Der Schizophrenist

Kein Kaffee, nicht mal den wo nix drin ist,
keine Zigaretten, schmecken eh nur noch bitter,
weder Alkohol noch andere Mittel mit denen ich sonst die fahle Haut über den Wunden notdürftig zutackerte,
kein geiler Sex, nicht einmal schlechter Sex, meine Salami is eh schon ganz krumm und ranzig,
kein intellektueller oder emotionaler Ausflug in den Osten der Ukraine oder an die syrische Grenze, und nach Aleppo schon gleich gar nicht, dort wird eh nur gestorben,
vom Mittelmeer nur noch Fotos von den schönsten Stränden,
die meterhohen Zäune von Ceuta und Melilla aus dem Gedächtnis geschnitten,
mit dem Weltklima geht`s ja temperaturmäßig ja auch nur noch bergauf,
die NSA halb so schlimm, mein Leben ist eh zu monoton um es zu verbergen,
und Österreich, ach mein Österreich, schön ist es schon, rein landschaftlich und die Wirtschaft erholt sich auch wieder. Und die paar Menschen die trotzdem krank liegenbleiben, weil die vom unbedingten Wachstum narkotisierten Weltenlenker kein passendes Rezept finden, nur nicht verzagen, Tamiflu wirkt ja auch nicht,
die Königin des Suffs aus dem 4.Stock und ihren Macker, der so ein Ding aus überlagernden Falten und einer Zigaretten ist, die andauernd nur streiten, ganz leise gedreht wie ein Lied das einem nicht gefällt,
die Tatsache dass der alte Kater bald sterben wird, und die Angst vor dem letzten Gang zum Tierarzt, so gut es eben geht verdrängt,
die Vergangenheit wenn sie an der Tür klopft einfach überhört wie die Zeugen Jehovas, Zukunft ach mein Gott die kommt eh nie,
einverstanden ein ziemlich abgefuckter Mensch zu sein, der scheinbar ohne Lieben leben kann,
durchaus erleichtert wenn sich der Geist vom Fräulein Schwabbli, im sehkranken Matrosenpulli wieder einmal nicht umbringt,
des bisserl Blutdruck zum vernachlässigen, irgendwo muss die Paranoia ja hin, außerdem gibts eh Tabletten,
Älter werden, wenigstens wird was,
schön brav um 23 Uhr zu Bett gehen und fortschriftmäßig die Tabletten einwerfen, und das Leben fühlt sich gar nicht einmal so schlecht an.