Sonntag, 23. Juni 2013
Rad an der Donau. Ein verwunschener Ort.
der imperialist, 14:06h
Der Tod war hinter mir her und ich hatte dieses scheiß Gefühl, das die Angst über die Ufer meines Ich schwappt und mich fortreißt und ideologisch ausgeschlachtete Leichen lagen auf dem heißen Asphalt, die niemanden interessierten, während Tränen schon im Fallen verdunsteten, aber meine Beine waren spitze und ich trat abgetrieben und angestachelt von einer unbändigen Verletzlichkeit und Verzweiflung wie verrückt, also meiner Persönlichkeit entsprechend in die Pedale, die Unkundige für Hingabe halten würden oder Ehrgeiz. Schwarze Raben, die in Vincents Weizenfeld nisten und den Präsidenten am Mount Rushmore die Hirne aus den versteinerten Schädel pickten flogen mir entgegen, alte Männer mit schiefen Pistolen die nicht mehr richtig schießen feuerten mich an, junge Frauen schön wie Scheherazade wurden der Schönheit geopfert und gegrillt und auf Pappbecher geschaufelt, ein Schutzengel der über Le Mans wacht, weinte bitterlich, Kinderaugen kullerten wie Murmeln aus Smartphones, aber die Beine, ja die Beine. Es gibt sie, diese seltenen Momente höchster Erkenntnis, wo sich alles fügt und man für einen Augenblick versteht was es heißt ein Mensch zu sein, in einem sterbendem Körper, begraben in einen expandierenden Universum, zwischen Kilometer 13 und 13,2 hatte ich diesen unsterblichen Moment. 200 Meter Erkenntnis, der Himmel stand mir offen und in die Hölle konnte ich auch sehen. Adam spielte mit einer Konsole und Eva drehte eine Dokumentation über die Gier, während der letzte König Schottlands, mit den Spontis durch die Institutionen, über die chinesische Mauer kletterte, wo unentwegt metallene Träume zusammen geschraubt werden, auf nicht enden wollenden Werkbänken, züchteten holländische Tulpenzüchter in den Tropfsteinhöhlen Porto Christo, die schwarze Rose-Rosemarie, die den Fargo der Austerität tanz, allein, in den schwachen Armen Europas, die sich immer schon von starken Männer angezogen fühlte, die in verspiegelten Glaspalästen über uns thronen und zu ihren Füßen, eine schreiende Menge, die sich nicht zu entscheiden weiß ob sie diesen Laden einreißen und huldigen soll, während über meinem Moment, die Sonne unterging, die nicht so verantwortungsvoll und zivilisiert ist wie der hohe Norden, der immer bedacht und nie stürmisch wie Heinrich der V. "lasst uns noch einmal Aleppo stürmen" vom ewigen Eis umgeben, das nicht schmilzt wie ich in deiner Hand, die eingefroren im Kühlfach meines Herzens liegt. Auf der Höhe 13,21, fuhr eine ziemlich sportliche Frau, in einem ziemlich sportlichen und dem Sport angepassten Dress, mit einem Helm am Kopf wie ein Gladiator, ambitioniert. Ich düste an ihre vorbei und mit meinem Ski-Surflehrerlachen, das weder gespielt noch aufgesetzt ist wie ein Kochtopf auf eine heiße Herdplatte, rief ich ihr zu: "Darf ich mich vorstellen. Ich bin dein persönlicher Windschatten". Sie nahm mir mein Lächeln ab wie eine Bürde und die Welt hinter dem Lachen wie ein gelbes Weizenfeld unter einer Brücke auf der ein Mann die Hände an den Ohren, jeden Schrei aus Guernica verschluckend, das in einem schwarzen Quadraht, vor einem leeren Klavier, aber die Symphonie des Wetters war zu schön und die Beine zu gut und wir radelten und machten Smalltalk, ich im Wind der für sie bestimmt war, wie es sich für einen Gentleman gehört und als sie mich fragte, ob wir uns mal wieder zum Fahrrad fahren auf der Insel treffen könnten, sah ich die ersten Wolken eines Unwetters aufziehen, in das nur ich gerate werden, deswegen lächelte ich noch einmal dieses Ski-Surferlehrerlächeln und bog wortlos rechts ab.
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