Freitag, 17. Mai 2013
5% Rabatt auf die Menschlichkeit
Um während des "Untergehens", ein klein wenig nach frischer Luft zu schnappen. Heute beim Merkur an der Kassa. Den Mutterkonzern Rewe haben sie in Österreich, wegen verbotener Preisabsprachen, gerade zu einer Kartellstrafe von 20, 8 Millionen Euro verurteilt. Betroffen von der Absprache waren laut Gerichtsentscheid folgende Produktgruppen: „Molkereiprodukte (insbesondere Käse), Bier (darunter auch die Sparte Almradler), Obst/Gemüse, Fleisch/Wurst, Geflügel/Eier, Nahrungsfette/Öle, Feinkost/Würzen/Convenience, Eis/Tiefkühlkost, Konserven/Fertig-/Fixprodukte, Grundnahrungsmittel, Frühstück-/Baby-/sonstige Spezialnahrung, Heißgetränke, Brot/Backwaren, Süßwaren/Dauerbackwaren, Wein/Sekt/Spirituosen/sonstige alkoholhaltige Getränke, Alkoholfreie Getränke, Tiernahrung, Waschmittel/-hilfsmittel, Putz-/Reinigungsmittel, Kosmetik/Körperpflege, Hygiene/Papier.“ Ein Mann im Rollstuhl hievte ziemlich viel Fleisch auf das Förderband. Das war im Angebot. Um nicht meinen Gedanken hinterher fühlen zu müssen, weil sie mich auslaugen und mir Angst bereiten, hörte ich Musik, die laut genug war alles nieder zu schrein. Deswegen bekam ich inhaltlich nicht alles mit. Was ich aber mitbekam war, das der Mann wutentbrannt und ohne Einkauf davon rollte. Weil mir die Kassiererin nicht völlig unbekannt ist, nahm ich die InEar-Kopfhörer aus den Innen-Öhrchen und fragt sie neugierig was den geschehen ist, dass der Mann dermaßen aufgebracht sei. Der Mann, klärte mich Frau S. auf, wollte das Fleisch nach dem Bezahlen, wieder in den Einkaufskorb zurücklegen und erst am Einpackplatz im Ausgangsbereich, in die beiden Einkaufssäcke packen. Nur der Filialleiter des zum ReweKonzerns gehörenden Supermarktes, hätte das ausdrücklich verboten. Einkaufskörbe müssen, laut Frau S. ausnahmslos an der Kasse wieder zurückgegeben werden. "Ja aber da vorn neben der Kaffeemahlmachine", wandte ich ein, "stehen ja auch einige Körbe. Kein Wunder das sich der Mann da irgendwie gefrotzelt fühlt. Und im Rollstuhl sitzt er auch. Da kann man ja vielleicht ein wenig Nachsicht walten lassen oder?" Das mit der Kartellstrafe und wie wenig sich das gehört, ersparte ich der Frau S. Was ist wenn die Frau S. obendrein noch eine T-Shirt Made in Bangladsch trägt. Bei der Bezahlung durchaus denkbar. Die Frau nach mir an der Kasse nickte zustimmend. Trotz meiner Halbwahrheit war Frau S. von der Situation sichtlich überfordert. Im Gefühl von einer moralisierenden und Verbote aufstellenden Schrottpresse zermalmt zu werden antwortete Frau S wütend: "Geh der kann eh gehen". Da soll sich noch einer auskennen.

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