Sonntag, 5. Juli 2015
Die Stunde des Jägers
Wie heißt es so schon. Die Lage ist hoffnungslos aber nicht ernst. Ich bin mit dem S. ja im Süden unterwegs. Weit weg von zu Hause und fern ab gesicherten Terrains. Genauer gesagt weit entfernt von meinem derzeitgen und einzigen Wohnsitz, tief im Schoß vom Goadfather vergraben wie ein kleiner Junge. Wien ist nicht mein zu Hause. Ich lebe nur dort mit dem Rücken zur Stadt. Zu behaupten das liege einzig und allein an Wien wäre zu kurz gefriffen. Gibt auch Menschen denen liegt Wien zu füßen oder sie machen in der Stadt ihr Ding. Studieren, big buisness, einbrechen, smal buisness, betteln, andere legal abzpocken, anderen nicht abzoken und unbedankt arm bleiben, wohlhabend werden ohne Stil, arm sein und vom Gram zerfressen mit Stil usw. Es gibt ja auch Sudanesen die in Horn leben oder Syrer in Vorarlberg. Ungefähr in diese Kategorie Mensch falle auch ich. Nur ich bin das Opfer eines ganz anderen Krieges, von dem man nicht genau sagen kann wer Freund und Feind ist und wo gerade die Front verläuft. Gleich im ersten Nachtquartier fragten mich/uns die Vermieterin, ob wir "close friends" seien. Was so viel bedeutet ob wir uns die Schwänze genseitig mit der Schnauze sauber fegen. Nee wollte ich ihr sagen, ich lutsche keine Schwänze, weder in Austria noch in K... und der S. auch nicht. Nur wie es aussieht kriegen wir keine Weiber ab. Ich bin dafür zu kaputt und perspektivlos und warum der S. single ist, darüber stelle ich keine Mutmaßungen an. Er wird schon seine Gründe haben. Ich bin ja auch dezitiert dafür, das Homosexuelle kirchlich heiraten, Erbschleichen wie die Heteros und Kinder sollen sie auch groß ziehen und was weiß ich noch nicht alles tun und lassen. Solange sich deren Kids auch für die Landesverteidigung interessieren, wenn`s unbedingt sein muss mit einer Gun in der Hand, gegen die inneren und äußeren Feinde des demokratischen Rechtsstaates, ist doch alles bestens. Die Glotze in der ersten Herberge, die ungefähr die Größe eines Papiertaschentuch hatte, bevor man es aufschlägt und hineinrotzt, ging nicht. Da war ich schon das erste Mal auf 150. Total auf Neuoleptika einfach nur so daliegen und hoffen das die Augen irgendwann schwer werden wie Ziegelsteine fällt unter Folter. In meinem Fall zumindest. Das bringe ich nur sehr ungern. Ich darf nicht mir überlassen sein. Meinem Hirn ist grundsätzlich nicht zu trauen. Noch so eine Farce dachte ich mir und die können mich gestrichen am Arsch lecken, mit dem herben Scharm des Südens, und den Inseln die deine Seele liebkösen und zärtlich streicheln, bis hinter dem Horizont die Perle der Adria auftaucht. Die können sich ihre Perlen irgendwohin stecken. Perlig ist K... nur dann wenn man sich einmal schön die ganzen Kriegsdenkmäler wegdenkt, die in jedem kleinen Dörfchen am Wegesrand stehen. Der Ante Gotovina ist auch noch immer dick im Geschäft. Und die Küstensstraße K..... die unbefahren ziemlich wunderschön ist, gehört/e zu den gefährlsichtsten Straßen der EU. Unglaublich diese Street. LKW-Fahrer die Kurven anschneiden wie der James Hunt, die eine Hand am Lenkrad mit der Pratze schön am telefonieren, natürlich ohne einen Blick auf den Gegenverkehr. Wenn der dich anstupst war`s das. Einheimische die an den unübersichtlichsten Stellen überholen. Kaum PS unterm Arsch, dafür aber jede Menge Teststosteron und Übermut im Blut. Die Straße ist gesäumt mit kleinen Kreuzchen. Jetzt sind wir in einem Ort untergekommen, über den die Vermieterin sagt, dass das Dorf "a small and nice village is". Unter klein verstehe ich was anderers. Das Örtchen ist nicht klein sonder sehr klein. Hat ungefähr die räumliche Ausbreitung einer Stecknadel. Da gibt es nichts, bis auf die Feuerwehr, einen kleinen Supermarkt und einem Lokal direkt am Meer. Das Lokal am Meer ist natürtlich die volle Droge Idylle. Vor allem wenn die Sonne am Horizont blutrot hinter einer der Insel in der Dämmerung verschwindet. Ganz schlimm. Alle waren am knipsen und staunen. Zwei bis drei Kirchen gibt es dann noch. Die ideale Urlaubdestination fürs Familienidyll, frisch Verliebte, Liebende und unglücklich Liebende, die hier versuchen ihre Beziehung zu retten oder dieser neues Leben einhauchen. Für den H. und mich wie geschaffen. (hahaha)

Als Kaputter kann man wirklich nirgends hin. Schon gar nicht in einem gewissen Alter. Man fühlt sich da a bisserl als Mensch zweiter Klasse. Da dreht sich alles ins sein Gegenteil. Was sich früher wie Freiheit anfühlte wird ab einem gewissen Alter zum Voruwurf. Huren die länger als 2 Stunden bleiben kann ich mir nicht leisten. Und Ballermann geht ja auch nicht. Ich trinke nicht (mehr). Wahrscheinlich werde ich mir ein Schild basteln auf dem steht: "Nix gay, nur hinüber". Unsere Bude ist auch das totale Idyll. Die Aussicht vom Balkon, kurz "Balke" aus, ist wie sagt man so schön "mächenhaft". Schauste raus aufs Meer, in die malerischen Bucht, ein paar Boote tuckern gemächlich herum und die scheiß Grillen zirpen als ob es kein Morgen gibt. Grillen bin ich nicht mehr gewöhnt. Nur noch Straßenlärm. Total Großstadt-versaut halt. Aber das wird noch. Wer sich ersthaft über Grillen beschwert dem ist nicht mehr zu helfen. Jetzt haben wir Glotze mit SAT. Ging nicht sofort. Ging schon. Nur wusste ich nicht wie. Da wollte ich schon umdrehen und zu Fuß nach Hause stapfen. Ehrlich. Schön die Küstenstraße entlang dem sicheren Untergang entgegen. (hahaha) Gestern war ein ziemlich heiliger Tag für die Kroaten oder Dorfbewohner. Irgendetwas wegen der heiligen Maria. An so einen Tag kommt die Familie zusammen, es wird gegessen, getrunken, gefeiert und man wünscht den Leute, Frieden, Gesundheit und Lebensmut. Klopfte die Tochter meine Vermieterin doch glatt an unserer Tür und überreichte uns neben den guten Wünschern auch noch zwei kleine gemischte Aufschnittplatten. Uns war des fürchterlich peinlich, weil die Tochter erschreckend, unverbraucht und zuversichtlich wirkte, wie Menschen halt auch noch so sind, die es gewohnt sind in einem größeren Menschenverbund zu leben, zu sprießen und zu gedeihen, während wir vor der Glotze hockten und Tennis schauten. Jeder hat halt so seine Art die Wirkichkeit aufkommensneutral umzugestalten. Nicht jedem ist es gegeben sich ein Idyll zu zimmern. Der running gag ist natürich unser sexueller Status. Hatte heute schon wieder einen entlang der Küstenstraße mit dem Koffer in der Hand Moment. Was ist, dachte ich mir, wenn sich der S. mit mir schämt und ihm dieser Trip peinlich ist. Wenn er mich als Last emfpindet. Ansonsten gings noch um Geschichten über Nasenrammel und ein Interview vom Hartmund Mehdorn und die 200 Mille Schulden vom Mid...... Gibt ja in jeder Klasse einen der diese Dinger mit Genuss und Hingabe frisst. Im Internet stand neben tausend Seiten Griechenland, (des wird schon noch mit dem Nicht-Grexit)) das eine Frau angblich ihr Kind zu Tode geschaukelt hatte. Sachen gibt`s. Und wir als ungleiches Paar haben auch noch so unsere kleineren Anlaufprobleme. Es zwickt und zwackt hinten und vorne. Aber wir sind bereit unser Bestes zu geben, sodas wir uns nicht gewungen sehen diesen Versuch des Zusammenseins, nicht schon nach wenigen Tagen, wegen nicht vereinbarer Schwächen, abbrechen zu müssen. Schuld daran hat natürlich niemand und immer alle beide. Man muss sich halt zusammenraufen und ein klein wenig um den anderen bemühen. Und das ich um vieles älter bin macht die Sache nicht einfacher. Im Alter hat man so seine kleine Marotten und wird spießiger. Das absolute Highlight am Arbeiterstrand von O.... waren aber ein paar hippe Leute aus der Generation Selfie. Die haben sich andauernd gefilmt. Sogar wie sie über die steilen Steinstufen zum Strand runter stapften musste, aus mir nicht erschließenden Gründen, filmisch festgehalten werden. Nicht nur das die sich andauernd filmten und dabei so taten als handle es sich bei den Aufnahmen, um einen Monumentalschinken, über eine historisch unglaubliche bedeutende Person, nein der Dicke aus der Runde vewendete dazu auch noch einen Selfiestick. Das man diesen narzisstischen Dildo so nennt hab ich vom S. Das Ding sieht aus wie eine scheiß Wünschelrute mit der man die Gegend nach sich absucht. Aus Prostest habe ich mich auf einen großen Stein gestellt und die Runde im tiefsten Kärntner Dialekt angemotzt. Richtig schön derb. Ich war zu allem bereit. Meine Verägerung war weder gespielt noch aufgesetzt. Der S. macht von mir ja auch keine Fotos. Ich will nicht im Internet, mit irgendwelchen Kommentaren garniert, herum gereicht werden. Mich gibt es nur als den Schizophrenisten. Ein, zwei von diesen Mongos hätte ich schon mit ins Grab mitgenommen. Was könnte ich noch erzählen, das eindeutig auf mich hinweist. Mir macht diese Idylle hier noch ein wenig zu schaffen. Diese wunderschöne, friedlich und wenig verdorbene Landschaft, abgesehen vom Massentourismus, Land auf Land ab, vom dem ich natürlich auch ein Teil bin, lässt sich mit meiner kaputten Innerlichkeit nicht so recht in Einklang bringen. Es ist schwer ein anderer zu sein. Vor allem in meinen verschärften Fall. Die Schizophrenie ist mitgereist. Ist wie mit dem Jungen und dem Ghetto. Man kriegt zwar den Jungen aus dem Ghetto, aber das Ghetto nicht so schnell aus dem Jungen. Und kleinstbürgerlich verwüstet wie ich nun einmal bin hängen mir andauernd die Spießer in den Ohren, wie sie in den höchsten Tönen über ihren Traum-Urlaub schwärmen. Die verbringen in der Regel ja nur Traumurlaube. Ich bin schon froh, wenn ich nicht total übergeschnappt zu Fuß mit dem Koffer in der Hand, meinen Gespenstern hinterher jagend, auf die Küstenstraße einbiege.

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