Sonntag, 30. Oktober 2022
Textfragmente. Die sich gerne was zu sagen hätten.
Kriegswoche 35/Tag 241. Inzwischen schon 243. Einmal kurz umgeblickt und schon wieder zwei weitere Tage aufgetragen. Aber nicht wie ein üppiges 16-Gänge-Menü. Ich lebe eher mit angezogener Handbremse. Ein weiterer Versuch über die Frage: Geht Putin nuklear oder geht Putin nicht nuklear. Gleichzeitig kann sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht auf einen Deal einlassen, an dem sich Putin in derselben Ausgangslage wie am 24. Februar wähnt. Im Original stand befindet. Das ukrainische Volk wird ihm das nicht durchgehen lassen. Während hier viele besorgte Stimmen von einem Blackout raunen ist der in der Ukraine längst Realität. Das ist die derzeitige Ausgangslage. Des Weiteren gräbt sich Russland ein. An der Front wie mentalitätsgeschichtlich wird das Loch dass sich Russland gräbt immer tiefer. Schön gruselig finde ich auch die Formulierung: Putin versucht Europa weiterhin aus dem Krieg herauszufrieren indem er uns das Gas abdreht. Herauszufrieren ist ganz neu. Einst gab es das Heraussanieren alteingesessener Mieter für zahlungskräftigere Mieter:innen. Gentrifizierung und so. So gesehen ist das Herausfrieren das neue Heraussanieren. Schon hat man eine weitere Definition für die Zeitenwende. Und auf die Hungerleider-Karte setzt er auch wieder. Woraufhin der Westen mit Entsetzen auf das Aussetzen des Getreideabkommens reagiert. Schon im September habe Moskau damit begonnen, die Getreideschiffe zu blockieren. 176 Schiffe seien bereits in dem gemäß Abkommen festgelegten Korridor im Schwarzen Meer im Stau: "Das ist eine absolut bewusste Blockade Russlands." Von "Hunger Games" sprach Außenminister Dmytro Kuleba. US-Präsident Joe Biden nannte Putins Manöver "empörend", der EU-Außenbeauftragte Joseph Borrell forderte Moskau dringend auf, die Entscheidung rückgängig zu machen. Auch das Außenministerium in Wien verschickte eine scharf formulierte Nachricht: "Russland spielt erneut leichtfertig mit dem Leben von Millionen besonders verwundbarer Menschen", war darin zu lesen. Wie andere auch warf das Ministerium dem Kreml vor, "Lebensmittel als Waffe" einzusetzen. Russland brachte sich schon als Helfer in der Not ins Spiel. Sein Land sei bereit, ärmere Länder in den nächsten vier Monaten mit 500.000 Tonnen Getreide zu "erschwinglichen Preisen" zu versorgen und damit für die Ukraine einzuspringen, sagte Landwirtschaftsminister Dimitrij Patruschew. Quelle: "Die Presse". Die Folgen könnten rund um den Globus zu spüren sein. Na ja. Die USA spüren nichts davon und Nordkorea wohl auch nicht. Dort gehört eine hungernde Bevölkerung zur Staatsdoktrin. "Aus der Not heraus geboren". Beinahe aus dem Sprachschatz verschwunden. Aber jetzt, eben wegen der Zeitenwende. Wer weiß. Geschätzte Oktoberinflation 11%. Geschätzte Verstörung. Sicherlich über dem neutralen Verstörungszinssatz. Unerheblich. Den Farben sind immer auch Kommunikation. Selbst wenn man Schwarz sieht.
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¡Dios mío!
Dschin! Dschijan! Asadi! Frau! Leben! Freiheit!
In meinem Fall eine Woche Gratis-Schreibe im digitalen Lokus versenkt, gleich neben der vorletzten Abfahrt in ein anderes großes Leben, near der "Road to Nowhere", wo ich einst im Straßengraben vor den Einschlägen in Deckung ging die auf mich niederregneten, in Alpträumen und Zurechtweisungen.

Und vielleicht findest du dich hinter der dunklen Seite deines Charakters wieder.
Und vielleicht findest du dich hinter einen alten Kühlschrank wieder ohne Abtaufunktion.
Und vielleicht findest du dich hinter einem Flakpanzer wieder mit einem Gewicht von 47,5 Tonnen, die der Welt auf dem Gewissen lasten.
Und vielleicht findest du dich in einem Leben wieder das so wurde wie du es dir ausgemalt hast in deinen tagblinden Ängsten.
Und vielleicht findest du dich wieder. Nachts in einer Fabrikhalle unter einer Maschine, derweil über dir die Krähen kreisen wie Hyänen auf Entzug.
Und vielleicht findest du dich in einer Gondel wieder die Trauer trägt im Kerzenschein eines echten Gefühls.
Das sagt man so.
Und vielleicht fragst du dich?
Bin ich richtig, bin ich falsch?
Und du sagst zu dir selbst: Oh, Dios mío, ¿qué he hecho?

Idealerweise müsste der Teil mit der Talking Heads-Kopie am Ende des Textes stehen. Dann hätte ich wieder mal endlos Worte aufs geliehene Papier geklatscht ohne auch nur einen Millimeter Raum gutzumachen. In solchen Momenten halte ich meine Versuche von Kleinstkunst für durchwegs gelungen. Woraufhin ich mich für einen Moment zufrieden in mir zurücklehne wie einst die Um2 in den Schaukelstuhl neben dem Dingsdada-Ofen. Kachelofen genau. Hält wirklich nur einen Moment. Schon macht die Um2 ihr Ding und der Wortmacher lässt die nächste Kühlkette reißen, und zieht ein weiteres Verderben aus der Hosentasche, wie einst dieses seltsam riechenden alten Männer ein angeschnäuztes Taschentuch aus Stoff. Aus dem einst die in Blut getauchten Helden gemacht waren, die weit vor der Zeit kaputt gingen. Aber Haltung wollten sie bewahren Haltung. Die dann ihren Hund verprügelten wenn sie scheiterten oder ihre Kinder. Eine Woche Schreibe vernichtet wie ich mich einst mit Schnaps. War Sprachgebrauch. Wir machten ja nicht Party. Wir zogen noch aus um uns zu vernichten. Und das in der totalen Idylle. Schon spooky. Irgendetwas hat nicht gepasst. Bei mir war alles wie angerichtet. Bei meinen Jugend-Kumpels war alles a bissl anders gelagert. Wohl auch weil niemand schwul war. Neben kaum Grammatik, bin ich jetzt auch noch ein digitaler Analphabet, ein Gefährder, der mit seinem Unvermögen, über Bande betrachtet, die Zukunft Deutschlands gefährdet und die hiesige Future aufs Spiel setzt, geopolitisch und geoökonomisch, im "Great Game 2.1.1". 2.1.1, wie die Corona-Subvariante BQ.1.1, die aktuell auf dem Vormarsch ist und das 4-fach geboosterte Immunsystem umgeht wie ich die inneren Bezirke des Idyllischen, wenn es sich vermeiden lässt. Was mir naturgemäß nicht unbedingt zum Vorteil gereicht. Was aber typisch für Schizo sein soll. Aus mir wird niemals ein talentierter Herr Schmid, ein Karrierist wie aus dem Bilderbuch, der seine Seele an den Teufel des Habitus verkauft und seinen Kanzler innig liebte wie ein Junkie seinen Stoff. Inzwischen auf Turkey singt der bei der hiesigen WKStA wie einst ein Kanarienvogel im Schacht, derweil sowas wie Moral in den höheren Etagen der Wirklichkeitsdeformierung längst bewusstlos von der Stange gefallen ist. Österreich und das Stickige. Dabei hackt eine Krähe einer anderen Krähe kein Auge aus im Land. Nix da. "Das darf doch alles nicht wahr sein". © by Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Mit diesen Worten wollte er deutlich machen was er vom Politbeben hält, das die bekanntgewordenen Vernehmungsprotokolle des ehemaligen Generalsekretärs im Finanzministerium, Thomas Schmid, ausgelöst haben. Ein weiteres politisches Erdbeben von dem das Land erschüttert aber nicht wachgerüttelt wird. Der hiesige Bundespräsident. Mit diesen Worten machte er deutlich ein Unwissender zu sein. Im Mai 2019, im Zuge der Ibiza-Affäre, sagte er noch Worte, unwiderruflich und ohne Gewähr, wie ein Privatkauf auf Willhaben statt Willgeben: "So sind wir nicht". Woraufhin ich sinngemäß im Blog orakelte: Nee. Wir sind noch viel übler beleumdet. Wir sind eine ziemliche Bagage, ein ganz übler Haufen. Was sich umgehend auf Kaufen reimt. In Österreich ist sehr viel Interieur käuflich. Auch inwendiges, wo sich die menschliche Würde zwar nicht teilen aber beinahe endlos vervielfältige lässt zu einer billigen Kopie seiner selbst. Eben auf "Billig" und "Willig" getrimmt, wie ein hyperrealer Körper mittels Schönheits-OP verfremdet, der auf "Instagram", angeblich die Königsplattform der Ästhetik, kein Gramm zu viel haben soll an den richtigen Stellen im Falschen, um dem Ideal so nahe zu kommen wie Südkorea und Nordkorea am 38.Breitengrad. Wo Nutzerinnen und Nutzer zwar auswählen können, wem sie folgen, aber nicht, welche Posts ihnen angezeigt werden, das bestimmt Ins­tagram über einen Algorithmus. Jemanden im Netz folgen ist ja das neue Parieren. Ich bin ja noch Generation: "Der pariert nicht". Deswegen folgt mir niemand. Habe ich nicht und nicht hinbekommen. Das Parieren war mein Ruin. Dabei wollte ich eh entsprechen. Hannah Arendt gewissermaßen auf den Kopf gestellt: "Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen". Also meine Erziehungsberechtigten südlich der D. wussten davon nichts. Und die waren da nicht die einzigen. Aber schwamm drauf. Vom Parieren kann ich ein Lied siegen. Dazu mehr im Text: "Zahme Vögel singen von Freiheit, wilde Vögel fliegen". Wie ich einst aus der totalen Idylle in die Zerfransung, als ein Mensch, "Der hier nichts zu suchen hatte". Trotzdem war ich vor Ort. Schränkt einen in seiner Bewegungsfreiheit total ein. Hinten hinaus ist man dann entsprechend eingeschränkt in seinem Möglichkeiten, ein verhinderter, und beschränkter Mensch, wenn man wie ich beim Discounter im Mittelgang in den Dingsen nach Etwas sucht das man wohl an anderer Stelle verloren hat. Und während ich im Mittelschiff des globalen Kapitalismus, Hort alles Scheinheiligen wie auch Profanen, in den Wühltischen der Entweihten grabe, jetzt habe ich zu dick aufgetragen, um mich abzulenken und zu zerstreuen, gräbt der Wortmacher in meinen Erinnerung wie Einbrecher in einer Kommode, der in seiner ihm üblichen Art lospoltert: "Schizophrenist. Du hast hier nichts verloren". Schon schließt sich der Kreis. Ja, wie diese bekloppten Talkshow-Moderartor:innen im russischen Staats-TV, Staatspropagandisten, Putins willige Handlanger, die wiederum ein Mitglied des nationalen Sicherheitsrats eingeladen hatten, der in der Ukraine Satanisten am Werk sieht. Ziel des Krieges sei demnach auch die "Desatanisierung" der Ukraine. Quelle: "Die Presse". Desatanisierung ist ganz neu im russischen Gruselkabinett. Wie kommt man auf sowas Abwegiges? Na ja. Die USA hatte unlängst auch ihren "Pizzagate". Diese Menschheit ist völlig bekloppt. Ich hatte gestern auch Pizza-Gate. Aber eher in Richtung i get a Pizza.

Dabei werde auch ich von Vorlieben gemartert die im industriellen Maßstab produziert werden. Was ja das eigentliche Problem ist, Land auf - Land ab, und da vornehmlich in den Haushalten. Fast alles was wir begehren wird im industriellen Maßstab produziert. Allerdings in meinem Fall nicht aus dem high-Pice iApple-Phone Segment. Laut Apple Reports, den ich nicht gelesen habe, soll das iPhone 11 65 kg CO 2 ausgestoßen. Schon habe ich einen Link. Ich bin ja auch ein Ausgestoßener, ohne Kompetenz, von der Google-Suchleiste abhängig wie in echt vom GF. Berechnungen des Harvard- Physikers Alex Wissner-Gross zufolge verbraucht eine einzige Google-Anfrage sieben Gramm CO 2 (Google selbst spricht von 0,2 g CO 2 ). Pro Tag verarbeitet das kalifornische Technologieunternehmen 3,5 Milliarden Suchanfragen, übers Jahr gerechnet sollen sich Google und der weltweite Flugverkehr ein knappes CO 2-Kopf-an-Kopf-Rennen wie die beiden Präsidentschaftskandidaten Inácio Lula da Silva und der amtierende Präsident Jair Bolsonaro. Den letzten schmutzigen Trick nutzte er am Wahltag: Die überwiegend Bolsonaro-freundliche Autobahnpolizei stoppte im Nordosten des Landes, der besonders Lula-freundlich ist, zahlreiche Busse mit Lula-Anhängern, die auf dem Weg zur Wahl waren, und überprüfte die Autos auf ihre Fahrtüchtigkeit. So verursachten sie kilometerlange Staus und verzögerten die Stimmabgabe. Quelle: spiegel+. Hat nicht gefruchtet. Inácio Lula da Silva hat die Wahl trotzdem gewonnen. Was wiederum besser für den Regenwald sein soll. Eben bei der Regenwald heißt brennt der nicht obschon der andauernd in Flammen steht. Deswegen ist es ein zweischneidiges Schwert wenn der Mensch ein Feuer entfacht. Dabei könne nur Gott Bolsonaro aus seinem Amt herausholen. Sicherlich. Nur nahmen die Dingen einen anderen Lauf. Und der Herrgott ist sowieso ein unsicherer Kantonist. Mit den einen palavert er schier endlos und den anderen hört er einfach nicht zu. Ist fast wie die Quantenmechanik, die ich naturgemäß nicht verstehe. Arthur Lira, der Präsident des Parlaments, der als einer der treuesten Verbündeten Bolsonaros galt, war der Erste, der das sinkende Schiff verließ. Schon vor Ende der Auszählung erklärte Lira den Volkswillen als unanfechtbar. Quelle: spiegel+ Wenngleich ich willentlich mit Gewissheit nicht sagen kann, ob ich zuvor aufgegeben und dann ausgestoßen wurde oder genau anders herum. Ist wie das Abstoßen von Fremdorganen. Ganz schlimm ist eine erzwungene Näher, ohne dass sich Menschen entsprechend näher kommen wie einst die Um2 und ich. Die totale Entfremdung bahnt sich da an. Und das an einem Ort wo man es gerne heimelig hat und sich vor den Grauen in der Welt abschottet, kommt es dann durch die Hintertür wieder rein und lacht dich aus. Hinten hinaus ist man über diesen Zustand der aufgezwungenen Nähe dermaßen schockiert wie auch irritiert, das man jede Erinnerung an diese Zeit am liebsten auslöschen möchte in sich. Was allerdings nur jenen gelingt die die Macht haben. Mächtige vergessen oder haben beträchtliche Erinnerungslücken. Ohnmächtig erinnern sich sogar im Detail. In Beziehungen gibt es dann auch sowas wie eine geplante Obsoleszenz wie bei den Dingen/Produkten, die in der Regel im industriellen Maßstab produziert werden. So wie Apple nur für die letzten fünf Jahre Software bereitstellt, danach gibt es für diese Produkte keine Software mehr, was diese Produkte schnell unbenutzbar macht, gibt es auch Beziehungen für die keine weitere Software zur Verfügung steht. Ein Recht auf Reparatur gibt es da auch nicht. Dafür gibt es Beziehungstherapeut:innen. Die tun dann so als ob. Auch wegen der Steuer. Was es gibt ist ein autobiografisches Gedächtnis, das Erinnerungsfetzen wie am Fließband, die durch keine Endkontrolle kommen würden, und die von der Substanz so bescheiden sind, dass man wie ich auf einmal beim Discounter losbrüllt: "Scheiße. Ihr habt hier nichts verloren".
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Apropos verloren am Fließband.
Die fliehenden Arbeiter aus Chinas iPhone-Fabrik. Die Videoaufnahmen, die auf den sozialen Medien zirkulieren, erinnern an eine Mischung aus Flüchtlingskarawane und Gefängnisausbruch: Hunderte, möglicherweise Tausende Menschen ziehen zu Fuß durch die endlose Tiefebene der zentralchinesischen Provinz Henan. Viele von ihnen tragen ihr Hab und Gut auf ihren Schultern, einige sind sogar barfuß unterwegs, quer durch Felder und entlang mehrspuriger Autobahnen. Ein riesiges Werk vom taiwanischen Tech-Konzern Foxconn, dem weltweit wichtigsten Zulieferer für iPhones, hat bereits seit über zwei Wochen mit einem Corona-Ausbruch zu kämpfen. Bis zu 300.000 Arbeiter sollen in der Anlage in Zhengzhou leben, in der Apple knapp die Hälfte seiner Smartphones fertigt. Die dortigen Arbeiter sind seit Mitte Oktober in einem sogenannten "closed loop" gefangen: Das bedeutet im Klartext, dass sie sich unter Quarantäne-Bedingungen nur zwischen Fabrik und Wohnheim bewegen können, vollständig abgeriegelt von der Außenwelt. "Ein plötzlicher Corona-Ausbruch hat unser normales Leben unterbrochen", teilte Foxconn am Freitag in einem Beitrag an seine Mitarbeiter auf WeChat mit. Dabei handelt es sich um eine krasse Beschönigung der tatsächlichen Missstände. Wie bereits vor Tagen in verzweifelten Online- Hilferufen deutlich wurde, müssen die Bedingungen innerhalb der Corona-Blase bei Foxconn teilweise menschenunwürdig sein: Es fehle bisweilen an notwendiger Nahrung und medizinischer Versorgung. Zudem hätten viele Arbeiter Angst, sich innerhalb der Fabrikanlage mit dem Virus anzustecken. Unbestätigte Gerüchte, wonach 20.000 Infektionen bei Foxconn registriert wurden, haben die Panik weiter angeheizt. Am Wochenende schließlich kletterten mutmaßlich Tausende von ihnen über die Zaunanlagen, um ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Auf unzähligen Videoaufnahmen ist zu sehen, wie die Arbeitsmigranten offenbar Hunderte Kilometer zurücklegen, um in ihre Heimatorte zurückzukehren. Einige Anwohner haben am Wegesrand provisorische Zelte aufgebaut und Wasserflaschen für die passierenden Fabrik-Flüchtlinge bereitgestellt. Zichen Wang, der für eine staatliche Denkfabrik in Peking arbeitet, zeigt sich auf seinem Twitter-Account "traurig" über die Bilder der verzweifelten Fabrikarbeiter. Und er klagt zudem an, dass die an der Menschenkarawane vorbeirasenden Autofahrer "zumindest den Anstand haben" sollten, die Passagiere mitzunehmen. Doch das Ignorieren der Corona-Aussätzigen hat weniger mit individuellem Fehlverhalten zu tun, sondern vielmehr mit der Unmenschlichkeit des Systems selbst: Der Covid-Gesundheitscode der Arbeiter ist schließlich auf "rot" gestellt. Damit dürfen sie in China derzeit weder Busse betreten, Supermärkte besuchen, noch einen der omnipräsenten Polizei-Checkpoints entlang der Autobahnen passieren. Quelle: Die Presse. Sieht man einem iPhone nicht ein. Weder das Arbeiter auf "rot" gestellt sind wie hier einige besser, die es sich richten, bevor sie von Kleinstbürgerlichen gerichtet werden, noch das es in einem hyperindustriellen Maßstab produziert wird.

Was die Sache aber so richtig gruselig macht. Am späten Abend guckte ich die letzte Folge von "This England". Spielt während der ersten Corona-Welle in Großbritannien und im Mittelpunkt steht der britische Premier Boris "Shakespeare" Jonson. Dazu habe ich Text. Allerdings hatte ich da erst drei Folgen geguckt. In der ersten Corona-Welle kam es in britischen Pflegeheimen ja zu einer grauenhafte Tragödie. Als bis Mitte April 2020, Patienten aus Krankenhäusern in Pflegeheime verlegt wurden, ohne vorher standardmäßig auf das Coronavirus getestet worden zu sein. Ist tatsächlich passiert. Wenn ich mich richtig erinnere auch in Italien. Die Regionalregierung verfügte laut einem Bericht der Website Brescia Today mit dem Erlass XI/2906 vom 8. März, Coronavirus-positive Patienten mit geringfügigen Symptomen seien aus überlasteten Spitälern in Altersheime zu bringen. Damit wurde das Virus geradezu gezielt zu alten und geschwächten Menschen getragen, zur eigentlichen Hochrisikogruppe. Ein hanebüchener Fehlentscheid, man schaffte eigentliche Todeszonen. Doch damit nicht genug: Dem Pflegepersonal im Trivulzio-Spital wurde untersagt, eine Gesichtsmaske zu tragen, mit der Begründung, die alten Leute könnten sonst erschrecken. Damit sorgte man für die Weiterverbreitung des Virus innerhalb der Klinik, man förderte die reihenweise Ansteckung sowohl des Personals wie auch der Patienten. Ganz am Anfang der Epidemie wurde laut einem Bericht der Agentur AGI eine Hilfskraft entlassen, die auf dem Tragen einer Gesichtsmaske beharrte, weil sie hustete und fieberte, also Coronavirus-Symptome zeigte. Quelle: "NZZ".
Binge Watching ist bei dieser Serie nicht möglich. Das schafft man nicht. Zu dieser Serie gibt es auch ein entsprechendes Gegenstück. Die Serie "Tschernobyl". Ähnlich grauenhaft. Das war aber noch vor der Corona-Herbstwelle 2020.

Farrar/Epidemiologe/Großbritannien: Besonders ohnmächtig fühlte ich mich im September 2020?

SPIEGEL: Was geschah da?
Farrar: Nichts, das war es ja. Die Infektionszahlen stiegen wieder, wir wussten, was geschehen würde, aber die Politik hat den Sommer nicht genutzt, um das Land für den Winter vorzubereiten.

SPIEGEL: Das war in Deutschland ähnlich.

Farrar: Bis Dezember wurde nichts unternommen, wir schlafwandelten in die Tragödie. Im Dezember 2020 und im Januar und Februar 2021 starben dann sehr viele Menschen; fast die Hälfte aller Covid-Todesfälle in Großbritannien bis dahin war in dieser kurzen Zeitspanne zu verzeichnen.

SPIEGEL: Waren Sie wütend?

Farrar: Eher traurig. Nach dem, was wir im März durchgemacht hatten, all den Toten, war der September einfach ein sehr dunkler Moment. Zumal wir da schon wussten, dass wir Impfstoffe haben werden und uns mit Kontaktbeschränkungen nur ein bisschen Zeit kaufen müssen. Man hätte sich einfach noch einmal einige Monate lang zusammenreißen müssen, dann wären allein in Großbritannien bis Anfang März 2021 nicht noch einmal fast 90.000 Menschen gestorben.

Inzwischen ist aber eh längst Saporischschja. Und Butscha ist natürlich auch. Wie die Frage: Geht Putin nuklear oder geht Putin nicht nuklear. Schon schließt sich der Kreis, der sich an der Quadratur von Allerheiligen versucht. Der Tod. Im 20. Jahrhundert hinter die Kulissen des Lebens geschoben, wie der Soziologe Norbert Elias es ausdrückte. "Eine der großen biosozialen Gefahren des Menschenlebens". Dazu kann ich konkret nichts sagen als Sterblicher. Aber einen Menschen habe ich in seinen letzten Lebensmonaten begleitet. Sagen wir irgendwie. Eh den "Lungen-Mann". Der selbst todkrank und schwer um Luft ringend, an einem mobilen Sauerstoffgerät hängend, das ihn nur noch bis zum Häusl brachte, mit grauenhaft geschwollenen Füßen, hatte der Mann noch großartige Pläne. Ich hingegen nicht. Selbst todkrank wollte er noch im Kaffee D. bei einem Glas Wein sitzen und "Fucking Moslems" brüllen. Ich mache ums Kaffee D. in der Regel einen weiten Bogen. Im Text aus dem ich mich bediene, Quelle: Spektrum/MAREN WURSTER, ist der heutige Tod ein verborgener Tod, ein verdrängter. Dazu kann ich nichts sagen. Ich war mit der Situation einst völlig überfordert. In Mexiko soll das nicht der Fall sein. Día de Muertos. Der Tod als Teil des Lebens. Alltägliches in Mexiko wie La Calzada del Hueso "Die gepflasterte Knochenstraße" und "La Barranca del Muerto" Die Schlucht der Toten", haben eine namentliche Beziehung zum Tod. Besonders deutlich wird das in der Zeit rund um die Días de Muertos, wenn in Straßen und Geschäften die Calaveras (Skelette aus Pappmaché, Gips oder Zucker) in allen möglichen Alltagssituationen dargestellt werden. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Quelle: Wikipedia und nicht unsere Kultur.

Aber zum Thema: Dem Tod ins Auge blicken hätte ich einiges an Text. Leere Blicke, harte Gesichter. «Wir locken sie an und schießen sie zusammen», vor Cherson droht ein langer Kampf. Nach ihren Erfolgen im Osten wollen die Ukrainer nun endlich die Stadt Cherson im Süden des Landes zurückerobern. Die Moral der Soldaten ist groß. Doch der Kampf in der Steppe ist hart, wie ein Besuch in der Nähe der Front zeigt. Der Hund, ein deutscher Schäferhund, in Anakondas Artillerie-Einheit trägt den Namen Javelin, zu Ehren der gleichnamigen amerikanischen Panzerabwehrraketen, die sich im Krieg als hochwirksam erwiesen haben. Die übrigen Kämpfer haben keine Lust zu reden. Im Gegensatz zu den jovialen Artilleristen, die sich zum Spaß als Landschaftsarchitekten bezeichnen und einen zum Essen einladen, wirken die Infanteristen finster und abweisend, mit leeren Blicken und harten Gesichtern. Wenn man sich ihnen nähert, wird man sofort verscheucht. Nur einer spricht, ein junger Schauspieler, der sich Jacob nennt, eigentlich zum Film wollte und stattdessen in der Hölle gelandet ist. Er trägt einen Poncho, sein Gesicht wirkt eingefallen und fahl. «Ich freue mich, dass ihr hier seid», sagt er und lächelt. Dann hält ein mit Dreck bespritzter Geländewagen, um ihn zurück an die Front zu bringen. «Steig ein!», befiehlt der Fahrer. «Ich sage dir, es ist furchtbar. Es ist ein einziges Blutbad», ruft Jacob noch, ehe er aufspringt und wegfährt. Quelle: "NZZ". Von hinter der Bezahlschranke. Derweil sollen viele Menschen in den inneren Bezirke ihre Identität und ihr individuelles Wohlbefinden so stark an ihr Aussehen knüpfen wie noch nie zuvor. Deshalb nehmen sie es heute so wichtig und deshalb sind sie, geht es um ihren Körper und dessen vermeintliche Fehler, so verletzlich. Die einen werden also von Raketen und Granaten getroffen und verletzt wie die anderen von Blicken. Eventuell sogar zeitgleich. Hier versprengte Einheiten die drohen vom Nachschub abgeschnitten zu werden und dort versprengte Individuen, die keine langfristigen Bindungen an Gruppen oder politische Milieus mehr kennen und von einem tiefen Erleben ökonomischer Unsicherheit geprägt sind, die das eigene Selbst durch Konsum und Geschmack ausdrücken. In dieser Gesellschaft habe ich gestrichen. Wo sollen sie sich sonst ausdrücken. Neben mir in der warmen Jahreszeit auf der Donauinsel etwa? Eben. Quelle: "Spiegel Nr. 43/2022. Schon sind wir wieder beim industriellen Maßstab, der uns alle ruiniert. Fragen die den Wolf der schon wieder ein Schaf gerissen hat. Er wird ihnen das bestätigen. Reißt der ein Schaf zu viel wird er zum Problemwolf. Aber von einem Problem-IPhone-Besitzer habe ich noch nie was gehört. Sie etwa? Natürlich tu ich nur so also ob. Ich gehe nicht davon aus des sie hier tatsächlich lesen. Aber ich kann nicht immer mit meinen Dämonen tanzen wie einst Kevin Kostner mit dem Wolf. Fragen sie mich nicht wie das alles zusammenpassen soll. Tödliches Kriegsgerät und Geschmack. Alles vom selben Fließband. Zum Thema: Wir zahlen alle irgendwie drauf im Leben. Später mehr. Später ist ja das zukünftige Früher. Früher, ja früher. Natürlich vom zu wenig. Zu wenig gelebt, zu wenig geliebt, zu wenig gewollt, und wenn dann zu meist das Falsche. Und erst recht das Dinsgdada. Das hat auch einen Makel und Mundgeruch und einen Zahnstatus. Besser wir breiten den Mantel des Verschweigens. Unlängst hatte ich textlich einen ukrainischen Soldaten erfunden, der im Zivilleben, also vor dem russischen Überfall auf sein Land, als "Landschaftsarchitekt" tätig war. Und zack wird meine ausgedachte Figur von der Realität überholt. Noch dazu über den Pannenstreifen.
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Weiter in nächsten Text.

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