Mittwoch, 2. Mai 2018
Sich überlebt zu haben. In der Praxis wiederentdeckt.
Nur zu gerne und fast a bisserl manisch bin ich am Theoretisieren, wie die Sozialdemokratie am Rätseln, was es für mich bedeutet im Gefühl zu leben, mich überlebt zu haben und am Ende zu sein. Möglicherweise ist dieses Wort, dass ich im Grunde nur nachplappere wie ein Papagei, nicht ganz zutreffend und beschreibt meinen Zustand nur sehr ungenau oder unzureichend. In der Schattenwelt braucht es seine Zeit bis man sich das bewusstlose Nachplappern einigermaßen abgewöhnt hat und Worte nach ihrer Bedeutung abklopft, wie ein Arzt einen Migranten, zu Beginn des 19. Jhdts. auf Coney Island. In der Schattenwelt entfaltet man in der Regel nur dann einen sichtbar freien Willen, wenn man wahnsinnig wird, auf Droge ist oder einen Sitzen hat. Am Praterstern wurde wegen all der betrunkenen Schattenweltmenschen, die aus aller Welt dort angespült wurden, und deren Willen kaum zu bändigen ist, wenn sie sich ein Ich herbeigesoffen haben, das sich nicht mehr herumschubsen lässt, ein allgemeines Alkoholverbot ausgesprochen. In mir liegt einfach viel zu viel Knetmasse an Sprache brach herum, die ich nicht in Form zu bringen weiß, so dass ich vor der Welt verkünden kann. Das bin eindeutig ich, so wie ich mich beschrieben habe. Hiermit erkläre ich vor aller Welt den Eintritt meines Selbst in das Reich der Ichs. Noch a bisserl Ich das sich klar zuordnen lässt und ich mache auch noch Instagram. Diese rätselhaften Leerstellen in mir, lassen sich nicht so einfach mit Sinnmörtel auffüllen, wo es mir doch spürbar am Sprachvermögen mangelt, mich erzählend aus dieser selbst verschuldeten Unmündigkeit herauszuschreiben. Dabei ist dieses Gefühl „sich überlebt zu haben“, ein sehr eindringliches und bestimmendes Gefühl, das ich seit gut 30 Jahren mit mir herumschleppe, wie andere einen Eintrag bei der Schufa, weswegen ich von großer Ohnmacht und Orientierungslosigkeit gezeichnet bin. Das ist natürlich nix dass sie sofort erkennen, falls ich mich mal zu erkennen gebe. Ich habe hier Beton zu einer Fassade angerührt, die mindestens so gut hält wie früher mal der Drei-Wetter-Taft. Sehr wahrscheinlich bin ich nicht der einzige dem es so ergeht. Gefühle müssen gedeutet werden, wie die Karten einer Wahrsagerin, so dass da Struktur hineinkommt, die sich dann zu einer Erzählung verdichten lässt. Mein Lebensgefühl wie einen Teig auszurollen und diesen dann mit Gefühlen und Erinnerungen füllen, so das daraus ein literarischer Strudel wird, ist eine Aufgabe die ich kaum zu stemmen weiß, wo ich doch auch immer versucht bin diesen Zustand der Ohnmacht und Orientierungslosigkeit zu überwinden, was mir aber nur in den seltensten Fällen gelingt, weil ich ja von der äußeren Wirklichkeit her, in die zerfransten Ränder der Idylle verbannt, schizoaffektiv-psychotisch unterwandert und im kleinstbürgerlichen Sinne gescheitert, zum Masseverwalter meiner Selbst wurde, der nur noch sein Ende abwickelt. Das war aber mit Style. Ob das Etwas ist das Bestand hat in der Welt, weiß ich natürlich nicht zu beurteilen. Was anderes habe ich nicht anzubieten. Das mit dem selbsternannten Kleinstkünstler ist ja so eine Sache. Ein Lokalpolitiker der FDP merkte sinngemäß an, nur jene Leute sollten sich als Künstler bezeichnen, die tatsächlich am Kunstmarkt zu bestehen wissen. Aus dieser Perspektive betrachtet, falle ich als Gratis-Blogger, der sich nicht einmal die Blumen auf dem Klopapier zu erkünsteln weiß, naturgemäß wieder ganz auf jenen Menschen zurück, der nur noch sich selbst überlebend, sein Ende abwickelt. An jenen Moment, als mir das mit dieses Ende in den Sinn kam, und ich es laut aussprechen konnte, kann ich mich noch ganz genau erinnern, so als ob es gerade eben zugetragen hat. An diesen Moment vor knapp 30 Jahren, genau sind es 27zig, habe ich eine ganz konkrete Erinnerung, die sich über die Jahre auch nicht groß verändert hat. Die steht wie in Granit gemeißelt. Es war nach einer durchzechten Nacht bei der UNO, als wir uns am menschenleeren Strand den Rausch aus den Knochen redeten und auf den Sonnenaufgang warteten. Das stimmt so nicht. Wir warteten nicht extra auf den Sonnenaufgang. Dann nahmen mir einfach so mit wie er kam, während wir Schnaps aus einer Bulle tranken. Nee, ich kommen ihnen jetzt nicht mit der UNO-Golan-Geschichte, die derzeit in Österreich die Gemüter erregt. Österreichische UNO-Soldaten warnten 2012 syrische Polizisten, die an ihrem Checkpoint am Mount Hermon vorbei mussten, nicht vor einem Hinterhalt, den Schmuggler/Regimegegner oder sonst wer errichtet hatten. Den Hinterhalt soll dann nicht einer der syrischen Polizisten überlebt haben. Krankenwagen ist da keiner mehr erforderlich hört man einen der österreichischen UNO-Soldat sinngemäß in einem Video sagen. Aus jahrelanger Erfahrung halte ich fest. UNO-Soldat in einem Kriegsgebiet ist einer der sinnlosesten Tätigkeiten auf diesem verwunschenen Planeten die man sich nur vorstellen kann. In dieser Funktion macht man nix als Gräber ausheben, in die dann das Monstrum Krieg seine Leichen schmeißt, obschon man völlig untätig bleibt und keinen Finger rührt. Wie ich zu meinem Lebensgefühl kam, mich überlebt zu haben, weiß ich also nicht ganz genau zu beantworten. Ich kann nur sagen dass es da ist und mich bestimmt. Dieses Gefühl wird ihren Ausgangspunkt wohl in meiner Kindheit genommen haben, die ja ein komprimierter Ort ist, aus Erinnerungsfetzen, Affekten und Gefühlen, die man aneinander bindet, um gegen das Chaos in sich und der Welt eine Richtschnur zu haben, an die man sich halten kann. Meine Kindheit war schwierig, das weiß ich, emotional reinste Überforderung, die ich im Grunde nicht zu stemmen wusste. Sobald es familiär wurde, wurde es schwierig für mich. Das ist heute noch so. Als ich den Goadfather letzte Woche in einem Mail fragte, ob wir mal wieder telefonieren sollten, wenn er Lust hat, bekam ich keine Antwort. Das ist der familiäre Untergrund auf dem ich mich zeitlebens bewege. Wirklich gut oder einfach war es nie. Meine Kindheit ist ein bedrohter Ort, ganz ohne Sicherheit, mehr wie Freiklettern in der Horizontalen. Ein Scheidungswaise bin ich auch. Meine leibliche Mutter ist eine Totmacherin. Die hat jede Spur von mir in sich totgeschlagen und ausgelöscht. Da ist nix über geblieben. In mir von ihr aber auch nicht. Eine Erinnerung habe noch an sie, als ich auf der Tanke fast mal ins Motorrad vom Valentin lief. Da hat sie mich auf den Arm genommen. Diese Erinnerung habe ich mir aufgehoben, damit ich weiß dass ich einmal eine Mutter hatte und deswegen auch ein echter Mensch sein muss. Ich weiß sehr wortspiel-verdächtig.

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Vor meiner Stiefmutter habe ich Angst. Zeitlebens schon. Ist was Tiefenpsychologisches. Die brachte andauernd nur das Allerschlechteste in mir hervor. Sehr unangenehm. In einem Kind das Allerschlechteste hervor zu bringen ist natürlich keine große Kunst. Das geht razz fazz. So schnell kann da kein Zick den Zack zylissen. Da müssen sie nur gewisse Zusagen die sie machen brechen und schon ist so ein Kind ganz außer sich. "Mutter bitte keine grobe Leberwurst mehr". Und schon strich die ein neues Brot voller Grobheiten. Da muss man dann auch nicht mehr jede Geste auf die Waagschale legen, um zu wissen wie es um einen bestellt ist. Einiges an schwierigen Gefühlen werde ich wohl mit ins Leben genommen haben, wie andere Stabilität. Eine Veranlagung zum Wahnsinn habe ich auch von der Großmutter. Schon recht früh im Leben investierte ich viel Zeit in einer Karriere als Manisch-Depressiver. Es ist durchaus denkbar, dass ich mich durch Gefühlsübertreibungen aus dieser kindlichen Düsternis richtiggehend herauskatapultieren musste. Möglicherweise war dieser Gefühlsüberschwang überlebensnotwendig. Ärzte sehen das anders. Die verschreiben mir seit gut 20 Jahren Neurotop. Jetzt habe ich natürlich den Scherben auf so ganz ohne Lust am gefühlten Überschwang. Sinnbildlich habe ich im ehrenwerten Haus des Kleinstbürgerlichen niemals den Keller überwunden, in dem mich einst meine Stiefmutter verbannte, weil ich nicht deren Wertvorstellungen zu entsprechen wusste, obschon ich es redlich versucht hatte. Anstatt mich aus dieser groben Verfehlung, Kellerstufe um Kellerstufe, hart arbeitend empor zu arbeiten, wenigstens bis ins Erdgeschoss, um davon rennen zu können auf Nimmerwiedersehen, bin ich angewidert und demonstrativ im Keller sitzen geblieben. So halte ich das auch noch heute. Haben sie schon von den schwarzen Schwänen des Widerstandes gehört? Ich wäre gerne einer nicht nur in der Faschingszeit. Vielleicht wollte ich lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Dass ich jetzt tatsächlich weiß wovon ich schreibe, um so dem Gefühl sich überlebt zu haben näher oder wenigstens auf die Spur zu kommen, kann ich mit allerletzter Gewissheit nicht bestätigen. Es ist durchaus denkbar, dass ich mir das alles und noch viel mehr nur erfinde, um mit meinem Scheiteren klarzukommen. Jedoch die äußere Wirklichkeit in Form von Umständen, spricht doch dafür das dem nicht so ist. Den Gefühlen ist ja oft nicht zu trauen. Seit gut 30 Jahren werde ich zu keinem Familienfest eingeladen. Dabei bin ich ein völlig unbescholtener Bürger. Ich sag mal so. Ein Lebensgefühl ist keine Straftat. In den meistens Fällen zumindest. Und die Erinnerung ist wie eine Ladung, die man als Fahrer von A nach B bringt. Man weiß zwar das man was geladen hat. Aber aus was die Fracht jetzt genau besteht lässt sich nicht so einfach feststellen. Das steht nicht in den Frachtpapieren. Die Sozialdemokratie tut sich da a bisserl leichter ihren schwindenden Einfluss zu erklären. Die guckt auf die Wahlergebnisse und weiß was es geschlagen hat. Die Erleben einen Verlust an Gestaltungsmacht. Etwas das ich so nie hatte. Mein Leben hat zwar Gestalt angenommen, ist aber ein einziges Stolpern und Stürzen, von einer Ungewissheit und Unzulänglichkeit in die Nächste. Manchmal ist es nicht einmal das. Keine Ahnung warum und wie ich zu dem wurde der ich heute bin. Extra vorgenommen habe ich es mir nicht. So viel weiß ich. Letzte Woche hatte ich mal das seltene Glück, einen kurzen Moment zu haben, in dem dieses Lebensgefühl ganz wunderbar zur äußeren Wirklichkeit passte und gewissermaßen eine äußere Gestalt annahm. Gefühle neigen ja mitunter dazu an ihren Rändern auszufransen, wie die Idylle, wenn sie sich zu oft in gleicher Form wiederholen. Deswegen empfand ich es fast schon als Wohltat, als sich die Innenwelt gefühlt so über die Außenwelt legte, dass es tatsächlich passte und ich sagen konnte. So sieht das Gefühl sich überlebt zu haben und sein Ende abzuwickelnd, in seinen dunkelsten Momenten aus. Manchmal blitzt in meinem gelebten Leben doch noch ein Moment auf der mich auf seiner Suche nach mir Selbst a bisserl weiterbringt. Das bedeutet jetzt aber nicht das auf dieser Suche unbedingt fündig werden muss. Möglicherweise gefällt mir dann nicht was ich finde. Die Erkenntnis am Ende zu sein und sich überlebt zu haben begann mit einem pelzigen Gefühl im Hals. Das kam irgendwann in der Nacht, als der Scheißhausdämon, der noch immer die Sachen vom toten Jungen vom Strand aufträgt, auf der Landkarte in mir nachguckte wo der Jemen liegt. Im Jemen hungern sich aktuell Kinder zu Tode, auch während ich diese Zeilen schreibe. Nee ist nix Diätisches wie bei uns. Wenn unsere Kids nix Gescheites zu essen bekommen, das nach Fast Food schmeckt, haben die nach ein paar Wochen ihr Normalgewicht. Jemenitische Kinder sind nach ein paar Wochen so dünn, wie früher Mal die Kinder im KZ unterernährt und ausgehungert waren. Würde man von diesen jemenitischen Kindern schwarzweiß Aufnahmen machen und sie in gesteiften KZ-Klamotten stecken, von abgemagerten jüdischen KZ-Insassen-Kinder wären die kaum zu unterscheiden. So hat der Mangel ihre Leben definiert. Genaugenommen begann es viel früher mit den Nasenebenhöhlen, die wiederum mehr Wirkung als Ursache waren. Die waren andauernd verschnupft, wie ich, wenn mich mein Scheitern auf die eine oder andere Art einholt. Die Schattenwelt drückte auf zwei Zähne, wie die leere Tränendrüse des Himmelqueers auf diese Welt, wenn der Sahara-Staub den Himmel über Wien rot einfärbt. Ein seltenes Phänomen. Über einem Zahn hatte sich eine Zyste gebildet und der Nachbarzahn sah aus wie sich mein Leben oft anfühlt. Nicht so schön. Trotzdem ließ es sich auf den Zähnen noch schmerzfrei herumkauen. Was ja die eigentliche Zahntragödie ist. Die Gewohnheit, erst dann zum Zahnarzt zu gehen, wenn es schon zu spät ist, ist mindestens so eine Bitch wie das Alltag ein Luder. Ich, ohne Angst vor Zahnärzten, ging bevor es weh tat zur Kontrolle. Hat auch nix genutzt. Die Schattenwelt hatte sich über die Jahre schon zu tief in die Zähne hineingefressen. Den Zahn mit der Zyste habe ich schon vor Monaten ziehen lassen. Einzig im ungarischen Röntgen, wo ich mir eine Brücke wollte setzen lasen, die einigermaßen zu meinem Umlaufvermögen passt, sah man auch einen Entzündungsherd über dem Nachbarzahn. Fragen sie mich nicht wo die Zahnärzte in der Bronx genau hinsehen, wenn die auf dein Röntgen gucken. Dabei sind die ja ganz besessen sind von der herausragenden Qualität ihres Könnens. Eventuell ist ihnen die Geschichte mit der Frau Dr. Gier schon bekannt. Schauderhaft wie die mit mir ein Geschäft machen wollte. Heute habe ich gelesen das deutsche Zahnärzte auch gerne mal von der Gier befallen werden. Die verschreiben Kindern gerne abnehmbare Zahnspangen. An denen verdienen sie gleich mal doppelt so viel wie an den Festsitzenden. Die machen gerne sehr früh Zahnspange und abnehmbar. Da klingelt die Kasse. In Österreich ist es ja recht oft so, das ein Zahnarzt, aus deinem Zahnstatus gleich einmal deinen sozialen Status herausrechnet. Vom Zahnstatus schließt so ein Gott in Weiß dann gleich mal auf deinen IQ. Deswegen hielt mich die Frau Dr. Gier für viel blöder als ich eigentlich bin. Für so eine Herangehensweise ist Österreich berüchtigt.
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Ich wette das Migranten in Österreich kaum mal eine Anstellung finden die ihrem tatsächlichen Ausbildungsstand entspricht. Die Frau Dr. Gier ging also in die Vollen und wollte über den ebenfalls befallenen Nachbahrzahn eine schöne Brücke setzen. Nicht auszudenken, wenn ich darauf eingestiegen wäre und gut 2500 Euro abgedrückt hätte und hinten hinaus hätte sich über den befallenen Nachbarzahn, der als Brückenglied her halten sollte, ebenfalls eine Zyste gebildet. So unfehlbar wie diese Person rüberkam, wäre das ohne Scherben, den naturgemäß ich auf aufgehabt hätte niemals abgegangen. Ich bemerke gerade eine Inflation an „Hätte“ und krieg diese Dinger einfach nicht aus den Zeilen. Ich will der Frau nix unter stellen was ich nicht beweisen kann. Aber so von meiner Intuition her kann ich mir nicht vorstellen, dass die die Brücke bei stärker werdenden Scherzen anstandslos rausgenommen, ein neues Röntgen gemacht, das Problem erkannt, den Zahn gezogen und mir dann eine neue Vierbrücke auf Kulanz zukommen hätte lassen. Zur Verteidigung der Frau Dr. Gier möchte ich dennoch angeführt wissen. Ihr männlicher Kollege sah auch nix. Nur war der a bisserl preisgünstiger blind. Eigentlich begann die Geschichte mit den Zähnen und den Nasennebenhöhlen viel früher. Leider ist so eine Spurensuche nach seinem Lebensgefühl keine einfache Sache. Vielleicht begann es wie gesagt mit meiner leiblichen Mutter, die ging ohne sich nach mir umzudrehen, woraufhin mir alle Milchzähne auf einen Schlag ausfielen. Die Jahre als Kleinkind mit der fetten Haushälterin und dem Goadfather allein in einem Raum werden auch nicht so gut fürs Zahnfleisch gewesen sein. Alleine und Raum mache ich heute noch. Nach allein und Raum habe ich eine Sehnsucht die ich mir heute noch nicht erklären kann. Die Stiefmutter mit ihren unfassbar hohen moralischen Ansprüchen und der Eiseskälte drückte auch ziemlich schwer auf meine Seele. Möglicherweise drückte meine Wut dann wiederum auf die Zähne. Das ist natürlich nur alles schale Theorie. Ich bin an dieser Entwicklung natürlich auch nicht ganz unbeteiligt. Niemand hat mich davor abgehalten mich besser um meine Zähne zu kümmern. Eine wirklich gelungene Ausrede so mit 1 – 3 habe ich nicht auf Lager. Vielleicht sind meine Beißerchen auch von Natur aus Scheiße. Was weiß man. Wenn ich einen Kommentar des Herrn D. richtig verstanden habe, ist es um den freien Willen des Menschen sowieso nicht zum Besten bestellt. Laut Wittgenstein lässt sich das Eigentliche im Leben sowieso nicht sagen. Fühlen lässt es sich aber schon. Davon bin ich überzeugt. Gefühle in Sprache zu kleiden sind eine äußerst komplexe Angelegenheit. Langt nicht immer zu Haute Couture, wenn die sich ankleiden. Nur weil man über seine Gefühle sprechen kann und man ihnen ein stabiles Rüstzeug verpasst, das wunderbar zur eigenen Befindlichkeit passt, bedeutet das noch lange nicht das die Übersetzung auch stimmt, obschon sie sich stimmig anfühlt. So eine Lebenslüge ist schnell mal fix verschraubt wie eine Brücke. Ein pelziges Gefühl das in der Nacht kommt ist meistens der Vorbote für einen grippalen Infekt. Mit dem Pelzigen vom Saufen habe ich ja nix mehr am Hut. Kennen sie sicherlich aus Erzählungen, wenn der Beelzebub kommt und einem in dem Mund scheißt, wenn es dem Morgen vor lauter Werktätigen dämmert. An sich alles halb so wild. Solange der Schizo—Manien-Schlaftabs-Komplex seinen Job macht, gibt es nichts zu erzählen worüber es sich zu schreiben lohnt. Sie verstehen die Ironie. Da kränkelt man halt ein paar Tage herum. Textlastig wurde es nachdem die Schizo und Schlaftabs ihren Dienst quittierten. Sehr unangenehm so ein Zustand. Krank, auf Schizo-Tabs und Schlaftabs und trotzdem schlaflos ist ein typisches Zeichen dafür ist das sich Schlimmeres anbahnt. Auf Tabs und nicht mehr Schlafen können ist ein Zustand vor dem ich die Hosen gestrichen voll habe. Schlafentzug fällt ja unter Folter. Und das völlig zu recht. Schlafentzug und gleichzeitig auf Tabs ist ganz übel. Für mich zumindest. Mein Schutzschild aus Schattenwelt-Härte schmilzt dann wie die Pasterze in der Abendsonne des Klimawandels. Ganz ohne Panzer und schon recht krank schleppte ich mich zur Apotheke. In der Schattenwelt ist man vorderhostig immer ganz alleine und auf sich zurückgefallen krank. Was sehr anstrengend ist, wenn man sich in diesem Zustand zum Einkaufen schleppen muss. Dermaßen angeschlagen kam ich nicht umhin der Frau Apothekerin vorzujammern dass meine Schizo-Tabs nicht wirken. Das hat bei mir dann immer oberste Priorität, dass ich dann der Welt von meinem Dilemma erzählen muss. Naturgemäß versteht es versteht von selbst, das die Welt in der Gestalt einer Apothekerin mit so einer Info die nur aus deiner gefühlten Bedürftigkeit besteht, nicht viel anzufangen weiß und dich zwangsläufig ins Leere stürzen lässt. Erst als ich begann ihr von Halsschmerzen, Husten und einer verschnupfter Nase zu erzählen konnte die Frau, die auch ein Mann hätte sein könne, etwas mit meinem Gesagten anzufangen. Gehen sie bei Krankheit niemals zuerst in die Apotheke und dann zum Arzt. Die in der Apotheke geben dir Zeugs um 30 Euro mit und nix hilft. Mein Schizo-Tabs-Schlaflosigkeit war mindestens so übel wie die Nasennebenhöhlen, der Hals und das allgemeine Gefühl von Abgeschlagenheit. Alles zusammen kaum zu stemmen. Nachdem ich für das Schnupfen-Zeug ordentlich gelöhnt hatte ging es zurück ins Bett. Die Bronx ist in so einem Zustand wie eine Geisterbahn. Da geht überhaupt nix. In so einem Zustand wird das Alleinsein, das man sonst nicht so wahrnimmt, zum schlimmen Makel. Wie ein Imperium schlägt die Schattenwelt zurück, die ja ohne Lichtwelt nicht denkbar ist. Das Zeug aus der Apotheke half natürlich nicht. Ich wartete noch einen Tag zu dann ging ich zum Arzt. Der verschrieb mir was Schleimlösendes. Ich kaufte mir dann auch noch einen Schnupfenspray der gegen die rinnende Nase wirken sollte. Mit schmerzenden Kiefer und weißen Ausfluss ging ich ins Bett und mit schmerzenden Kiefer und dunkelgelben Ausfluss wachte ich auf. Aus den Bronchien kam auch gelbes Zeugs. Aus dieser Phase habe ich dann ein Bild in meinem Blog gepostet. Nicht dass sie denken ich erzählen ihnen hier nur einfach eine Geschichte, um mein Lebensgefühl zu versinnbildlichen. Das können nur richtige Künstler. Vom Arzt und total im Arsch ging es dann mit einem Rezept für Antibiotika direkt zum Zahnarzt. Der Nachbarzahn musste unbedingt raus und ich hatte Termin. Beiden Zähne drückten auf die Nebenhöhlen bis die eiterten. Der Zahnarzt in Ungarn wollte fürs Ziehen 110 Euro extra, die ich natürlich nicht bereit war abzudrücken. Zähne ziehen zahlt hier meine Krankenkasse. Die zahlt ja sonst nicht viel. Eine junge Zahnärztin sprang für den Bronx-Zahnarzt ein, der bis zum Juli anderswertig beschäftigt ist. Die Frau Doc war vor ihrer Art her für einen Schattenweltmenschen viel leichter zu stemmen. Nicht so aufdringlich und penetrant selbstbewusst wie die Frau Dr. Gier, die noch aus einer anderen Generation stammte. Die machte ihr Selbstbewusstsein so nebenher. Sehr angenehm. Ziehen konnte die auch. Schade dass die Frau keine eigene Praxis hat. Zu der würde ich sofort gehen. Es dauerte. Aber irgendwann war der Backenzahn dann Geschichte. Mit einem Rezept für Schmertabletten machte ich mich dann zur Apotheke auf. Natürlich habe ich keine Schmerztabletten geschluckt. Ein Lichtweltmensch der etwas auf sich hält legt sich in so einem Zustand gleich mal ins Bett, gibt sich ganz seinen Leiden hin und ruft alle zehn Minuten nach seinem Liebesmenschen, der sich dann rührend um einen kümmert. Ich fuhr direkt auf die Donauinsel. Es war ein wunderbarer Frühlingstag. Auf der Insel lag ich dann mehr im Klappstuhl als dass ich saß. Und alle paar Minuten kam Eiter aus der Nase, Blut aus dem Mund, und noch eine Ladung Gelb aus dem Hals, ein köstliches Serum dass ich dann spuckend auf dem Beton verteilte. Kam so ein Lichtweltler mit dem Rad an. Dem habe ich fast in die Speichen seines Rades gespuckt. Als der den eitrig-blutigen Taler sah, wie der den Beton auflöste, sprang der gleich mal wieder auf sein Fahrrad und fuhr kopfschüttelnd weiter. Sorry werte Herr. Aber ich hatte andere Sorgen. Ehrlich. Ganz sicher war ich mir nicht, ob ich in diesem Zustand noch einmal aus dem Klappstuhl hochkomme in ein Leben das am Ende ist. Plötzlich und wie aus heiteren Himmel hatte ich also mein Damaskus-Erlebnis. Genau so wie eben jetzt, dachte ich mir, fühlt es sich in den dunkelsten Momenten an, wenn mich das Gefühl verschluckt mich überlebt zu haben, am Ende zu sein, das auch immer mein Leben ist dass ich nur noch abzuwicklen habe. Wenn`s geht so halbwegs geordnet. Musste ich doch glatt schmunzeln. Mit einer Ladung Antibiotikum war es dann natürlich nicht getan, so chronisch wie die Nasennebenhöhlen von den Ausschweifungen der Schattenwelt befallen waren. Aber das ist eine andere Geschichte. Meine Stiefmutter (Um2) ist natürlich keine Todmacherin. Um jemanden in sich abzutöten muss man den zuerst zum Leben erwecken. Etwas das die Um2 niemals getan hat.

Ende.

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