Mittwoch, 25. Januar 2017
Ein Sozialstaat-Neidhammel. Meine Afghanistan-Beichte .
So jetzt ist der untere Teil fertig verschrieben. Ist angeblich sogar ein Satz Literatur dabei: der rest ist nur Gefühlsduselei.

Muss ich ihnen kurz Weltpolitik unterbreiten. In Astana findet gerade eine große Syrien-(Friedens)Konferenz statt, die auch groß angekündigt wurde. Auf der einen Seite sitzen das Assad-Regime, die Russen, Iraner und Türken. Auf der anderen Seite des Verhandlungstischs sitzt aber so gut wie niemand. Das Gros der Aufständischen, bis radikal islamistischen Kampfverbände, war ja zu den Gesprächen nicht eingeladen. Weder die Al-Nusra Front noch die Ahrar al-Sham saßen mit am Tisch. Der IS sowieso nicht. Und die Teilnahme der syrisch-kurdischen YPG-Milizen verhinderte wiederum die Türkei. Die Golfstaaten Saudi Arabien und Qatar als wichtige Verbündete der Aufständischen bis radikal islamistischen waren auch nicht vor Ort. Im Grunde hat die eine Seite nur mit sich selbst verhandelt und verkauft diese Schmierenkomödie der Welt auch noch als Friedensgespräch. Dieser Krieg ist an Absurditäten wirklich kaum noch zu überbieten. Meine Qualitätszeitung titelt dann auch noch "Vermittler wollen Feuerpause überwachen". Gut an sich ist es völlig egal was die Medien hier so über Syrien schreiben. Aber vom Qualitätsjournalismus erwarte ich mir schon a bisserl mehr Tiefgang. Das kann doch nicht sein dass ich in meinem Schattenwelt-Blog title. Astana-Konferenz eine einzige Farce.

Der SPD-Chef Gabriel ist von seinen Ämtern zurückgetreten und lässt den Herr Schulz mal machen an der Frau Merkel zu scheitern. Kluger Schachzug, gibt es nix zu kritisieren. Stellens sie sich vor der Herr Gabriel hätte bei der Bundestagswahl stolze 19,7% eingefahren. Die Medien hätten ihn als Totengräber der Sozialdemokratie und ältesten Volkspartei Deutschlands in Grund und Boden geschrieben. Jetzt tritt er nur als Zauderer ab. So ist das halt im Leben. Man kann einfach nicht in jede Schlacht ziehen.

----------------------------------------------------------------------
Seite 6

Fällt mir doch glatt noch was zum Familienleben ein. Irgendwo habe ich gelesen, docken LeserInnen online lieber an Blogs oder Facebookseiten an, wo positive Stimmung, so als frohe Botschaft verpackt verbreitet wird, wie z.B. die neuesten Umfragen zu Donald Trumps Beliebtheitswerten als Präsident, die laut Auswertung „der altennativen Faktenlage“, bei 101,8% liegt. Sogar mexikanische Schlepper freuen sich riesig darüber dass endlich eine neue tragfähige Mauer gebaut wird. So eine 5 Meter hohe Mauer treibt die Preise. Ich kann ihnen versichern, beim Schizophrenisten wird nur gute Stimmung verbreitet. Gut, ich räume ein, auf den ersten Blick sieht es nicht immer zwingend danach aus. Aber für gewisse Entwicklungen kann ich doch nix. Nehmen wir den Themenkomplex schizoide Männer im Liebestaumel. Draußen hat es seit Wochen Minusgrade und diese Deppen machen den Wonnemonat Mai. Schizo-Männer, die sich anmaßen sexuell aktiv werden zu wollen, haben am Beziehungsmarkt einfach nicht die besten Karten. Das wird ihnen die israelische Soziologin Eva Illouz sofort bestätigen. Egal ob draußen jetzt Wetter ist oder nicht. In der Vorstellung einer Lichtweltfrau, mit a bisserl Klasse im Gepäck, tauchen Schizos zuvordererst mal als „Gefährder“ auf, weswegen sich deren Freiheit „Nein“ sagen zu können, wie eine Fußfessel um die Liebes-Hoffnungen eines Schizos legt, die andauernd rot aufblinkt. Ich erkläre ihnen das anders. Ein heterosexueller-schizo Mann ist auf dem derzeitigen Beziehungsmarkt, der in weiten Teilen der Marktlogik folgt, ungefähr so attraktiv wie eine arbeitslose Frau, ohne Berufsabschluss, die zwischen 120-140 kg wiegt, und die sich vor lauter Verzweiflung weil sie niemand haben will, bei RTL II zum Frauentausch anmeldet, obschon sie ja zum Tauschen nix anzubieten hat, außer ein Video über den David Hasselhoff wie der versucht total angesoffen einen Burger zu verspachteln. Sau lustig. Ich als Vorzeigeschizo, trotz Erkrankung ziemlich rank und schlank und auf Tabs durchaus vernunftbegabt, mit einem Restverstand gesegnet, der nur um 3 Punkte unter ihrem hochgezüchteten UNI-IQ liegt und mindestens so fesch wie der Don von der FAZ, auch ganz ohne Führerschein und ohne Mercedes-Stern auf der Haube, dafür mit Drahtesel und Zipfelmütze, wiege umgerechnet nur 115 kg, wenn sie mich als füllige, arbeitslose Frau denken. Der schwer schnaufende, schizoide Sohn, vom fetten Bulgaren hingegen, der eigentlich Pole ist, nee anders herum, der ist Bulgare, aber fett ist er in beiden Denkmodellen, wiegt so um die 146, 4kg. Der ist ja ziemlich out of the game, weil der riecht schon nach Krankheit. Ich noch nicht. Ich mach Deo. Einen Abend lang könnte ich sie locker mit meinem Scharm besprühen, wie eine Blume die nach Wasser dürstet und mit herzzerreißenden Geschichten über meine Zeit als ich für NGOs in den entlegensten Gebieten der Welt arbeitete (was ich natürlich nie getan habe), um den Finger wickel und so hintertrieben vom eigentlichen Problem abzulenken. Das so aussieht, dass ich jeden Abend spätestens um 23 30 Uhr meine Schizo-Tabs einwerfe. Dauert nie allzu lange und dann bin auch ich out of order. Ist manchmal nicht schön mitanzusehen. Das Reden fällt mir dann schwer und ich sabbere wie ein Kleinstkind, wenn ich in die Küche taumle, weil mich die Tabs durstig machen. Nee nicht auf Leben, nur auf Saft. An erfrischenden Morgensex ist mit mir auch nicht zu denken. Ich brauch so meine Zeit bis auch weiß wo oben und unten ist. Zu meiner Verteidigung möchte ich anführen, dass ich diese Bürde am Beziehungsmarkt nicht sonderlich hoch im Kurs zu stehen, ich bin mehr ein Pennystock mit geringem Handelsvolumen, eh mit einer gewissen Größe und Einsicht hinnehme und mich in Demut und Bescheidenheit übe. Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert, Elpphilharmonie hien Elpphilharmonie her. Ich habe gelesen dass des Wiener Konzerthaus die bessere Akustik hat . Liegt anscheinend an der Bauweise. Weder habe ich vor Lichtweltfrauen öffentlich zu befummeln, gut mich würde die Polizei aus der Gruppe der Fummler-Könige ja sofort herausfischen, weil ich für einen Slawen sehr nordisch aussehe, noch trachte ich nach dem zweifelhaften Vergnügen, sie halböffentlichen zu bedrängen und ihr Nein mit den Worten zu übertönen, geh du willst das doch auch du blöde Bitch, während ich sie an Händen und Füßen fessle und an der Decke aufhänge wie was Fleischiges zum Grillen. Nee ist keine Freiheits und Willensberaubung sondern Bondage. Das war jetzt a Schmäh, nur a Schmäh. Ich weiß, auf der Ebene des politisch Unkorrekten, tun sie sich fürchterlich schwer Humor zu entwickeln. Wird schon noch. Müssen sie nur öfters bei mir ins Blog reinschauen. Ach ja. In meiner Straße wohnt ja noch eine schizophrene Frau. Ka Spaß, die wiegt locker 150 kg. Wenn die ihre Contenance verliert, einen psychotischen Schub hat, oder keinen Bock hat auf Tabs und die absetzt, genau weiß ich es nicht, beschimpft die ja immer die Straßenbahn, auf Kroatisch oder Serbisch. Wie genau sich die Sprachgruppen in ihrem Idiom jetzt voneinander unterscheiden weiß ich nicht. Kroaten machten in ihrem Slang ja Ustascha und die Serben mehr Tschetniks und zusammen machten sie dann ein Volk, eine Ethnie, viele Bomben, noch mehr Granaten, gegenseitige Schuldzuweisungen und Kriegsdenkmäler, hinten denen die nationale Identität eingemauert wurde. Auf dem ersten Beziehungsmarkt hat die gute Frau natürlich nicht mehr die besten Karten. So wie ich die Situation einschätze spielt die gar nicht mehr mit. Sich da als Leser dann angewidert davonstehlen, weil dieses Thema zu wenig Wohlfühlpotential hat, ist schon a bisserl unfein finde ich. Sie müssen das ja eh nicht leben.

(Unterer Teil)
Dann mach ich jetzt mal den Familien-Ratgeber und unterbreite ihnen einen Vorschlag wie sie ganz einfach überprüfen und feststellen können, ob sie in einem mehr oder minder intakten Familienbund, sprich Kernfamilie eingebunden sind oder auch nicht. In Familien, die aus welchen Gründen auch immer zerbröseln wie trockene Semmelwürfel, gibt es keine gemeinsame Erzählung, keine gemeinsamen Erinnerungsraum, der durchs andauernde Erzählen mit Leben gefüllt wird . Triebwerke dieses Familienlebens sind in der Regel die Eltern und Großeltern, falls die noch leben. Die versorgen ihre Kinder mit Geschichten und Anekdoten aus dem Damals, als das Kindelein noch so klein und süß war. So viele konkrete Erinnerungen hat man ja an seine Kleinstkind-Phase nicht. Diese Phase im Leben eines Menschen ist ja zu meist reine Konstruktion oder wissen sie heute noch was sie als 3 jähriger so den ganzen Tag über so getan haben. Leben sie in einem intakten Familienverbund gibt es ja sowas wie eine eigene Familien-Erinnerungschronikbibliothek. Läuft es gut, ist diese Bibliothek voll mit Fotos, Filmen und unzähligen Geschichten. Durch das gemeinsame Erinnern wird dafür gesorgt das diese Bibliothek niemals verstaubt oder vom Schweigen verschluckt wird. Immer wieder kommt neues Material dazu. Vieles wird aber auch nur neu oder anders erzählt. Ah ja, sagt dann die Mami oder der Papi, liebes Kindelein, guckst du hier, da hattest du das an und dort biste mal hingefallen und schau dort hast geweint, und guck, guck hier, hier warst ganz stolz, und schau hier machst du deine ersten Schritte ganz allein, mein Gott deine ersten Schritt, ich weiß es noch als ob es gestern war, woraufhin das geliebte Kindelein dann antwortet, aber Mami/Papi, dass hab ihr mir aber schon 1000 mal erzählt oder gezeigt, wie oft denn noch.. Sind sie in so eine Familiensituation eingebunden, können sie sich zufrieden zurücklehnen und sich freuen dass sie in einem intakten Familienverbund leben. Schwierig wird es wenn einzelne Erinnerungsbruchstücke nicht mehr zu einem Ganzen führen wie in einem Puzzle, sonder nur noch aufeinanderprallen und man sich über die gemeinsame Vergangenheit nicht mehr handelseins wird, wie das zwischen dem großen Bruder vom Hobbit-Anwalt und dem alten Hobbit der Fall ist. In solchen Fällen wird dann die Gegenwart von der Vergangenheit überrollt, zur Seite gedrückt oder platt gewälzt. Das ist aber noch lange nicht das Wort Case Szenario. In so einer Situation gibt es durchaus noch Hoffnung. Das Wort Case Szenario tritt ein wenn es zwischen der familiären Vergangenheit und ihrem gelebten Jetzt gar keine Verbindung mehr gibt, wie in meinem Fall, zwischen meiner leiblichen Mutter, der Um2 (Stiefmutter) und mir. Wenn sozusagen alle Stricke, die das gemeinsame Erinnern festzurrten, längst gerissen sind und man dann nur noch wie eine einsame Insel im Meer der Beziehungslosigkeit dahintreibt. Nee das ist keine gute Metapher. Wir treiben ja alle wie Schollen durchs Eismeer. Manchmal schaffen wir es von einer Scholle zur anderen zu springen oder uns Nettigkeiten zuzurufen bis uns die Zeit dann zum Verschwinden bringt wie der Klimawandel die Permafrostböden. Ich kann ihnen über meine Kindheit nix erzählen. Mir erzählt niemand was. Auf dieser Erzählebene finde ich nicht statt. Der Goadfather hat mir mal ein paar Fotos mitgebracht. Acht Fotos, die er mir dann wortlos hingelegte. Sieben der acht Fotos zeigen mich als Kind und Heranwachsenden. Auf einem Foto sitze ich als drei oder vierjähriger mit einem japanischen Jungen vor Goadfather seiner Tanke auf dem Asphalt. Auf einem Foto bin ich dann schon dreizehn im Sportverein und dann siebzehn. Das Sportvereinfoto haben nicht meine Eltern geschossen. Acht Fotos, das ist meine ganze Famlieenchronik. Die Zeit zwischen Erstkommunion und Adoleszenz in zwei Bildern erzählt. Erzählung dazu gibt es keine. Auf zwei der Fotos halte ich als Kind eine Katze in den Armen oder streichle eine Katze. Katzen scheinen für mich einen außerordentlich hohen Stellenwert zu haben. Die dienen mir als Beziehungsersatz. Auch als Erwachsener hatte ich immer Katzen um mich herum. Bis vor zwei Jahren. Sogar bei der UNO hatten wir eine Katze am Stützpunkt. Dieser Katze wurde auch kein Haar gekrümmt. Dafür hab schon ich gesorgt. Bei Katzen war nämlich Schluss mit lustig. Der Goadfather scheint auch keine Erinnerungen an meine Kindheit und unser gemeinsames Zusammenleben zu haben oder haben zu wollen, die er mit mir teilen will/kann. Gut wir sehen uns auch nur zweimal im Jahr für ein paar Stunden. Der Goadfather ist halt noch ein Mann aus der Kriegsgeneration. Der hat es nicht so mit Sentimentalitäten. Diese Rolle fiel früher Frauen/Mütter zu. Meine Mütter haben aber jede Verbindung zu mir vor vielen Jahren gekappt. Die haben alle Brücken abgerissen. Das ist denen nicht einfach passiert. Die wollten das so. In meiner Familienbibliothek steht gerade mal ein verstaubtes Buch mit ein paar vergilbten Seiten, dass ich so gut wie nie aufschlage . Wie ich ihnen schon an anderer Stelle zu erklären versuchte. Mutwillig stochere ich nicht in alten Gefühlen herum, wie in einem Bienennest, wenn ich sowieso weiß, dass alles nach hinten los geht. Da schöpf ich nur schnell mal den Rahm ab, damit ich weiß wie meine Wirklichkeit beschaffen ist. Das wiederum ist überlebensnotwenig. Den Rest erspare ich mir. Ich will da nix fühlen. Da kann mir meine Nerventante noch so viele gute Angebote unterbreiten wie ein Gebrauchtwarenhändler. Eine Schattenweltkindheit zum Vergessen (gute Redewendung) und Schizophrenie kann ich emotional auf Dauer einfach nicht stemmen. Nicht in diesem Leben, unter diesen Voraussetzungen. Seit ich fühlen kann leben ich in der Schattenwelt, zumeist mit den Rücken zu Wand. Auf dem achten Foto bin ich nicht mal drauf. Das scheint dem Goadfather nicht groß aufgefallen zu sein das ich nur auf sieben der acht Foto zu sehen bin. Bei acht Fotos hätte er sich aber schon ein wenig mehr anstrengen können. Vielleicht war er aber auch nur in Eile und hat da was durcheinander gebracht, der Jüngste ist er auch nicht mehr. Da ich denn GF nur zwei Mal im Jahr für ein paar Stunden sehe, kann die Eile so groß auch wieder nicht gewesen sein. Ich bin aber auch kein guter Sohn. Ganz im Gegenteil. Ich bin ein hundsmiserabler Sohn. Vom GF habe ich ja überhaupt keine Fotos. Nicht mal eines. Ich gebe mir auch keine Mühe an ein Foto zu kommen. Ich hab nur einen Briefumschlag mit seiner Handschrift, was mich aber nicht davon abhält ihn einmal in der Woche ein kurzes Mail zu schreiben. Wir stehen uns einfach nicht nahe. Sind wir uns nie gestanden. In der Familienchronik vom Goadfather gibt es schon noch ein paar Aufnahmen auf denen wir gemeinsam zu sehen sind. Nicht auf einem der Fotos legt der Goadfather mal seine Hand auf meine Schulter. Das bringt der GF einfach nicht. Wir stehen nur so da wie durch eine unsichtbare Mauer getrennt und schauen grantig, in unseren Gefühlen. Da gab es keinen großen Bruch oder so. Zu seiner Verteidigung möchte ich anführen dass es der GF einfach nicht besser weiß. Mit seinem Erstgeborenen, der nach der Scheidung bei seiner ersten Frau blieb, ist er da nicht viel anders verfahren. Daran ist auch der verdammte Krieg schuld. Der GF ist ja ein Halbwaise. Sein Vater hat den Russlandfeldzug nicht überlebt. Zu sagen selber schuld Großvater, dein Sohn hat das nicht von dir verlangt, hilft da auch nicht weiter. Der GF weiß nicht was es bedeutet Vater und Erziehungsberechtigter zu sein. Trotzdem lebt der GF in dem Gefühl dass ohne sein segensreiches Wirken, seine beiden Söhne ja völlig unter die Räder gekommen wären. So wie der GF halten das ja viele seiner Generation, die ja durch die Bank grandiose Überlebenskünstler sind. Zu dieser Haltung, sich alles Bedrohliche vom Hals zu halten, hat man diese Generation gezwungen, was jetzt nicht bedeutet dass des Bedrohliche einfach so aus der Welt verschwindet. Nee, nee, das ist wie im Spiel Reise nach Jerusalem. Der GF weiß schon wie er zu einem Stuhl kommt. Immerhin ist er es der Musik aus macht. Keine Ahnung wie oft er mir mit dem Todschlagargument, das ich ohne ihn doch schon längst Tod wäre und kaputt in der Gosse liegen würde, einen Kopf kleiner machte. Das ist keine vernünftige Gesprächsbasis für ein Kind. Mit solchen Gefühlen will und darf ich nix tun haben. Das ist vermintes Gebiet. Bevor ich das in seiner ganzen Pracht fühle, entziehe ich mich lieber und zwar rücksichtlos und renne auf und davon. Nur wohin fragt sich wohin? Vielleicht in die Schizophrenie. Die ist schlimmer als Kindheit. Na ja auf Tabs wird das schon. Kann ich nicht empfehlen, alles unbehandelt. Meine leibliche Mutter hat ja noch zwei Kinder. Ist jetzt ungefähr zwei Jahre her, da ließ sich in einer Regionalzeitung in einer Annonce, von ihrem Anhang, groß zum Siebzigsten gratulieren. Unserer allerliebsten Mutti nur das Beste, stand in der bezahlten Anzeige. Der GF sah des zufällig und schickte mir den Ausschnitt. Ich verstand nur Bahnhof. Ich weiß noch das ich mir dachte scheiße Alzheimer. Der GF verliert seinen Verstand. Ich stand vor einem Rätsel. Irgendwann machte es dann doch Klick. Die Frau auf dem Foto, die ich seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hatte, war doch glatt meine leibliche Mutter. Meine Mutter hat einen seltenen Vornamen. Am Vornamen erkannte ich sie. Stand unter ihrem Bild, das nicht ganz zum Gesicht einer 70zigjährigen passte, also reiner Kitsch war, die Namen aller Gratulanten, was weiß ich Kinder, Enkelkinder und so. Mein Name stand da natürlich nicht. Wann meine Mutter geboren ist weiß ich nicht. Eigenartigerweise hab ich den Geburtstag meiner Stiefmutter bis heute nicht vergessen. Schickt mir also der GF, der mich seit einem ¼ Jahrhundert ausnahmslos zu keinem Familienfest einlädt, meine Stiefmutter besteht darauf, einfach weil sie es kann, eine Geburtstagsannonce von meiner leiblichen Mutter , die meinen Namen, also meine Existenz, vor vielen Jahren, aus ihrem Leben gestrichen und mich letztendlich ausgelöscht hat. Die Um2 hielt das im Übrigen nicht anders mit mir. Deswegen tu ich mir auch manchmal schwer zu verstehen das Frauen immer nur Opfer sind, nur weil die dir nicht in die Eier treten. Aber so ist der GF in seiner vorbewussten Gemeingefährlichkeit. Anstatt diese Gefühle mit sich selbst auszumachen, immerhin hat ja ihn meine Mutter zuerst verlassen, hängt der all seine Gefühle, die schwer nach Jauchengrube riechen, einfach mir um . sagt der GF. Deine Mutter hat dich ausgelöscht, siehst du, da gibt es keinen Zweifel, ich aber lasse dich in der zerfransten Idylle weiterleben . Dem GF zu erklären, das des keine besondere gute Idee ist, mir das zu schicken, oder sagen wir so aufbereitet zu schicken, versteht der Goadfather aber nicht. So ein Gespräch geht in der Regel nach hinten los, weil der GF irgendwann seine Todschlagargument-Keule aus seinem Bestand holt und mir eins rüber zieht. Kurz und gut. Sind sie in so eine Familien-Situation verwickelt, müssen sie davon ausgehen, dass es um ihr Familienleben nicht unbedingt zum Besten bestellt ist. Deswegen freuen sie sich wenn sie von ihren Eltern mit Geschichte aus der gemeinsamen Zeit regelrecht geflutet werden und sie sich in manchmal in einer endlosen Wiederholungsschleife gefangen fühlen. Das ist nix kleinstbürgerliches oder spießiges. Und wenn es doch so ist, was soll`s. Spießer haben auch ihre guten Seiten. In so einem Fall sind sie eine ziemlich große Eisscholle. Um mich herum dagegen ist alles Dunkel, weil es an (sinnstiftenden) Erzählungen fehlt. Wie Geborgenheit geht weiß ich sowieso nicht. Das Wort habe ich von meiner Lichtweltbeauftragten. Mir wäre das nicht eingefallen. Als Metapher bin ich mehr ein ausgedrückter Tschik, der in einem übergelaufenen Pissoir schwimmt. Aber noch schwimme ich .

------------------------------------------------------------------------

... link (8 Kommentare)   ... comment