Freitag, 11. Mai 2018
Technisches K.O in der achten Runde
Vorhang:
Als Thema meines Lebens bringe ich immer mal die Frage aufs Tapet, was es für mich bedeutet in dem Gefühl zu leben mich überlebt zu haben. Ich bin ja ein Mensch der nur noch sein Ende verwaltet bzw. abwickelt. In echt natürlich auch. Gefühle allein kann man ja nicht über den Weg trauen. In der Arbeitswelt scheint es diesen Gefühlszustand in ähnlicher Form auch zu geben, wenn Beförderungen anstehen und jemand "übergangen wird" oder sich nur "übergangen fühlt". Beides schafft Wirklichkeit. Sich überlebt zu haben bedeutet auch über sich und seine Bedürfnisse hinweg getreten zu sein. Aus welchen Gründen oder Anlässen auch immer. Manchmal lassen die Verhältnisse halt nix anderes zu und das Prinzip der Selbstwirksamkeit setzt erst wieder ein, wenn man das Gefühl hat sich überlebt zu haben und dann wie ich doch recht privilegiert Klappstuhl macht statt Praterstern, wo einen die Ordnungshüter vertreiben, wenn man der Versuchung erliegt sich ein Ich herbeizusaufen, dass sich zu behaupten weiß.
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Ich hatte ja Letzens den Georg mal einen Soros sein lassen. Der war ja so selbstlos und hat der EU mal einen Plan zukommen lassen, was keine so gute Idee war. Letzens Sonntag fragte der Klubobmann der FPÖ, Dr. Walter Rosenkranz, in der Sendung „Im Zentrum“, zum Thema: Mauthausen-Gedenkfeier ohne FPÖ, mit zurückgenommener Stimme, um ja nicht aggressiv zu wirken in die Runde. „Ich habe nur eine Frage. Ich habe eine kurze Frage. Gibt es vom Herrn Soros einen 7 Punkte-Plan zur Zuwanderung in Europa. Ja oder Nein. Gibt es ihn oder gibt es ihn nicht“. Wie sie vielleicht wissen ist dieser Soros-Plan für die Rechten die neue Blaupause für ihren Antisemitismus. Dieser Plan hat inzwischen die Protokolle der Weisen von Zion abgelöst, die ja wie jeder weiß, eine reine Erfindung aus stichhaltigen Gerüchten war. Den Soros-Plan hingegen gibt es tatsächlich. Dem Herrn Soros wird ja unterstellt, dass er die Macht besitzt die Umvolkung Europas durch einen Austausch der Bevölkerung in Angriff genommen zu haben. Also Muslime rein, die dann durch einen Geburtenüberschuss die Ureingesessen und über die Jahre Zugezogenen so nach und nach verdrängen. Derzeit feiert Israel gerade seine 70zigjährige Staatsgründung, mit Feiern, gezielten Schüsse auf Palästinenser, wenn die sich ganz ihrer Erinnerung an die Nakba, die große Katastrophe hingebend, zu nah an den Grenzzaun heran wagen, und Bomben auf iranische Stellungen in Syrien. Der Logik der Rechten folgend müsste der Herr Soros auch in den Palästinenser-Gebieten mittels NGOs seine Finger im Spiel haben. Das sind ja auch Muslime. In dieser Frage kann ich aber vorderhorstig Entwarnung geben. Jene Palästinenser, die von israelischen Scharfschützen angeschossen und arg verletzt werden, werden unter anderem von Ärzten und Pflegern einer Organisation Namens Doctors Worldwide versorgt. Die ist eine türkische Organisation, für die auch hier in der Bronx Geld gesammelt wird. Es ist durchaus denkbar, dass ich mit meinen Kebab-Käufen schön halal, immer mal wieder was für diese Organisation spende. Natürlich mehr über Bande. Direkt geht natürlich auch. Da gibt es so Sammelbüchsen an den Tischen oder an der Kebab-Theke. World Doctors sind ja auch NGOs. Ich halte es jetzt nicht für sehr wahrscheinlich das diese türkische Organisation auch von der Soros-Foundation unterstützt wird.
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So jetzt aber.

„Es gibt keine verkannten Genies. Jeder findet im Leben seinen Platz“. Ernst Jünger.

Ein Mann in den mittleren Jahren, optisch schon ziemlich verschlissen und hygienisch nicht mehr auf dem neuesten Standards, liegt im Bett und guckt sich in der Glotze „Fightclub“ an. Nebenher läuft auf dem Tablet „Rocky III – Das Auge des Tigers“. Als es im Fightclub gut zur Sache geht und der Rocky einarmige Liegestütze macht, wuchtet sich der Mann mit einem Schrei aus dem Bett und macht Kniebeugen. Nach einer ganzen Kniebeuge und einer Halben, die natürlich nicht den Anforderungen eines modernen Fitnesscenter-Special-Force-Training entspricht, ruft der Mann ins Gefängnis seiner Sozialwohnung: „Scheiß Knie“. Dann versucht er sich in Liegestütze. Nach einer ¾ Liegestütze geben seine Arme nach und er fällt zu Boden wie ein nasser Sack. „Scheiß Schulter“. Der Mann rappelt sich wieder hoch, setzt sich auf die Bettkante, zündet sich eine Zigarette an und bekommt einen Hustenanfall. „Scheiß Tschik“. Er greift nach einem Buch, wo es um Matrix-Multiplikationen, lineare Algebra und hochdimensionale Vektorräume geht, im Zeitalter transhumanistischer Optimierungsgesellschaften, deren Geschäftsgrundale Daten algorithmische Essenz sind, die aus digitalen Quellen, zweifelhafter Herkunft schießen, wie früher das Öl aus Lagerstätten. „Scheiß Tanz ums goldene Kalb“. Danach legt er sich wieder ins Bett und guckt weiter. Im Fightclub sagt Tayler Durden: „Früher hatten wir Pornos durchgeblättert, jetzt waren es Wohndesign-Kataloge…“ Der Mann schaltet sein Smartphone ein und klickt sich in einen Porno rein, wo eine Frau gerade abwechselnde an 6 riesigen Schwänzen lutscht, von denen gut die Hälfte in Farbe getaucht sind. „Scheiß Gonzo-Fickerei unnötige. Handlung ist auch geil. Ich will die Stormy Daniels in Lack und Leder mit einem riesigen Whistleblower um die Hüfte“. Die Frau im Porno verarbeitet mit ihren Körperöffnungen gerade 3 Schwänze. „Scheiß Schlampen“. In Rocky der Reporter: "Was ist ihre Vorhersage für diesen Kampf?" Clubber Lang: "Meine Vorhersage?" Reporter: "Ja, ihre Vorhersage." Clubber Lang: "Schmerzen“. Der Mann zündet sich einen weiteren Tschik an und will sich den auf seinem Unterarm ausrücken, scheitert aber. „Scheiß Angst“. Im Fightclub: „Wir sind die Zweitgeborenen der Geschichte, Leute. Männer ohne Zweck, ohne Ziel. Wir haben keinen großen Krieg, keine große Depression. Unser großer Krieg ist eine spiritueller, unser große unsere Depression ist Leben.“ Scheiß Ernst Jünger“.

Ende.

Fazot: Das Vorhang-Zeugs gehört jetzt strukturell nicht so recht zum Text. Ob das alles zum Schizo-Komplex gehört müssen sie dann bitte selber immer wieder neu entscheiden.

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Dienstag, 8. Mai 2018
Pension Schöller für Stammgäste
Hat mich das kleinstbürgerliche Drama, dass ich in meinen Leben weder hart noch lange genug, geschweigenden mit sichtbaren Geschick und Erfolg gerarbeitet habe, wieder einmal über die familiäre Bande eingeholt. Das Ding ist virulenter als die Bakterien in meiner Nase. Gegen das Kleinstbürgerliche gibt es auch kein wirksames Antibiotikum. Bei mir persönlich klaptt das mit dem Austausch der Bevölkerung einfach nicht. Der Goadfather und ich schreiben uns einmal in der Woche. Das halten wir schon sehr lange so. Zu meiner Verteidigung möchte ich anführen dass des meine Idee war. Alles was darüber hinaus führt machen wir eher nicht. Telefonieren. Nur zu seinem oder meinem Geburtstag und zu Weihnachten. Fragen sie mich nicht warum gerade zu Weihnachten. Wahrscheinlich gehört sich das bei den Kleinstbürgern so. Solange wir auf Distanz bleiben verstehen wir uns prächtig. Einmal in der Woche ein Mail, nicht zu lange, nicht zu persönlich, mit viel Wetter, bringen wir locker. Gesundheit bringen wir auch. Abgesehen jetzt von Schizophrenie. In der Sache geht gar nix. Wirklich überhaupt nix. Fragen sie mich nicht warum. Haben wir uns über unsere gesundheitlichen Defizite ausgetauscht. Dem Goadfather setzt das Alter derzeit ziemlich zu und ich hatte ja die eitrigen Nebenhöhlen, ausgelöst durch Zähne, die schon an ihren Wurzeln vom Untergang befallen waren, wie einst das Dritte Reich in den sogenannten glücklichen Jahren von 1933 – 1938, als es durch das segenreiche Wirken des Führers, mit dem Land und den Menschen wieder spürbar aufwärts ging, und die Zeit der Brünn`gschen Verzichtsdemokratie ein für allemal Geschichte war. Ich schreibe jetzt nicht dazu. Achtung Ironie. Gegen das was ab Mitte-Ende 1944 bis Mitte-Ende 1949 an Verzicht anstand, war Brüning sein Ding ja der reinste Kindergeburtstag. In diese glückliche Zeit vielen die Saar-Abstimmung 1935, die Nürnberger-Rassengesetzte 1935, die militärische Besetzung des Rheinlandes 1936, der Anschluss Österreichs 1938, der Einmarsch ins Sudetenland und die Reichskristallnacht. Sogar der Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund 1933 wurde als eine glückliche Fügung gesehen, um endlich die Schande von Versailles hinter sich zu lassen, obschon genau dieser Austritt aus der Völkergemeinschaft, die eigentliche Grundsteinlegung für den folgenden Untergang war. Ohne der militärischen Aufrüstung Deutschlands auf Pump, ist der wirtschaftliche Aufschwung den Deutschland in den glücklichen Jahren zwischen 1933 und 1938 nahm, nicht denkbar. Na denkbar schon. Wenn sie FPÖ bzw. AfD machen ist alles denkbar. Keine gute Idee sich beim Sensenmann zu verschulden. Der hält nix von einem Privatkonkurs oder einer Stundung der Schulden. Ich kenne das so vom Goadfather, wenn es zu tiefst kleinstbürgerlich wird und er seine Vorstellung von Arbeit auspackt und mich über Bande dann als Schuldner ausmacht und als Abtrünnigen brandmarkt, der seine Raten nicht artig zurückzahlt. Denn dort wo in den bayrischen Amtsstuben das Kreuz hängt, hängt beim Goadfather der Arbeitsethos als Wille und Vorstellung. Arbeit, ausschließlich in Form von Erwerbsarbeit, ist beim Goadfather mehr als nur Pflicht, die man niemals in Frage stellt und um die jede weitere menschliche Regung zu kreisen hat. Beginnt der Goadfather von der kleinstbürgerlichen Erwartbarkeit zu schwärmen, die auch zu einem kleinen aber feinen Wohlstand führt, komme ich um meine ganz persönliche Schande von Versailles nicht herum, gleichgültig wo ich gerade austrete. Am Samstag war er bei seiner Enkelin eingeladen. Der Goadfather spricht immer von seiner Enkelin. Das klingt dann immer so, als ob ich zu seiner Enkelin, in keinem näheren Verwandtschaftsverhältnis stehe. Abseits vom Genetischen, das mich wohl oder übel zum leiblichen Onkel seiner Enkelin macht, da kann ich aber nix für, entspricht das auch den Tatsachen. Ich kenne meine Nichte nicht persönlich. Auf der Straße würde ich die genau so wenig erkennen wie meine leibliche Mutter. Anders sieht es bei der Um2 aus. Die erkenne ich auch noch in tausend Jahren. Sobald die sich mir in einem Umkreis von 100 Kilometer annähert bekomme ich auch schon Durchfall der Marke Angstschiss. Ab 10 Kilometer nässe ich mich möglicherweise auch ein. Seine Enkelin hat am Samstag an irgendeinem See in Kärnten mit Seeblick, eine Pension mit Restaurant eröffnet. Und das mit 24zig. Das mit dem Alter seiner Enkelin ist dem Goadfather extremst important. In Goadfather seiner Welt klingt das dann sehr nach Selfmade-Millionärin. Allein schon wegen ihrem Alter, das jetzt stellvertretend für einen herausragenden Arbeitsethos spricht, steht seine Enkelin beim Goadfather auf einem Podest des Stolzes und der Zuneigung, das möglicherweise ich mit meinem kleinstbürgerlichen Scheitern, als Schnade gefühlt zu stemmen habe. Wer mit 24zig eine Pension eröffnet, schön mit Restaurant, muss zwangsläufig extremst tüchtig und lebenstauglich sein. Das sich dieses überaus tüchtige Kind, diese Pension mit Restaurant, jetzt nicht selber erarbeitet hat, sondern mütterlicherseits in eine Hoteldynastie hineingeboren wurde, während mein Halbbruder tatsächlich ein Selfmade-Restaurantbesitzer ist, spielt für den Goadfather in seiner emotionalen Beurteilung keine Rolle. Seine Enkelin ist 24zig und macht jetzt Pension und Restaurant, während sein Zweitgeborener überhaupt nix macht, in dieser oder einer anderen Richtung. Das ist alles was zählt. Gratis-Bloggen. Gefühle bestehen nicht auf einer korreketen Rezeptur. Zur Verteidigung des Goadfather möchte ich jedoch einwenden, dass der mir jetzt nicht absichtlich eine mitgibt, wie man im Wiener-Jargon zu sagen pflegt. Nicht bewusst. Wie es Tiefenpsychologisch in ihm ausschaut möchte ich lieber nicht mehr so genau wissen. Reizte ich ihn früher hin und wieder a bisserl über Gebühr, weil er sich gar so sehr darauf versteifte mit meinem Scheitern überhaupt nix am Hut zu haben, obschon er mein ganz persönlicher Totengräber ist, der mich tatsächlich an der Hand (ich wollt schon mit gezogener Pistole schreiben) in den Untergang führte, wurde es richtig übel für mich. Das was dann folgte hatte fast schon das Niveau von Sachsenhausen, als im dortigen KZ sogenannte Asoziale die höchste Todesrate hatten. Kellerhaft wurde es auch. Der Keller war aber Um2 ihr Ding, das sich kleinstbürgerlich unterwandert, Richtung Asozialen aufmachte, woraufhin ich dann Richtung UNO aufbrach. Die UNO ist ja dafür da alte Wunden nicht mehr aufbrechen zu lassen. Selbstversändlich passe ich meine Lust am Eklat jetzt ganz Goadfather seinem Gesundheitszustand an und schwinge mich hier jetzt nicht zu einem Palästinenser auf, um als schwarzer Schwan des Widerstandes verkleidet, direkt ins Fadenkreuz eines israelischen Scharfschützen zu laufen. Fasching war schon. Kleinstbürgerlich abgerichtet und entsprechend ruiniert, weiß ich schon noch was sich gehört. Trotzdem muss ich mich ziemlich am Riemen reißen, um dem Goadfather nicht zu schreiben, dass ich mit 24zig schon total kaputt gelebt hatte und er mir mal einen längeren Aufenthalt in einer Pension mit all Inklusive empfahl. Na empfohlen hat er es mir nicht. So etwas machen Kleinstbürger nicht. Der Goadfather sagte sichtlich angewidert: „So einer wie du gehört ins Irrenhaus“.

Ende.

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Sonntag, 6. Mai 2018
A bisserl Inseltalk
Ort des Geschehens. Natürlich die Donauinsel. Ein Mann, ich schätze so Anfang dreißig, Jogger, stellt sich nicht weit von meinem Herrschaftssitz auf und beginnt wie wild mit der Hüfte zu kreisen. Schizophrenist sich aus dem Klappstuhl zu dem Mann hindrehend: „Machst dich warm um hier einen wegzustecken?“ Mann, asiatischer Herkunft, guckt mich ganz verdutzt an und rennt weg. Schizophrenist: „War doch nur a Schmäh Chefe, nur a Schmäh“.

Apropos Chefe. In der Bronx gibt es einen Mann, der sitzt seit Jahren in einer Unterführung auf einen Stuhl, Herkunft irgendetwas mit Osten. Wenn jemand vorbeikommt grüßt er immer mit den Worten. „Servus Chefe“. Wenn er jemanden ausmacht den er schon öfters gesehen hat hebt auch die Hand zum Gruß. Das ist sein ganzes Geschäftsmodell, Tag ein Tag aus, in einer Unterführung in einer Großstadt auf einem Stuhl, immer mal wieder die Hand hebend, was ihm schon sicherlich schwer fällt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir diesen Menschen wie Sisyphos, als glücklichen Menschen vorstellen soll.
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Ich lese ja regelmäßig den Spiegel. Wehe sie drehen mir daraus einen Strick. Ich bin an Ausrichtungen von Medien nicht großartig interessiert. Mir ist das Siebzehn ob so ein Blattl linker oder rechter Lichtwelt-Mainstream ist. Von irgendwoher muss ich meinen Input beziehen. Ich lese auch eine konservative, äußerst kapitalismusfreundliche Tageszeitung. Gut auf Tabs und schattenweltmäßig abgetakelt hapert es ja a bisserl mit dem Output bei mir. Woher nehmen wenn nicht stehlen. Dort wo sie Sprache haben, habe ich das grauen Rauschen. Das ist so, wenn man hauptberuflich einen auf Schizo macht. In der Serie Here an Now, über eine Multi-Kulti-Familie eines Philosophieprofessor und seiner Ehefrau, einer Anwältin, wollen sie den importieren Sohnemann aus Kolumbien auf eine niedrige Dosis Seroquel setzen. Dann kann der wieder schlafen. Sagenhaft wie die Eltern da herumscheißen. Ich nehme jeden Tag 400mg Normal und XR in echt, kann nicht schlafen, die Drähte sind durch, und meine Eltern haben noch nie gefragt wie es mir damit ergeht. Nicht einmal in den letzten 20 Jahren. Ich werde dann immer a bisserl zynisch, wenn ich sehe was Menschen so für Handlungsoptionen hätten, wenn ein Kind oder naher Angehöriger a bisserl plemplem wird. Wenn man es auf den Punkt bringt ist der Umgang meiner Familie mit mir doch a bisserl schäbig. Wohung hin oder her. Schäbig und letztklassig. Das Problem ist ja nicht der Umgang, sondern die eigene Reaktion darauf. Man härtet aus. Es ist aber ein Irrtum zu denken das einem diese Härte gut bekommt. Ganz im Gegenteil. Man stumpft ab und schrumpft und verzwergt in seiner Gefühlswelt, so dass man die Welt in sich und um einen herum aushält. Das innere Licht wird sozusagen heruntergedimmt auf Schattenwelt-Niveau. Mit Nikklas Luhmann gesagt, beschränke ich mich daher auf ein „abgemagertes Konzept der Selbstbeschreibung“. Hab ich von der FAZ geklaut. Derzeit ist in der Lichtwelt Marx ganz hoch im Kurs. 200 Jahre hat der alte Sack jetzt schon auf dem Buckel und ist trotzdem nicht totzukriegen. Irgendwo las ich eine wunderbare Marx-Kritik. Man sollte Marx auch als wunderbaren Sprachmacher lesen und weniger als den Ideengeber von Stalin oder Mao. Im Spiegel stehen dazu Zeilen wie: „Kapitalismuskritik, unter uns, kann ja sehr nervtödend daherkommen. Rechthaberisch. Und auf eine Weise ins eigene Scheitern und die Ausweglosigkeit verliebt, dass man doch lieber Kapitalist bleibt“. Das klingt ja sehr nett. Wenngleich ich sagen muss. Das ist doch leeres Lichtwelt-Gedöns. Wie kann man nur in sein Scheitern und die Ausweglosigkeit verliebt sein. Das ist doch nix als eine aufgesetzte Attitüde egal von welcher Seite man es betrachtet. Was ist denn das für ein Scheitern das einem nicht unter die Haut kriecht und völlig aus der Bahn wirft. Ich war schon vieles. Aber in meine Ausweglosigkeit war ich noch nie verknallt. Aus meiner Liebe wurde ja damals auch nix, weil ich im kleinstbürgerlichen Sinne gescheitert war. Gescheitert und schon ziemlich plemplem. In so einem kritischen Zustand kann man doch keiner jungen Frauen im Weg herumstehen und das Leben vermiesen. Das macht man einfach nicht, wenn man nur einen Funken von Style hat. So eine Situation in der ich zeitlebens feststecke, ziemlich ausweglos und von der Konsistenz nicht zu stemmen, verlangt nach Verzicht, wenn man so möchte nach a bisserl Heldenmut, und nicht nach Rechthaberei. Was hinten hinaus überbleibt das man ein ganzer Kerl war? Gar nix bleibt, wenn man sich überlebt hat und nur noch alleine auf der Bettkante herumrutschtend sein Ende verwaltend. Überhaupt nix bleibt. Auch das Gefühl damals das Richtige getan zu haben verblast. In der Marx-Titel-Geschichte steht dann noch: „Die Menschen definieren sich heute extrem über ihre Erwerbsarbeit – aber, wo steht der Selbstwert noch, wenn viele Menschen ökonomisch tatsächlich nicht mehr gebraucht werden?“. Antwort: Na im Keller wo sonst. Egal ob jetzt als tatsächlicher Ort, Analogie und Metapher. Ich habe alles gemacht.
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Heimat als Begriff und Ort. Um meinen Heimatbegriff scheint es nicht zum Besten bestellt zu sein. Zum Heimatbegriff fällt mir nix ein. Da ist nix. Ich habe keine konkrete Erinnerung an vertraute Gesichter, an eine vertraute Stimme oder eine Örtlichkeit die vertraut riecht oder sonst was in dieser Richtung macht, mal abgesehen von a bisserl Donauinsel. Alles was mir spontan zu Heimat einfiel, da ich was über einen emphatischen Heimbegriff gelesen hatte, der wieder im Kommen ist, sein jene zu uns strömen, denen ihre Heimat verlustigt ging, war Heimspiel. Durch meinen Kumpel den S. der gebürtige Deutscher ist und ein echter Fan von Darmstadt 98, habe ich zu dem Verein einen Hauch von emotionaler Nähe aufgebaut. Die Lilien, letzte Saison aus der 1. Bundesliga abgestiegen, taten sich heuer extrem schwer. Fast die ganze Rückrunde standen die auf einem Abstiegsplatz. Seit der Dirk Schuster wieder die Mannschaft trainiert haben die sich wieder einigermaßen erfangen. Eine Runde vor Schluss stehen sie nicht mehr auf einem direkten Abstiegsplatz. Aber die letzte Runde gegen FC Erzgebirge Aue hat es in sich. Da geht es unter Umständen, die sich derzeit noch nicht restlos aufklären lassen, um alles. Aue spielt auch gegen den Abstieg. Möglicherweise langt schon ein Punkt. Die Lilien spielen zu Hause, haben also ein Heimspiel. Was sicherlich kein Nachteil ist, wenn man in den entscheidenden Momenten eine Heimat hat. Ich bin also ein Südkärntner, der in Wien mit dem Rücken zur Wand lebt und viel zu provinziell ist für die Schönheit einer Großstadt, der dann nächste Woche mit einer deutschen Fußballmannschaft mit fiebern wird, während ich so nebenher von einem Balkon mit Meerblick träume, weit ab vom Schuss aller Lichtweltrituale, am Ende der Auswegslosigkeit.

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Meiner Natur gemäß, kleinstbürgerlichen Reflexen nicht entkommen zu können, die mir einreden, dass ich in meinem Leben nicht lange genug hart gearbeitet habe, was ja den Tatsachen entspricht, bastle ich schreibend auch noch an was Wortlastigeren herum. Würden meine Schreibbemühungen offiziell als Arbeit anerkannt werden, immerhin unterscheidet sich der Kleinstkünstler vom Großirren durch sein Werk, hätte sich das mit dem zwanghaften Schreiben bei mir längst erledigt, da ich fürs Schreiben aus Leidenschaft viel zu erledigt bin. Leider will mir diese Welt dieses kleine Glück nicht gönnen. Der Blitz soll euch beim Scheißen treffen. Das sagt man so. Besser wäre es wenn euch der Blitz beim Pimpern trifft. Das wäre mal ein Orgasmus. In dem längeren Text wird es einen Abschnitt geben, da werde ich mich wohl auf die Freiheit der Kunst hinausreden bzw. berufen müssen. Der Abschnitt ist ziemlich heftig und extremst frauenfeindlich, wenn man nicht genauer liest, was ja bei Gratis immer mal wieder vorkommt. Oder nicht. 3 Seiten-Text gratis fühlen sich anders an, als wenn man dafür Eintritt bezahlt hat. An sich soll man seine Kleinstkunstversuche nicht erklären. Aber den Kunstfreiheit-Text-Abschnitt sollten sie dann vom Ende her denken. Diesen Text habe ich ja weger eines tatsächlichen Ereignisses vor siebzehn Jahren geschrieben. Online stelle ich den nur wegen einer aktuellen Entwicklung. Für die ich nix kann. Immerhin spricht für meine Theorie, dass ich mir fast 2700 Tagen lang Zeit ließ, diesen Text bald mal online zu stellen. Ohne dieser aktuellen Entwicklung würde ich diesen Text weiterhin unter Quarantäne halten. A bisserl lustig ist der Schmarren natürlich schon auch.

Israel feiert gerade sein siebzigjähriges Bestandsjubiläum. Was ich von der Existenz eines jüdischen Staates halte. Ich sag mal so. Wenn ich jetzt zwischen Israel und der Türkei wählen könnte, um von einem Balkon aus aufs Meer hinaus zu gucken, würde ich mich ohne Zögern für den jüdischen Balkon entscheiden. Dabei hat das Ding zwischen Israel und den Palästinenser schon auch was von einem typischen Horrorschinken. Sehr gespenstisch. Sobald sich die Untoten bzw. Zombies, als Palästinenser verkleidet, zu nahe an die Lebenden, in Gestalt der Israelis heranwagen, werden die auch schon erschossen oder zurück in ihr armseliges Dasein getrieben. Schon a bisserl durchblutungsgestört dieses Verhältnis, wenn man mich nicht fragt. Wiewohl man dem Judenstaat eines zugutehalten muss. Geschenkt wurde denen ihre neue Heimat nicht. Die Juden haben die Araber in einem recht fairen Kampf besiegt. Der war sicherlich fairer, als jener zwischen weißen Einwanderern in die neue Welt und den Alteingesessenen vom Volk der Indigenen. Decken mit Pocken haben die Juden keine verteilt. Das die Juden durch den Holocaust a bisserl blind fürs Unglück und Leid der Palästinenser wurden, liegt wahrscheinlich in der Natur der Sache. Jedoch die heutige Besatzungspolitik Israels ist schon ziemlich übel. Es scheint fast so das die Israelis emotional noch immer fest in der Umlaufbahn der Opferrolle festhängen und in ihrem Willen, als Volk auf gar keinen Fall aus dieser Welt zu verschwinden, nicht mehr bemerken, dass sie die Zeitebenen hin und wieder a bisserl durcheinander bringen und heute noch um Etwas kreisen, das zu einem Teil auch schon auch a bisserl Zeitgeschichte ist. Der Staat Israel ist schon lange kein Opfer mehr. Das sieht man auch daran das Israel weder von den Arabern bzw. Persern militärisch angegriffen wird. Zwar droht Iran seit ich denken kann Israel mit dem Untergang. Aber was unternehmen die in dieser Sache konkret. Eher wenig. Wenn Iran von Syrien aus zu nah an Israel herankommt, steigen auch schon die Bomber mit dem Davidstern auf und bomben alles kurz und klein. Nur um diesen Aspekt geht es mir nicht. Bevor die Mullahs des Iran eine Atombome auf Israel werfen, werden die von einer Revolte im eigenen Land hinweggefegt. Dort brodelt es ja gefährlich unter der Oberfläche. Wer bin ich das ich zu Gericht sitze über die Weltwirklichkeitsmacher und alles besser weiß, wo doch bei mir gleich um die Ecke ein Stolperstein aus dem Beton ragt, denn ich im Winter auch dann mit schlafwandlerischer Sicherheit finde, wenn eine dicke Schneeschicht über dem Stolpern durch die österreichische Geschichte liegt und einem die Sicht versperrt. Der Stein gehört im Übrigen zur Frau Lotte Baumann. Dabei sind mir die Palästinenser nicht unähnlich. Die haben auch den Scherben auf. Nur mit dem kleinen Unterschied das die sich das Ding immer fester auf den Schädel drücken. Es gibt Situationen in denen sich der Widerstand nicht mehr lohnt. Hätte ich dem Goadfather weiter zugesetzt und wäre ihm unentwegt mit meiner Kritik an seinem Lebensmenschen der Um2 und seiner eigenartigen Rolle in diesem Konflikt in den Ohren gelegen, wie ein Moralapostel, dann müsste ich heute wohl die Parkbank drücken, oder gleich noch viel mehr Sozialstaat machen, als mir eh schon lieb ist. Man muss im Leben einfach ein Gefühl dafür entwickeln wenn man verloren hat oder wann der Einsatz viel zu hoch wird. Die eigenen Kinder andauernd in ein Scharmützel zu verwickeln, indem die abgeschossen werden wie Tiere auf einer Treibjagd, halte ich für keine besonders humane Art seine Kinder großzuziehen. Sie etwa. Auf diese Kids zu schießen, ist natürlich auch recht inhuman. Als Jude auf die Welt zu kommen ist keine einfache Sache. Da wird die Frage der eigenen Identität gerne mal zu Etwas das mehr ist als nur ein besseres Hobby. Bei uns machen die Leute auch gerne Identität und betreiben Ahnenforschung. Aber das ist nix Völkisches. Da geht es eher darum das sich die Leute doch irgendwie erhoffen von recht noblen Geschlecht abzustammen und nicht vom einfachen Gesinde. So ein waschechter Kreuzritter, der bis zu den Knöcheln im Blut von Muslimen wartete, die einst unbedingt Wien belagerten mussten, bis uns die Polen zu Hilfe kamen, die derzeit Artikel 7 machen, kommt in einer Ahnengalerie ganz gut. Als Jude, nur so für sich jüdisch zu sein und seiner Herkunft nur ganz wenige Bedeutung oder Aufmerksamkeit beizumessen, geht fast nicht. Jude sein ist nix Nebensächliches. Als Jude wird man unweigerlich und immerzu in was Größeres verwickelt. Sagen wir da gibt es eine Tendenz in diese Richtung, siehe Antijudaismus, Antisemitismus, Antizionismus, Antifa, Anton aus Tirol. Nee das ist der andere glaub ich. Für seine jüdische Herkunft, für die man ja an sich nix kann, und die man nur im Stillen abarbeitet oder genießt, sind zu viele Anti-Antons im Umlauf. Als strammer Katholik ruft man einfach bei der Kirchenbeitragsstelle an und schreit denen ins Ohr, wenn sie den Kirchenbeitrag nicht umgehend um 95% kürzen, steigt man von Jetzt auf Nun aus diesem scheiß männerbündlerischen und schwanzgesteuerten Verein aus und die Sache hat sich erledigt. Zu Weihnachten kommt dann halt nur noch der Weihnachtsmann und das Christkindl soll halt zu den anderen kommen. In der Substanz ist der Unterschied, wer da kommt oder eben nicht kommt, ja nur marginal, solange es Geschenke gibt, die sich auch umtauschen lassen. Gibt kaum einen Juden der seine Konfession zurückgibt oder umtauscht. Es scheint fast so, das man durch die Umstände, Besonderheiten oder Begleiterscheinungen, als Jude geboren, während man zum Katholiken gemacht wird. In der Wochenendbeilage meiner Qualitätszeitung (Die Presse) ereignete sich Etwas das mich total erstaunt und kopfschüttend zurücklies. In einem Text schreibt der jüdisch-stämmige Schriftsteller Doron Rabinovici dass er eigentlich kein Wiener Jude werden wollte. Seine Kernfamilie ist inzwischen wieder in Tel Aviv heimisch, aber er ist zum Wiener Juden aus Überzeugung geworden, weil er diesem Österreich seinem Waldheim nicht durchgehen lassen wollte. Wortwörtlich schreibt er: „Wer weiß, ob ich nicht längst schon in Israel leben würde, wenn nicht ein Mann mich zum ausgeprägten Österreicher gemacht hätte. Es war niemand anderer als Kurt Waldheim“. Als Österreich-Unkundiger ist es ihnen vielleicht nicht so geläufig, das mit dem Waldheim for Präsident-Ding 1986, im Alpenland die längst überfällige Debatte im Land aufbrach, wie es Österreich so mit seiner näheren Vergangenheit hielt. War der SA-Waldheim bzw. Österreich nun ein Nazi und Kriegsverbrecher-Land oder hat der nur seine Pflicht getan, wie auch das ostmärkische Volk nur seine Pflicht tat, Menschen, denen man eine andere Abstammung unterstellte, beinahe zur Gänze auszurotten. Natürlich war der SA-Waldheim ein Nazi was sonst und der Judenhass in Österreich virulenter, als jene Bakterien, die in meiner Nase die Nebenhöhlen eitern ließen. Das weiß doch jedes kleine Kind. So eine Reibpartie nach österreichischem Gusto war ja kein Produkt des Zufalls. Der Schriftsteller Carl Zuckermayer schrieb: „Nichts davon war mit diesen Tagen in Wien zu vergleichen. […] Was hier entfesselt wurde, war der Aufstand des Neids, der Mißgunst, der Verbitterung, der blinden, böswilligen Rachsucht – und alle anderen Stimmen waren zum Schweigen verurteilt“. Als die Waldheim-Affäre ausbrach und durch Österreicher schwappte, war ich knapp achtzehn und durfte noch nicht aktiv mein Wahlrecht unberührt lassen. Nee, ich mache sehr wohl von meinem aktiven Wahlrecht gebrauch. Obschon ich wenig Ahnung von Politik und der österreichischen Geschichte hatte, wusste ich sofort das der Waldheim ein Nazi war. Das sagte mir meine Intuition. Das konnte ich auch an der Reaktion vom Goadfather ausmachen, so wie der dem Waldheim den politsichen Gaul sattelte, der ja immer ein politischer Mensch war und langjähriger Stammwähle der FPÖ. Der wählte schon Blau, als die sich noch vom Obersturmbannführer Peter anführen ließen. Mit Goadfather seiner politischen Einstellung konnte ich nie was anfangen, mit seiner Wohnung hingegen schon. Möglicherweise taugte der Goadfather überhaupt nicht als Vorbild. Weder mit seiner politischen Interpretation der Wirklichkeit, noch mit jener meiner Kumpels, die man heute fast als Rechtsradikale bezeichnen würde, wusste ich etwas anzufangen. Der Doron Rabinovici schreibt weiter: „Seiner Geschichtsverlogenheit (die vom Waldheim, nicht meine) zu widersprechen war wohl das, was mich an dieses Alpenland kettete“. Wie sie sehen können scheint das was den guten Mann umtreibt und an Österreich kettet was zu tiefst Jüdisches zu sein. Mir ist die Geschichtsverlogenheit dieses Landes nicht ganz so nah. Eigentlich will ich mit dieser neubraunen Sauce der FPÖ und den Türkisen eher nix zu tun haben. Die FPÖ ist für mich weder Anlass noch Grund mich an dieses Land zu ketten. Mir können die Heimatliebenden in ihrer Geschichtsvergessenheit den Buckel runter rutschen. Ich habe auch kein jüdisches Ding am Laufen, das ich mich genötigt sehe, wegen der Geschichtsverlogenheit eines Waldheims, der dann repräsentativ für die Mehrheit der ÖsterreicherInnen stand, an dieses Land zu ketten. Als der Jörg Haider begann das Land von den braunen Rändern her "anständig" aufzumischen war ich ziemlich oft auswärts unterwegs, wo ich dann keinen Gedanken an mein Österreich verschwendete. Wenn es für meine Flucht in ein anderes Leben doch nicht langte, sich selbst abzuschüttelen ist keine einfach Sache und ich wieder österreichischen Boden betrat, wurde ich sowieso wieder schlagartig depressiv und jede Zuversicht, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, kam mir abhanden. Alles was ich dann noch in die Hand nahm war meine Nudel. Nee direkt auf das Land habe ich nicht gewixt. Gut einmal beinahe. Aber das war ein Versehen. Nicht einmal mit dem Hermann Achterbusch halte ich es, der einst über seine bayrische Heimat sagte: „Diese Gegend hat mich kaputt gemacht, und ich bleibe bis man es ihr ansieht“. Obschon es da unzweifelhaft Ähnlichkeiten gibt. Stehe ich auf der Donauinsel nur so herum oder sitze im Klappstuhl und es kommen Männer aus der Unterschicht an meinem Platz vorbei, fühlen die sich allein durch meine Anwesenheit immer mal wieder genötigt, laut und unzweifelhaft Farbe zu bekennen. Die gucken mich eindringlich an und schon schimpfen sie über die verfickten Kanaken und dem scheiß Gesindel im Land. Ka Spaß. Heute wieder. Ein Mann so um die vierzig sah checkte mich kurz ab und schon sprudelten der Hass und sein ganzer Weltekel nur so aus ihm heraus. Dabei übersehen diese ehrenwerten Herren ganz, dass ich ganz unzweifelhaft von österreichischen Kleinstbürgern ruiniert wurde, die gerne auch mal den Waldheim wählten, und nicht von Kanaken oder dem scheiß Gesindel. Da liegt ein Missverständnis vor. An sich bin ich ein Mann, falls es mal kurz männlich und heterosexuell sein darf, der Frauen aus exotischen Ländern mit dunkler Hautfarbe sowieso viel attraktiver findet als Weißbrote. So gesehen lebe ich eindeutig auf dem falschen Kontinent, um in Liebesfragen glücklich zu werden. Ebel weil den Herr Rabinovici was zu tiefst Jüdisches umtreibt, verzichtet der auf ein Leben in Tel Aviv, wo man vor einer Kneipe sitzend aufs Meer hinausschauen kann. Das muss man sich einmal vorstellen bevor man es sich auf der Zunge zerrinnen lässt, was dieser Mensch für Sitzer auslässt wie man im Fußballjargon zu sagen pflegt. Dieser Mensch trägt so viel jüdische Identität in sich und mit sich, dass ihm die Geschichtsverlogenheit Österreichs, wo hinter jeden zweiten Ecken ein scheiß Stolperstein lauert, wichtiger ist, als ein Leben unter den Seinen mit Meerblick und viel weniger Winter. So Identitär könnte es bei mir niemals werden. Dafür bin ich im Kern zu sehr windisch und außen herum eingedeutscht.

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Der Realist

Auf der Donauinsel in meinem Klappstuhl sitzend, wurde mir heute bewusst dass ich mich ein Leben lang mit nix als reinen Hirngespinsten in der Welt gehalten habe, bzw. in der Welt halte, wie aktuell einen Balkon mit Meerblick. Das ging schon ziemlich früh los, als ich es zum Weltklassefußballer brachte. Scheinbar fand ich in der Welt nix Reales an das ich meine Hoffnung hätte ketten können. Was waren das für Gespinste. Na das übliche Zeugs hat. Textpassagen aus Liedern, aus Gedichten und Bücher, Szenen aus Filmen, noch ein paar Zeilen hier und dort, noch ein Film, und als Nachschlag noch einmal knappe 4 Minuten Weltflucht im Walkman, auf der Weg in die verhasste Hacken. Der übliche Popkulturkram halt den man oft recht wahllos in sich hineinstopft. Ein paar Sachen bleiben dann beim Verkonsumieren hängen. Die eignet man sich an und die tragen einen dann durch die Finsternis. Immer wieder kam dann ein Sommer der mich auffing, oder die Jugend stellte sich wieder ein, verhunzt und glattrasiert. So hat man dich dann losgeschickt zum Sterben, bevor im Leben der Bohème die Farbe Blau in der Kunst neu und ziemlich finnisch verhandelt und es in TOM TRAUBERT'S BLUES, ziemlich Wasted and wounded wurde. Ich weiß noch, dass ich mich eine Zeitlang sogar das Hirngespinst im Spiel hielt, das ich meiner großen Liebe noch einmal begegnen werde. Einmal wollte ich sie noch (an)sehen, sie riechen, küssen und ihr durchs Haar streichen. Allein sie noch einmal zu sehen hätte mir gelangt. Morden wie man so schön sagt wollte ich deswegen nicht. Na ja. Kommt auf die Umstände an. Sie werden es nicht für möglich halten. Dieses Hirngespinst wurde dann tatsächlich Realität. Ich bin ihr tatsächlich noch einmal über den Weg gelaufen, habe sie angesehen, sie geküsst, an ihr gerochen und ihr durchs Haar gestrichen, obschon ich schon ziemlich Schlagseite hatte. Aber in dem Moment war der handelsübliche Rausch vom Saufen wie verflogen. Ich war ganz bei mir. Doch noch genau in dem Moment als ich ihr durchs Haar strich und obschon ich ziemlich dicht war, wusste ich, bzw. spürte ich, das aus uns nie mehr wird, als eine große unerfüllte und unmögliche Liebe. Dafür war ich viel zu sehr Realist. Eine Eigenschaft die mich bis heute im Spiel gehalten hat.
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Da ich mit Goadfather seiner Rolle als Vorbild nicht so viel anzufangen wusste, der wollte mir ja immer wieder mal zeigen wo Gott wohnt, mit seiner Wohnung hingegen schon, möchte ich noch angemerkt wissen. Besser so, als der Jean Paul Sartre. Der lehnte ja den Literaturnobelpreis ab, der im Übrigen heuer wegen zu viel zur Unzeit nicht verliehen wird, da jeder Preis abhängig macht, fragte aber elf Jahre später noch einmal an, ob der das Preisgeld doch noch bekommen könnte.

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