Donnerstag, 6. August 2015
Das Leibchen-T-Shirt Drama
Das Telefonat ist natürlich eine blitzsaubere Erfindung vom Schizophrenisten. Diese Erfindung ist so sauber als hätte man diese mit 90 Grad gewaschen. Etwaige Ähnlichkeiten mit realen Personen, die auch noch leben, Sonntags in die Kirche gehen, oder vor haben die unlängst getätigte Geschlechtsoperation kurz rückgängig zu machen um ein Kind zu gebären, können naturgemäß nur reiner Zufall und nicht beabsichtigt sein.

Der Anrufer, könnte natürlich auch eine Anruferin sein, auch wenn das geübte Leser_Innen meines Blogs für sehr unwahrscheinlich halten.

Anrufer A: Hallo hast du mein Leibchen.

Der Schizophrenist: Natürlich hab ich dein Leibchen. Ich lasse dein Leibchen doch nicht unbeaufsichtigt in K…… zurück. Ich habe dein Leibchen sogar gewaschen, schön mit 90 Grad dass der Angstschweiß rausgeht und zusammen gefaltet habe ich es auch wie ein Briefpapier. (Das mit dem Zusammenfalten war ein Scherz)

Anrufer A. völlig aufgelöst und um Worte ringend: Was hast du. Du hast mein T-Shirt mit 90 Grad gewaschen. Du kannst doch mein Leibchen nicht mit 90 Grad waschen, spinnst du. Niemand wäscht Leibchen mit 90 Grad. So etwas macht man doch nicht. Wie kommst du nur auf die Idee mein Leibchen zu waschen und noch dazu mit 90 Grad. Ich kann mich nicht erinnern dich darum gebeten zu haben.

Der Schizophrenist: Was ist mit dir. Ich habe meine Leibchen auch mit 90 Grad gewaschen. Die haben mächtig gestunken vom Schweiß und der Sonnencreme und so. Diesen Dreck kriegt man doch sonst nicht heraus. Das muss man ran mit den Graden sonst wird das nichts.

Zustand Anrufer A. weiterhin äußerst prekär: Ja aber das macht man doch nicht. Und schon gar nicht mit meinem Leibchen. Das ist ein ganz besonders Leibchen, das habe ich von meinem Bruder bekommen. Ich verstehe nicht warum du mein Leibchen gewaschen hast. Mit 90 Grad wäscht doch niemand ein T-Shirt. Niemand macht so etwas.

Der Schizophrenist: Wenn dieses Leibchen etwas so ganz Besonderes ist frage ich mich natürlich warum du es vergessen hast.

Anrufer A. mit den Nerven völlig durch: Ich habe extra der Agentur ein Mail geschrieben ob die mir das T-Shirt per Post zu schicken können. Und dem K. habe ich auch eine SMS geschrieben ob er das Leibchen hat. Doch der K. hat nur geantwortet, ich glaube schon. Was soll das ich glaube schon. Er wird doch wissen ob er das Leibchen hat oder nicht.

Der Schizophrenist: Ich war so frei dein Leibchen einfach einzupacken und mitzunehmen, weil ich mir dachte dass das dir gehört. Warum hast du dem K. in einer SMS nicht geschrieben welch hohen Stellenwert dieses Leibchen für dich hat. Ich wusste von nichts. Ich habe nur dein Leibchen auf der Wäscheleine hängen gesehen und mir gedacht dass ich es mitnehmen sollte.

Anrufer A. noch eine Spur verzweifelter: Danke. Nur wäscht doch niemand ein Leibchen mit 90 Grad. Wie kann man den nur auf so eine blöde Idee kommen. So etwas macht doch niemand. Niemand macht so etwas. Das war ein 50 Euro Leibchen. Noch dazu vom Bruder.

Der Schizophrenist: Doch ich mache das. Ich habe zu meinen Leibchen kein besonders emotionales Verhältnis und teuer sind die auch nicht. Die kostet 5,99 Euro. Und die haben übelst gerochen. Und ohne großartig zu überlegen, dachte ich deins gehört sicherlich auch gewaschen. Gerochen habe ich daran nicht. So etwas mache ich nicht. Außer du wärst eine von diesen ganz besonderen Frauen.

Anrufer A. den Tränen nah: Aber das war doch sauber. Das muss man doch wissen. Das kann man doch sehen. Das hättest du doch sehen müssen. Ich habe das Leibchen extra mit der Hand gewaschen. Das musst du doch wissen, dass ich dieses Leibchen extra mit der Hand gewaschen habe. Ich wasche das immer mit der Hand.

Der Schizophrenist: Na so weit geht mein Interesse was dich betrifft aber auch wieder nicht. Warum hast nicht den K. angerufen und uns in einer SMS mitgeteilt wie wichtig dir dieses Teil ist. Für mich sieht das Leibchen einfach nur wie ein stinknormales Leibchen aus. Woher soll ich wissen das des von deinem Bruder stammt und Ähnlichkeiten mit den Turiner Grabtuch hat. Warum rufst nicht einfach an und teilst mir oder dem K. mit wie wir mit diesem Heiligtum umzugehen haben.

Anrufer A. knapp vorm Zerfall: Die Roaming-Gebühren sind zu hoch. Und der K. der hat einfach nicht entsprechend geantwortet. Der hat nur geschrieben, ich glaube schon.

Der Schizophrenist: Ich habe von nichts gewusst und mir einfach nur gedacht das ich dein Leibchen mitnehmen sollte. Woher soll ich wissen dass dieses T-Shirt eine ganz spezielle Geschichte und Bedeutung für dich hat. Kleinstbürgerlich verwüstet wie ich nun einmal bin dachte ich mir ich sollte das Leibchen gewaschen zurückgeben. Ich dachte das hängt auch auf der Leine weil es völlig verschwitzt ist.

Anrufer A: Nein es war sauber. Das muss man doch sehen. Das sieht man doch sofort. Das hättest du doch sehen müssen. Niemand wäscht T-Shirts mit 90 Grad. Das ist doch ein ausgemachter Schwachsinn. So etwas macht doch niemand. Wie konntest du nur mein T-Shirt waschen. Das du es überhaupt wäscht ist doch eine Frechheit. Das muss man mit der Hand waschen. Das steht doch auf der Etikette. Warum hast du nicht nachgesehen wie man dieses T-Shirt zu waschen hat.

Der Schizophrenist: Weil mir das in der Regel egal ist. Normal wasche ich T-Shirts auch nicht mit 90 Grad sondern mit 40. Aber die haben nun einmal ziemlich übel gerochen. Da muss man ran.

Anrufer A auf 180: Mit deinen T-Shirts kannst du doch machen was du willst aber nicht mit meinem. Das habe ich von meinem Bruder.

Der Schizophrenist: Woher sollte ich das wissen. Mit mir hat niemand gesprochen. Du hättest doch nur kurz anrufen oder eine SMS schreiben müssen und ich wäre deinem Wunsch wie man mit diesen T-Shirt umzugehen hat natürlich nachgekommen. Nur jetzt ist es zu spät. Ich habe dein T-Shirt ja schon gewaschen. Wie es aussieht mit 90 Grad.

Zwanzig Minuten später im Telefongespräch.

Anrufer A noch immer tief betroffen und kaum zu beruhigen: Ein T-Shirt wäscht doch niemand mit 90 Grad. So etwas macht doch niemand. Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen ein T-Shirt mit 90 Grad zu waschen.

Der Schizophrenist: Was soll ich jetzt machen. Vielleicht nach Canossa pilgern oder es noch einmal mit der Hand waschen. Ich habe ja nicht ein T-Shirt mit 90 Grad gewaschen sondern eine ganze Waschmaschine voll. Du vergisst erstens dein T-Shirt und bist zweitens bist nicht in der Lage uns mitzuteilen wie wertvoll dieses T-Shirt ist. Ich werde jetzt sicherlich nicht vor dir zu Kreuze kriegen und mich entschuldigen. Bad Luck nennt man das. Gibt Schlimmeres.

Anrufer A: Ja aber der K. hat nur zurück geschrieben, ich glaube schon, ich glaube schon und auf die Anrufe hat er nicht mehr geantwortet.

Der Schizophrenist: Hätte ich dir nicht gesagt, dass ich das Leibchen mit 90 Grad gewaschen hätte, wäre doch alles Bestens. Was willst jetzt tun. Die Freundschaft aufkündigen weil ich ein T-Shirt mit 90 Grad gewaschen habe.

10 Minuten später.

Anrufer A: Das T-Shirt ist jetzt sicher völlig kaputt. Das kann ich sicherlich nie mehr tragen. Dabei ist das ein Geschenk von meinem Bruder, von meinem Bruder verstehst du.

Der Schizophrenist: Nee verstehe ich nur bedingt. Mir schenken meine Geschwister nie etwas. Und so kaputt sieht es gar nicht aus. Und falls es wirklich kaputt ist kann ich dir 25 Euro als Schadenersatz anbieten.

Anrufer A: Du weißt doch dass ich das Geld nicht annehmen kann, das weißt du doch. Wo ist das T-Shirt jetzt.

Der Schizophrenist: Es liegt über einem Sessel.
Anrufer A: Wie es liegt über einem Sessel.

Der Schizophrenist: Ja über einem Sessel liegt es.
Anrufer A: Dann zieh es bitte einmal an.

Der Schizophrenist legt das Telefon weg und probiert es.

Der Schizophrenist: Passt eigentlich ganz gut. Sieht nicht besonders eingegangen aus. Ich habe doch eine ziemlich moderne Waschmaschine. Da wird doch nicht gleich alles kaputt.

Anrufer A: Das ist ein handgefärbtes T-Shirt, das man nur bei 30 Grad mit der Hand waschen sollte. Mit 90 Grad wäscht man doch nur Handtücher und Bettwäsche. Kann ich es mir holen kommen.

Der Schizophrenist: Natürlich. Ich erwarte dich geduldigst.

Keine 20 Minuten später in der Bude des Schizophrenisten.

Anrufer A probiert das T-Shirt. Passt wie angegossen. In ersten Moment wirkt Anrufer A beinahe etwas enttäuscht dass das T-Shirt so gut wie keinen Schaden genommen hat. Wie sich herausstellte kocht die Waschmaschine bei 60 Grad.

Der Schizophrenist: Willst du was trinken?

Anrufer A: Ja bitte. Du musst wissen, das ist ein handgefärbtes 50 Euro T-Shirt von meinem Bruder.

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