Samstag, 9. Juni 2012
Die Wahrheit ist immer eine Lüge wert
Wir hatten den Bizeps dick aufgepumpt,
auf ein paar alten Dichter kauten wir herum wie Billy the Kid auf Tabak,
wir hatten manische Eier und Schwänze die sich auf alles stützten, das bei drei nicht auf den Bäumen war
und wir machten richtig fiese Witze über Frauen von der Insel und ihren imperialen Muschis.
Schwer verkatert lagen wir zwischen brennenden Ölfelder und UN-Resolution gleich um die Ecke zu Saudi Arabien.
Auf unseren Schultern trugen wie Bomben und abgeschossene Granaten von A nach B und wieder zurück wir bekamen Dünnschiss und pissten auf Saddam seine Ich bin der Chefe-Bilder, die überall im Sand herum lagen wie Leichen.
Der Michel, der machte drei Wochen Urlaub in einem Puff, Samuel Beckett nannte diese Vergnügen Kaffee ohne Cognac.
Völlig abgebrannt und auf allen Vieren kam er zurückgekrochen auf unseren Stützpunkt,
während sich der Mille, auf dem Aussichtsturm mit Blick auf die verfeindeten Parteien, von einer äußerst adretten Schwedin einen blasen lies und die verließ ihn bis er wieder kam.
Mein Gott ist das lange her,
als die Knochen noch nicht morsch waren
und der Rock n Roll die flinken Füße anfeuerte,
die nicht wirklich vom Fleck kam und andauernd nur im Kreis herum gingen.
Aber da war diese Beat, dieser unwiderstehliche Beat
und deine Kontaktlinsen wie ein Regenbogen in meinem Himmel.
Das Herz, das war am rechten Fleck
und die Augen weit aufgerissen und ungeduldig strahlten vor Begeisterung,
wir waren für jeden Blödsinn zu haben,
wenn jemand kurz anmerkte, ich soll doch den Tabak aus einer Dachrinne schnupfen, war ich auch schon oben, so schnell konnte der gar nicht schauen,
während der Schmäh lief wie Kenias Bekele die 10000 Meter.
Wir waren unverwundbar, uns konnte nichts anhaben,
wir waren die Löwen des Augenblicks,
geschützt von der Jugend die so eine Art Panzer ist
nur die Zeit die sich in der Uhr versteckt ist die
Archillesferse.
Jeder Kummer und jeder Schmerz ließ sich einfach weg lachen und weg trinken, deswegen sah
ich auch die Gespenster einfach nicht, die sich so nach und nach in meine Träume schlichen
oder mir von der anderen Straßenseite her zuwinkten.
Doch irgendwann kam der Mann mit dem Hammer
und die Kumpels verschwanden wie heute die Gletscher, um zu leben wie ein Rockstar muss man ein Rockstar sein, die können beruhigt mit Glanz und Gloria untergehen oder nur so tun als ob und werden dafür gepriesen, aber einem wie mir bleib nach all dem Rock n Roll und russischen Roulette
nur ein paar vergriffene Erinnerungen, die vergilben oder beim Wiedergeben nur lächerlich klingen. (liegt aber vielleicht auch ein wenig am Publikum)
Die Easy Rider sind alt oder tot und der Geist Hunter S. Thompson ausgehaucht, bei mir raucht es nicht zwischen den Zeilen, ich verkörpere nicht meine Generation, die ist weiter gezogen wie eine Herde Büffel nachdem sie alles abgrasten und mich haben sie zurück gelassen wie ein krankes Tier,
doch ich war on the road Jack ich war on the road und habe mir da draußen die Seele wund gelaufen und alles Glück das ich den Schutzengel verdanke
die mir den Weg frei schossen, habe in der Toilette versenkt und manchmal wenn ich wehmütig die Spülung drücke höre ich in meiner Verzweiflung die Brandung.
Ach ja und glaubt Sartre nicht wenn er sagt die Hölle gibt es nicht
glaubt mir die Hölle gibt es.

Wien 2006. Sicher bin ich mir nicht.

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