Montag, 24. August 2015
Eine ganz wundervolle Geschichte die so nur das Leben schreibt.
Einmal versuch ich`s noch die Welt von dieser Person zu überzeugen.

Nicht das sie annehmen der Schizophrenist schreibt bewusst keine schönen Geschichten auf und nieder, weil er von seinem Wahn, dass des Leben ein einziger Betrug ist, nicht ablassen kann wie ein Überzeugungstäter von seiner Histaminintoleranz. Ganz im Gegenteil. Ich bin es nicht der einen Fisch von hinter her auffrisst, während der vorne hilflos mit den Kiemen schlägt. Diese Geschichte, aus dem Leben gegriffen, wie eine Packung Fischstäbchen aus der Kühlvitrine, muss ich unbedingt aufschreiben, weil ich sie der ganzen Welt erzählen möchte, bevor sie vergriffen ist. Als ich noch zu klein war, um in den Sommerferien auf Goadfathers Tanke zu arbeiten, schickten mich meine Eltern (Goadfather und die UM2) auf einen Bauernhof. Sommerfrische nannte man das früher. Im Grunde haben sie mich abgeschoben, weil sie noch keine konkrete Verwendung für mich hatten. War nicht nur Vorsatz, sondern auch der vielen Arbeit geschuldet. Es war Hochsaison. Das ich dorthin befohlen wurde, war natürlich der weißen Voraussicht und der Güte meiner heißgeliebten UM2 geschuldet. Ein Einspruchsrecht für Kinder wie ich es darzustellen hatte gab es damals noch nicht. Das Kindeswohl war eine ungefähre Größe. Warum ich dorthin kam. Weil das Verwandte von der UM2 waren. Nicht direkt Verwandte. Die Frau, an die ich ausgehändigt wurde wie eine Falschbestellung, natürlich gegen Entgelt, war ein einstiges Pflegekind der Familie der UM2. Egal. Wenn ich meine Erinnerung nicht trügt, groß war der Hof nicht. Ein paar Schweine, Hühner, und ein kleines Feld zum Bestellen. Heute bestellt man ja nur noch beim Chinesen. Ich will mich kurz fassen. Diese Frau, der ich überlassen wurde, hatte sieben eigene Kinder. Kann sein das ich eines unterschlage und es Acht waren. Eher Acht als Sieben. Irgendwo gab`s da noch ein Baby. Dann hatte sie noch ein (männliches) Zwillingspärchen in Obhut und mich. Macht dann auf einen Schlag zehn bis elf Kinder. Zwei der Kinder waren damals schon berufstätig. Trotzdem schliefen die noch im Haus. Über den Mann dieser Frau kann ich nicht viel sagen. Der war Maurer und nahm uns nicht wahr. Wenn der am Abend, nach getanem Werk nach Hause kam, sollten wir unbedingt leise sein. Unbedingt. Und das waren wir dann in der Regel auch. Ich glaube aus Furcht/Angst. Old school Patriarch halt. Kein wirklich freundlicher Mensch. Weder den Kindern noch seiner Frau gegenüber. Schon gar nicht seiner Frau gegenüber. Die hatte Angst, große Angst sogar. Vielleicht erinnere ich mich jetzt auch falsch. Damals gab es ja noch ein Oben und Unten zwischen den Geschechterrollen. Nach heutigen Maßstäben hat diese Frau unter diesem Mann gelitten. Das wage ich zu behaupten. Wie sehr kann ich nicht sagen. Aber ihre Angst, oder Unbehagen, war greifbar. An einen Moment kann ich mich heute noch erinnern, als ob es sich gestern zugetragen hat. Kurz nach meiner Ankunft sagte diese Frau zu mir:, „Nicht mit meinen Kindern. Hast du das verstanden. Nicht mit meinen Kindern“. Was ich genau ausgefressen hatte, weiß nicht mehr so genau. Vielleicht hatte die Frau einfach nur einen siebenten Sinn dafür das ich nicht besonders wohlgeraten war. Nicht das sie mich jetzt für bösartig halten. Vielleicht spürte diese Frau einfach dass ich ein wenig verwahrlost war oder unglücklich, wahrscheinlich beides. Ich weiß nur noch dass ich diese Frau sofort verstand. Diese einfache Bauernfrau mit dem Kopftuch, der dreckigen Schürze um den Bauch und den sagenhaften Schwielen an den Händen, nahm ich sofort ernst. Instinktiv verstand ich, mit dieser Frau ist erstens nichts zu spaßen und zweitens hatte sie recht. Ich hoffe das ich mir jetzt nicht selbstlos in die eigene Tasche heuchle, aber nach dem das einmal geklärt war, ging`s aufwärts mit mir. Meine Eingewöhnungsphase in einen großen Familienverbund klappte dann ohne größere Probleme. Warum? Weil alle furchtbar nett zu mir waren. Ich musste auch am Hof mithelfen, Unkraut jäten, Kartoffeln ernten, Milch holen gehen usw. Hat aber Spaß gemacht, weil alle zupackten, ohne Ausnahme. Kurz gesagt fühlte ich mich willkommen und angenommen. Was vor allem an dieser, kleinen Frau lag, eine Seele von Mensch, mit Herzensgüte und Wärme geschlagen, obschon sie Schwerstarbeit verrichtete. Nach heutigen Maßstäben leistete sie unmenschliches. Manchmal schlief sie schon gegen 20 Uhr vor dem Fernseher auf einem Stuhl ein. Und trotzdem hatte sie die Gabe dich wahrzunehmen, in all deiner kindlichen Bedürftigkeit. In den großen Ferien durften wir am Abend fernsehen solange wir wollten. Ein ganz unglaubliches Abendteuer damals in den Siebzigern. Mir ging es dort auf dem Hof, zwischen all den Menschen, wirklich gut und das hatte ich natürlich einzig und allein dieser Frau zu verdanken. Sie sorgte für die entsprechende Atmosphäre. War sicherlich die schönste und unbeschwerteste Zeit meiner Karriere. Zwei Sommer habe ich in der sicheren Obhut dieser Frau und ihrer ganz toll geratenen Kinder verbracht. Am Wochenende war ja der Goadfather zu Besuch. Und der erzählte dass diese Frau heute, gut 35 Jahre später, natürlich eine hochbetagte Person ist, die eigentlich in ein Heim gehört. Nur diese Frau möchte in kein Heim. Die ist mit dem Haus und ihren Erinnerungen tief verwurzelt. Deswegen schläft jede Nacht immer eines der Kinder, die allesamt eigene Familien haben, bei ihr. Und immer bedeutet auch immer. Jede Nacht kommt eines der Kinder. Seit Jahren. Ich weiß das klingt jetzt etwas pathetisch und vielleicht unangebracht. Auch ich würde vor dem betagten Leben dieser Frau dankend wache halten. Es wäre mir eine Herzensangelegenheit.

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