Sonntag, 25. Februar 2018
Rede - Wendungen
Der Text gibt mehr her als der Titel ankündigt. Versprochen.

So ein scheiß Sport-Tag. Deutschlands Eishockey-Team bekommt im olympischen Endspiel, nach großartigem Kampf/Spiel gegen die Russen, Sekunden vor dem Ende den Ausgleich. Noch dazu in Überzahl. Und die österreichische Langläuferin Theresa Stadlober verlief sich auf dem Weg zur Silbermedaille. Brutal ihr Missgeschick. Die war so in ihrer Lauftrance versunken, dass die tatsächlich falsch abbog und dann nur 9te wurde oder überhaupt disqualifiziert wird. Sehr österreichisch ihr Malheur mit dem falsch abbiegen, wie einst von der Monrachie zur Demokratie und dann nicht mehr weiterwissen. Und draußen ist jetzt Wetter. Hier herrinnen leider auch. Wie ich ihnen schon erzählt habe, hat in meinem näheren Umfeld eine Person einen Schlaganfall erlitten. Das beschreibt es nicht ganz korrekt. Der/die Partnerin eines Kumpels von mir hat einen Schlaganfall erlitten. Zu diesem Partner habe ich eigentlich keinen Kontakt. Nur a bisserl durch Erzählungen. Sie kennen das sicherlich. In einem Email fragte ich meinen Kumpel wie es dem Kater geht und als Antwort bekam ich Schlaganfall. Meine Reaktion darauf war durchaus handelsüblich. Vom Entsetzen und tiefer Betroffenheit, die mich zum Gehen zwang und bis nach Floridsdorf führte, wo ich dann Schokolade kaufte, obschon ich noch ganz viel Schokolade zu Hause habe, über einen großen Klumpen Mitgefühl, den ich a bisserl orientierungslos im Kreis herum rolle, bis zu Wut und Scham ist alles dabei, was es in so einer Sache an Gefühlen zu durchleben gibt. Scham, weil ich mir denke, da erwischt es eigentlich die falsche Person. Das ist ungerecht. Und Unrecht macht wütend. By the way. Alles ging seinen geordneten Verarbeitungsgang. Ich versuch auch a bisserl zu helfen. Nützlich machen klingt so mechanisch. Ich will helfe bzw. beistehen und mich nicht nützlich machen. Beistehen das kann ich. Im Stehen bin ich überhaupt recht gut. Was sich aber von der Bronx aus als recht schwierig gestaltet. Wie sie richtig erahnen kann ich ja nix, außer an guten Tagen a bisserl Schmäh führen. Leider habe ich auch schlechte Tage und dann lehnt sich dieses Nix gegen mich auf und drückt mir die Kehle zu und es wird ziemlich übel, wenn ich nur so dastehe, gefangen zwischen Wänden die mir geschenkt wurden, eben weil ich nix kann, und höre muss wie der Russe nebenan wieder einmal mit seinen Händen arbeitet. Nix Richtung . Der Russe fertigt ja handgemachte Möbelstücke an. Der ist im Besitz von richtigen Fähigkeiten und Fertigkeiten, weshalb er ganz gut zu tun hat, während ich mit den Händen in den Hosentaschen auf einem Teppich stehe wie angewurzelt, den andere geknüpft haben, und stumm dabei zuhöre wie er sägt und feilt und aus einem Klumpen Holz ein kleines Kunstwerk erschafft. Das schmerzt. Ich kann nur Hier und Gratis. Trotzdem oder gerade deswegen bin ich emotional voll an der schlagenden Sache dran. Der gelernte Österreicher würde jetzt zwangsläufig an Burschenschaften im Dunstkreis der FPÖ denken. Sie wissen aber was ich meine. An meiner Aufrichtigkeit gibt es in dieser Angelgenheit nicht den gerinsten Zweifel. Mein Problem. Problem möchte ich es nicht nennen. Mein Handicap. Handicap trifft es auch nicht. Ich versuche es mal so. Bei außergewöhnlichen emotionalen Belastungen kommt es mitunter vor das der Schizo-Komplex aktiv ins Geschehen eingreift. Was weiß ich. 5 Tage mit dem Baumeister zusammengesperrt in einem Raum und mein Ich depersonalisiert und zerbröselt, wie die Leichtigkeit der Jugend, bis aus dieser Leichtigkeit bleierene Routine wird, die einen trotz aller Schwere erdet. Optische Halluzinationen bekam ich auch noch vorm Einschlafen. Ganz genau kann ich den Zustand der Depersonalisierung nicht erklären. Dort wo an sich das Ich ist, ist dann eine Zeitlang nix. Das Ich kann auch als Ort wahrgenommen werden, als Heimat gewissermaßen. Das Ich hat sozusagen eine eigene Körperlichkeit ind Örtlichkeit. Die ist als solche wahrnehmbar und gibt einem Sicherheit und Orientierung. Verschwindet dieses Ich wird man sich irgendwie fremd und auf absurde Art distanziert. Leicht weniger. Da tu sich plötzlich ein Riss zu sich selbst auf. Man fragt dann nicht wer bin ich sondern bin ich überhaupt. Eigenartiger Zustand. Mir wurde das herumrätseln zu blöd, weshalb ich den Holzhammer herausgeholte, eine Schlaftablette einwarf und nach ein paar Stunden wieder als Ich erwachte. Natürlich suche ich wegen ein paar mentaler Aussetzer nicht sofort den Arzt meines Vertrauens auf. Das bringt auch nix. Der redet dann nur über Flüchtlinge. Nur a Schmäh. Was soll der auch groß machen. Noch kann man den neuronalen Inhalt eines Gehirns nicht einfach auf einen Chip laden, neu programmieren und dann einfach wieder ins Hirn zurück überspielen. Das spielt es nur im Kino. Im Kinoformat kommt das extremst gut. Siehe die Serien Westworld oder Altered Carbon. In Westworld werden die Erinnerungsspeicher der Hosts (Roboter) einfach zurückgesetzt. So nach und nach entwickeln diese Hosts jedoch ein Eigenleben, also eine eigene Persönlichkeit, so wie auch mein neuronales Netzwerk hin und wieder ein Eigenleben führt. In Altered Carbon ist es möglich eine Seele mitsamt den Erinnerungen auf einem sogenannten kortikalen Stack zu speichern, und in andere Körper einzusetzen. Nee nicht Sack. Wobei im Sack natürlich auch gut Information gespeichert sind. Das wiederum ist aber eine Frage des Geldes. Junge Körper + alte Seele ist nur was für die Wohlhabenden. Das gibt es heute auch schon in echt. Zumeist in Form von junge Frau und alter Sack. Ich kann sie beruhigen. Alte Vagina und junger Mann sind im Kommen. Nee, ich fang jetzt bei Wohlhabend nicht schon wieder mit meinen Zähnen an. Mir fehlt derzeit oben wie unten der 15ner. Was sagt uns das? Zufall oder kannten die beiden 15ner sich persönlich und haben gemeinsam den Exodus geplant, wie einst der Kronprinz Rudolf und die Baroness Mary Vetsera. Die nennt man Mahlzähne glaub ich. Wie nennt man den Zustand, wenn noch Schnitzel aber keine Mahlzähne mehr hat? Beim Malen ohne stummes H, krachte in einem Zeichenwettbewerb, den die Bildmacherin beinahe gewonnen hätte, ein Auto frontal in einen Zug der Richtung Auschwitz unterwegs war. Das die Bildmacherin meine Wirklichkeit übermalt passiert mir einfach. Die Kulturtechnik des Übermalens kennen sich sicherlich vom bildenden Künstler Arnulf Rainer. In meinem Fall jedoch nennt man diesen Vorgang des Übermalens nicht Kunst sondern Plemplem. Thema ist jetzt aber der Wortmacher. Der redet mir seit gestern Spätabends ein, dass es dieser Mensch mit dem Schlaganfall nicht besser verdient hat. Brutal ich weiß. Schon beim Schreiben des Mail an meinen Kumpel redete der Wortmacher dazwischen. Natürlich steht in diesem Mail nix davon dass der Wortmacher die Regie übernommen hat. Es steht ihnen jetzt natürlich frei mich für so einen abträglichen Gedanken zu verurteilen und mir lebenslänglich zu verpassen. Nur ändert das gar nix an meiner Situation. Für mich gilt es jetzt cool zu bleiben und den Wortmacher mal machen lassen. Der hat seinen eigenen Kopf. Der soll sich jetzt mal ordentlich austoben und sich müde krakeelen. Aktiv komme ich gegen den Schlawiner sowieso nicht an. Das ist ja die eigentlich Wortmacher-Großkunst, das der genau in diese kleinen Lücke vorstößt, wo das moralisch Untragbare lauert. Als Reaktion auf so einen abträglichen Gedanken neigt man dann als Betroffener sich in Grund und Boden zu schämen. Nicht einmal die Tabs können das Abgründige, in das der Wortmacher vordringt, wie so ein Holzspahn unter einer Fingernagel oder Europas Imperialisten in die Moderne, völlig verhindern. Das Ungeheuerliche muss ich jetzt einmal aussitzen oder zur Sprache bringen, um nicht von Schuldgefühlen bzw. dem Wahnsinn aufgefressen zu werden, wie ein Zahn an dem die Zeit nagt.

Fazit. Morgen Nerventante. Kommt mir durchaus gelegen der Termin. Der überantworte ich auch eine anständige Portion Schuld. Ihnen natürlich auch. Sie sind sozusagen mein Komplize. Es heißt nicht zu Unrecht. „Kleinvieh macht auch Mist“.

Ende.

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