... newer stories
Freitag, 20. Juli 2012
"Wohnst du noch oder lebst du schön"
der imperialist, 21:23h
Jeder, auch Sehbehinderte und Menschen aus Entwicklungsländer, die zuweilen mit Lehmhütten vorlieb nehmen müssen oder auf nackten Beton schlafen wenn sie sich betten, erkannten beim Betreten meiner Wohung sofort dass hier etwas nicht ganz stimmig ist. Einerseits die Annehmlichkeiten einer beschaulichen Altbauwohung. Hohe helle Räume, versiegelter Parkettboden, die schönen verspielten Türen und die lärmabweisenden Fenster, anderseits das selten schäbige Inventar. Das Bett völlig durchgelegen, aus allen Stühlen quillte die Füllung, als Schreibtisch diente ein selten hässlicher Küchentisch, Trinkgläser nicht vorhanden, die Kaffeetassen ausgeschlagen und dermaßen grausig, das kein normaler Mensch daraus trinken würde. Jeder der sich in dieser, meiner Wohung umsah wusste sofort. Hier wohnt ein ganz und gar heruntergekommener und versiefter Mensch, ein Alien, eine seltene Kreuzung aus Armut und Wohlstand, der offenbar keinen Wert auf ein wohliges Zuhause legt oder gar nicht weiß was das ist, aber trotzdem nicht in der Gosse enden will. Die Einrichtung einer Wohung ist ja auch immer irgendwie Ausdruck der Persönlichkeit. Und das was diese Wohung an Persönlichkeit zum Ausdruck brachte, war eine gewisse Art des Horrors. Das offenkundig Kaputte, Defekte und Erschöpfte und nicht wirklich Funktionsfähige eingebettet in vier Wände die eindeutig das Gegenteil symbolisierten. Diese Wohnung und ihr Inventar, diese gelebte Geschmacklosigkeit, war eigentlich schon Kunst. Eine Dauerinstallation mit dem Titel "Väter und Söhne". Ich kann jetzt nicht sagen dass das beabsichtigt war, nur mich störte diese offensichtliche Heruntergekommenheit nicht, weil sie irgendwie auch Ausdruck meiner inneren Befindlichkeit zu sein scheint. Oder anders gesagt zu mehr war ich nicht im Stande. Nur vermüllt und dreckig darf es nicht sein. Und für was brauche ich unbedingt Trinkgläser und den ganzen anderen Ramsch wenn ich sowieso immer aus der Flasche saufe. Ich kann nicht genau sagen was mich antrieb aber diese Woche habe ich dieses ganze kaputte Zeug, außer mir, auf den Müll geworfen. Vielleicht sind 15 Jahre kein Trinkglas genug. Die Revolution frisst auch noch das allerletzte Kind. Das jetzt anstatt des Küchentisch, da so ein 0815 billigsdorfer Schreibtisch aus Spanplatten steht, fürchterlich klobig und unansehnlich, was solls. Es gibt Leute die stellen sich dieses Zeug schon mit zwanzig rein und nicht wie ich mit 44. Ein neues Bett habe ich jetzt auch und die neuen Stühle gehen fast schon als Avantgarde durch. Wenn man jetzt bei der Tür herein kommt und sich umsieht denkt man sich, oh d awohnt ein harmloser und stilloser Ikea-Mensch, mit Träumen die man mittels Beschreibung selber zusammen baut. Sogar ein Nachtkästchen besitze ich jetzt. Nicht gerade ein Schmuckstück abendländischer Handwerkskunst und mit dem abgenudelten Stuhl der vorher dastand kann es dieses Ding an Hässlichkeit natürlich nicht aufnehmen. Gott sei Dank kann ich nur sagen, haben wir beim Einkauf in diesem Möbelhaus mit den heißen Preisen und den unglaublich günstigen Ratenzahlungsvereinbarungen, auf die Teller vergessen. Auch noch von einem Teller essen, während man aus einem Glas trinkt, während man an einem Tisch sitztz und nicht auf der Bettkante, das wäre dann doch zu viel des Guten. Aber wie heißt es so schön, man soll niemals nie sagen.
... link (0 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 19. Juli 2012
Gespenster
der imperialist, 21:21h
Auf der Donauinsel gibt es Gespenster,
sie schlafen in Büschen oder zusammen gerollt auf Bänken
die freie Welt hat sie weggeraspelt. Ja wo gehobelt wird fallen Späne.
Nur mit diesen Spänen kann man keine Biogasanlage auffüllen.
Tags über steifen sie über die Insel,
ein Schritt vor, und einer zurück aber eigentlich treten sie nur auf der Stelle.
Ihr ganzer Besitzt steckt in einem Plastiksack,
und einen gibt es auf der Insel, der putzt jeden zweiten Tag seine Jean mit der Zahnbürste.
Das macht er mit Akribie und einer ganz speziellen Ernsthaftigkeit
und jedes Mal denke ich mir, morgen, spätestens morgen hat er ein wichtiges Einstellungsgespräch oder eine Idee, die er der Welt ins Gesicht schreien wird das es nur so kracht.
Aber dann kommt nichts, den am nächsten sitzt er einfach nur so da gespenstisch mit hängenden Schultern oder er geht den halben Tag im Kreis herum, die Jean hochgekrempelt, weil sein Kopf ein Labyrinth ist, aus dem er nicht mehr heraus findet.
Morgen, da bin ich mir ziemlich sicher, wird er wieder mir der Zahnbürste über seine Hose herfallen. Das ist sein letzter Kampf um ein bisschen Würde.
Denn an dem Tag, an dem er einfach nur noch in dreckige Hose steigt, fällt aber wahrscheinlich tot um und das war's dann.
Eine billige Holzkiste, in einem Armengrab am Rande der Stadt.
Auf der Donauinsel gibt es Gespenster, ich weiß das nur zu genau
denn ich bin eines von ihnen, in einem Klappstuhl hockend, auf einem vergoldeten Arsch.
sie schlafen in Büschen oder zusammen gerollt auf Bänken
die freie Welt hat sie weggeraspelt. Ja wo gehobelt wird fallen Späne.
Nur mit diesen Spänen kann man keine Biogasanlage auffüllen.
Tags über steifen sie über die Insel,
ein Schritt vor, und einer zurück aber eigentlich treten sie nur auf der Stelle.
Ihr ganzer Besitzt steckt in einem Plastiksack,
und einen gibt es auf der Insel, der putzt jeden zweiten Tag seine Jean mit der Zahnbürste.
Das macht er mit Akribie und einer ganz speziellen Ernsthaftigkeit
und jedes Mal denke ich mir, morgen, spätestens morgen hat er ein wichtiges Einstellungsgespräch oder eine Idee, die er der Welt ins Gesicht schreien wird das es nur so kracht.
Aber dann kommt nichts, den am nächsten sitzt er einfach nur so da gespenstisch mit hängenden Schultern oder er geht den halben Tag im Kreis herum, die Jean hochgekrempelt, weil sein Kopf ein Labyrinth ist, aus dem er nicht mehr heraus findet.
Morgen, da bin ich mir ziemlich sicher, wird er wieder mir der Zahnbürste über seine Hose herfallen. Das ist sein letzter Kampf um ein bisschen Würde.
Denn an dem Tag, an dem er einfach nur noch in dreckige Hose steigt, fällt aber wahrscheinlich tot um und das war's dann.
Eine billige Holzkiste, in einem Armengrab am Rande der Stadt.
Auf der Donauinsel gibt es Gespenster, ich weiß das nur zu genau
denn ich bin eines von ihnen, in einem Klappstuhl hockend, auf einem vergoldeten Arsch.
... link (0 Kommentare) ... comment
Dienstag, 17. Juli 2012
Mit der Zeit gehen
der imperialist, 21:11h
Dieser ganze Onlineschmarren,
da ein Forum und dort noch ein Trostloseres
die Welt wird immer flacher und flacher,
Informationstsunamis die einen überrollen,
Facebookfreunde, die ein Ranking haben, 140 Zeichen Monologe, sie nennen das twittern, „fuck you“ benutzerfreundliche Oberflächen, Vorratsdatenspeicherung, Orwells Ahnung im Sonntagsanzug, die letzten 45 Sekunden im Leben eines Amokläufers, 1 820 000 Treffer und 16 Tote.
Jeder Tag online,
hat seine eigene Nacht und seine eigenen Sterne
Breitbandanschlüsse, Netzwerke,
MP3 und Mp4 taugliche Formate,
digitale Träume und Titten aus Kautschuk.
Immer wenn mich nichts einfällt scheib ich was über Titten.
Auf Google Earth kann man sich den Untergang
Detroits ansehen und den Aufstieg Chinas,
wie es sich unter dem elendigen Smog in den kapitalistischen Himmel wächst, während ich im trüben meiner Warnehmung mit dem Zahnstocher meines Verstandes nach einer Welterklärung stochere.
Flachbildschirme, Touchscreenberührungen
mit integrierter WiFi Funktion,
ich bin umgeben von Menschen, bei denen mich das Gefühl beschleicht das sie ihr Leben einfach downloaden.
Multi Media Konzeptionen,
Beziehungen, die mindestens ein Kontrastverhältnis von 30 00o: 1 und eine Auflösung von 1920/1080 Bildpunkte benötigten, damit der erweiterte Betrachtungswinkel von 178 Grad
auch voll ausgenutzt wird, 10000 GB große Festplatten, sprachlos und gähnend leer,
wie meine transzendenten Hoffnungen.
IPads, Navigationssysteme im edlen Design,
sie sind so etwas wie die Kruzifixe der Postmoderne
eine Installation die mit Hilfe des Betriebssystems
C ein Menü serviert das ganz ohne Kellnerin auskommt 1800 Freiminuten und dann reden sie doch nur belangloses Zeug,
vornehmlich geht es um Orts und Zeitangaben,
und dann trifft man sich um dreißig nach, vor irgendeiner Tür und der rüchständige Türsteher sagt nein, Audiobooks, Podcasts, Foto slideshows,
die so aussagekräftig sind wie der Politikersprech nach einer verlorenen Wahl,
das Blau meines Meeres ist so ausgewaschen wie meine Jean und die Eine mit dem sagenhaften Arsch nach der ich meine Hände strecke trägt gepixelte Strapse, erweiterte Suchmaschinen mit Link-Tausch-Programmen,22x DVD-Brenner,
die besten Social-Networking-Portale im Test
ich bin ein analoges Fossil
wer nicht mit der Zeit geht, über den geht die Zeit hinweg. Mein Leben,Verlauf leeren, Dateien löschen, Cookies löschen, Herunterfahren, Optionen keine,
Wien 2007. 2012 um das Ipad erweitert. Von
weiteren Aktualisierungen wird abgesehen.
da ein Forum und dort noch ein Trostloseres
die Welt wird immer flacher und flacher,
Informationstsunamis die einen überrollen,
Facebookfreunde, die ein Ranking haben, 140 Zeichen Monologe, sie nennen das twittern, „fuck you“ benutzerfreundliche Oberflächen, Vorratsdatenspeicherung, Orwells Ahnung im Sonntagsanzug, die letzten 45 Sekunden im Leben eines Amokläufers, 1 820 000 Treffer und 16 Tote.
Jeder Tag online,
hat seine eigene Nacht und seine eigenen Sterne
Breitbandanschlüsse, Netzwerke,
MP3 und Mp4 taugliche Formate,
digitale Träume und Titten aus Kautschuk.
Immer wenn mich nichts einfällt scheib ich was über Titten.
Auf Google Earth kann man sich den Untergang
Detroits ansehen und den Aufstieg Chinas,
wie es sich unter dem elendigen Smog in den kapitalistischen Himmel wächst, während ich im trüben meiner Warnehmung mit dem Zahnstocher meines Verstandes nach einer Welterklärung stochere.
Flachbildschirme, Touchscreenberührungen
mit integrierter WiFi Funktion,
ich bin umgeben von Menschen, bei denen mich das Gefühl beschleicht das sie ihr Leben einfach downloaden.
Multi Media Konzeptionen,
Beziehungen, die mindestens ein Kontrastverhältnis von 30 00o: 1 und eine Auflösung von 1920/1080 Bildpunkte benötigten, damit der erweiterte Betrachtungswinkel von 178 Grad
auch voll ausgenutzt wird, 10000 GB große Festplatten, sprachlos und gähnend leer,
wie meine transzendenten Hoffnungen.
IPads, Navigationssysteme im edlen Design,
sie sind so etwas wie die Kruzifixe der Postmoderne
eine Installation die mit Hilfe des Betriebssystems
C ein Menü serviert das ganz ohne Kellnerin auskommt 1800 Freiminuten und dann reden sie doch nur belangloses Zeug,
vornehmlich geht es um Orts und Zeitangaben,
und dann trifft man sich um dreißig nach, vor irgendeiner Tür und der rüchständige Türsteher sagt nein, Audiobooks, Podcasts, Foto slideshows,
die so aussagekräftig sind wie der Politikersprech nach einer verlorenen Wahl,
das Blau meines Meeres ist so ausgewaschen wie meine Jean und die Eine mit dem sagenhaften Arsch nach der ich meine Hände strecke trägt gepixelte Strapse, erweiterte Suchmaschinen mit Link-Tausch-Programmen,22x DVD-Brenner,
die besten Social-Networking-Portale im Test
ich bin ein analoges Fossil
wer nicht mit der Zeit geht, über den geht die Zeit hinweg. Mein Leben,Verlauf leeren, Dateien löschen, Cookies löschen, Herunterfahren, Optionen keine,
Wien 2007. 2012 um das Ipad erweitert. Von
weiteren Aktualisierungen wird abgesehen.
... link (1 Kommentar) ... comment
... older stories