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Dienstag, 8. Mai 2018
Pension Schöller für Stammgäste
der imperialist, 16:38h
Hat mich das kleinstbürgerliche Drama, dass ich in meinen Leben weder hart noch lange genug, geschweigenden mit sichtbaren Geschick und Erfolg gerarbeitet habe, wieder einmal über die familiäre Bande eingeholt. Das Ding ist virulenter als die Bakterien in meiner Nase. Gegen das Kleinstbürgerliche gibt es auch kein wirksames Antibiotikum. Bei mir persönlich klaptt das mit dem Austausch der Bevölkerung einfach nicht. Der Goadfather und ich schreiben uns einmal in der Woche. Das halten wir schon sehr lange so. Zu meiner Verteidigung möchte ich anführen dass des meine Idee war. Alles was darüber hinaus führt machen wir eher nicht. Telefonieren. Nur zu seinem oder meinem Geburtstag und zu Weihnachten. Fragen sie mich nicht warum gerade zu Weihnachten. Wahrscheinlich gehört sich das bei den Kleinstbürgern so. Solange wir auf Distanz bleiben verstehen wir uns prächtig. Einmal in der Woche ein Mail, nicht zu lange, nicht zu persönlich, mit viel Wetter, bringen wir locker. Gesundheit bringen wir auch. Abgesehen jetzt von Schizophrenie. In der Sache geht gar nix. Wirklich überhaupt nix. Fragen sie mich nicht warum. Haben wir uns über unsere gesundheitlichen Defizite ausgetauscht. Dem Goadfather setzt das Alter derzeit ziemlich zu und ich hatte ja die eitrigen Nebenhöhlen, ausgelöst durch Zähne, die schon an ihren Wurzeln vom Untergang befallen waren, wie einst das Dritte Reich in den sogenannten glücklichen Jahren von 1933 – 1938, als es durch das segenreiche Wirken des Führers, mit dem Land und den Menschen wieder spürbar aufwärts ging, und die Zeit der Brünn`gschen Verzichtsdemokratie ein für allemal Geschichte war. Ich schreibe jetzt nicht dazu. Achtung Ironie. Gegen das was ab Mitte-Ende 1944 bis Mitte-Ende 1949 an Verzicht anstand, war Brüning sein Ding ja der reinste Kindergeburtstag. In diese glückliche Zeit vielen die Saar-Abstimmung 1935, die Nürnberger-Rassengesetzte 1935, die militärische Besetzung des Rheinlandes 1936, der Anschluss Österreichs 1938, der Einmarsch ins Sudetenland und die Reichskristallnacht. Sogar der Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund 1933 wurde als eine glückliche Fügung gesehen, um endlich die Schande von Versailles hinter sich zu lassen, obschon genau dieser Austritt aus der Völkergemeinschaft, die eigentliche Grundsteinlegung für den folgenden Untergang war. Ohne der militärischen Aufrüstung Deutschlands auf Pump, ist der wirtschaftliche Aufschwung den Deutschland in den glücklichen Jahren zwischen 1933 und 1938 nahm, nicht denkbar. Na denkbar schon. Wenn sie FPÖ bzw. AfD machen ist alles denkbar. Keine gute Idee sich beim Sensenmann zu verschulden. Der hält nix von einem Privatkonkurs oder einer Stundung der Schulden. Ich kenne das so vom Goadfather, wenn es zu tiefst kleinstbürgerlich wird und er seine Vorstellung von Arbeit auspackt und mich über Bande dann als Schuldner ausmacht und als Abtrünnigen brandmarkt, der seine Raten nicht artig zurückzahlt. Denn dort wo in den bayrischen Amtsstuben das Kreuz hängt, hängt beim Goadfather der Arbeitsethos als Wille und Vorstellung. Arbeit, ausschließlich in Form von Erwerbsarbeit, ist beim Goadfather mehr als nur Pflicht, die man niemals in Frage stellt und um die jede weitere menschliche Regung zu kreisen hat. Beginnt der Goadfather von der kleinstbürgerlichen Erwartbarkeit zu schwärmen, die auch zu einem kleinen aber feinen Wohlstand führt, komme ich um meine ganz persönliche Schande von Versailles nicht herum, gleichgültig wo ich gerade austrete. Am Samstag war er bei seiner Enkelin eingeladen. Der Goadfather spricht immer von seiner Enkelin. Das klingt dann immer so, als ob ich zu seiner Enkelin, in keinem näheren Verwandtschaftsverhältnis stehe. Abseits vom Genetischen, das mich wohl oder übel zum leiblichen Onkel seiner Enkelin macht, da kann ich aber nix für, entspricht das auch den Tatsachen. Ich kenne meine Nichte nicht persönlich. Auf der Straße würde ich die genau so wenig erkennen wie meine leibliche Mutter. Anders sieht es bei der Um2 aus. Die erkenne ich auch noch in tausend Jahren. Sobald die sich mir in einem Umkreis von 100 Kilometer annähert bekomme ich auch schon Durchfall der Marke Angstschiss. Ab 10 Kilometer nässe ich mich möglicherweise auch ein. Seine Enkelin hat am Samstag an irgendeinem See in Kärnten mit Seeblick, eine Pension mit Restaurant eröffnet. Und das mit 24zig. Das mit dem Alter seiner Enkelin ist dem Goadfather extremst important. In Goadfather seiner Welt klingt das dann sehr nach Selfmade-Millionärin. Allein schon wegen ihrem Alter, das jetzt stellvertretend für einen herausragenden Arbeitsethos spricht, steht seine Enkelin beim Goadfather auf einem Podest des Stolzes und der Zuneigung, das möglicherweise ich mit meinem kleinstbürgerlichen Scheitern, als Schnade gefühlt zu stemmen habe. Wer mit 24zig eine Pension eröffnet, schön mit Restaurant, muss zwangsläufig extremst tüchtig und lebenstauglich sein. Das sich dieses überaus tüchtige Kind, diese Pension mit Restaurant, jetzt nicht selber erarbeitet hat, sondern mütterlicherseits in eine Hoteldynastie hineingeboren wurde, während mein Halbbruder tatsächlich ein Selfmade-Restaurantbesitzer ist, spielt für den Goadfather in seiner emotionalen Beurteilung keine Rolle. Seine Enkelin ist 24zig und macht jetzt Pension und Restaurant, während sein Zweitgeborener überhaupt nix macht, in dieser oder einer anderen Richtung. Das ist alles was zählt. Gratis-Bloggen. Gefühle bestehen nicht auf einer korreketen Rezeptur. Zur Verteidigung des Goadfather möchte ich jedoch einwenden, dass der mir jetzt nicht absichtlich eine mitgibt, wie man im Wiener-Jargon zu sagen pflegt. Nicht bewusst. Wie es Tiefenpsychologisch in ihm ausschaut möchte ich lieber nicht mehr so genau wissen. Reizte ich ihn früher hin und wieder a bisserl über Gebühr, weil er sich gar so sehr darauf versteifte mit meinem Scheitern überhaupt nix am Hut zu haben, obschon er mein ganz persönlicher Totengräber ist, der mich tatsächlich an der Hand (ich wollt schon mit gezogener Pistole schreiben) in den Untergang führte, wurde es richtig übel für mich. Das was dann folgte hatte fast schon das Niveau von Sachsenhausen, als im dortigen KZ sogenannte Asoziale die höchste Todesrate hatten. Kellerhaft wurde es auch. Der Keller war aber Um2 ihr Ding, das sich kleinstbürgerlich unterwandert, Richtung Asozialen aufmachte, woraufhin ich dann Richtung UNO aufbrach. Die UNO ist ja dafür da alte Wunden nicht mehr aufbrechen zu lassen. Selbstversändlich passe ich meine Lust am Eklat jetzt ganz Goadfather seinem Gesundheitszustand an und schwinge mich hier jetzt nicht zu einem Palästinenser auf, um als schwarzer Schwan des Widerstandes verkleidet, direkt ins Fadenkreuz eines israelischen Scharfschützen zu laufen. Fasching war schon. Kleinstbürgerlich abgerichtet und entsprechend ruiniert, weiß ich schon noch was sich gehört. Trotzdem muss ich mich ziemlich am Riemen reißen, um dem Goadfather nicht zu schreiben, dass ich mit 24zig schon total kaputt gelebt hatte und er mir mal einen längeren Aufenthalt in einer Pension mit all Inklusive empfahl. Na empfohlen hat er es mir nicht. So etwas machen Kleinstbürger nicht. Der Goadfather sagte sichtlich angewidert: „So einer wie du gehört ins Irrenhaus“.
Ende.
Ende.
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