Dienstag, 12. Februar 2013
Eine Ursache für die demographische Entwicklung
Ich stehe rauchend am Balkon.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite geht eine Frau mit ihren drei Kindern auf dem schmalen Gehsteig die Häuserfront entlang.
Die Kleinen sind so zwischen zwei, drei, fünf oder sechs Jahre alt.
Mit der einen Hand schiebt die Mutter den Kinderwagen und an der anderen hält sie die Kleinste.
Der fünf bis sechs jährige Junge hat den Hund an der Leine und die Mittlere, schiebt einen Spielzeugkinderwagen vor sich her.
Plötzlich und ohne erkennbaren Grund zieht der Junge den Hund in die Garageneinfahrt aus der gerade ein Auto kommt. Erst im letzten Moment springt der Junge mit dem Hund lachend zur Seite. Fast gleichzeitig rennt das dreijährige Mädchen mit dem Spielzeugkinderwagen dem Auto entgegen. Die Mutter lässt geistesgegenwärtig die Hand der Kleinsten los und schnappt das 3jährige Mädchen am Kragen. Die Kleinste stolpert inzwischen durch die parkenden Autos hindurch, geradewegs auf die Straße zu.
Nach dem die Mutter das 3jährige Mädchen wieder anständig hingestellt hat, hüpft sie schreiend der Kleinsten hinterher, erwischt diese am Ärmel und zieht sie zurück auf den Gehsteig. Derweil rennt der Junge mit dem Hund vorne weg. Inzwischen hüpft die 3 Jährige mit dem Kinderwagen dem großen Bruder hinterher und fällt nach ein paar Metern auf die Nase. Während die Mutter mit dem Jungen schimpft stellt sie das weinende Mädchen wieder auf die Füße. Diese Gelegenheit nützt die Kleinste für einen kurzen Ausflug. Weit kommt sie nicht. Zwischen zwei parkenden Autos fällt sie auf ihren Hintern. Ihre Füße standen dem Ausflug im weg. Instinktiv taucht die Mutter zwischen die Autos rein und reißt ihr weinendes Kind heraus. Währenddessen steckt der Junge den Hund in den Spielzeugkinderwagen. Die Mutter brüllt den Jungen an, das er das gefälligst sein lassen soll. Die Mädchen weinen. Die Mutter wischt den beiden Mädchen die Tränen aus dem Gesicht, während der Junge mit dem Hund an der Leine über den Zebrastreifen rennt. Die Ampel für Fußgeher ist auf Rot. Die Mamma schreit den Jungen an.
Das Mittlere nimmt den Spielzeugkinderwagen und flitzt Richtung Zebrastreifen davon. Die Mammi mit der Kleinsten an der Hand hinterher. Der Kinderwagen bleibt zurück. Der Junge überquert inzwischen wieder den Zebrastreifen und lässt den Hund alleine auf der anderen Straßenseite stehen. Ein Auto bremst sich vor dem Jungen ein. Der Autofahrer fuchtelt mit den Händen wild herum, während die Mutter den Autofahrer anschreit, dass er gefälligst aufzupassen hätte. Der Junge schnappt sich den Kinderwagen und überquert noch mal den Zebrastreifen. Der Autofahrer ist ziemlich außer sich, weil die das mit den beiden Kleinen und dem Spielzeugkinderwagen, seiner Einschätzung ewig dauert. Nachdem alle wohlbehalten auf der anderen Straßenseite angekommen sind, setzt die Mamma die Kleinste in den Kinderwagen, nimmt die Mittlere an die Hand, drückt den Jungen die Hundeleine in die Hand und gehen los, während ich schwer beeindruckt die Zigarette ausdrücke.

Heute Nichtraucher

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Samstag, 9. Februar 2013
"Wo das Rettende ist, wächst auch immer die Gefahr". Ziemlich frei nach Hölderlin
Ein User hatte auf Facebook zu Solidaritätskäufen für die Niemetz Schwedenbombe aufgerufen. Der Süßwarenhersteller Niemetz steht vor dem Konkurs. Binnen weniger Tage war die Gruppe auf 40 000 Mitglieder angewachsen. Die Schwedenbombe ist der österreichische Pedant zu den deutschen Dickmanns. Nur im Gegensatz zu den Dieckmanns, die Innen weiß wie Schnee sind, ist eine Schwedenbombe granuliert. Das liegt am Kakao der ins Schneeeiweiß gerührt wird. Die Schwedenbomben sind für die nicht mehr ganz so jungen Leute, ein treuer Freund und Wegbegleiter aus Kindheitstagen, den man mit den Jahren einfach nur aus den Augen verloren hat. Und weil man alte Freunde aus Jugendtagen gerne wieder trifft sind die Schwedenbomben in den Supermärkten derzeit so gut wie ausverkauft. Das ist an sich sehr löblich. Engagierte Menschen sind das Blut jeder Demokratie. A blöder Satz. Anders formuliert: Das Gemeinwohl ist schon seit Urzeiten, jedenfalls seit Aristoteles, das zentrale Ziel des menschlichen Zusammenlebens. Gott sei Dank ist das keine Doktorarbeit. Wäre ich an der Stelle der Frau Schavan könnte ich jetzt nur noch auf einen Ehrendoktortitel oder eine Ehrenbürgerschaft hoffen. Und das nach 33 Jahren Gewissensbildung. Was musste sie aber auch über so einen Schmarrn, wie "Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung", schreiben. Weil die Welt an sich hat ja kein Gewissen. Obschon, Syrien hat natürlich wer auf dem Gewissen, ebenso die Umwelt in ihrem jetzigen Zustand. Ja sogar mich haben ganz gewissenhafte Leute, nur schwer mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Nur unbedingt retten wie die Schwedenbombe will uns deswegen niemand. Dabei hätten wir ein klein wenig Rettung genauso nötig. Nur wir kommen in der Erinnerung der Schwedenbombenheilsarmee nicht vor. Wir haben dort keinen entsprechenden Platz. Und zum nostalgischen Verklären eignen wir uns auch nicht. Höchstens die Umwelt zeigt sich unwidersprochen rettungsaffin, obschon sie ja nur den unbewussten Hintergrund mimt, während man bewusst in eine Schwedenbombe beißt. Primär geht es den Leuten, bei ihrer heldenhaften Rettungsaktion, nicht um den Süßwarenhersteller Niemetz und die 140 Arbeiter und Angestellten, sondern um die Unversehrtheit ihrer Erinnerung, um ihr Gefühl aus fernen Kindheitstagen, das stetig und unentwegt verblasst. Das wollen sie retten, weil die Schwedenbomben stellvertretend auch noch für das eigene Verschwinden steht. Das Aus für die Schwedenbombe ist sozusagen die Vorwegnahme des eigenen Endes. Und wer will schon darauf hingewiesen werden das er sterblich und endlich ist. Des Weiteren wird von den Fleisch gewordenen Schwedenbombenrettern nichts übermenschliches abverlangt um die Erinnerung am Leben zu bleiben. In den Supermarkt gehen, Schwedenbomben kaufen, zu Hause sitzen verspachteln und das alles im Gefühl was Gutes getan zu haben. Das ist keine Tortur und entspricht ganz dem Charakter der postindustriellen Wissensgesellschaft. Zum Held der die Schwedenbomben rettet hat so gut wie jeder das Zeug. Deswegen war die Erbin aus der Niemetz Dynastie von der enormen Solidaritätswelle die über sie und ihr Unternehmen hereinbrach auch so überwältigt. (Hoffentlich versteht sie diese Art der Solidarität nicht falsch). Aber gerade im Funktionieren dieser Rettungsaktion, zeigt sich auch wie erschreckend oberflächlich eine kapitalistisch durchgestylte Gesellschaft ist. Menschen können zwischen lebenden Wesen und unbelebten Dinge, denen durch Werbung, Leben im wahrsten Sinne des Wortes "eingehaucht" wurde und wird, im Grunde nicht mehr unterscheiden. Zwischen der Person und der Schwedenbomben ist Nähe entstanden, die genau so echt ist wie zwischen Menschen. Nur viel einfacher zu handhaben wenn man nicht zu viel frisst. Die Schwedenbomben enttäuschen einen nie und anderer Meinung sind sie auch nicht. Deswegen kann man ein guten und verlässlichen Freund wie die Schwedenbombe nicht sterben lassen. Ganz im Gegensatz zu Syrien, der Umwelt oder mir. Mit mir z.B. hat diese Woche, abgesehen von der Kasselerin im Supermarkt, kein menschliche Wesen ein Wort gewechselt. An mich als Person, dessen Würde an sich unantastbar ist, hat überhaupt niemand das Wort gerichtet. Nur als Konsument wurde ich in ein typisches Konsumentengespräch verwickelt. Dabei hatte ich wirklich eine schlechte Woche. Schizophrenie, oder sagen wir eine Erkrankung aus dem schizophrenen Krankheitsumfeld, weil die menschliche Psyche ist ein weites Feld, kann zuweilen schon sehr anstrengend sein. Vor allem wenn sich diese erkrankung über einen Zeitraum von gut 15 Jahren erstreckt. Montag dafür, kann ich für den Gegenwert eines gewissen Euro-Betrages, den ich zu entrichten habe, wieder fei und von der Leber weg über meine Erfahrungen erzählen. Das Preis-Leistungsverhältnis dieser Dienstleistung ist im Übrigen ganz ausgezeichnet. Zumal ich schon einsehe, auf den ersten Blick erscheint mir eine schnelle Rettung, bei drei so hoffnungslosen Kandidaten wie Syrien, der Umwelt und meiner Wenigkeit, ziemlich aussichtslos. Wenn ich die Wahl hätte und nicht durch gewisse Umstände gerade unpässlich wäre, würde ich auch zuerst die mutige Rettung der Schwedenbombe in Angriff nehmen.

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Mittwoch, 6. Februar 2013
Unter Feinden
Strukturen, die vornehmlich von Männern geprägt und dominiert werden, haben einen latenten Hang zur Zerstörung. Die Fédération Internationale de Ski kurz FIS genannt ist so eine typische Männerbastion. Vom FIS-Präsidenten, über die Präsidenten der Länderverbände, bei den Alpinen die Renndirektoren, weiter zu den Sportdirektoren, sportlichen Leitern, Trainern, Managern, bis ganz hinunter in die Skivereine. So gut wie jede Funktion wird im alpinen Skirennsport von Männern ausgeübt. Allein der Vorstand des österreichische Skiverband kurz ÖSV, der im alpinen Bereich einer der größten und mächtigsten Verbände der FIS ist, besteht aus 37 Herren und nur 2 Frauen. Der Sportdirektor des ÖSV ist natürlich ein Mann. Die einzelnen Disziplinen werden bis auf das Skicross alle von Männer geleitet. Die Trainerstäbe, bis auf die Psychotherapeutinnen, bleibt Männern vorbehalten. Die Verantwortlichen der Austria Ski WM- und Großveranstaltung GmbH, ein Konsortium aus 4 Personen, natürlich alles Männer. Wichtige Entscheidungen werden im Skisport ganz offensichtlich ausnahmslos von Männer getroffen. Auch dann wenn es um den Frauenskirennsport geht. So wie gestern bei der Ski-WM in Schlagming. Am Dienstag dem 5 Februar, um 11 Uhr MEZ, sollte da der Frauen WM-SG ausgetragen werden. Wegen unzureichender Sichtverhältnisse durch starken Nebels verzögerte sich der Start. Aus welchen Gründen auch immer entschied die Jury, die natürlich nur aus Männern bestand, Renndirektor ist Atle Skaardal, sein Assistent der Herr Tischhauser, der Chief of Race ein gewisser Herr Steiner, den Start immer um 15 Minuten nach hinten zu verschieben. Das hatte zur Folge, dass die Athletinnen wegen der kurzen Intervalle der Entscheide, den Startbereich nicht verlassen konnten und so dadurch gezwungen wurden, die Spannung und Konzentration entsprechend hochzuhalten. Insgesamt wurde der Start geschlagene 13 mal verschoben. 3 1/2 Stunden nach der eigentlichen Startzeit und zur letztmöglichen Beginnzeit um14 30 wurde der Start für die erste Läuferin frei gegeben. Ungefähr gegen 15 Uhr verunglückte auf der Strecke auch noch ein Pistenarbeiter so schwer das er mit dem Hubschrauber geborgen werden musste. Dadurch wurden die eh schon sehr schwierigen Sichtverhältnisse, durch die hereinbrechende Dämmerung, noch prekärer. Außerdem war die Piste, durch den gefallenen Regen, in nicht gerade perfekten Zustand. Es wäre für die Verantwortlichen ein leichtes gewesen, das Rennen für diesen Tag einfach abzusagen und auf einen anderen zu verschieben. Immerhin dauert die WM noch gut 10 Tage. Da ich weder ein Insider noch ein investigativer Journalist bin, kann ich nicht genau sagen warum dieses Rennen, trotz der bedenklichen Vorzeichen, mit allen Mittel durchgedrückt werden musste. Der Slogan der WM zumindest heißt Schlagming 2013 - Skifest mit Herz. Von den 4 Topfavoritinnen gewann mit Tina Maze eine. Eine Weitere landete in der Person von Lindsay Vonn schwer verletzt in Krankenhaus. Bei einem Sprung, der auf Grund ihres hohen Tempos und der direkten Linie, sehr weit ging, landete sie im weichen Schnee. Kreuzbandriss, Seitenbandriss, Bruch des Schienbeinkopfes. Wieder kam der Hubschrauber. Maria Höfel-Riesch war im Grunde außer Stande zu fahren und Anna Fenninger fuhr nach einer fehlerhaften Fahrt an einem Tor vorbei. Sie war da aber nicht die einzige. Nach 3 1/2 Stunden des Zuwartens, exklusive der Rennunterbrechung durch die Sightseeing-Hubschrauberflüge für Schwerverletzte, kann die Konzentration schon mal etwas nachlassen. Fazit: Strukturen, die vornehmlich von Männern geprägt und dominiert werden, haben einen latenten Hang zur Zerstörung. Athletinnen, die ihr ganzes Sportlerleben insistiert bekommen, das sie keine Gefahr scheuen und jedes Risiko einzugehen haben um Erfolgreich zu sein, den Vorwurf zu machen, das sie ja niemand dazu zwingt, da herunter zu fahren, ist einfach nur unredlich. Ich sehe schon wie der Manager der Lindsey, noch während sie unter Narkose steht zuflüstert, das sie erst dann zur Größten Skirennfahrerin aller Zeiten wird, wenn sie nach so einer schweren Verletzung wieder zurückkommt. Natürlich siegreich. Der ORF kannte natürlich auch keine Gnade. Die Sendezeit, zwischen dem eigentlichen und tatsächlichen Rennbeginn wurde weidlich genützt. 3 1/2 Stunden nur Nonsens. Gnadenlos wurde alles und ein jeder vor die Kamera gezerrt. Ski-Bindungen, Schneekanonen, ein Paar Frankfurter, Parkplätze. Sogar Nebel wurde aus allen nur erdenklichen Perspektiven gefilmt. Natürlich auch aus einem Hubschrauber. 400 Millionen wurden in die Skiregion Schlagming investiert. Die großartigste WM aller Zeiten musste her. Koste es was es wolle. Die Gefallsucht des Österreichers scheint unbesiegbar. Auch wenn es mir nicht unbedingt gelgen kommt, aber auch in Österreich sollte sich schön langsam die Rechtsmeinung durchsetzen, das der weibliche Po, vor allem in den Jahren zwischen 18 und 58 ein sekundäres Geschlechtsmerkmal ist. In späteren Jahren ist die Rechtslage dann Auslegungssache und muss von Fall zu Fall neu entschieden werden.
Das war ein typischer österr. Schmäh.

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