Sonntag, 14. Juni 2015
„On the the top of the roof“
Oder warum ich gestern nicht mehr aufstehen wollte/konnte.
Die Gedanken setzen schlagartig mit dem ersten Augenaufschlag ein.

Bruno Pezzeys krankes Herz. Sie haben mir in der Nacht Bruno Pezzeys krankes Herz eingepflanzt. Eins, zwei, drei haben sie das gemacht. Und jetzt muss ich sterben. Heute, noch, jetzt, muss ich sterben, die Metastasen wuchern in mir wie nichts. Die gehen auf wie ein Kuchen oder ein blaues Auge das man sich abholt wie eine Randnotiz. Auf und ab, als Welle gedacht und als Teilchen beschleunigt, der Tod ist mal hier und dann wieder dort, und ich sterbe jetzt völlig allein. Ich kann es spüren wie sich Bruno Pezzey sein krankes Herz in mir ausbreitet wie eine Epidemie von Plastiksackerl aus Kohlefasern. In den Eiern spüre ich es auch schon. In meinen Eiern hat ein Wald und Forstbetrieb alles Leben abgeholzt. Bitte nach ihnen, bitte nach ihnen, gehen sie doch bitte vor. Ich kann nicht mehr so schnell, das Herz, wissen sie, ich habe es mit dem Herzen und meine Haut zerfällt wie saure Sahne im Kaffee. Sehen sie wie sich die Knochen von meiner Haut lossagen wie die Suniten von den Apatschen. Und unter der Haut ist nichts. Kein unberühtes Land, nicht einmal ein einsames Tal. Ich habe schon nach gesehen. Das ist nichts außer Eingeweide der Angst. Alles eine Illusion, außer der Angst. Die ist echt. Honig könnte ich essen, Honig. Die Honigbienen sterben auch jeden Winter. An allem ist der Mensch schuld. An allem. Jeden Winter bringe ich Millionen von Honigbienen um und jetzt fordere ich von den überlebenden Bienen auch noch einen Tribut für meine Brutalität. Kaum etwas fühlt man wirklich. Den Tod von den Katzen habe ich gespürt. Der ist mir nahe gegangen. Viel zu nahe. Seit die Katzen alle Tod sind, weil sie meiner Überdrüssig waren, bin ich nicht mehr der Alte. Ich kann nichts mehr verdrängen. Aber ansonsten ist uns alles völlig scheiß egal. Uns geht es nur um uns. Solange sich die Menschen an sich selbst erfreuen ist alles Bestens. Das nennt man psychisch gesund. Schmeiß ein gut gewürztes Stück Fleisch auf den Griller und ich unterscheide mich kaum von einem Tier. Eh alles hinfällig. Allein, also völlig und innerlich vereinsamt gehe ich jetzt auf die letzte Stunde zu, und ich habe Angst, meine Fresse habe ich Angst. Ich bin von Angst völlig zerfressen wie eine alte Karre von Rost oder der ein Bürger vom Wohlstand der anderen. Das ist kaum noch unbelastetes Ich übrig. Die Angst ist ein Parasit der den Wirt tötet. Früher oder später tötet sie dich. Aber schau dir die Teesackel-Queen an, diese alte Schachtel. Respekt. Die weiß wie man alt wird. Der ihr Geburtstag wird Monate später noch im Fernsehen live übertragen. Meiner wird nicht einmal am entsprechenden Tag mit einem Smart-Phone festgehalten. Komm Schizophrenist. Es muss weitergehen, ich muss weitermachen. Ich kann nicht einfach aufhören und mich vom Besenwagen wegfegen lassen. Ich muss weiterleben, oder wenigstens so tun als ob. Allein schon wegen dem Fernsehprogramm. In einem fort, in einem fort, vielleicht gibt es bald Weltmeisterschaften im Mundgeruch. Und ich sitze im Exekutivkomitee wo ich meine Händ ein Knoblauch bade. Wo ist eigentlich meine rechte Hand, ist die überhaupt noch da und das Blut, mein Gott all das Blut. Ich spüre wie es mir aus den Ohren und der Nase rinnt. Schizophrenist springt auf und rennt ins Bad. Nicht die Nase oder die Ohren bluten sondern der Spiegel. Schizophrenist putzt den Spiegel. Nirgendwo Blut. Schizophrenist sieht auf seine Wunde am rechten Bein, die eigentlich ganz gut verheilt. Deswegen legt er sich wieder hin. Unter Umständen bricht die Stunde ihr Geheimnis. Ja, ja die Stunde bricht jetzt ihr Geheimnis und dann wissen alle das ein krankes Herz noch lange kein Buchenwald, wie ein Ei aufs heiße Blech geschlagen und schon hat man ein Omelette. Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein, good safe the queen. Ach die Obrigkeit, die Obrigkeit, muss sich ihren Status erst erfinden. Baselitz ist nur die Nummer 3. Der hat Sorgen. Vielleicht sollte man alles verkehrt herum denken. Schizophrenist überlegt ob er nicht den Kühlschrank auf den Kopf stellen sollte, damit er von seinem Herzleiden geheilt wird. Ich halt das nicht mehr aus, nichts halte ich mehr aus, nicht mehr aushalten das Haushalten mit dem Aushalten. Aushalten, Haltung, Haushalt. Haushalt hahahaha, von der Teesackel-Queen. Prinz Carli Philip heirate doch das kranke Herz vom Bruno Pezzey damit ich fein raus bin. Dem seine Alte ist auch fein raus. Die will jetzt nur noch Gutes für arme Kinder tun. Ich tue für arme Kindern nichts Schlechtes. Das nennt man Arbeitsteilung. Mehr bringe ich nicht. Ich kann da nicht mehr raus gehen oder auf eine einfache Frage antworten. Alles zu unübersichtlich. Da raus-zu-gehen wäre mein sicheres Ende. Ich verstehe nicht wie die Leute das Leben aushalten. Die halten sich und das Leben aus. Ich weder das eine noch das andere. Hoffnung, ich hätte so gerne Hoffnung. Hoffnung müsste man haben. Hab ich nie gehabt. Die Juden hatten sogar noch in den Zügen Hoffnung. Und Träume hätte ich auch gerne. Nicht solche mit Spinnen, die sich vor Züge werfen. Von denen habe ich zu viele. Sondern einen Lebenstraum möchte ich haben. Einen schönen, spießigen Lebenstraum. Das kommt gut. Und einen Lebensmenschen sollte ich auch haben. Ich habe nichts davon. Die eigentliche Tragödie ist ja nicht, das ich nichts davon habe. Am Ende weiß man nie ob man etwas davon hat, wenn man es einmal hat. Vielleicht ist es auch wieder weg oder wird einem nicht bewusst oder man langweilt sich. Die Tragödie ist, das ich nicht einmal eine leise Ahung davon habe wie man zu einem Traum kommt, der einen auch am Nachmittag erfreut oder Hoffnung macht. Mir fällt dazu nichts ein. Solche Gefühle produziere ich nicht. Ich produziere nur Angst. Die dafür in allen Größen und Mengenangaben. Le Man ist auch ein Witz. Der VW-Konzern fährt 24 Stunden gegen sich und ich hirntot und lebensmüde wie ich bin, schau mir das auch noch stundenlang an. Es fühlt sich schrecklich an im Gefühl zu leben am Ende zu sein. Hohlstein-Kiel, Hohlstein-Kiel. Das geht ein, zwei, drei. 1-2-3 in Hohlstein-Kiel geht das und das und alles immer 1-2-3. Ich weiß nicht wie ich das überleben soll. Nicht einmal ein warum fällt mir ein. Wie sagt man: „Talent weiß wann es genug hat“. Ich sollte was essen. Einfach was essen. Alles nur kein Honigbrot. Meine Herzkrankheit tötet Bienen. Vor der Kaserne vor dem großen Tor steht eine Laterne und steht sich noch davor. Schizophrenist steht auf und rennt wieder zum Spiegel. Dann wieder zurück ins Bett und misst den Blutdruck. 128:82. Macht 210. Bei einem Blutdruck von 210 muss man ja sterben. Schizophrenist überlegt ernsthaft ob er ein Blutdruckmittel einnehmen sollte, weil er einen Blutdruck von 210 hat. Willst du Schwangerschaft verhüten nimm Melitta-Filtertüten. Griechenland wird nicht aus dem Euro ausscheiden. Ich sollte drauf wetten. Jetzt gibt`s sicherlich einen guten Kurs. Die reizen ihre Blatt einfach nur bis zur allerletzten Karte aus. Würde ich auch so machen. Die können sich das leisten. Ich kann mir sogar einen Tag im Bett leisten. Fällt niemand auf das ich nicht mehr hochkomme. Könnte ich mein Leiden eintauschen gehen ein anderes Leiden würde ich mir eine schöne Kreuzigung wünschen. Am Marterhorn. Hahahaha. Wer A sagt muss auch B sagen. Wer A sagt muss auch B sagen. Unbedingt muss man das. Wer sagt das. Schizophrenist betet das ganze Alphabet herunter. Das Z verblutet. Mein Gott das Z verblutet. Schizophrenist betet noch einmal das Alphabet herunter und lässt das Z aus. Vorsichtshlaber auch das P. Die Leute erfreuen sich doch an einfachen Dingen. Die schauen auf ihr Telefon und schon haben sie ein gutes Gefühl. Ich schau in den Himmel und kriege das Grausen. Ich weiß nicht wie das geht sich an einfachen Dingen erfreuen. Der Schizophrenist übersieht aber dabei das er gerne mit der Fernbedienung herum zappt und sich an ihr festhält wie an einem Felsen. Schizophrenisten sieht im Fernsehen, nachgestellt französische Soldaten, die auf ihrem Weg nach Waterloo seit Tagen im Schlamm waten und dabei ihre Stiefel verlieren, die im Schlamm stecken bleiben. Sind die ohne Schuhe auf dem Schlachtfeld gestanden oder wie oder was. Da holt man sich doch leicht eine Verkühlung. Das ist sicher nur jenen passiert die ein schwaches Herz hatten. Der Napoleon hatte es ja mit dem Magen. Was ist wenn diese bloßfüßigen Franzosen jetzt bei mir eine Magenblutung losgetreten haben. Das ist der Fluch der durch die Zeiten rast. Schizophrenist hat das Gefühl das aus seinem Bauchnabel Blut kommt. Sie wissen eh. Er rennt wieder zum Spiegel. Sind aber nur Fusel. Der Baselitz ist nur die Nummer 3-2-1, eins zwei, drei. Ist das da Blut unter der Decke. Das ist ganz sicher Blut. Das ist die Ausscheidung der Offenbarung, das ist der Bruno Pezzey der sein krankes Herz einfordert. Oder hat das Bett seine Tage. Mein Gott was mache ich jetzt. Schizophrenist überlegt ob er nicht im Supermarkt ein paar Monatsbinden für das Bett kaufen soll. Entscheidet sich aber dann doch für 300mg Seroquel. Und später noch einmal für 200mg. Und schläft dann irgendwann gegen 23 Uhr ein. Wacht aber durch einen Spinnenalptraum wieder auf. Aufgewacht wäre er auch so. Wirft eine Schlaftablette ein und schläft weiter.

Heute ging`s besser. Wesentlich besser. Hab meinen Klappstuhl gepackt und mich auf das Dach des Hauses gesetzt. Normalos dürfen da nicht hin. Zu gefährlich. Man weiß ja nie. Das Dach ist ja völlig ungesichert. Nur ich habe einen Schlüssel mit dem man das Sicherheitsfenster aufschließen kann. Warum ich den habe. Weil mich die Leute offensichtlich für einen ziemlich vernünftigen Menschen halten. Bitte behalten sie dieses kleine Geheimnis für sich. Ich sitze gerne auf dem Dach.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 10. Juni 2015
Abschiedsbrief an die Leichtigkeit des Seins
„Die Manien werden im Alter weniger die Ängste bleiben“. Die Nerventante hatte mich vorgewarnt, leise wie es ihre Art ist, in einem Nebensatz, während ich wild mit dem Armen ruderte und mit der Stimme lautmalte und in expressiven Bildern von meinem glorreichen Ausbruch faselte, der wieder mal knapp bevorstand. Das ich nach gelungener Flucht kein anderes sein könnte, wischte ich mit einem Schulterzucken weg, wie junge Wilde das halt so machen, wenn ihnen die Etablierten mit den hängenden Wangen, blöd im weg herumstehen. Geh, dachte ich mit wahnhafter Überheblichkeit geschlagen wie andere mit Blindheit oder einem Sinn für die Wirklichkeit, das wird mich nicht vom Hocker reißen. Mich wird es nicht erwischen. Und wenn, bin ich bestens vorbereitet. Ich schaffe jede Menge Klimmzüge und Liegestütze und ich kann ganze Wochen und Monate mit dem Rücken zur Straße in meinem Klappstuhl ausharren, ohne dass meine menschlichen Bedürfnisse nervös mit den Hufen scharren wie ein Rennpferd und wütend bin ich auch, immer noch wütend wenn es sein muss. Auf was kann ich nicht mehr so genau sagen. Irgendetwas wird mir schon einfallen. Immerhin lese ich regelmäßig Zeitungen (digital wie analog) und Bücher, jede Menge Sach und Lach Bücher sogar. Die sind voll mit Grauslichkeiten. Zehn Minuten in einem Shoa-Bilderbuch geblättert und schon bin ich wieder auf 150. Bitte fühlen sie sich von meinem Holocaust-Fetisch nicht angesprochen. Das ist mein Fetisch. Da wird sich schon was auftun, da mache ich mir keine Sorgen. DichterInnen habe ich auch auf Vorrat. Antonin Artaud, den steckten sie ins Irrenhaus, David Foster Wallace, gut der hat sich erhängt, Paul Celan der sprang in die in Seine, Ingeborg Bachmann, auch kein gutes Beispiel, aber der gute alte Charles Bukowski hielt bis zum bitteren Ende durch und die Frau Elfriede ist auch nicht klein zu kriegen und denken sie nur an die Tagbebücher von Polina Scherebzowa. Jede Zeitepoche braucht offensichtlich eine Tagebuschschreiberin des Grauens. Natürlich weiß ich das die Welt auch gut ist und schön und friedlich und in manchen Momenten beinahe vollkommen. Aber nicht meine. Und auf dem Dachboden der Erinnerung liegt auch noch einiges an Gefühlen herum, das man abstauben oder neu sortieren könnte und schlechte Tage habe ich ja auch, an denen die Paranoia plündernd wie die Vandalen gegen Rom ziehen oder der IS Richtung Tripolis und mit Blut an den Händen, eine neue glorreiche Kultur ausrufen. Ich fühlte mich prächtig in meinem Wahn, ganz bei mir, unsterblich, nicht zu bezwingen oder vom Gegenteil zu überzeugen. Und darauf kommt es ja im Leben auch an, das man sich gut fühlt, nicht glücklich oder erfüllt, fürs Glück das auch eine Momentaufnahme ist, habe ich das falsche Leben, aber doch so gut, das man es allein mit der ganzen Welt aufnehmen könnte, wenn`s unbedingt sein muss. Immer darauf hinarbeiten das einem irgendwann die Flucht in das ganz eigene Leben gelingt. Dass man sich zu etwas formt, das Form hat und Gestalt annimmt, vielleicht wie ein Stein unter Steinen, den die Menschen aufheben oder ansehen, auch wenn irgendwann die Flut kommt und alles vergebens sein muss. So ist nun mal das Leben. Und ich sprang lachend aus dem Stuhl und zeigte meiner Nerventante, wie flink meine Beine sind und wie man einen linken Hacken schlägt, wie man sich wegdruckt, oder zur Seite ausweicht, wenn die Manien im Alter weniger werden und die Ängste bleiben.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Montag, 8. Juni 2015
Panik in Entenhausen
Sie werden sich sicherlich nicht gefragt haben wo der Schizophrenist so lange abgeblieben ist. Die Sache ist so. Der Wahnsinn ist bei mir eingebrochen, noch dazu mitten am Tag und vor allen Leuten. Schrecklich. Trotz meines wenig erbaulichen Zustandes fühlte sich niemand wirklich verantwortlich. Ich normal auch nicht. Nur dieses Mal hatte ich wirklich ernsthafte Bedenken, weil ich mir gezwungenermaßen die saublöde Frage stellte, weil sie sich aufdrängte wie eine Gewitterfront, für was ich mir das eigentlich alles antue. Ich bin nicht Jesus, an mir hängt nicht der Saum der Geschichte. Eigentlich sitze ich nur so da und warte ab. Für die Sinnfrage kann ich nichts. Die ist der Preis für Adam und Evas gelungenen Versuch, sich der Nacktheit zu entledigen, um Verantwortung zu tragen. Deswegen traue ich mich zu behaupten, dass ich ziemlich von der Rolle war/bin. Die schizoaffektive Angst vor dem Zerfall hat sich meiner bemächtigt wie eine Fluch oder eine Sektenführer der Enthaltsamkeit predigt und deswegen seinen dicken Mercedes nicht tiefer legen lässt. Da ein Unglück gern in Gesellschaft kommt, sind auch noch alle digitalen und multimedialen Dienste des Kabelbetreibers ausgefallen. Alle seit Mittwoch. Grauenhaft, schrecklich, unerträglich. Kein Internet und kein Telefon würde ich ja noch verkraften. Was ich aber nur schwer hinnehmen kann ist die Tatsache, dass auch mein heiliger Gral, die Glotze, so dunkel bleibt wie der Meeresgrund im Mittelmeer oder ein Ofenrohr wenn das Licht ausfällt. Seit Mittwoch sitze ich also auf dem Trockenen, total auf Entzug und mir überlassen, was mir gar nicht gut behagt, und jetzt ist Sonntag. Ich hatte auch etwas Glück im Unglück. Das sollte nicht unerwähnt bleiben. Der Hobbit-Anwalt und die Lady S. kamen mich auf der Insel besuchen, was mich aufrichtig freute. Nur meine Angst vorm Zerfall wollte ich diesen jungen Menschen natürlich nicht umhängen. Männer wie ich sollten ihre Lebensuntauglichkeit einfach im Alkohol betäuben oder wild um sich schlagen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Kaputte Heteroschlampen haben sich überlebt. Heute geht`s um andere Dinge. Jüngere Männer sprechen heute eh andauernd über ihre Ängste und Nöte. Nur ich kann das nicht. Dazu fehlt mir das Talent. Natürlich kann ich darüber sprechen, aber das hört sich so an als ob ich aus einem Telefonbuch vorlese oder einen schlechten Witz erzähle. Spreche ich über Stan "the man" Wawrinkas grandiose Rückhand bin ich emotionaler. Die Ängste und Nöte bleiben einfach hinter der Fassade hängen. Eigentlich krachen sie dagegen. Außerdem haben die beiden ihre ganz eigenen Sorgen, die auch damit zusammenhängen, dass sie sich noch in ihrem Leben beweisen müssen. Ich hingegen bin hoffnungslos verloren. Der Hobbit-Anwalt, mit Güte geschlagen, hat mir sein mobiles Internet da gelassen. Jetzt kann ich surfen. Doch sich Sport im Live-Stream ansehen ist eine einzige Tortur. Der Stream bleibt andauernd hängen. Meine Sehgewohnheiten sind für hängenbleibende Streams nicht gemacht. Ein schneller Kontorangriff über die Flügel vorgetragen dauert manchmal gut eine Minute. Und dann noch das Drama auf der Insel. Eine Ente hat sich am Fuß verletzt. Jetzt hinkt die Arme fürchterlich und ihr Gatte und ich wissen nicht was wir dagegen unternehmen sollten. Aufgewühlt schwimmt der jetzt blöd im Kreis herum und sein Geschnatter hört sich an wie mein Seelengeklage. Einfach einfangen und zum Tierarzt fahren lässt sie sich das blöde Vieh auch nicht. Fliegen kann sie ja noch. Töten könnte ich sie und dann rupfen und essen. Aber diese Frage stellt sich für mich nicht. Wien ist ja nicht das belagerte Leningrad oder Aleppo. Aber so richtig den Boden unter den Füßen hat mir das Ehepaar F. aus dem zweiten Stock weggezogen. Der fette Bulgare, das ist der Vater vom Schizo der fürchterlich hässlich schizophren ist, hatte ein Loch in seiner Wasserleitung. Der hat nicht nur in der Wasserleitung ein Loch. Anstatt das Gebrechen sofort reparieren zu lassen ist der Gute einfach nach Kasachstan geflogen und hat die Leute blöd sterben lassen. Trotzdem wähnt er sich im Recht. Jetzt hat das Ehepaar F. eine Wand die mindestens so nass ist wie die Möse von der Josefine Mutzenbacher. Deswegen muss das Gewölbe nach dem Abspachteln von einer Sanierungsfirma trocken gelegt werden. Das Ehepaar F., zwei ältere Herrschaften aus dem einstigen Bildungsbürgertum, wohnt aber eigentlich am Land. Die Bude in Vienna ist nur ihr Zweitwohnsitz. Und die Sanierer kommen immer mal wieder nachsehen wie weit der große Föhn die Mauer trocken geblasen hat. Kurz und gut. Weil das für das Ehepaar F. ziemlich müßig ist, andauernd hin und her zu pendeln, suchten sie nach jemanden der ihnen vertrauenswürdig genug erscheint den Schlüsseldienst zu machen. Wie es aussieht kommt für diese bedeutende Aufgabe in diesem Haus nur der Schizophrenist in Frage. Natürlich sagte ich sofort zu. Man kann doch Menschen in der Stunde ihrer Not nicht den Rücken zukehren. Kann man natürlich schon. Die Verbitterung die über der Welt liegt wie Mehltau muss ja von irgendwo her kommen. Jetzt hab ich die Schlüssel. Und während wir ein wenig über den Zustand der Mauer und den fetten Bulgaren fachsimpelten, erzählte mir der Herr F. wie duzen uns ja, warum weiß ich nicht, wahrscheinlich weil wir Eigentümer sind, das die Frau F. an Demenz erkrankt ist. Vor 1 ½ wurde die Krankheit bei ihr diagnostiziert. Und jetzt soll`s rapide bergab geben. Ich sag mal so. Die Verzweiflung vom Herrn F. war/ist greifbar. Die Frau F. weiß ja manchmal nicht mehr so genau wo sie sich gerade aufhält. Die dachte sie sei in Kärnten. Dabei saß sie im Wohnzimmer ihres Hauses in Niederösterreich. Geld kann man ihr auch keines mehr anvertrauen klagte der Herr F. und der Herd wird auch zu einer unlösbaren Aufgabe für die Frau F. Sehr traurig. Wobei es jede Menge Leute gibt denen kann man auch kein Geld anvertrauen und die sind nicht dement. Und die Stunde naht, in der sie nicht mehr wissen wird wer er der Herr F. ist oder ihre beiden Kinder. Es muss sich schrecklich anfühlen seinen Lebensmenschen an etwas zu verlieren das grausig ist und keinen rechten Sinn ergibt, während die Welt sich einfach weiterdreht. Mit mir redet die Frau F. noch und an meiner Tür klopfte sie letztens auch, während sie vom fetten Bulgaren Angst hat. Ich will denn fetten Bulgaren nicht schlechter machen als er wirklich ist. Nur früher oder später, meistens früher, lebt der fette Bulgare mit jedem in Zwietracht. Kannst gar nichts dagegen machen. Natürlich ist das auch traurig. Aber anders traurig. Nur das alles zusammen, kein Fernsehen (oder Welt in die ich mich flüchten kann), die humpelnde Ente, Demenz, der fette Bulgare, und dann auch noch ich in meinem Wahn, der dieses Puzzele völlig falsch zusammensetzt, war eindeutig zu viel. In meinem Kopf war auf einmal die Ente dement, der fette Bulgare die hinkende Ente, die Frau F. der fette Bulgare, ich der Herr F. und der Herr F. der Enterich der hilflos im Kreis herum schwamm. Und dann hat auch noch die FPÖ bei Landtagswahlen im Burgenland und der Steiermark den Unmut in der Bevölkerung abgeräumt wie dreckiges Geschirr. Der Goadfather wollte mich auch noch besuchen kommen. Ging aber nicht weil er ja sein Mail etwas zeitverzögert bei mir ankam. Erinnerte ein wenig an den Transport mit einer Postkutsche. Der Winnetou ist auch verstorben. Da passte ganz gut ins Konzept das ich beim Putzen den Staubsauger, besser gesagt das Rohr, anstatt an den Stuhl zu lehnen einfach ins Leere fallen ließ. Deswegen ging die Glasplatte des Wohnzimmertisches zu Bruch. Wenigstens ein Unglück das sich ziemlich einfach aus der Welt schaffen lässt.

... link (4 Kommentare)   ... comment