Sonntag, 9. Dezember 2012
"Noch immer ein ehrenwertes Haus"
der imperialist, 18:58h
"Mein Name ist Herr A. In dieser Liegenschaft gehören mir zwei Einheiten. Ich besitze und verwalte ich in dieser Stadt noch weitere Objekte. Wenn uns die Baupolizei keine Sanierungsarbeiten vorschreibt, erledigt sich dieses Thema für mich von selbst". Hauseigentümerversammlung. Nicht das ich je Eigentum besessen habe oder besitze. Abgesehen natürlich von jenem Zeug, das die Evolution in ihrer Vorsehung an den Mann brachte. Ich war nur die Vertretung für meinen alten Herrn. Vor vier Jahren hatte ich schon einmal das Vergnügen, als sein Stellvertreter, an so einer Versammlung der Besitzenden mitzumachen. Ehrlich gesagt, meine Sache ist das nicht. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und lässt den anderen nur dann an seinem Teller riechen, wenn er ein paar Zutaten benötigt, die im eigenen Garten nicht entsprechend gedeihen. Besitz ist eine Sache um die ich mich nie besonders bemüht habe. Dabei war ich schon seit Kindesbeinen von Besitz umgeben und eingerahmt. Mein Vater, erfolgreicher Unternehmer hatte schon immer ein Näschen dafür, wie man zu materiellen Besitz bekommt und nicht wieder verjubelt, ob fahrlässig oder wegen der nicht kalkulierbarer Risiken. Der ist Geburtsjahr 1940. Ein Kind aus der, "damals hatten wir gar nichts Generation", was in seinem Fall auch absolut zutraf. Von seinem Vater, der im Russlandfeldzug fiel, blieb im nur eine kleine Bilderreiche, an der Wand gegenüber dem Schlafzimmerbett. Seine Mutter schon sehr früh ähnlich meschugge wie ich, war so eine typische Trümmerfrau-Witwe, die mit dem Schutt und den Rüben per du war. Nicht das ich Beitz zu gering schätzte oder für selbstverständlich halte weil mir alles in den Arsch gesteckt wurde. Ganz im Gegenteil. Es war eher so dass ich ziemlich kurz gehalten wurde. Nicht direkt von meinem Vater, sondern von diesen komischen Frauen, die er zu ehelichen pflegte. All meine Anschaffungen die ich in der Jugend tätigte, Skier, Rennrad, so gut wie nie ein Buch, Badmintonschläger, Salamisemmeln, Sportsachen im Allgemeinen, nie Sache zum basteln, zahlte ich mit jenem Geld, das ich in den Sommerferien als Tankwart verdiente. Neben einem ungerechten Lohn, so empfand ich das zumindest, heimste ich jede Menge Trinkgeld ein. Die Leute fanden so einen kleinen Jungen der flink wie Windhund zwischen den Autos herum wuselte und gekonnt den Tankstutzen schwang irgendwie niedlich. Vor allem die Deutschen fanden gefallen, an dieser mir aufgezwungenen Arbeitsmoral, wenn sie Richtung Meer unterwegs waren. Bis zu meinem 29 Lebensjahr hatte ich so gut wie überhaupt keine konkrete Vorstellung von den Auswirkungen konkreten Besitz. Ich hatte mehr oder minder nur das was ich am Körper trug plus einer Tasche. Und mein Zimmer im elterlichen Haus wurde noch während meines erstes UN-Einsatzes, ich war da so um die zwanzig, zu einem Gästezimmer umfunktioniert. Erst als ich völlig plemm plemm und pleite und so gut wie auf der Straße lag und ich auch nicht mehr die Kraft hatte, mich wie in all den Jahren zuvor, gegen dieses Schicksal aufzulehnen, kaufte mein Vater binnen ein paar Tagen eine Eigentumswohung. Erst da wurde mit klar was Besitz noch sein kann. Herr A. war mir vor allem deswegen in lebhafter Erinnerung geblieben, weil er, nachdem die Hausverwaltung, den versammelten Eigentümern, ihre Vorschläger zur Sanierung unserer Hauses vorgetragen hatte, wie vor vier Jahren, als erster das Wort ergriff und sofort für vollendete Tatschsachen sorgte. Routiniert und von all den Eigentümerversammlungen die er schon hinter sich gebracht hatte, leicht angeödet und genervt, spulte er sein Programm herunter. An so etwas lächerlichen wie einer kurzen Diskussion unter Eigentümern oder Seinesgleichen hatte dieser Mann kein Interesse. Dabei war einiges im Angebot über das sich zu reden gelohnt hätte. Unsere Haus schreit ja direkt nach einer Schönheitsoperation oder wenigstens ein wenig Schminke. Die Steigleitungen (Wasser und Elektro) sind uralt, im Stiegen und im Eingangsbereich bröckelte der Verputz, das Dach ist auch in die Jahre gekommen und die Wände sind grau. Herr A ende Vierzig, sportlich, souverän, Macherblick, setzte seinen Sanctus in den entsprechenden Listen die zur Abstimmung vorlagen und verabschiedete sich in knappen Worten. Anwesend waren knapp 90% der stimmberechtigten Anteile. Die einfache Mehrheit entscheidet. Oder anders gesagt besitzt eine einzige Person 50,1% der Anteile am Haus, geschieht mehr oder minder nur noch sein Wille. 11 oder 12 Personen waren gekommen, darunter auch Dr B, aus dem 2. Stock und Herr C, der im 4 Stock eine Wohung besaß. Die beiden waren, vorausgesetzt sie sind ich in den letzten vier Jahren treu geblieben, in inniger Ablehnung verbunden und erinnerten mich sehr an Tom & Jerry. Der Nächste der nach Herrn A. das Wort an sich zog war der Herr Dipl.- Ing. D., der eine Wohung, in meinem, dem 3. Stock, für seine Tochter saniert hatte. Er habe da eine Wasserprobe nehmen lassen und der Bleigehalt im Wasser sei um das 13 fache erhöht gewesen. Um seinen Vorbehalt, was die Qualität unseres Wasser betraf zu unterstreichen, hielt er ein Papier hoch. Zwei, drei Seiten, angeblich ein Gutachten. Dipl.- Ing. D. Anfang fünfzig, rundes ganz freundliches Gesicht und recht lichtes Oberhaar, war ein Mann der nichts von übertriebener Theatralik hielt und lieber die Fakten für sich sprechen ließ. Noch bevor das Entsetzen über den Zustand unseres Wasser bei mir einsickerte, sprang auch schon Herr C. auf und fuchtelte ebenfalls mit einem Gutachten herum, in dem ganz klar zum Ausdruck gebracht wurde, das unser Wasser, an sich aus einer sauberen Hochquelle kommend, in höchstem Maße toxisch sei, und wir uns alle so eine kleine Wasseraufbereitungsanlege für den Eigenverbrauch zulegen sollten. Diese Gerät koste nur 450 Euro und weil dieses Gerät so toll und einzigartig sei, da es unser Wasser so wunderbar wiederaufbereitet, könnten wir uns auch die Sanierungsarbeiten an der Wasserrohrleitungen sparen, die nachweislich aus Blei waren. Laut einem Kostenvorschlag der Hausverwaltung würde es um die 30 000 kosten, wenn wir die alten Bleirohre durch gesündere Kupferleitungen ersetzten würden. Herr C., dunkles Haar, hagere Gestalt, mittelgroß, sprach ein sehr eindringliches Schriftdeutsch. Mit seiner Ausdrucksweise, die sehr an einen diensthabenden Unteroffizier erinnerte, versuchte er seinen Migrationshintergrund klug zu umgehen. Aber weil er sich dabei dermaßen viel Mühe gab, ja beinahe schon zwanghaft wirkte, ein unantastbares Hochdeutsch zu sprechen, wurde er erst recht wieder auf den Status eines Migranten zurück geworfen, dem er eigentlich so krampfhaft zu entgehen versuchte. "Toxisch", wie er das Wort heraus und in die Runde hinein schleuderte. Seinem besorgniserregenden Auftreten nach müsste ich eigentlich schon jahrelang tot und verseucht unter der Erde liegen wie Jassir Arafat. Noch ist der ja nur angeblich verseucht. Das Wort "toxisch" wiederum war der perfekte Einstieg für Mister L., pensionierter Mittelschulprofessor, aus dem 2. Stock, der dann und wann einfach den Zentralwasserhahn abdreht, um daraufhin stundenlang mit dem angeblichen Hausinstallateur darüber zu streiten zu, warum das Wasser jetzt nicht mehr wie gewohnt fließe und wer die Verantwortung dafür trage, das er sich in seiner wohlverdienten Pension im Grunde zu Tode langweilt. Mister L. referierte ausschweifend über den Kalkgehalt unseres Wassers und welche schützenden Eigenschaften der Kalk nicht hätte. Dr. B. groß, korpulent , mit einem unglaublich großen und wuchtigen Schädel gesegnet wie ein Stier und jahrelanger Wohungsnachbar von Mister L. und seiner Frau der "Susie", die einer "Susie" entsprechend den ganzen Abend nichts zu sagen hatte, außer dass sich sie sich sehr freuen würde, wenn wir "Susie" zu ihr sagen, polterte in seiner gewohnten Manier drauf los. Dr. B. ist der Vater vom Schizo, der unglaublich intensiv nach Angstschweiß riecht und der nachweislich weder ein Deo, noch eine Frau an sich ran lässt. Das Schreien war und ist Dr. B. ganz normale Tonalität. Dr. B. gebürtiger Pole, wie immer auf 180, wollte sich inhaltlich nicht nur an den Bleirohren abarbeiten, sondern holte sofort zur einem ungezielten Rundumaschlag aus. Von den Bleirohren ging er fluchend zu den Elektrosteigleitungen über, dann runter in den Keller und wieder hinauf unters Dach. Die Hausverwaltung bekam natürlich auch und das völlig zurecht ihr Fett ab. Diese konnte man nicht einfach wie eine normale Hauverwaltung anrufen, um ein dringendes Anliegen vorzubringen. Die waren jahrelang einfach abgetaucht und so gut wie nie erreichbar. Dafür aber soll sie recht günstig sein. Wie vor vier Jahren wollte Dr. B. das Haus von Grund auf saniert wissen, egal was es koste. Genau hier, wenn es ums Geld oder Investitionen geht, spreizt sich die Sache, vor allem zwischen jenen Eigentümern, die so eine Wohung nur als reines Investment betrachten und den anderen, die selber oder deren Anverwandte darin wohnen. Herr A. z.B. wohnt nicht hier. Dr. Bs. Tiraden über die Hausverwaltung, das Haus und was weiß ich noch nicht alles, sorgen natürlich für die entsprechende Stimmung, die Mister L . groß, schmächtig, Brille, Altherrenbart, nächstes Jahr feierte er seinen Siebziger, perfekt auszunützen wusste. Mister L. scheint eindeutig zu jener Spezies Menschen zu gehören, die ihre ganze Lebensenergie und Lebenskraft aus der Empörung ziehen. In Wien nennt man das in der Fachsprache "sudern". Der sudernde Mensch ist der typische "homo austriaticus". Eine sinnstiftende Ohnmacht. Sudern um in der Welt zu bleiben. Mister L. suderte und suderte. So nach gut 10 Minuten des entsetzlichen Wehklagens über die unerträglichen Zustände in, um und vor unserem Haus, lag ich waagrecht auf der Bank und starrte gegen die Decke. Die Russen im 3.Stock klagte er, die einen unerträglichen Lärm veranstalteten, hätten ihn mit den Worten, "verpiss dich alter Trottel", einfach weggeschickt, als er sich bei ihnen über ihr unsägliches Verhalten beschwerte. "Verpiss dich hätten Russen zu ihm gesagt". Ein mitfühlendes Kopfschütteln machte die Runde. Herr C. zeigte sich völlig entsetzt über diese Russen. Jetzt wo Mister L. mit seiner Suderei endlich mitten ins Schwarze getroffen hatte, war er durch nichts mehr zu aufzuhalten. Wortreich und im höchsten Maße empört drang er in seinem Wehgeschrei bis zur Hauverwaltung vor. Bei der wollte er einmal vorstellig werden um ein paar Sachen, die seinen Unwillen ausgelöst hatten, etwas genauer oder auch nur ausführlicher zu besprechen. Nur die von der Hausverwaltung hätten ihn trotz mehrfachen betätigen der Klingeln einfach ignoriert. "Diese bodenlose Frechheit ", suderte er völlig aufgebracht, "muss man sich einmal vorstellen". Ich lag also auf dieser Bank und stellte mir Mister L. vor wie er fluchend gegen die Eingangstür hämmerte und auf dem Rückweg vor Zorn den Hauptwasserhahn abdrehte. Die für unser Haus zuständige Person von der Hausverwaltung , Frau H., schwer übergewichtig und nur zu einem geringen Prozentsatz attraktiv, erklärte sich dafür nicht zuständig, weil sie erst seit kurzem für diese Hausverwaltung tätig war. Kurz kam sich dann mit leicht süffisanten Unterton aus das letzte Telefonat mit Mister L. zu sprechen, das gut eine Stunde dauerte. Mir gegenüber saßen die hochaufgeschossene Frau K. aus dem 5 Stock, deren Mutter und deren Bruder der Anwalt, der noch auf sich warten ließ. Frau K. schlank, attraktiv, mit kroatischen Wurzeln, jammerte und suderte in einer Tour. Ihr Wehklagen war nicht nur ein verbales, sondern dieses Klagen hatte richtiggehend Besitz von ihr ergriffen. Der Mund ganz schief vom Klagen und der an sich gerade gewachsene Körper, sank in sich zusammen, als ob ein nahestehender Mensch schwer krank sei oder im Sterben lag. Die Mieter dieses Haus eröffnete sie mir, die vom Balkan oder sonst woher kommen, seien richtige Schweine und sie schäme sich nicht das so deutlich zu sagen. Das ganze Haus sei verdreckt und der Innenhof völlig zugemüllt. Und erst der elendige Bauschutt, der von den hirnlosen Arbeitern einfach in den Eingangsbereich gekippt wird. Das sei unerträglich. Ganz unrecht hatte die gute Frau ja nicht. Unser Haus sah ein wenig wie eines jener Häuser aus, das die Autonomen, Anfang der Achtziger in der Hamburger Hafenstraße für sich reklamierten. Da der Laden, indem die Versammlung stattfand kein geschlossener Raum war, musste man schon ziemlich brüllen um gehört zu werden. Da Frau K. ihrer Meinung nach, ein klein wenig heiser, fragte mich ob nicht für sie das Wort ergreifen könnte. Zuvorkommend wie ich nun mal bin und mit einem ziemlichen Stimmorgan gebrandmarkt, reichte ihre Beschwerden einfach an alle weiter und fragte da unbedarft in die Runde, wer denn da von den werten Eigentümern, für den ganzen Bauschutt verantwortlich sei. Das war keine besonders gute Idee. Sofort kam Mister L. aus seiner Deckung des so tun als ob er zuhöre und malte gleich den Leibhaftigen an die Wand und beschwor ein Feuer das ausbrechen könnte, nein höchstwahrscheinlich ausbrechen wird, weil die Haustür wegen der Bauarbeiten andauernd offen steht und es müsste nur jemand achtlos eine Zigarette wegwerfen und schon würden wir alle bei lebendigen Leib verbrennen. Mir wurde das irgendwie zu viel. Deswegen sprach ich die Susie absichtlich mit Renate an. Währenddessen fiel Dr. B. Mister. L. schreiend ins Wort, woraufhin Herr C. aufsprang und Dr. B. anschrie, " lassen sie diesen Mann ausreden, lassen sie diesen Mann gefälligst ausreden". " Ach dachte ich. Beinahe wie in der großen Welt. Wirst den Mubarak endlich unter Einsatz deines Lebens los kriegst dafür den Mursi. Mister L. nickt kurz anerkennend in Richtung Herrn C. und suderte weiter über irgendeine Investition die er da und dort getätigt und nicht entsprechend vergütet bekommen habe. Von den 11 oder 12 Personen die da am Tisch saßen, sagten vier, 3 Frauen und 1 Mann so gut wie nichts. Der ganze Blei und unsere toxischer Lebensstil, der Männer hervor bringt, die um weiter leben zu können, andauernd schreiend in Flammen aufgehen, sorgte bei den vier, so mutmaße ich einmal, nicht für die entsprechende Atmosphäre, um großartig mitzureden. Eine an sich ziemlich kluge Strategie. Nichts sagen, nur zuhören und dann emotionslos von seinem Stimmrecht gebrauch machen. Inzwischen war auch der Bruder von Frau K. eingetroffen. Mit Frau K. bin ich ja eigentlich per du. Warum weiß ich nicht mehr so genau. Mit mir sind die Leute schnell einmal per du. Dabei sehe ich nicht einmal besonders vertrauensselig aus. Die "Susie" und Frau K. deren Vorname mir natürlich entfallen ist, sagten zu meiner Begrüßung, "ah der junge Mann ist da". Dabei bin ich 44. Vielleicht ist es mein athletischer Oberkörper. Für 44 bin ich auf den ersten Blick noch ganz gut in Schuss, Ich antworte dann immer, alles nur Chimäre, ein potemkinsches Dorf aus Fleisch, für eine kaputte Seele". Ein wenig poetisch auf den Putz hauen, erfüllte seinen Zweck natürlich nicht, weil die Susie und die Frau K. da schon lange nicht mehr hinhörten. Frau K. ihrerseits, hielt große Stücke von ihrem Bruder, weil der sei ja Anwalt und der würde die Dinge schon entsprechend regeln. Frau H., von der Hausverwaltung, erklärte den Eigentümern, das sie da einige Kostenvoranschläge, genauer gesagt jeweils einen eingeholt hätte, was die Sanierungsabreiten betrifft. Steigleitungen Strom 25 000, 30 000 die Rohre und die Kosten fürs Ausmalen, würden sich ihrem Vorschlag nach auf 22 000 Euro belaufen. Da meldete sich "Dipl.-Ing ich lasse die Fakten sprechen" zu Wort und sagte so ganz nebenbei, das er da das Ausmalen betreffend, auch einen Kostenvoranschlag eingeholt hätte und da würden man mit gut 9000 Euro ein auslangen finden. Das 9000 Euro Argument schlug wie eine Bombe ein. Jetzt ging es rund. Mister L., Dr. B., Herr C. usw. jeder gab seinen Senf dazu. Die Wortlosen tuschelten untereinander. Ja sogar ich drückte auf die Tube. Das ganze Gejammer lief darauf hinaus, das die Welt sowieso nur aus Gaunern und Halsabschneidern bestehen würde. Das Hausverwaltungen mit Handwerkern und Handwerker mit Hausverwaltungen packeln und die Besitzer reinlegen wollten, wenn die nicht wie die Haftelmacher aufpassen, das sei doch ausgemachte Sache. Noch bevor sich die Empörung wieder einigermaßen gelegt hatte, legte Dipl.- Ing Fakten noch einen drauf. Er hätte sich mal die Versicherung unseres Hauses genauer angesehen und bei einer anderen Versicherung einen Kostenvoranschlag eingeholt. Die würden bei gleicher Versicherungssumme anstatt 10 000 Euro nur 4500 verlangen. "Frau H., nur wenig schön", von allen Seiten angegriffen, flüchtete sich in jene abgetragene Floskel, mit der sich politische Amtsträger so gern aus ihrer Verantwortung stehlen. Sie schob alles ihrem Vorgänger, der natürlich nicht anwesend war, in die ungetragenen Schuhe. "Dipl.-Ing. Fakten", war eindeutig der Held des Augenblicks und wurde mit anerkennenden Blicken bedacht. Eine Rolle, in der er sich durchaus heimisch zu fühlen schien. Der Rest der Truppe gackerte nur wild herum und "Frau ich bin erst seit kurzem da", wurde von alles Seiten mit kritischen Einwänden zugetextet. Der Schweiß stand ihr dick auf der Stirn. Ihr Gesichtsausdruck erinnerte mich an den Blick des Schizo-Sohn von Dr. B wenn ich ihn dann und wann über den Weg laufe. Der schaut auch immer so verdruckst und verloren drein, was an sich nur zu verständlich ist. Der Mann ist mindestens Vierzig und wohnt noch immer bei seinem Daddy. Gut das mach ich im weitesten Sinne auch, aber meiner brüllt nicht den ganzen Tag herum. Frau H. schon ziemlich verzweifelt, erklärte das sie mit unserer alten Versicherung entsprechend verhandelt habe und die würden jetzt auch nur noch 4500 Euro verlangen. Dieser vermeintliche Befreiungsschlag ging natürlich nach hinten los, denn jeder fragte sich, warum erst jetzt und nicht schon früher? Frau H. nahm wieder die Politikerpose ein. Bruder Anwalt , natürlich auch groß, gutaussehend und von Siegergenen heimgesucht, ging, nachdem er seine Unterlagen akribisch durchgegangen war, sofort zur Attacke über. Sein Objekt der Klage. Der Aufzug. Andauernd bliebe der stehen, weil der nur für 155 kg zugelassen ist. Und fürchterlich verdreckt sei der wegen den Bauarbeiten auch andauernd. Personen die nicht im Haus wohnen, lesen natürlich die Betriebsanleitung nicht und steigen achtlos zu dritt, manchmal sogar zu viert zu. Dass es bei drei Personen, in der Kabine, zu einem fürchterlichen Gedränge kommt und man kaum noch atmen kann, scheint die Meisten nicht wirklich zu stören. Hauptsache nicht zu Fuß gehen. Bruder Anwalt, der schön langsam Fahrt auf nahm und das Restaurant in einen Gerichtssaal verwandelte, habe sich auch einmal die exorbitant hohen Kosten für den Aufzug-Notdienst genauer angesehen, weil ja andauernd Leute aus dem stehengebliebenen Lift geborgen werden müssen. Kurz fragte ich mich warum der sich da gar so sehr über den Aufzug aufregt, weil der offizielle Leute- aus dem Lift- Befreier, sei ja an sich ich. Und ich hole die Leute so gut wie immer nach ein paar Minuten heraus. Deswegen muss der Notdienst nicht kommen. Die Kosten werden eher daher kommen, das am Aufzug andauernd was kaputt geht. Diesen Gedanken verkündete ich dann laut. Nur Bruder Anwalt, einmal ins Rollen gekommen war von Argumenten nicht mehr einzufangen. Um die Kosten in den Griff zu bekommen, gehöre seiner Einschätzung nach, eine Kamera angebracht, um die Übeltätet sofort zu überführen und Dingfest zu machen. Kamera, Überwachung. Sobald dem Besitzenden die Möglichkeit unterbreitet wird, seinen Besitz entsprechend zu überwachen, geht im naturgemäß das Herz auf. Mister L., befand das überhaupt das ganze Haus mit Kameras ausgestattet gehöre. Dr B., der sich als einziger was zu futtern bestellt hatte, neben seinem Teller lag ein Gutschein über 4,50 Euro, stimmte kauend und mit dem Messer wild herum fuchteln zu. Herr C. nickte und die schweigsame Viererbande, so sah es zumindest aus, hatte auch keine Einwände. Nur Dipl-Ing. Fakten ging inzwischen seine Unterlagen durch und tat ein wenig abwesend. Nachdem Dr. B. das halbe Steak mit einem Bissen verschlungen hatte, beschwerte er sich über die Pizzakartons, die andauernd im Siegenaufgang oder auf den Kellerstiegen liegen bleiben. Mir erklärte Dr. B. einmal, dass die vom fetten Chinesen aus dem Parterre stammten. Auf meine Frage, ob er den fetten Chinesen schon einmal in flagranti erwischt hätte, ging Dr. B.
naturgemäß nicht näher ein. Warum auch. Dr. B. war klug und welterfahren genug um zu wissen, dass ich ihn deswegen nicht verklagen würde. Frau K. wiederum hielt das mit der lückenlosen Überwachung unseres Hauses für eine ganz hervorragende Idee. Nur Frau H. schwer atmend, hatte das so ihren Zweifel. Rein rechtlich sagte sie, stehen wir da auf äußerst dünnen Beinen. Bruder Anwalt hielt abschließend fest, dass er sich die rechtliche Seite noch einmal genauer ansehen wolle. Schwesterchen K. war in der Kürze auf noch eine begnadete Idee gestoßen , wie wir das Problem mit dem Lift lösen könnten. Ein Keuschheitsgürtel, sollte her, der dafür sorge trägt, das der Aufzug, ausnahmslos nur noch für Eigentümer zugängig ist. Denn Mietern die ja von überall herkommen, befand sie mit bekannt leidvoller Miene, fehle es einfach an Manieren. Wem die Stunde schlägt. Mein Augenblick war gekommen. Überwachungsstaat, Selektion. "Nein", erwiderte ich mit staatstragender Miene, "so geht das aber auch nicht. Ja wo kommen wir denn da hin wenn wir unbescholtene Menschen unter Generalverdacht stellen". Bruder Anwalt hatte sich inzwischen mit Dipl. Ing Fakten, Mister L. und Frau H. kurz geschlossen. Schwester K. und die Susie gingen die Idee mit dem Schloss für den Aufzug noch einmal noch im Detail durch. Wie es dazu kam weiß ich nicht mehr aber Mister L., verkündete ganz laut und deutlich, dass sie ja nur einmal in der Woche in der Wiener Wohung übernachten würden. Die restlichen sechs Tage verbringen sie ja immer in ihrem Haus in Niederösterreich. Herr C. bat noch einmal im gestochenen Hochdeutsch um unsere werte Aufmerksamkeit. Er kenne da zwei Herrschaften aus dem Haus, Vater und Sohn und die würden die Steigleitungen Wasser um schlappe 8000 Euro erneuern. Mehrwertsteuerschonend natürlich. Noch bevor Mister L. seine Kampfposition eingenommen hatte und die Meute im folgte, kritzelte ich meine Unterschrift in die entsprechenden Listen. Bruder Anwalt, der die Dinge schon richten würde, hatte im Übrigen 3 Mal mit nein gestimmt. Das endgültige Ergebnis der Abstimmung steht noch aus.
naturgemäß nicht näher ein. Warum auch. Dr. B. war klug und welterfahren genug um zu wissen, dass ich ihn deswegen nicht verklagen würde. Frau K. wiederum hielt das mit der lückenlosen Überwachung unseres Hauses für eine ganz hervorragende Idee. Nur Frau H. schwer atmend, hatte das so ihren Zweifel. Rein rechtlich sagte sie, stehen wir da auf äußerst dünnen Beinen. Bruder Anwalt hielt abschließend fest, dass er sich die rechtliche Seite noch einmal genauer ansehen wolle. Schwesterchen K. war in der Kürze auf noch eine begnadete Idee gestoßen , wie wir das Problem mit dem Lift lösen könnten. Ein Keuschheitsgürtel, sollte her, der dafür sorge trägt, das der Aufzug, ausnahmslos nur noch für Eigentümer zugängig ist. Denn Mietern die ja von überall herkommen, befand sie mit bekannt leidvoller Miene, fehle es einfach an Manieren. Wem die Stunde schlägt. Mein Augenblick war gekommen. Überwachungsstaat, Selektion. "Nein", erwiderte ich mit staatstragender Miene, "so geht das aber auch nicht. Ja wo kommen wir denn da hin wenn wir unbescholtene Menschen unter Generalverdacht stellen". Bruder Anwalt hatte sich inzwischen mit Dipl. Ing Fakten, Mister L. und Frau H. kurz geschlossen. Schwester K. und die Susie gingen die Idee mit dem Schloss für den Aufzug noch einmal noch im Detail durch. Wie es dazu kam weiß ich nicht mehr aber Mister L., verkündete ganz laut und deutlich, dass sie ja nur einmal in der Woche in der Wiener Wohung übernachten würden. Die restlichen sechs Tage verbringen sie ja immer in ihrem Haus in Niederösterreich. Herr C. bat noch einmal im gestochenen Hochdeutsch um unsere werte Aufmerksamkeit. Er kenne da zwei Herrschaften aus dem Haus, Vater und Sohn und die würden die Steigleitungen Wasser um schlappe 8000 Euro erneuern. Mehrwertsteuerschonend natürlich. Noch bevor Mister L. seine Kampfposition eingenommen hatte und die Meute im folgte, kritzelte ich meine Unterschrift in die entsprechenden Listen. Bruder Anwalt, der die Dinge schon richten würde, hatte im Übrigen 3 Mal mit nein gestimmt. Das endgültige Ergebnis der Abstimmung steht noch aus.
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