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Samstag, 24. März 2018
Tiefenpsycholgische Verweigerung
der imperialist, 14:07h
Mir Etwas anzuschaffen ist keine gute Idee mehr. Bitte halten sie mich nicht für undankbar oder gar übergeschnappt. Es ist durchaus denkbar, dass jeder Mensch nur ein gewisses Potential an innerer Bereitschaft hat, um Befehle, Belehrungen, Anweisungen, Anordnungen, Anleitungen oder Weisungen entgegenzunehmen und diese dann auch unwidersprochen auszuführen. Zumindest nach außen hin. Bekommt man zu viel von autoritären Gehabe ab, mit dem einen andere zu einem ganz bestimmten Verhalten zwingen (wollen), haut es einen an der Schnittstelle zwischen Psyche und Seele auf einmal den FI-Schalter der Gehorsam raus und es geht nix mehr. Schon in der Kindheit, unter der Knute der Um2 stehend, machte ich alles was mir aufgetragen wurde. Irgendwann auch ohne Widerrede, die meinen Widerwillen brechen sollte. Mir wollte meinen Erziehungsberechtigten noch zeigen wo Gott wohnt. Eben weil ich zur Widerrede neige, schmückte die Um2 jede ihre Aufforderungen bzw. Anordnungen, die einen Befehl gleichkam, mit dem Zusatzartikel, du machst jetzt Dies und Das und zwar ohne Widerrede. Der Goadfather bekleidete in diesen Jahren die Funktion des Erfüllungsgehilfen. Hinten hinaus hat er diese Kleindung aber wieder abgestreift. Jetzt musste ich tatsächlich das Wort Erfüllungsgehilfen googeln, weil ich mir nicht mehr sicher war, ob es dieses Wort überhaupt gibt. So ist das nach dem Aufstehen mit den Schizo-Tabs. Beim Militär, wo alles in Wichtige, Unwichtige und Nichtige in Befehlsform angeordnet wird, hat die Widerrede sowieso keine Substanz. Wer beim Militär zum Mittel der Widerrede greift, steht sehr wahrscheinlich schon vor dem Militärgericht. Und dort spricht dann der Anwalt für einen. In diesem Sinne hätten Hundertausende Wehrmachtssoldaten gleichzeitig Befehle verweigern müssen. Als viele dann verstanden oder eine Ahnung bekamen, in welches Schlamassel sie da durch ihr strammes "Jawohl" geraten waren, hatten sie schon zu viele menschenverachtende und mörderische Befehle befolgt. Jedes System das auf Befehlsgewalt, also blinden Gehorsam setzt, neigt zu ausufernder Gewalt. In der irakischen Wüste habe ich mal einen Befehl verweigert bzw. nicht ausgeführt. Ich hätte da ein paar Meter durch die Wüste robben müssen. In einer Wüste sich robbend fortzubewegen, erschien sogar mir, einem Meister des Sinnlosen, eine Spur zu sinnlos. Hab ich den Unteroffizier ausgelacht und gar nix gemacht. Umso weiter sich Soldaten vom normalen Kasernenbetrieb entfernen, umso geringer wird die Befehlsgewalt eines direkten Vorgesetzten. In der Etappe braucht es viel mehr Fingerspitzengefühl. So zumindest meine Erfahrung. Ganz schlimm muss es im Krieg sein, wenn man unter feindlichen Beschuss gerät. Eine Kugel kann sich da in der Hektik schnell mal verirren. Wird sicherlich schon vorgekommen sein. In der Wüste war mein direkter Vorgesetzter in seiner Befehlsgewalt nicht ganz so wirkungsmächtig. Wochen spärer zurück auf dem Stützpunkt war wieder Robben angesagt. Es versteht sich von selbst, dass mein Vorgesetzter diesen Affront nicht auf sich sitzen ließ und es mir dann über Bande 3-Mal heimzahlte. Wurde ich von einem tollen Posten in der Vermittlung in die Peripherie strafversetzt, weil ich angeblich eine leere Cola-Flasche auf einem Tisch stehen gelassen hatte. Als ich den Zugskommandanten darauf aufmerksam machte, nachdem der mir das Wort zugeteilt hatte, wie Armen eine Essensration, dass ich niemals Cola trinke, was sich leicht auf der Strichliste nachprüfen lässt, die am Kühlschrank hing, dort stand Zero Cola bei mir (das wäre jetzt top Product Placement) versteifte sich der gute Mann erst recht auf seine Befehlsgewalt und ließ mein Argument nicht gelten. Wahrheit ist in so einem System keine Kategorie. Mit der Wahrhheit kann man sich den Schritt schäumen. In so einer Welt gibt es auch grüne Männchen. Die Erfahrung, das die Wahrheit immer auf der Seite der Mächtigeren ist, hatte ich schon als Kind zu genüge gemacht. Deswegen nahm ich die Sache auch nicht zu schwer. An der Ausgangsituation, Dach über dem Kopf, ein Bett unterm Allerwertesten und ein gut gefüllten Bauch, hatte sich ja nix geändert. Statt lässig Gespräche vermitteln, musste ich in einer aufgelassenen Ortschaft, Wache schieben. Monatelang. Der Ort hatte was von Aleppo nach dem Beschuss und nicht während des Beschusses. So viel Wahrheit muss sein. Da wird gerade bei der Wahrheit sind. Die neue Kriminalitätsstatistik ist da. 2017 verzeichnete Österreich die niedrigste Gesamtkriminalität in den letzten 10 Jahren. 60% der Tatverdächtigen sind Inländer. 81% der Wohnungseinbrüche werden von Fremden begangen, vor allem von Rumänen. Wer jetzt sagt Rumänen klauen wie die Raben macht sich natürlich verdächtig ein übler Rassist zu sein. Die Zahl der Tatverdächtigen Asylwerber ist gegenüber 2016 rückläufig. Kommen ja auch weniger. Führend unter den Tatverdächtigen Asylbewerber sind Afghanen. Mein Ding sind ja derzeit Attacken mit Hieb und Stichwaffen wie einem Messer. Diese Attacken haben nicht nur in meiner Einbildung zugenommen. 2008 gab es 272 Fälle. 2017, 1060 Fälle. Nee jetzt mache ich nix mit Hieb und Stichwaffen in der Hand eines Afghanen. Die haben auch ganz ohne mein Zutun den Scherben auf. Egal von welcher Seite aus man es betrachtet. Afghanen können nix für den Ort ihrer Geburt. Die werden da völlig unschuldig mitten ins Grauen hineingeboren. Dann führt einen Afghanen dieses Handicap einmal um die halbe Welt, wo alles ganz anders und fremd ist. Und wenn der dann a Packerl Chips nicht ordnungsgemäß abrechnet zeigen alle mit dem Finger auf ihn, wenn sie sich durch eine Kriminalstatistik blättern, auch jene die es Gut meinen.
Am Passamt forderte mich der Herr Passbeamte, ein junger Mann mit einem Gesicht ohne Ecken und Kanten und Brille auf, den linken Zeigefinger auf den Fingerabdruckscanner zu legen. Der Schizophrenist guckt sich seine Hände an und legt unabsichtlich den rechten Zeigefinger auf den Fingerabdruckscanner. Der Passbeamte: „Den linken Zeigefinger nicht den Rechten“. Der Schizophrenist hebt seinen linken Zeigefinger vom Scanner schaut sich die beiden Zeigefinger an und legt den linken Mittelfinger auf den Fingerabdruckscanner. Der Schizophrenist: „Nur a Schmäh“, und macht dann wie angeordnet.
Ende.
Am Passamt forderte mich der Herr Passbeamte, ein junger Mann mit einem Gesicht ohne Ecken und Kanten und Brille auf, den linken Zeigefinger auf den Fingerabdruckscanner zu legen. Der Schizophrenist guckt sich seine Hände an und legt unabsichtlich den rechten Zeigefinger auf den Fingerabdruckscanner. Der Passbeamte: „Den linken Zeigefinger nicht den Rechten“. Der Schizophrenist hebt seinen linken Zeigefinger vom Scanner schaut sich die beiden Zeigefinger an und legt den linken Mittelfinger auf den Fingerabdruckscanner. Der Schizophrenist: „Nur a Schmäh“, und macht dann wie angeordnet.
Ende.
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Freitag, 23. März 2018
Noch eine Einfügung aus dem Fragenkatalog der Festschreibungen
der imperialist, 22:46h
Es ist durchaus denkbar, dass der kriegerische Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden, die Türkei hat die syrische Stadt Afrin eingenommen, das Recht zum Einmarsch hat sich die Türkei einfach selbst gegeben, um die kurdischen Ambitionen der YPK und der PKK sich einen Staat zu schaffen, zu unterbinden oder zurückzudrängen, auf deutschen oder österreichischen Boden eine Fortsetzung findet. Wenn so ein Szenario vorstellbar ist, dann ist es auch vorstellbar, das sich irgendwann auf deutschen oder österreichischen Boden, Schiiten und Sunniten feindlich gegenüberstehen werden, wie das derzeit im Nahen Osten schon der Fall ist.
Mit den Worten Botho Strauß gesagt: Es ziehen aber Konflikte herauf, die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen; bei denen es eine nachteilige Rolle spielen könnte, daß der reiche Westeuropäer sozusagen auch sittlich über seine Verhältnisse gelebt hat, da hier das "Machbare" am wenigsten an eine Grenze stieß.
Aus der anschwellende Bockgesang.
Mit den Worten Botho Strauß gesagt: Es ziehen aber Konflikte herauf, die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen; bei denen es eine nachteilige Rolle spielen könnte, daß der reiche Westeuropäer sozusagen auch sittlich über seine Verhältnisse gelebt hat, da hier das "Machbare" am wenigsten an eine Grenze stieß.
Aus der anschwellende Bockgesang.
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Aus dem Fragenkatalog der Festschreibungen
der imperialist, 19:40h
Im Teletext der ARD las ich gestern.
Merkel: "Der Islam ist ein Teil Deutschlands". Im Umkehrschluss bedeutet dass, das Deutschland ein Teil des Islams ist. Sollte das der Fall sein gibt es auch keinen nachvollziehbaren Grund mehr den politischen Islam auf deutschen Boden zu bekämpfen. Sie hauen ja auch nicht ihrer Mikrowelle eine runter nur weil die in China produziert wurde.
Fazit. Wirklichkeit wird gemacht. Es geht voran.
Merkel: "Der Islam ist ein Teil Deutschlands". Im Umkehrschluss bedeutet dass, das Deutschland ein Teil des Islams ist. Sollte das der Fall sein gibt es auch keinen nachvollziehbaren Grund mehr den politischen Islam auf deutschen Boden zu bekämpfen. Sie hauen ja auch nicht ihrer Mikrowelle eine runter nur weil die in China produziert wurde.
Fazit. Wirklichkeit wird gemacht. Es geht voran.
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Donnerstag, 22. März 2018
Multikulturelles Miteinander
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der imperialist, 20:33h
Noch was über die Bronx
In der gefühlt hässlichsten Passage Wiens, der weltberühmten Bronx-Passage, architektonisch 12 Himberren, mit 9 Geschäften, die alle auf Billig machen, derzeit auch die Bank mit ihren EZB-Nachwerf-Krediten, die nach Jahren des Zuwarten tatsächlich in der Realwirtschaft ankommen, gibt es einen Chinesen. Aber keinen originell Glutamat-haften, wie aus den Achtzigern, mit Restaurant dabei, sondern eher was Junk-Food-mäßiges. Junk-Food klingt so despektierlich. Fast-Food trifft es besser. Zwischen 15-17 Uhr trifft sich dort gerne die Bronx-Elite, die es aus allen Himmelsrichtungen der Migration, einschließlich der Binnenmigration, an diesen Winkel Erde verschlagen hat. Als Binnenflüchtling, wie ich einer bin, scheitert es sich in einer Millionenstadt wie Wien wesentlich unbeschwerter als südlich der Drau. Dort zeigen die weniger Gescheiterten und jene die ihr Scheitern nur geschickter zu kaschieren wissen, mit dem Finger auf dich, während sie dich in ihrer kleinstbürgerlichen Vorstellung teeren und federn. In der Provinz wird man gezwungen sich zu verstellen, um so halbwegs ungeschoren davon zu kommen. Da bedarf es einer großartigen schauspielerischen Leistung, damit sich die dortigen Kleinstbürger denken, wenn sie deiner habhaft werden. Guck da kommt unser Dorftrottel, der ¾ Mongo, der bei den internationalen österreichischen Meisterschaften im Kugelschreiber zusammenbauen, erst im Semifinale gescheitert ist. Zwischen 15-17 Uhr gibt es beim Fast-Food-Bronx-Chinesen 4 kleine Frühlingsrollen gratis zur Bestellung dazu. Und schon sind wir beim Thema. Gleichgültig aus welcher Himmelsrichtung sich die Menschen in die Bronx geflüchtet haben oder nur zugewandert sind. Beim Bronx-Chinesen treffen sich fast ausnahmslos Menschen mit der kleinen Brieftasche. Nudel mit Huhn um 3,70 Euro ist in der Bronx ein angesagter Gleichmacher zwischen den Nationen und Kulturen. Bei 3,70 Euro auf dem Teller muss man nicht mehr groß nachfragen. Um 3,70 Euro kannste dir ja zu Hause kaum noch was kochen das so halbwegs nach Essen schmeckt. Natürlich bekommt man beim Discounter um 3,70 Euro manchmal auch 12 Stück Pizza, die einen auch satt machen. Nur haben die Dinger einen Nährwert wie 4 Blatt Küchenrolle, serviert auf einen Hauch von Fettleibigkeit. Beim Bronx-Chinesen gibt es auch a bisserl Gemüse. Zur Bronx-Elite zähle ich Mindestpensionisten, Studierende der Fachhochschule, die sind aber nur auf der Durchreise, Mindestbesicherte, Niedrigverdiener, recht viele Frauen mit Kindern, möglicherweise alleinerziehend, die gerne Sushi essen, wie die betuchten Damen, nur zu einem anderen Preis, den das Leben einfordert, Flüchtlinge, Migranten, Behinderte in Rollstühlen oder sonst wie vom Leben Durchgebeutelte und Aufgegebene wie ich einer bin. Die Liste der geladenen Gäste ist natürlich unvollständig. Handwerker habe ich schon des Öfteren gesehen. In der analogen Zeit gingen die zum Fleischhauer. Ganz viel Sauce machen fast alle Kundinnen. Sauce ist ganz wichtig, Sushi ist vornehmlich weiblich und die Leute essen lieber Nudeln statt Reis. Dann sitzen sie da in der hässlichsten Passage vor einem Berg Nudeln, umgeben von Billig und schaufeln sich das Billig-Food rein. Hin und wieder bleibt jemand stehen und isst mit den Augen mit. Das ist das Gegenteil von Essen mit Ambiente. Das teuerste Gericht auf der Karte kostet 6,90 Euro. Thai-Curry. Mit meinen sechs Euro für gebratenen Lachs mit Reis und a bisserl Gemüse, gehöre ich schon zu den Großkopferten, wie die Bayern zu sagen pflegen. Auf Wikipedia, die mit ihrem Gratis, viele Lexika-Produzenten in den Ruin getrieben haben, steht: Großkopferte, adjektivische Deklination. Beim Bronx-Fast-Food-Chinesen lebt es sich auch wie in der Sprache nach gewissen formalen Regeln. Wer hier lebt und keine der Dachgeschosswohungen mit Terrasse bewohnt, von denen es immer mehr gibt, sieht perspektivisch nicht weit über seinen Tellerrand hinaus. Etwas das man den Menschen auch ansieht. Die essen anders als jene mit den größeren Brieftaschen am Naschmarkt. Mir sieht man auch an das mein Gesicht in den letzen 10 Jahren Bronx um 20 Jahre gealtert ist. Mein Tellerrand ist gar nicht mal so sehr der Preis. Wobei derzeit habe ich ja Ausgaben die ein echter Schattenweltmensch niemals stemmen könnte. Reis, gebratenes Huhn oder Lachs vertrage ich ganz wunderbar. Da ist nicht so viel Histamin drin wie im Dosenfisch oder in der Salami. Das bisserl Sojaöl geht schon. Sauce mache ich keine. Sauce wäre mein Untergang. Das Gute ist. Bei gebratenen Lachs hält mir der Wortmacher auch keine Predigt wegen der unterbrochenen Kühlkette. Zum Aufwärmen in der Mikrowelle fällt dem nämlich gar nix ein. Ganz im Gegensatz zur Frau Fast-Food-Chinesin. Die hat da Sympathie-mäßig was mit einer österreichischen Frau im Rollstuhl am Laufen, die ihr Gefährt mittels Joystick, immer sehr geschickt durch die Tische manövriert und lieber zu Hause isst mit den Ihrigen.
Ende.
Fazit: Die Gratis-Frühlingsrollen bestelle ich immer ab.
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Ein aktueller Tatsachenbericht aus der Bronx.
Als ich heute aus der Wohnungstür trat, kam mir der Nachbar vom Ende des Ganges entgegen. Wie immer grüßten wir uns freundlich. Wir haben ja nie Trouble. Ins Reden sind wir seit seinem Einzug vor gut 1 ½ Jahren leider noch nicht gekommen. Hat sich einfach noch nicht ergeben. Mein Serbokroatisch langt dafür einfach nicht. Beim türkischen Friseur in meiner Straße, zu dem ich noch regelmäßig gehe, die Betonung liegt auf dem noch, außer die aus der Nase führen was im Schilde, musste ich a bisserl warten. Die Herren Friseure hatten noch gut zu tun. Kam ein Kumpel eines der beiden Friseure bei der Tür herein. Der Friseure und sein Kumpel gingen dann eine Rauchen und a bisserl Schmäh führen, während der Stuhl leer blieb, wie einst der Französische im Ministerrat des EWG, als sich der de Gaulle der geplanten Einführung von Mehrheitsentscheidungen in der gemeinsamen Agrarpolitik durch fern bleiben verweigerte. Der Friseur, den ich immer gut Trinkgeld gebe, und sein Kumpel, machten auch Bussi-Bussi bei der Begrüßung. Es versteht sich von selbst, das der Bussi-Bussi Kumpel vom Friseur nicht warten musste und gleich dran kam. Dabei wäre ich der Nächste gewesen. Möglicherweise gibt es beim türkischen Friseur eine Zweiklassengesellschaft, so wie wir das sonst vom Gesundheitssystem kennen oder der Mann hatte einen Termin. Was weiß man. Auf dem Heimweg, mit schockgefrorenem Gesicht, ich musste Passfotos machen, die eindeutig dafür sprechen, dass ich in den letzen 10 Jahren um 20 Jahre gealtert bin, kam mir bei der Haustür die Frau Chinesin mit ihrem Kinderwagen entgegen. Der Wagen war neben dem Baby noch mit jeder Menge Einkaufszeug belegt. Fragte ich die Frau Chinesin freundlich, ob ihr mit dem Kinderwagen über die Stufen helfen sollte. Sind ja einige. Die gute Frau winkte aber gleich ab und meinte das geht schon so. Nachdem sie den Kinderwagen Stufe und Stufe hochgezogen hatte, was schon a bisserl angestrengt aussah, fing das Baby, das bei der Formulierung meines Versuchs meine Hilfe anzubieten noch geschlafen hatte, laut zu schreien an. Wahrscheinlich war es hungrig, zahnte gerade oder war wegen meiner fremd klingenden Stimme aufgewacht. Was weiß man.
Ende.
In der gefühlt hässlichsten Passage Wiens, der weltberühmten Bronx-Passage, architektonisch 12 Himberren, mit 9 Geschäften, die alle auf Billig machen, derzeit auch die Bank mit ihren EZB-Nachwerf-Krediten, die nach Jahren des Zuwarten tatsächlich in der Realwirtschaft ankommen, gibt es einen Chinesen. Aber keinen originell Glutamat-haften, wie aus den Achtzigern, mit Restaurant dabei, sondern eher was Junk-Food-mäßiges. Junk-Food klingt so despektierlich. Fast-Food trifft es besser. Zwischen 15-17 Uhr trifft sich dort gerne die Bronx-Elite, die es aus allen Himmelsrichtungen der Migration, einschließlich der Binnenmigration, an diesen Winkel Erde verschlagen hat. Als Binnenflüchtling, wie ich einer bin, scheitert es sich in einer Millionenstadt wie Wien wesentlich unbeschwerter als südlich der Drau. Dort zeigen die weniger Gescheiterten und jene die ihr Scheitern nur geschickter zu kaschieren wissen, mit dem Finger auf dich, während sie dich in ihrer kleinstbürgerlichen Vorstellung teeren und federn. In der Provinz wird man gezwungen sich zu verstellen, um so halbwegs ungeschoren davon zu kommen. Da bedarf es einer großartigen schauspielerischen Leistung, damit sich die dortigen Kleinstbürger denken, wenn sie deiner habhaft werden. Guck da kommt unser Dorftrottel, der ¾ Mongo, der bei den internationalen österreichischen Meisterschaften im Kugelschreiber zusammenbauen, erst im Semifinale gescheitert ist. Zwischen 15-17 Uhr gibt es beim Fast-Food-Bronx-Chinesen 4 kleine Frühlingsrollen gratis zur Bestellung dazu. Und schon sind wir beim Thema. Gleichgültig aus welcher Himmelsrichtung sich die Menschen in die Bronx geflüchtet haben oder nur zugewandert sind. Beim Bronx-Chinesen treffen sich fast ausnahmslos Menschen mit der kleinen Brieftasche. Nudel mit Huhn um 3,70 Euro ist in der Bronx ein angesagter Gleichmacher zwischen den Nationen und Kulturen. Bei 3,70 Euro auf dem Teller muss man nicht mehr groß nachfragen. Um 3,70 Euro kannste dir ja zu Hause kaum noch was kochen das so halbwegs nach Essen schmeckt. Natürlich bekommt man beim Discounter um 3,70 Euro manchmal auch 12 Stück Pizza, die einen auch satt machen. Nur haben die Dinger einen Nährwert wie 4 Blatt Küchenrolle, serviert auf einen Hauch von Fettleibigkeit. Beim Bronx-Chinesen gibt es auch a bisserl Gemüse. Zur Bronx-Elite zähle ich Mindestpensionisten, Studierende der Fachhochschule, die sind aber nur auf der Durchreise, Mindestbesicherte, Niedrigverdiener, recht viele Frauen mit Kindern, möglicherweise alleinerziehend, die gerne Sushi essen, wie die betuchten Damen, nur zu einem anderen Preis, den das Leben einfordert, Flüchtlinge, Migranten, Behinderte in Rollstühlen oder sonst wie vom Leben Durchgebeutelte und Aufgegebene wie ich einer bin. Die Liste der geladenen Gäste ist natürlich unvollständig. Handwerker habe ich schon des Öfteren gesehen. In der analogen Zeit gingen die zum Fleischhauer. Ganz viel Sauce machen fast alle Kundinnen. Sauce ist ganz wichtig, Sushi ist vornehmlich weiblich und die Leute essen lieber Nudeln statt Reis. Dann sitzen sie da in der hässlichsten Passage vor einem Berg Nudeln, umgeben von Billig und schaufeln sich das Billig-Food rein. Hin und wieder bleibt jemand stehen und isst mit den Augen mit. Das ist das Gegenteil von Essen mit Ambiente. Das teuerste Gericht auf der Karte kostet 6,90 Euro. Thai-Curry. Mit meinen sechs Euro für gebratenen Lachs mit Reis und a bisserl Gemüse, gehöre ich schon zu den Großkopferten, wie die Bayern zu sagen pflegen. Auf Wikipedia, die mit ihrem Gratis, viele Lexika-Produzenten in den Ruin getrieben haben, steht: Großkopferte, adjektivische Deklination. Beim Bronx-Fast-Food-Chinesen lebt es sich auch wie in der Sprache nach gewissen formalen Regeln. Wer hier lebt und keine der Dachgeschosswohungen mit Terrasse bewohnt, von denen es immer mehr gibt, sieht perspektivisch nicht weit über seinen Tellerrand hinaus. Etwas das man den Menschen auch ansieht. Die essen anders als jene mit den größeren Brieftaschen am Naschmarkt. Mir sieht man auch an das mein Gesicht in den letzen 10 Jahren Bronx um 20 Jahre gealtert ist. Mein Tellerrand ist gar nicht mal so sehr der Preis. Wobei derzeit habe ich ja Ausgaben die ein echter Schattenweltmensch niemals stemmen könnte. Reis, gebratenes Huhn oder Lachs vertrage ich ganz wunderbar. Da ist nicht so viel Histamin drin wie im Dosenfisch oder in der Salami. Das bisserl Sojaöl geht schon. Sauce mache ich keine. Sauce wäre mein Untergang. Das Gute ist. Bei gebratenen Lachs hält mir der Wortmacher auch keine Predigt wegen der unterbrochenen Kühlkette. Zum Aufwärmen in der Mikrowelle fällt dem nämlich gar nix ein. Ganz im Gegensatz zur Frau Fast-Food-Chinesin. Die hat da Sympathie-mäßig was mit einer österreichischen Frau im Rollstuhl am Laufen, die ihr Gefährt mittels Joystick, immer sehr geschickt durch die Tische manövriert und lieber zu Hause isst mit den Ihrigen.
Ende.
Fazit: Die Gratis-Frühlingsrollen bestelle ich immer ab.
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Ein aktueller Tatsachenbericht aus der Bronx.
Als ich heute aus der Wohnungstür trat, kam mir der Nachbar vom Ende des Ganges entgegen. Wie immer grüßten wir uns freundlich. Wir haben ja nie Trouble. Ins Reden sind wir seit seinem Einzug vor gut 1 ½ Jahren leider noch nicht gekommen. Hat sich einfach noch nicht ergeben. Mein Serbokroatisch langt dafür einfach nicht. Beim türkischen Friseur in meiner Straße, zu dem ich noch regelmäßig gehe, die Betonung liegt auf dem noch, außer die aus der Nase führen was im Schilde, musste ich a bisserl warten. Die Herren Friseure hatten noch gut zu tun. Kam ein Kumpel eines der beiden Friseure bei der Tür herein. Der Friseure und sein Kumpel gingen dann eine Rauchen und a bisserl Schmäh führen, während der Stuhl leer blieb, wie einst der Französische im Ministerrat des EWG, als sich der de Gaulle der geplanten Einführung von Mehrheitsentscheidungen in der gemeinsamen Agrarpolitik durch fern bleiben verweigerte. Der Friseur, den ich immer gut Trinkgeld gebe, und sein Kumpel, machten auch Bussi-Bussi bei der Begrüßung. Es versteht sich von selbst, das der Bussi-Bussi Kumpel vom Friseur nicht warten musste und gleich dran kam. Dabei wäre ich der Nächste gewesen. Möglicherweise gibt es beim türkischen Friseur eine Zweiklassengesellschaft, so wie wir das sonst vom Gesundheitssystem kennen oder der Mann hatte einen Termin. Was weiß man. Auf dem Heimweg, mit schockgefrorenem Gesicht, ich musste Passfotos machen, die eindeutig dafür sprechen, dass ich in den letzen 10 Jahren um 20 Jahre gealtert bin, kam mir bei der Haustür die Frau Chinesin mit ihrem Kinderwagen entgegen. Der Wagen war neben dem Baby noch mit jeder Menge Einkaufszeug belegt. Fragte ich die Frau Chinesin freundlich, ob ihr mit dem Kinderwagen über die Stufen helfen sollte. Sind ja einige. Die gute Frau winkte aber gleich ab und meinte das geht schon so. Nachdem sie den Kinderwagen Stufe und Stufe hochgezogen hatte, was schon a bisserl angestrengt aussah, fing das Baby, das bei der Formulierung meines Versuchs meine Hilfe anzubieten noch geschlafen hatte, laut zu schreien an. Wahrscheinlich war es hungrig, zahnte gerade oder war wegen meiner fremd klingenden Stimme aufgewacht. Was weiß man.
Ende.
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