der Konsum kein leichtes hier. Es gibt einfach zu viel. Konzentriert man sich voll auf eine Sache, sind auch schon die Kirschen um den halben Preis zu haben Samstags beim Discounter. Eventuell geht es besseren Leuten ähnlich, wenn Gescheiterte unter den besseren Leuten, ihre Nobelwohnungen auf den Markt schmeißen oder einen Ferrari verkaufen müssen. Alte Fahrräder, die sich wieder herrichten lassen, sollen auch eine Verlockung sein. Der Mann fragte mich interessiert, ob das Klopfen an der Melone was bringt. Ich ziemlich heiterer Stimmung antwortete: Bis jetzt eigentlich noch nicht. Mir hat noch keiner die Tür aufgemacht. Daraufhin guckte der Mann a bissl irritiert. Bei mir besteht ja immer wieder die Gefahr, vor allem wenn ich heiterer Stimmung bin und der Schmäh läuft, der muss ja ganz von selbst laufen, sonst sollte man sich in dieser Disziplin lieber nicht versuchen, was eventuell auch daran lag dass ich mein Probiotikum wieder tagtäglich nehme, wirkt besser als jedes Antidepressiva, dass mich die besseren Leute für einfältiger halten, als ich in der Realität tatsächlich bin. Zumindest analog. Digital habe ich in dieser Frage eine Klimabilanz wie Polen zu Beginn der Siebziger. Der Kassierer tat dies auf alle Fälle. Als er mich fragte, ob ich den Kassenbon haben möchte, antwortete ich: Warum nicht. Falls mich die Polizei aufhält bin ich auf der sicheren Seite. Der Melonenmann fragte mich dann worauf es beim Klopfen ankommt. Klingt die Melone hohl, wie eine der übleren Politikerphrasen, was weiß ich, jetzt ist zuerst der Wähler am Zug, oder an Spekulation um Ämter und Posten beteilige ich mich nicht, soll die Melone in Top-Form sein und so süß wie Marillen erst sind, wenn man die weiter verarbeitet. In Wahrheit holte ich nicht so weit aus. Ich machte nur hohl wie gewisse Politikerphrasen. Brutal ist die Phrase „Das Ohr ganz nah am Bürger haben“ bzw. „Wir müssen die Sorgen und Nöte der Menschen im Land ernst nehmen“. Desaströs wird es bei "wieder ernst nehmen". Und das kann man bei Melonen ertasten, fragte der Mann noch einmal bei mir nach, wohl noch nicht restlos überzeugt von meiner Performance. Na ja die Profis schon, antwortete ich. Landsleute mit natürlichem Melonenhintergrund sind da extremst gut. Die erkennen den Reifegrad einer Melone sofort. Die blinzeln die Melone an und schon wissen sie Bescheid. Was mein Wissen von Melonen betrifft, sagte ich zum Mann, bin ich leider tief in den Neunziger stecken geblieben. Ich muss da schon gehörig herum fummeln. Da ich mir bewusst was dass es sich hier um bessere Leute handelte, sowas erkennt man schnell einmal, natürlich nicht ohne entsprechender Zusatzinformation 4.2. Der Schmäh. Brutal old school. So einen Melonen-Schmäh kannst du heute nicht mehr bringen. Nicht mal am Samstagnachmittag beim Lidl, erklärte ich mich vor dem Mann. Der nickte beipflichtend und die Frau mit dem Einkaufswagen war auch sichtlich erleichtert wegen meiner Zusatzinformation 4.2. Diese Erleichterung konnte man den beiden richtiggehend ansehen. Was ich ausgesprochen amüsant fand. Wenngleich Melonen und deren Reifegrad jetzt genauso wenig Thema sind, wie das Missgeschick einer ziemlichen junge Frau auf der Insel, fast noch ein Teenager, aber doch schon in einem Alter, dass sie den alten Nabokov eventuell zu seinem weltberühmten Weltbeststeller inspiriert hätte. Was weiß man.
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