Montag, 4. Dezember 2017
Themenschwerpunkt diese Woche: Das Grauen
Ich komme ja nicht mehr so viel unter die Leute. Meine Wege sind kurz und in ihrer Konsistenz bescheiden. Außer natürlich von Mai bis September, wenn die Donauinsel wieder geöffnet hat. Dann wage ich mich weit über mich hinaus. Auf der Donauinsel gibt es ja hin und wieder Himmel ganz ohne Großstadt. Zumindest vom Klappstuhl aus. Extra aufstehen und mich nach der Großstadt strecken muss ich nicht unbedingt haben. Nach der Bronx gleich ga nicht. Und was Frauen nachgucken betrifft, bin ich in einem Alter wo man nicht Fisch und nicht Fleisch. Da ist zwischen sexueller Belästigung, unverschämt, und a bisserl Leichtigkeit des Seins alles drin. Gestern war der Goadfather zu Besuch. Sind wir nach dem Essen im Gasthaus K. wo es ganz viel Essen für wenig Geld gibt, auf einen Kaffee in den Milleniumstower gegangen. Im Gasthaus K. ist die hauseigene Schlachthausplatte mit Beilagen gut 35 cm hoch. Ich schwer Histamin/Gluten geschädigt kann beim großen Fressen nicht mehr mitmachen. Im Gasthaus K. wird ganz viel paniert. Bei mir gab es Kalbsbraten mit Reis. Bestellen sie im Gasthaus K. bitte keinen Kalbsbraten mit Reis. Sie werden es nicht für Möglich halten, aber ich bin hungrig aufgestanden, was im Gasthaus K. an sich ein Unding ist. Dort steht niemand hungrig auf der etwas auf sich hält. Kalbfleisch ist teuer. Beim Kalbsfleisch geht die Portion schon mehr in Richtung Nouvelle Cuisine. Der Goadfather hatte Spanferkel. Normal macht der immer gebackene Leber. Leber bekommt der sonst nie. Gebackene Leber oder Spanferkel ist die wesentlich gescheitere Wahl wenn man hungrig ist und im Gasthaus K. speist. Egal was sie vom Schwein im Gasthaus K. bestellen. Beim Schwein wird im Gasthaus K. geklotzt und nicht gekleckert. Entprechend sehen auch viele aus. Mir imponieren diese Menschen. Bis auf den fetten Sack und seinem Kumpel mit denen wir den Tisch teilten. Scheiße war der Typ anstrengend. Abdauernd redete er nur darüber wie man die Finanz austricksen kann und unter 30 000 Euro im Jahr bleibt. Unter 30 000 Euro läuft in Österreich angeblich vereinfachte Buchführung.
Sind wir nach dem Essen rüber in den M-Tower auf einen Kaffee/Tee. Der M-Tower ist ein Shopping und Entertainmentcenter. Jetzt mal abgesehen vom Kino, kann man im M-Tower nix machen, außer einkaufen, sitzen, fressen und saufen. Der ganze Laden ist so konzipiert, das was anderes kaum möglich, ja gar nicht angedacht ist. Fitness für die große Brieftasche gibt es noch wenn man mit dem Lift weiter rauf fährt und eine Disco. Ich mache aber zu Hause Fitness für die ganz kleine Brieftasche und für Disco müsste ich mich der ganzen Peinlichkeit des Lebens hingeben. Kulturell gibt es im M-Tower nix zu entdecken. Der M-Tower ist eine kulturelle Wüste, so wie ganz viele Einkaufscenter und Einkaufsstraßen im Grunde kulturelle Wüsten sind, wie unsere Äcker, die größtenteils auch nur noch monokulturelle Wüsten sind, wo statt richtiger Saatordnung und abwechslungsreichen Fruchtfolgen, lieber weiter 5 Jahre Glyphosat gespritzt wird. Wegen dem Ertrag oder was weiß ich. Beides ein weltweites Phänomen. Wobei bei uns ja schon das Einkaufen + Fressen und Saufen als kulturelle Aktivität verbucht wird. Einkaufen, Saufen und Fressen ist Kultur. Erst recht wenn man international isst. Im M-Tower ein Curry ist schon verdammt viel Kultur. Wer jetzt aber einer andere Art von Kultur erwartet, muss sich schon an einen anderen Ort begeben, an dem dann nur noch Kultur angeboten wird. Mit alles ist im Aussterben begriffen. Im M-Tower saßen überall Leute an Tischen, die entweder etwas aßen, tranken oder beides machten und dabei hin und wieder auf ihre Handys blickten. Das liegt gerne mal griffbereit. Ich habe niemanden gesehen der sein Handy erst umständlich aus der Jacke holen musste weil es bimmelte oder sonst jemand über Instagram, Simmering, Facebook und SMS anklopfte. Da es Sonntag war konnte mal nix eingekauft werden. Gut möglich und durchaus denkbar dass es Leute gibt, die sonntags in einem Einkaufscenter sitzen und von dort aus online was einkaufen. Online kann man ja gleich noch viel mehr einkaufen als anlog. Online ist wie M-Tower + Einkaufstraße + Wühltische wie beim Discounter im weltöffnungszeiten-XXXXXXXL-Format. In Netz haben die Geschäfte am Tag 72 Stunden geöffnet.
Der Goadfather und ich saßen natürlich auch nur so im M-Tower herum und tranken Kaffee und Tee. Was auch daran liegt dass ich nicht in der Lage bin den Goadfather auf die Schnelle an einen schönen Ort zu bringen. Mir fällt da nix ein. Mein Kopf, der Scheißkerl, weigert sich schöne Gedanken zu haben. Lasse ich den machen putschen sich auch schon der Wortmacher und die Bildmacherin an die Macht. Und dann wird es übel.
Eine Tasse Tee kostete 3,30 Euro. Brutal diese Abzocke. A bisserl heißes Wasser und ein Teebeutel 3,30 Euro. Da bekomme ich beim Discounter um die 40 Teebeutel. Eine Tasse Tee im M-Tower um 3,30 Euro ist nix für mich. Nicht weil ich extrem knausrig und preisbewusst bin. Aber 3,30 Euro für einen Teebeutel, um anderen beim Fressen und Saufen zuzusehen, ist schon ziemlich happig. Bei den Preisen und der Aussicht wird man fast gezwungen sich gut zu unterhalten. Alleine setze ich mich da nicht hin. Niemals. So viel Leben steckt in meinem Handy auch wieder nicht, dass ich mich mittels Daumen aus dieser Situation stehlen könnte. Der M-Tower ist nun mal keine verträumten Gassen auf einer griechischen Insel, wo man stundenlang vor einem Kaffee sitzt, und nur guckt wie die alten Griechen, sondern ein Klotz aus Glas und Beton. An sich eine Tätigkeit die ich ganz wunderbar beherrsche. Im M-Tower zahlt man 3,30 Euro für einen Teebeutel und alles was man zusehen bekommt sind Menschen die sich Essen reinstopfen und zwischendurch auf ihr Handy gucken. Eine andere Aussicht gibt es nicht. Andauernd ging jemand mit einem vollen Teller an uns vorbei und meistens ohne Teller wieder zurück. Zu sehen gab es dann noch Tische mit leeren Tellern und Teller mit Essensresten. Da drückt man 3,30 Euro für eine Tasse Tee ab und guckt dann Schluck für Schluck auf fremde Menschen, die gerade essen oder starrt auf leere Teller und Teller mit Essensresten, die noch nicht abgeräumt wurden. Essen abgeräumt wird ja ausnahmslos nur von Menschen mit Migrationshintergrund. Auch ein weltweites Phänomen. Es ist wie vom Friedrich versprochen versprochen. Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein. Der Ausblick war das Grauen, das nackte Grauen, einer halbwegs empfindsamen Seele eigentlich nicht zumutbar. Die M-Tower ist ein Ort an dem man sich allein, wenn man nicht gerade am Essen ist, entsetzlich einsam und verloren fühlt. Wer sich alleine und guter Stimmung im M-Tower mit einer Tasse Tee hinsetzt, den Beutel um 3,30 Euro, geht schwer depressiv wieder hinaus. Ein psychisch angeschlagener Mensch sollte diesen Ort unbedingt meiden. Richtig vertikal und horizontal wurde das Grauen aber erst als ich rüber zum Chinesen blickte. Beim Chinesen läuft „All you can eat“. Aber nicht am Buffet wie üblich, sondern mittels Förderband wie in einer Fabrik, wo am Fließband gearbeitet wird. Nur kam hier statt einem Getriebe oder einem Schweinwerfer halt Chop Suey und Süß Sauer. So wie in einer Fabrik am Fließband gearbeitet wird, wurde hier am Fließband gefressen. Die Leute saßen an den Tischen neben dem Förderband und schaufelten sich Unmengen von diesem Zeug rein. So viel sie halt konnten. Für Nachschub wurde ja immer gesorgt. Ich hatte den Eindruck die konnten viel länger fressen als sie eigentlich wollten. Hin und wieder schauten die Essenden kurz von ihren Teller auf, blickten rauf zum Förderband und luden sich wieder was anderes auf die Teller. Also wenn da hin und wieder gebackene Schrauben statt gebackener Garnelen übers Förderband laufen würden, der/die ein/e oder ander/e, hätten da sehr wahrscheinlich zugegriffen, die gebackenen Schrauben in eine der Saucen am Tisch getunkt und die ohne groß zu kauen runtergeschluckt.

Anders gesagt:
Ein Bahnhof ist auch keine Idylle. Außer sie üben sich im Manspreading.

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Einkaufszentren sind immer mit das Härteste. Warum waren Sie denn da Kaffe trinken? Weil der Goadfather das so geil findet, weil es kein anderes Cafe in der Nähe gab, oder weil Sie sich für Ihre Kleinkunst aufopfern wollten?
Zufällig war ich auch heute kurz im Einkaufszentrum, weil ich dort zu einer Bibliothek im 3.OG. wollte. Das SCHLOSS Steglitz heißt das Teil und auch hier Kaufen und Fressen und hässliche Leute wo man hinschaut (ich auch). Der Fahrstuhl ist von innen verspiegelt, soll das gegen Klaustrophobie helfen? - bei mir macht das die Panik noch größer. Ich habe dann noch den Fehler gemacht, kurz beim Media Markt reinzuschauen. Alleine die Präsenation und Anordnung der Waren stresst. Das ist da absichtlich so gemacht, damit sich die Kunden freiwillig an die aufdringlichen Verkäufer wenden, weil sie, auch wenn sie sich vorher Notizen gemacht haben zuhause, innen drinne wieder völlig überwältigt sind und Hilfe brauchten. Ich stand vor den elektrischen Zahnbürsten und wurde allerdings schon nach 7 Zehntelsekunden kommerziell belästigt. War ich auch ganz schroff. NEIN! Dann aber wieder anerzogen bürgerlich, ich wolle mit erst einmal einen groben Überblick verschaffen, und dann ganz unauffällig durch die labyrinthischen Gänge mich wieder verdrückt.
Danach war ich noch bei einem Primark in einem der anderen sieben Einkaufszentren in Steglitz. Das mache ich hier im Kommentarblog aber nicht ausführlich. Ich habe es jedenfalls überlebt. Vielleicht gucke ich heute abend Dawn of the Dead von George A. Romero, das passt nach so einem Tag immer ;)

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Lustig, die Verknüpfung von Einkaufszentrum und Zombie-Apokalypse ist in meinen Hirnwindungen auch recht fest verlötet, seit ich den Film vor über 40 Jahren zum ersten Mal gesehen habe.

Noch besser kann man die Seelenlosigkeit solcher Orte gar nicht illustrieren als mit den sogenannten Untoten, unter die wir uns ja auch einreihen, wenn wir einen solchen Unort (wie etwa das Potsdamer Platz Center in Berlin) aufsuchen. Wobei ich sagen muss, das war ja schon ein wenig kulturell aufgewertet mit irgendwelchen Exponaten aus der DDR-Militär- und Polizeigeschichte, als ich das letzte Mal dort war. Ging also streng genommen nicht nur ums Fressen und Shoppen, aber größtenteils halt schon.

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Herr D. den Goadfather müssen sie bitte auf die emotionale Habenseite bei mir buchen. Der gehört zu den Guten. Nicht auszudenken wenn der auch auf meiner Sollseite steht. Der ist nicht die Um2. Im M-Tower wurde gerade der Saturn neu eröffnet. Hab ich schon Wasmaschinen gebummelt. Waschmaschinen und Herde. Wobei ich nicht weiß ob jetzt der Saturn der Wortmacher und der Media Markt die Bildmacherin ist oder umgekehrt. Ist Primark auch Bangladesch?

Zurzeit könnte man dort an der Grenze zu Myanmar super eine Fabrik hochziehen und Rohingya anstellen. Rohingyas räumen derzeit ja die leeren Teller der Welt ab. Ist mir auch schon aufgefallen. Fahrstühle haben in Einkaufscenter nicht nur verspiegelt sondern gerne mal Panoramablick. Ist besser man guckt auf seine Haxen.

Sollte ich doch noch mal aus der Bronx rauskommen muss ich wahrscheinlich ein Jahr üben, nach dem betreten des öffentlichen Raums nicht sofort auf die eigenen Flossen zu gucken. Das läuft bei mir schon automatisch dass ich rausgehe und sofort auf die eigenen Flossen gucke.

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Das passt jetzt aber wunderbar dass sie sich sie zu Wort melden Herr M. Eigentlich wollte ich nicht darüber schreiben über was der Goadfather und ich im M-Tower so sprachen bei Kaffee und Tee.

Der Goadfather erzählte das einem Nachbarn und langjährigen Bürgermeister die letzte Ehre erwiesen wurde. 81zig wurde der Nachbar. Das Alter hat er extra betont. Das betont der immer extra und dann lässt er gerne eine längere Pause. Ich lasse dann auch immer eine längere Pause bis ich was sage. Alles was Rang und Namen hat in der kleinen Provinzstadt war beim Begräbnis. Wir machten dann auch a bisserl Welt und Schmäh führen. Und als ich dann länger rüber zum Fließband-Chinesen schaute, sagte ich zum GF, das ich durchs Schreiben jemanden im Netz kennen gelernt habe, der in der Woche 3 mal zur Dialyse muss. Ich hoffe sie fühlen sich jetzt nicht in schlechter Gesellschaft und falsch wiedergegeben, weil mir im M-Tower nix besseres einfiel als ihre Dialyse. Sie kennen dass sicherlich. Oft plätschern Gespräche gemütlich dahin und dann auf einmal sind die Sprechenden wieder konzentriert und hören genauer hin. Ihre Dialyse 3 mal in der Woche war so ein Moment. Der GF antwortete dann das es schon Dialysegeräte für zu Hause gibt. Ich erzählte ihm dann noch dass sie ein leidenschaftlicher Radfahrer sind. Darauf guckten der GF und ich uns an und dann beide rüber zum Chinesen ohne was zu sagen.

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Ich hoffe sie fühlen sich jetzt nicht in schlechter Gesellschaft und falsch wiedergegeben, weil mir im M-Tower nix besseres einfiel als ihre Dialyse.

Ach was, kein Ding. Ich bin in meinen Gedanken ja auch öfter bei Ihnen als Ihnen wahrscheinlich bewusst ist. Dann versuche ich mir vorzustellen, wie Sie diese oder jene Szene kommentieren würden - etwa den Kindergeburtstag neulich bei einer extrem wohlsituierten Klassenkameradin von mademoiselle793, da wurden die eingeladenen Kids in vier Gruppen aufgeteilt und bekamen jeweils ein Budget von 75 Euro zum Verballern in Klamottenläden, das war wohl eine Adaption des TV-Formats "Shopping Queen", und entsprechend wurde zum Schluss die Gruppe mit dem besten Outfit gekürt. Ich kann eine Schilderung solcher Vorgänge nicht mehr zur Kenntnis nehmen, ohne dass mir Ihr Stichwort von den Wohlstandsfotzen in den Sinn kommt, und ich glaube, wenn Sie da so nah dran wären wie wir hier, kämen Sie aus dem Kopfschütteln über manche Lichtwelt-Allüren gar nicht mehr heraus.

Im Übrigen hat der Goadfather recht mit der Heimdialyse. Es ist nur so, dass die Voraussetzungen dafür uns das Leben nicht wesentlich erleichtern würden, das müsste nämlich immer zu Zeiten geschehen, in denen ich nicht alleine bin. Somit würde das meiner Frau noch ein gerüttelt Maß an Zusatzbelastung draufpacken, denn bisher haben wir es ja aus gutem Grund so organisiert, dass ich meinen bescheidenen Beitrag zum Haushalt etc. so leiste, dass meine Frau sich an den gedeckten Tisch setzen kann, wenn sie von der Arbeit kommt, und dann habe ich halt weder Zeit noch Nerv, mich an die Apparatur zu stöpseln und die Beine hochzulegen. Vielleicht wäre es was anderes, wenn ich mit den Kanülen im Arm besser schlafen könnte, dann wäre heimischer Nachtbetrieb sicherlich das Optimum. Aber ich denke, ich werde mittelfristig das Thema Spenderniere nochmal verstärkt in Angriff nehmen, sobald die Chemo vorbei ist.

Wie ist das mit dem Augenlicht vom Goadfather, ist das jetzt etwas stabiller geblieben oder ist die Sorge immer noch akut?

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Verstehe das mit der Heim-Dialyse. Ich bin da zuversichtlich dass sich die Dinge in ihre Richtung bewegen werden. Nee beim GF ist akut. Am sehenden Auge ist er weiterhin Hochrisikopatient. Das andere Auge ist halt hinüber.

Zum Herrn D. habe ich gesagt. Früher als ich nur Seroquel machte sah ich überall Wohlstandsfotzen am Werk. Mit XR und auf Anraten wurde aus den W-Fotzen dann Wohlstandstussen. Gott sei Dank bringen die nix Neueres an Tabs auf den Markt;-)

Sobald ich a bisserl Luft habe zum Atmen, mache ich mich ja sofort in Richtung Komödie auf. Also ich hätte da schon recht a Hetz wenn ich zu sowas wie sie eingeladen werde. Diese Leute sind ja in ihrem Gehabe oft sehr lustig und unterhaltsam. Ich z.B. habe in der Bude nicht einmal einen Schrank stehen. Dabei gibt es Leute die haben Bilder von sich selbst hängen. Die sind ja viel interessanter als so ein Mensch wie ich wo nix herumsteht und kaum etwas auf seine Persönlichkeit hinweist. Menschen die sich ausbreiten sind ja viel lustiger zum Beobachten. Gut manchmal übertreiben die auch, aber es ist wenigstens Bewegung im Laden. Bei mir steht ja alles still was einen Ungeübten schon deprimieren kann. Vor allem "mittelfristig";-)

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Meine Herren. Sie sind echt harte Hunde, sich am ersten Adventswochenende in Konsumtempel zu begeben.

„Das große Fressen“ kann ich mir nur in gleichnamigen Film von 1973 mit Marcello Mastroianni und Michel Piccoli anschauen. Große Kunst. Die Andrea im Film ist ganz nach Ihrem Geschmack svHS mit üppiger Rubensfigur. - Noch viel großartiger finde ich allerdings „Themroc“ aus dem Jahre 72, ebenfalls mit Michel Piccoli, in dem er einen Flic am Spieß grillt und verspeist. Im Film wird kein einziges Wort gesprochen, nur gestöhnt und gegrunzt ... ach, lesen Sie´s selber nach, falls ich Sie neugierig gemacht habe. Wird leider fast nie gezeigt.

Ob sie wohl diese Weihnachten endlich „Das Leben des Brian“ zeigen? Ach nee, ist ja ne Ostergeschichte, oder? Schönste Szene im Film: Brian: „Wir sind doch alle Individualisten.“ Die Menge im Chor: „Ja, wir sind alle Individualisten“. Ein Einzelner: „Nee, ich nicht.“

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Na es war ja Sonntag. Da haben die Geschäfte ja geschlossen. Shopping-Center an einem Sonntag setzen einem fast noch mehr zu. Einkaufende Leute sind da fast noch die leichtere Übung.

Wobei im M-Tower gibt es einen kleinen Tee laden. Alles sehr esoterisch. Da gibt es einen "Alles wir gut Tee". Bin ich gleich wieder raus. In den Laden gehe ich nicht mehr. Nicht alleine. Mit einer Frau schon. Solche Läden werden ja mehr von Frauen besucht. Die trinken solche Tees recht gerne. Offensichtlich haben die einen anderen Zugang.

Natürlich kenne ich das große Fressen. Aber die Kunst ist ja durch Fressen und Einkaufen im Leben verhaftet zu bleiben. Es gibt ja hier ganz ausgezeichnete Konsumenten und Endverbraucher. Die spüren gar nicht mehr dass sich schon über das Ende hinaus verbraucht haben. Das ist schon ganz große Lebenskunst, wenn man sich aufbraucht ohne etwas zu spüren.

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Dann erinnern Sie sich sicher an die Szene, wo der Mann hinter Andrea flucht: "Verdammt, ich komm nicht rein." Und sie jammert: "Ich bin zu dick, ich weiß, ich bin zu dick."

Solange ich noch das Verlangen verspüre einen Kaffee zu trinken und dazu eine Zigarette zu rauchen glaube ich noch am Leben zu sein. Den Tod stellt ich mir als selige Bedürfnisslosigkeit vor. Da ich zum Kaffee ne Zig brauch, meide ich auch alle Cafes und Restaurants. Zum Glück gibt es hier ein paar Raucherkneipen. Da sind dann auch keine Kinder drin.

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Ich gucke vom Küchenfenster aus auf den Stehtisch vor Pauls Pinte gegenüber, wo die Raucher ihrer Sucht frönen, und manchmal denke ich mir, wie absurd das ist, dass ich diesem Götzen auch ein Vierteljahrhundert lang Brandopfer dargebracht habe.

Aber wenn ich den frischen Rauch rieche, das kitzelt schon schöne Erinnerungen hoch an so manche Zigarette danach...

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Diese Lust werden Sie nie mehr los, und ich hab für mich beschlossen, dass der vermeintliche Gesundheitszuwachs diese lebenslange Kasteiung nicht wert ist. Aber sicher, das höchste Ziel hoite auf Erden, ist es gesund zu sterben. Sitzen ist ja das neue Rauchen, auch deshalb u.a. lauf ich soviel und fahr soviel Rad, als Kompensation sozusagen. Wussten Sie, dass Tabaksud bis in die siebziger als Schädlingsbekämpfungsmittel in den Gärtnereien und als Desinfektionsmittel in Hühnerställen verwendet wurde? Für Erkältungen bin ich auch nicht empfänglich ;-)

Ich stell ja immer wieder fest, bloggende Männer sind ja gerne auch perfekte Hausmänner, und Radler sowieso. Was führen wir doch für ein priviligiertes Leben. Mach ich mir täglich auf´s neue bewusst.

edit: zum perfekten Glück fehlt nur noch die Anerkennung, oder zumindest ein Grundeinkommen für unsere Arbeit.

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Nee an die Szene erinnere ich mich jetzt leider nicht mehr. Ich hab den Film gut 10-15 Jahre nicht mehr gesehen. Aber an sich großartig. In den Zwanzigern haben wir uns prächtig amüsiert. Beim großen Fressen und beim Saustall. Der Saustall ist auch extremst lustig mit den Leichen im Fluss.

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Großer Lesegenuss!
Ein sehr guter Text und viele spannende Kommentare. Einkaufszentren werden wirklich immer ekliger und je neuer sie sind, umso mehr sollte man sie meiden, denn sobald eins öffnet, kommen die Bekloppten und Bescheuerten und hofieren die Konsumschrott-Tempel, als wären es neu eröffnete Kunstausstellungen.
Die Waren sind durch die Bank von unteririscher Qualität und trotz Schnäppchen-Angebot immer noch gnadenlos überteuert, wovon diejenigen, die das Gelumpe unter grausamen Arbeitsbedingungen herstellen mussten, natürlich kaum einen Cent sehen.
Neulich ließ ich mich verleiten, in einem neuen Einkaufszentrum bei Elbenwald reinzuschauen. Dort fiel mir erst einmal auf, wie abgeranzt die Waren, die im Katalog recht hochwertig wirken, in Wahrheit aussehen. Dann habe ich doch für die Adventskalender meiner Lieben Schokofrösche (Harry Potter) gekauft und für meine Nichte Hogwarts-Aufnäher. Als man mir an der Kasse sagte, was ich zahlen müsse, wurde ich blass: 40 € für zwei Schokofrösche und einen Satz (5 Stück) Hogwarts-Aufnäher. Und das in einem Laden, der nichts weiter ist, als eine zugerümpelte Ecke in einem düsteren, hässlichen, neuen Einkaufszentrum. Ich mache möglichst nur noch Dorfladen, Supermarkt und Wochenmarkt. Und die Kaufhäuser der 70er. Die Bösen von damals sind ja heute schon Retro ;-)

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Und dann ist meine Erfahrung von vor ein paar Jahren, als ich dachte ich sollte den Trend zum Zweithemd mitmachen und mich in die Höhlen der Teenies begab, in einer gab es weiße Hemden mit schwarzen Streifen, Made in China, zu 14.99, in einer anderen schwarze Hemden mit weißen Streifen Made in Bangladesh, zu 14.99, in der dritten schwarz-weiß gestreifte, Made ...

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Aber Frau Fabry. Was sind sie heute geladen und entsichert. Ich bin da viel versöhnlicher was das Einkaufen betrifft. Ich sag ja nicht explizit "Nein" zum Konsum. Mir fällt nur nix ein.

Ich finde in einem Einkaufszentrum nix kaufen ist wie in einem Puff nix

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haha, bangladesh-china-kombi
hatte ich gestern bei meine schlüppis von primark auch. halbjahreseinkauf für 69 euros. davon drei jeans für je zehn euro. machen meinen arsch auch nicht fetter, als er ohnehin schon ist und halten so gut ein halbes jahr, wo ich ja immer hoffe, eine nummer kleiner zu brauchen. LOL. im einkaufszentrum nix kaufen ist wie beim zahnarzt bohren ohne füllung. mich machen die fickenden bananen immer geil svHS, danke!

*oooooh* *brrriiiittttt* primark primark primark primark primark primark primark primark.

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Sie bringen mich auf eine Idee, vielleicht sollte ich mal wieder Huren prellen gehen: erst bezahlen und dann nix ... wie weg.

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Nee. Huren prellt der Mann nicht. Da muss ich sie leider zur Ordnung aufrufen.

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Nee, mach ich nicht, ich mach doch nur Spaß. In Wahrheit halte ich es doch mit Georg Danzer´s legendären Wixerblues von ´76 "... was soll i machen, i wix, sonst nix ...", sonst passierts mir wir wie in "komm zieh Dich aus" "... Du brauchst Dich nicht zu genieren, sowas kann eben passieren, aber bevor´s noch einmal nicht passiert, zieh ich mich doch lieber an ..."

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Kurz zu Teebeuteln ...
Die sind eh Scheisse. Zumal man das Zeug schon lange zoppen und mit Zucker versehen muss, damit es wenigstens halbwegs erträglich ist. Der eigentliche Hammer ist aber, dass die meisten Etablissements nicht mal so einen verschnittenen Mist richtig ansetzen. Da kommt doch glatt siedendes (und kein kochendes) Wasser zuerst in die Tasse und dann wird dieses elende Säckchen darin ersäuft. So was für 3,30? Nein, danke!

Tee schmeckt am besten, wenn er lose (und zwar mit kochendem Wasser) aufgebrüht wird. Punkt. Und selbst im Vergleich zu den 3,30 kommt man da pro Tasse oder Becher immer noch wesentlich besser weg.

Schwarzer Tee, wohlgemerkt. Was denn sonst?

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