Dienstag, 1. November 2011
Der Affe im Käfig
In letzter Zeit tauche ich zusehends auf Bildern auf, die rührselige Kameras von mir schießen. Im Badmintonverein, wenn wir ein Meisterschaftsspiel haben, knipsen sie mich dann und wann. Irgendwann lande ich dann in einem digitalen Album oder ungefragt auf Facebook oder irgendeinem anderen sozialen Netzwerk, das mir am Arsch vorbei geht. Sind alles ganz anständige Leute. Ärzte, Bankmanager, Rechtsanwälte, Universitätsprofessoren, muslimische Eiferer, Studenten und ein paar Asiaten. Alle rechtschaffend und mit beiden Beinen im Leben stehend. Na ja bei den muslimischen Eiferern, die wirklich nett sind, weiß man das nicht so genau und bei den Asiaten kenne ich mich auch nichts aus. Deshalb mache ich keine Witze über Nanking, Agent Orange usw.,. Und das dich der Führer schon raus haut, auch wenn du den ersten Satz verloren hast, sage ich ausnahmslos nur zum M.K. Der findet das lustig denn der ist Pole. Die Leute sind gehobene Mittelklasse bis Bildungselite. Badminton scheint kein Sport der Unterprivilegierten zu sein. Privat haben sie natürlich nichts mit mir zu schaffen. Wie auch. Ich bin ein verhaltensauffälliger Sandler, der von ihren Steuern lebt. Wenn sie ihre Fotos beschriften oder durchsehen, vielleicht sogar jemanden zur Ansicht vorlegen, weil man das halt so macht, zeigen sie unter Umständen mit dem Finger auf mich und sagen: "Der da ist völlig durchgeknallt, der hat wirklich nicht alle Tassen im Schrank. Schizophren soll er sein. So wie der sich aufführt wird das schon stimmen. Ein übler Krawallmacher, einerseits ganz witzig , amüsant und originell, aber anderseits, ordinär, direkt und unverschämt. Bei dem weiß man nie was in den nächsten zehn Minuten so kommen wird und verkehrte Socken trägt er auch und das jenseits der Vierzig. Und schau hier auf diesem Foto spielt er ganz in Pink, mit zwei verschieden, pinkfarbigen Socken. Der spinnt doch oder? Danach blättern sie weiter zu den wichtigen Momenten und dem ganzen anderen Zeug, das leblos in den Gräbern ihrer Erinnerung herum liegt. Ich war schon immer der eine über den man so spricht, wenn man über ihn spricht. Seit gut dreißig Jahren bin ich der Affe in ihrem Zoo. Ich kann es nicht lassen, den Monkey, den "crazy Kong" für sie zu geben. Auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten bin ich zuweilen die Attraktion. Halb Mensch halb Tier. Wenn es mal ungezwungen und laut wird halten sie sich an den Gitterstäben meines Käfigs fest und wenn es ganz toll wird, lassen sie mich sogar für einen Augenblick raus. Für einen Moment gehöre ich dann zu ihnen. Auf der Homepage unseres Vereins steht: "Hochdramatisches Spiel, super Stimmung". Der Topf, der ihre Stimmung zum Kochen bringt, bin ich. Dafür brauchen sie mich, auch wenn sie es so nicht wahrnehmen. Sogar für die weniger Zurückhaltenden und Introvertierten bin ich eine Krücke, auf die sich stützen können. Wird es zu laut und chaotisch, gibt es ja noch immer den "crazy Kong", an dem sie ich in höchster Not abputzen können. Wenn ich dabei bin, ist eine riesen Hetz unvermeidlich. So was das schon immer und so wird es immer sein. Einen wird immer gebraucht der sich zum Affen macht. Einen muss immer ganz in Pink kommen. An einem wir mir sieht das lustig aus, weil ich der gelebte Gegensatz alles Pinken bin. Und ich kann nicht anderes. Ich brauch dieses Show. Anders halte ich meine Verlorenheit nicht aus. Zwischen denen und mir gibt es keine wirkliche Verbindung. Das ist nichts. Kein Gesicht, kein Wort, keine Geste, an der ich mich festhalten könnte. Das ist nur der "crazy Monkey", der mich am Leben hält. Dieses ganzen anständigen Menschen und ich. Wenn die tolle Stimmung, den Siedepunkt überschreitet und verdampft ist, packen alle ihre Sachen und gehen wieder zurück in. Die einen in ihre bürgerliche Existenz und ich in meinen ..........

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Sonntag, 30. Oktober 2011
Winterzeit
Aus der Serie sauschlechter Texte.

Aufgespießte Träume
verwesende Hoffnungen und Rost zwischen den Zähnen.
Nur den Diktatoren geht es auch nicht viel besser
Sie holen sie aus Erdlöcher und Abwasserkanälen
und dann hängen sie auf und schießen in den Größenwahn aus den Schädeln
um Übermorgen wie sie zu werden.
Zerredete Erinnerungen
verstaubte Wege und ein ungutes Jucken zwischen den Gedanken
Nur den Herausragenden und Ideengeber geht es auch nicht viel besser
für vom Krebs zerfressene Bauchspeicheldrüsen gibt es noch keine Apps
nur schwarze Rollkragenpulli von kleinen emsigen Vietnamesin genäht und ausverkauft.
Abgetakelte Ausreden
versteinerter Seelen und in Öl eingelegte Flügel.
Nur den von sich Überzeugten geht es auch nicht viel besser
sie sind das was sie aus sich machten während sie gemacht wurden
auch wenn es sich in der Stunde des Triumphes anders anfühlt.
Kleingeschriebene Freiheiten
vermurkstes Bemühen und Worte in Beliebigkeit gehüllt.
Nur den Verlierern geht es auch nicht viel besser
im Meer ihrer Ausflüchte sind sie sich selbst der Raubfisch der nach ihrer Würde schnappt.
Antrainierte Genügsamkeit
abgekaufter Stolz und Traurigkeit von Raureif überzogen.
Nur das ist der Lauf der Welt
wenn kein Laut nach äußen dringt
und der Herbstmond in deinem Winterlächeln aufgeht.

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Montag, 24. Oktober 2011
Spurwechsel
Vorhin eben, stand ich im Supermarkt hinter einer Dame an der Kassa. Vergisst man für einen Augenblick mal das Bekenntnis zu den inneren Werten, die ja eine Art heiliger Gral zu sein scheinen, was ja auch der Grund dafür ist, das die Damen des horizontalen Gewerbes, geschlossen in Gesundheitstretern, die Tür zu ihrem Paradies öffnen, dann ließ das Äußere dieser Dame durchaus den Schluss zu, das sie sich beim Waschen ihrer Höschen, nur noch um die braunen Streifen kümmert. Woher ich das so genau weiß und wie es kommen kann, das ich mich zu so einer ganz offensichtlich chauvinistischen Entgleisung hinreißen lasse? Na als die Dame eine Sechser Packung Mineralwasser Natur mit Kräuteressenzen aus unseren schönen Alpenvorland, mit gehörig Schwung, aus dem Einkaufswagen, auf das Förderband hievte, ließ sie kurz gesagt einen fahren. Das Bouquet ihres Afterorkans hatte etwas von, "was bin nicht für ein glückliches Bio-Freiluft Ei, das mit der Natur und dem Bauern, in absoluten Einklang lebt, gepaart mit einem Hauch von Blumenkohl und 3 Löffel gedünsteten Rotkraut. Natürlich auch alles Bio. Na ja dachte ich mir, wer wird da gleich so kleinlich sein, ich bin ja selbst eine alte Sau, die sich nicht gern wäscht und ein Vogel macht ja noch lange keinen Schwarm. Nur als sie beim Hochheben der zweite Sechser Packung Mineralwasser Natur mit Kräuteressenzen, aus unseren schönen Alpenvorland, noch einen Koffer abstellte, der schwer auf meinem Geruchsinn lastetet, fiel mir der Spruch, "think different" ein. Reflexartig thinkte ich different und spurtete zur nächsten Kassa. Dort stand dann ein junges Ding vor mir, die nur mit einem Becher kalten Kaffee und einen ziemlich tollen Hintern bewaffnet war und zu Eiern, auf den ersten Blick zumindest, ein anderes Verhältnis zu haben schien.

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