Sonntag, 6. Mai 2012
Klappstuhlsingsang mit Armlehne
Eine geschlagene Woche Sonnenschein und nicht als Sonnenschein. Nichts trübte den blauen Himmel, von keiner noch so schlechten Nachrichten ließ ich mir den zumeist wolkenlosen Himmel zunageln. Die Sonne und beinahe 30 Grad im Schatten, wie Scheuklappen lotsten sie mich unbeschadet durch den Tag und die Aussicht frühzeitig an Hautalterung und in Folge dieser an Hautkrebs zu sterben, mein Gott drauf wird geschissen, wie auf einen Garten mit rotwangigen Zwergen, aus deren Hosentürchen, bestes Hochquellwasser heraus plätschert. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Wenn sie doch nur welchen gekannt hätten. Diese Rothäute, leben ein paar Jahrtausende mehr oder minder im Einklang mit ihrer Umwelt, glücklich und zufrieden so vor sich hin, vögelten, schliefen, aßen, kackten, kümmerten sie um den Nachwuchs und ihre Zehennägel und wenn es mal Zwietracht gab, der Regen ausblieb oder die Büffel streikten, fragten sie einfach bei ihren Medizinmänner nach und der legte eine Platte von Bruno Mars auf und schon begann der Himmel hemmungslos zu flennen und die Büffel begingen Reihenweise Selbstmord. Doch wie aus heiterem Himmel standen plötzlich ein paar Bleichgesicht aus good old Europa vor ihnen und mit gespaltener Zunge, entwarf das Weißbrot sofort ein neues Konzept, wie die Einheimischen ihren Alltag zu handhaben hätten. Schaut her, sagten die Verlierer und religiösen Eiferer vom anderen Kontinent, wir bringen euch jetzt die Zivilisation und Krankheiten von denen ihr noch nie gehört habt und wenn euch das nicht passt, könnt ihr ja verschwinden oder euch verflüchtigen, was sie mit redlicher Mithilfe der Weißbrote dann auch taten. Heute sind die Rothäute so gut wie ausgestorben und die paar von ihnen die es noch gibt, sind fett geworden vom Fastfood und träge vom Feuerwasser. Die Cleveren unter ihnen betreiben heute ein paar Casinos, in denen sich jetzt die übergewichtigen Kinder und Kindeskinder ihrer Schlächter, die Zeit mit kurzweiliger Unterhaltung vertreiben. Das alles widerfuhr den Indianern unter anderen weil sie eine andere Vorstellung von Besitz hatten und von Zäunen und Grundbucheintragungen nicht wirklich viel hielten. Was lernt man daraus. Im Ernstfall sind halbautomatische Waffen, Pfeil und Bogen vorzuziehen, denn Freiheit, Selbstbestimmung oder Autonomie gibt es nicht geschenkt. Irgendwer kommt immer und pfuscht dir ins Handwerk, weil er dein Gras für grüner erachtet. Früher oder später hat man für den Leichtsinn, zu sein wie man sein will zu blechen. Gott sein Dank sind die Menschen heute an Freiheit nicht mehr wirklich interessiert. Die ketten sich doch viel lieber an den technologischen Fortschritt. An den technologischen Fortschritt verkaufen die auch noch den letzten Rest ihrer Seele. Wären die die Dinosaurier, vor 35 Millionen Jahren nicht ein Opfer, ihrer von der Natur aufgedrängten Expansionspolitik geworden, dann.............. Von meinem Standort, keine 300 Meter flussaufwärts, trieb der Ex-Premier Libyens recht leblos in den Fluten der neuen Donau. Während der Schönwetterperiode war auch noch ein Pole abgesoffen und das ein Baby mit gebrochenen Beinen und Hämatomen am ganzen Körper, in ein salzburger Krankenhaus eingeliefert wurde, damit muss man sich arrangieren. Die Tage waren einfach zu schön um in Schockstarre zu verharren. Während ich in meinem Klappstuhl mit Armlehne vor mich hin sinnierte, ging ganz zufällig Bernard-Henri Lévy an mir vorüber. Ich sprach ihn natürlich sofort an und sagte freundlich, "Monsieur Levi meine Hochachtung. Jetzt wo sie Libyen befreit haben, für einen Philosophen eine ganz extraordinär Leistung, wie wäre es denn wenn sie sich auch noch um die Syrer kümmern würden. Wie sie ja wissen haben die mit ihrem Vorstandsvorsitzenden und dem Rest der schrecklich netten Familie auch so ihre kleinen Auffassungsunterschiede vom guten Leben. Uninteressiert winkte Monsieur Lévy ab und murmelte etwas von Wahlen und geopolitischen Zusammenhängen, die ich nicht verstehe und die schöne Blondine an seinen Arm, hauchte ihn was ins Ohr und da war er auch schon weg, doch ich rief ihn noch hinterher. "Monsieur Lévy stimmt es wirklich das der Gaddafi, Speedy Gonzales Sarkozy Geld gab damit der ihn aus den Schuhen bombte?" Eine Antwort blieb er mir wie jeder große Philosoph natürlich schuldig. Dafür kamen Herr und Frau Ente aus dem Wasser und schnatterten mich an um gefüttert zu werden. Den Fleck zubetonierter Erde, auf der mein Klappstuhlmit Armlehne steht, teilte wir uns schon seit dem letzen Frühjahr. Nachdem ich sie gefüttert hatte, gesellten sie sich zu mir. Die Sonne schien, wie sollte sie auch anders und wir ließen es uns gutgehen. Zum Müßiggang braucht man genauso so Talent wie zu einem 40 Meter Pass der genau am Schlapfen landet. Wenn ich etwas ganz gut kann dann ist es der Müßiggang, Ich bin der geborene Zen-Meister des Langsamkeit. In einer der Arbeitsmoral, Produktivität, Effektivität und letztlich dem Erfolg unterworfenen Welt, zählen solche Talente leider nicht wirklich. Außer man macht daraus ein Geschäft. Vom Hektiker zum Müßiggänger in zehn Schritten. Schritt 1. Erkranken sie unvorbereitet an Schizophrenie. Schritt 2. Trachten sie danach, den Kreis ihrer Freunde, Bekannten und Speichellecker so klein wie nur möglich zu halten. Wie jedes Jahr, machten einige der alteingesessenen Anwohner des genossenschaftlichen Häuserparks, der sich breitbeinig an die neue Donau drängt und einem die Sicht verstellt, bei meinem Anblick, demonstrativ einen weiten Bogen um ich mich, wenn sie ihr geliebten Vierbeiner ausführen. Nicht das wir je ein Wort gewechselt hätten oder uns sonst wie näher gekommen wären. Allein schon meine Anwesenheit und diese ganz offen zur Schau getragene Langsamkeit scheint sie abzustoßen. So ist das nun mal in einem Land in dem viel, sehr viel, des erarbeiteten Wohlstandes durch eine höhere Instanz umverteilt wird. Die Menschlichkeit wird an den Staat ausgelagert. Ja wo kommen wir denn hin, denken sich diese Leute, wenn ich diesen faulen Arsch, für den ich eh schon meinen halben Lohn abdrücke, auch noch die Hand schütteln müsste. Der Sozialstaat ist institutionalisierte Menschlichkeit. Wem das nicht passt oder der das nicht versteht, der soll nach Bangladesch ziehen. Wie es unter Bekannten üblich ist tauschten die Enten und ich den neuesten Tratsch aus. Die Enten quakten und ich steckte ihnen die Sache mit Ikea, das dieser ach so vorbildliche Konzern, seine ach so stillvollen Möbel, von DDR-Zwangsarbeitern zusammen schustern lies, die in das Handwerk des Möbelbauers, erst hinter schwedischen Gardinen herangeführt wurden. Halb Russland sollen sie auch abgeholzt haben. Nachhaltigkeit soll dabei nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. "Untergeordnet ach wie lustig", schnatterte Frau Ente. Herr Enterrich nickte auch ganz begeistert. Beim Hofer (Aldi) erzählte ich weiter soll es ja zuweilen wie in einem amerikanischen Bootcamp für schwererziehbare oder völlig verzogene Kinder zugehen. Dabei würde ich für den Liter Milch durchaus auch zehn Cent mehr bezahlen, wenn dafür die Namensschilder ein wenig schief hängen dürften und die Kassiererinnen (ausnahmslos alle) nicht ganz so aufs Tempo drücken. So schnell wie die das Zeug an einem vorbeischieben, kann einer wie ich niemals einpacken. Ein älterer Herr, wie aus der Zeit gefallen ging an uns vorüber. Oh das ist doch der fesche Karli Lueger dachte ich mir. Der Ring der seinen Namen trägt wurde gerade eben in Universitätsring unbenannt. "Fescher Karl" sprach ich ihn an. An der heutigen Misere der Palästinenser bist du ja nicht ganz unbeteiligt". "Nein nein, brach es aus dem feschen Karl heraus. Die Nummer lass ich mir nicht umhängen. Mein Antisemitismus war nie rassistisch sondern immer nur populistisch". Unweigerlich mussten wir lachen. "Na ist der komisch" quakte Frau Ente. "Ja sagte ich". Unsere gelebte Demokratie ließ sich auch Blicken. In abgetragenen Kleider, auf einem Auge blind und von einem Schwarm Stechmücken umschwirrt schleppte sie sich an uns vorbei. "Lady Δημοκρατία", fragte ich. Ich will sie ja nicht überanstrengen, aber wie ist das jetzt. Darf ich mir bei der EM nur die Spiele aus Polen ansehen und warum steht auf meiner Short Made in China. Müsste ein Mensch, der die Sache mit der Moral persönlich nimmt, nicht nackt gehen, weil Liu Xiaobo und seine Freune, noch immer im Häfen sitzen. "Nein, nein", antwortete Lady Demos, "dafür kann ich nichts. Daran sind Greise aus Schweden schuld". Wieder hatten wir unseren Spaß. Zwei Kampflesben wollten auch die Sonne genießen. Die Kleinere der beiden, von gedrungener Gestalt, mit militärisch korrekten Haarschnitt und einem Blick wie ein Navy Seals, der mithalf Osama Bin Dead, im indischen Ozean zu versenken, textete ihre Begleiterin mit einer Vehemenz zu, das ich nicht im Traum zu fragen traute, ob sie einen gemeinsamen Kinderwunsch hegten, jetzt wo doch alles viel einfacher werden dürfte. Immerhin stimmte die österreichische Bioethikkommission mit deutlicher Mehrheit dafür, das alleinstehende und lesbische Frauen zur Erfüllung ihres Kinderwunsches, eine künstliche Befruchtung, in Anspruch nehmen dürfen. Nur was ist fragte ich meine gefiederten Freunde, wenn eine lesbische Frau eine Affäre mit ihren besten schwulen Freund anfängt, aber schwanger wird, von einem One-Night-Stand mit einem katholischen Pfarrer, diese Frucht der Leidenschaft aber nicht behalten will, weil das Baby später ohne OP zu einem Jungen wird, und deswegen zur Adoption ausschreibt. Darf ihre zum Buddhismus konvertierte Lebensabschnittspartnerin dieses Kind dann trotzdem adoptieren, weil sie jetzt eh eine Fernbeziehung führen oder wird dann doch das eine heterosexuelle Paar zum Zug kommen, das sich auf Anraten einer Online Partneragentur gemeinsam sterilisieren ließ, weil erst dann hätten sie die nötigen 98 von 100 Matchingspoints, die Grundvoraussetzung für eine recht harmonische Partnerschaft sind. Während wir noch herumrätselten erhob ich mich aus meinem Klappstuhl mit Armlehne, um mir auf dem aufgeheizten Asphalt ein wenig die Beine zu vertreten. Ein loser Haufen Ameisen wuselte unter meinen Füßen herum. Ach dachte ich mir, mit Menschen die kein festes Schuhwerk an ihren Füßen tragen scheinen die ganz gut klar zu kommen.

... comment