Freitag, 25. Mai 2012
Das Pyramidenspiel der Herzen
Für Angelika F. Jetzt Angelika K.

Sie hatte mir ihr Herz geschenkt. Das sage ich jetzt nicht einfach so dahin und prahlen will ich damit auch nicht. Aber sie hatte mir ihr Herz geschenkt und das definitiv und unwiderruflich. Es hat eine kleine Ewigkeit gedauert bis ich das schnallte. Wir waren beide keine 20zig als diese Herzensangelegenheit ihren Anfang nahm. Dass sie mich mochte war mir schon klar. Nur Herzen werden, wenn sie verschenkt werden nicht in Papier eingewickelt und mit einer Schleife versehen. Außerdem hatte ich selbst ein Herz in meiner Brust das ziemlich viel Lärm machte. Da kann so ein geschenktes Herz schnell mal untergehen. Natürlich hätte sie mir als kleinen Hinweis auch ein Herz aus Lebkuchen um den Hals hängen können. Nur für so einen Schmarren war und bin ich nicht der Richtige. Lachend hätte ich dieses Ding in die nächste Mülltonne getreten. Drauf pinkeln wäre natürlich auch eine Option. Ja ich hätte drauf gepinkelt und sie hätte darüber gelacht. Ich weiß auch nicht ob man ein Frauenherz unbedingt erobern muss, damit sie es dir aushändigen. Wahrscheinlich ist das ein Prozess der leise und schleichend vor sich geht und irgendwann ist es dann so weit. Vieles spricht dafür, denn die Brust hatte sie mir nie aufgerissen um es reinzustecken und an eine Not-OP kann ich mich auch nicht entsinnen. Im Kino und im Radio werden andauernd Herzen verschenkt, wieder zurück gefordert oder gebrochen. Sie hat nie etwas zurück verlangt und zerbrochen ist sie auch nicht. Viel konnte ich ihr nie bieten. Um die Sorgen der alltägliche Welt und ihre Redewendungen machte ich schon damals einen weiten Bogen. Vorgeworfen hat sie mir meine Art zu Leben nie. Wenn sie da war und ich über das Kuckucksnest flog, flog sie einfach mit. Die Angst nach dem Abstürzten auf die Fresse zu fallen war wie verflogen wenn sie in meiner Nähe war. Dieses Gefühl der Sicherheit das sie mir gab hab ich völlig unterschätzt und für nichts besonderes gehalten. Wirklich romantisch war es wahrscheinlich nie. Doch war es, denn sie hatte mir ja ihr Herz geschenkt. Warum ich das Offensichtliche nicht sah oder nicht sehen wollte. Hier geht es nicht um mich. Erschwerend kam noch hinzu, dass sie diese tolle Figur mit einen sagenhaften Arsch hinten dran mit sich herum trug. Ich war aber nicht der einzige der sich da verguckte.Meine Kumpels, das halbe Strandbad, die vorbeiziehende Wolken und die Karawanken waren ähnlicher Meinung. Ein paar Jahre ging das mit ihr und mir. Nicht das wir fest zusammen waren und einen auf, "ach was sind wir nicht für ein glückliches Pärchen", machten". Mit mir konnte man nicht richtig zusammen sein. Deswegen hatte sie auch immer einen festen Freund und weitere Beziehungen und was weiß ich nicht sonst alles. Nur ihr Herz hatte ich. Irgendwann ging ich damit weg und beinahe vor die Hunde. Nur so schnell stirbt man nicht wenn dir eine Frau ihr Herz mit auf den Weg gibt. Während ich mich am verrückt sein abarbeitete, war sie mal verheiratet und wieder geschieden und jetzt ist sie wieder verheiratet. Trotzdem ist sie immer mal wieder der Spur ihres Herzens gefolgt und dann lag ein Brief von ihr in meinem Kasten oder ich hatte ein Mail im Eingang. Irgendwie schaffte sie es immer wieder mich aufzustöbern oder ausfindig zu machen. Gut zwanzig Jahre ging das so. Ich schrieb dann natürlich zurück und wortreich versprach ich ihr, ein Edelweiß für sie zu pflücken. Da kann die scheiß Wand noch so vereist sein, prahlte ich, für dich werde ich trotzdem einsteigen und wenn es das Letzte ist was ich auf diesem verfickten Planeten anstelle. Denn kein Geringerer als die Vorsehung, hat diese eine Edelweiß für dich in Auftrag gegeben und ich bin nur ein willfähriger Handlanger. Passiert ist dann natürlich nichts. Deswegen schickte sie mir einfach ein Edelweiß aus Plastik, das im Übrigen heute noch neben dem PC, an einem Lautsprecher lehnt. Wenn es umfällt stelle ich es immer wieder auf. Einmal sind wir uns in den letzten Jahren sogar auf leibliche Art wieder begegnet. In einem Wiener Cafe saßen wir uns für eine halbe Stunde gegenüber. Mehr Zeit hatte sie nicht. Ihr damaliger Lebensabschnittspartner wartete im Hotel gegenüber und der hatte natürlich auch seine Bedürfnisse Nur wenn interessieren solche unbedeutenden Nebensächlichkeiten wenn dir eine Frau ihr Herz schenkte. Das Meines irgendwann kaputt gegangen war, wie ein platter Reifen der sich von der Felge löste, lag in der Natur der Sache. Wer fliegen will und auf das Landen genau so wenig Wert legt, wie die Selbstmordattentäter vom 11.Septmeber, muss mit so etwas rechnen. Nur ich bin, Gegensatz zu diesen Spinnern nicht wirklich tot, denn ich habe ja ein Herz,das schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
Danke Angie!

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Sonntag, 20. Mai 2012
Teil 2
Mein Landsmann Eichmann

Über die "Banalität des Bösen", ist im Laufe der Zeit schon sehr viel Kluges und Intelligentes gesagt worden. Vor allem die großartige Hanna Arendt, (hoffentlich gibt es einen Himmel einen Balkon wo sie andauernd rauchen darf und ihr heißgeliebter Martin nicht ganz so ein Arsch ist) hat sich mit diesem Stoff ja aufs eindringlichste beschäftigt. Auf Grund meiner Beschränktheit sehe ich mich natürlich außer Stande, bei dieser hochinteressanten Thematik, für neue Einblicke zu sorgen oder gar neue Erkenntnisse beizusteuern. Aber im Film "der Spezialist" sind mir, neben vielen anderen, zwei recht gespenstische Szenen in Erinnerung geblieben, auf die ich näher eingehen möchte.
In der Ersten fragt der beisitzende Richter Yitzhak Raveh, Eichmann: "Jetzt Wannsee. Ah Wannseekonferenz. Gibt es hier im Protokoll einen Passus da steht geschrieben: Abschließend wurden die verschiedenen Arten der Lösungsmöglichkeiten besprochen. Entsinnen sie sich daran oder wollen sie das sehen?!
" Eichmann: "Ich entsinne mich daran, dass es drinn steht jawohl".
Richter Yitzhak Raveh:"Entsinnen sie sich was man da gesprochen hat?".
Eichmann: "Da sind die verschiedenen Tötungsmöglichkeiten besprochen worden".
Richter Yitzhak Raveh: "Die verschiedenen Tötungsmöglichkeiten. Kurze Pause.
Richter Yitzhak Raveh: "Jetzt müssen sie mir mal erklären, warum nach der Konferenz, ausgerechnet die drei Männer, Heydrich, Müller und Eichmann zusammen geblieben und gefeiert haben". Eichmann: "No gefeiert.
Richter Yitzhak Raveh fällt Eichmann ins Wort. "Heydrich und Müller verstehe ich. Warum Eichmann. Warum auch Eichmann?"
Eichmann: "Da sind wir drei alleine gewesen und es war niemand mehr da, da gab Heydrich bekannt wie er das Protokoll aufgefasst zu wüss.. zu wissen wünscht. Nachdem er diese Punkte bekanntgegeben hatte, dann wurde von diesen Angelegenheiten nichts mehr gesprochen, sondern ich wurde gebeten ein Glas Cognac zu trinken, oder auch zwei oder drei. So kam das". Danach befragte der Vorsitzende Richter Mosche Landau Eichmann zur Wannseekonferenz. Eichmann war wie ja jeder weiß der Protokollant der Wannseekonferenz.
Richter Yitzhak Raveh zu Eichmann: "Ich hab immer verstanden, dass das Hände waschen von Pontius Pilatus sich auf einen inneren Vorgang bezieht".
Eichmann: " Da wollte ich gerade drauf kommen Herr Richter. Da sage ich mir ich habe getan was ich konnte, ich bin ein Werkzeug stärkerer Kräfte gewesen, ich möcht`s jetzt mal vulgär sagen, ich muss meine Hände für mich, für mein Inneres in Unschuld waschen. So möchte ich das verstehen. Das dreht sich bei mir nicht so sehr um den äußeren Paragraphen sondern um meine Selbstbetrachtung". Richter Yitzhak Raveh: "Nun was das Hände waschen des Jahres 1942 anlangt, das war eine Art Mentalreservation".
Eichmann fragt nach: "42?".
Richter Yitzhak Raveh: "Wannsee, bei der Wannseekonferenz".
Eichmann ungläubig: "Ach Wannseekonferenz".
Wieder Richter Yitzhak Raveh: "Das war eine Art Mentalreservation".
Eichmann zog die Augenbrauen hoch und schaute Richter Yitzhak Raveh mit leicht zu Seite geneigten Haupt fragend an, weil er den Begriff Mentalreservation nicht richtig zuordnen konnte. Das war eine der wenigen Momente wo Eichmann so etwas wie Emotionen zeigte und ihm seine Gesichtszüge entglitten. Diese Reaktion zeigte er aber nicht weil er sich fürchterlich schuldig fühlte sondern weil er als Idiot da stand. Die Banaltät und Bestialität des Bösen, könnte auch darin liegen, das jemand, aus welchen Bewegründen auch immer, einfach nicht als Idiot dastehen möchte. Das diese Angst vorm Versagen mit Leistung und Anbiederung überkompensioniert wird. Eichmann hätte ja auch sagen können, ja Herr Richter genau so war es. Spätestens nach der dritten Flasche Cognac mit den Herren Heydrich und Müller wurden meine Vorbehalte, in der Sache Judenfrage so groß, dass ich innerlich nicht nur in Mentalreservation gegangen, sondern gleich nach Judäa emigriert bin. Und wie sie und die Menschen im Gerichtssaal sehen können bin ich heute noch immer da. Natürlich könnte die Sache auch so sein, das Eichmann sein Unwissen, was den Begriff der Mentalreservation betraf, nur vorgeschoben und er sich aus verhandlungsstategischen Gründen blöder stellte als er in Wirklichkeit war. Nur der kann doch wirklich nicht im Ernst gedacht haben, das ihn dieses Gericht, im Name des israelischen Volkes und der sechs Millionen gerade abwesenden Juden, für dieses abscheuliche Verbrechen, zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilen würde und damit wäre die Sache dann aus der Welt geschafft.
Die zweite Szene.
Der Generalstaatsanwalt Hausner zu Eichmann: "Das störte sie nicht der große Spediteur des Todes zu sein?"
Eichmann: "das störte mich wohl sehr und das störte mich mehr als eh überhaupt ein Mensch ahnen kann. Umsonst habe ich nicht viel viele Male meinen Vorgesetzten vorgetragen und ihn gebeten er möge mir eine andere Dienstverwendung ah überantworten.
Ich habe...Hausner fällt ins Wort: "Aber nie schriftlich!?"
Eichmann: "Schriftlich war so etwas nicht üblich.(ich musste laut lachen, weil so etwas wie einen Schriftverkehr gab es unter der Herrschaft der Nazis ja nur in Ausnahmefällen) Man hat sich.... Hausner ganz laut "Ahh" und dreht sich weg. Eichmann: "Jawohl" und setzt sich.
Zum Schluss sagte Eichmann noch: "Ich habe nie einen Verweise bekommen, das ich meine Pflicht nicht erfüllt hätte". Aber diesen Satz kennt wahrscheinlich eh ein jeder.

Mein neues Wundermittel zum Einschlafen oder warum der postmoderne Sisyphos keinen Stein braucht

man nehme
eine hohe Dosis Neuroleptika
etwas Neurotop
eine Prise Schlaftabletten
hochdosierte B-Vitamine am gescheidsten gleich eine ganz Hand voll
dazu etwas Baldrian gefolgt von einem kleinen ungezwungenen Gebet
und ich schlafe 3 Stunden am Stück.
Danach lässt die Wirkung des Gebetes leider rapide nach und ich beginne mit meiner ritualen Waschung wieder von vorne.

Der Dalia Lama

Der Landeshauptmannstellvertreter von Kärnten Uwe Scheuch, seinerseits auch Schulreferent, schlug im wahrsten Sinne des Worten, "a klane Tetschn" (leichte Ohrfeige) als Stilmittel vor, um Kinder dazu zu bewegen, sich den Wünschen der Erziehungsberechtigten, zwanglos anzuschließen. Da der humanistische geschulte und dem kärntner Idiom nicht wirklich mächtige Bürger-Weltbürger, bei dem Ausdruck "aner klanen Tetschn", sofort einen Rückfall in die Barbarei der schwarzen Pädagogik befürchtet, hier eine kurze, natürlich unvollständige Auflistung der verschiedensten Erziehungsmittel, um die "klane Tetschn" richtig einordnen zu können.
In meinen Kinder und Jugendtagen, Ende der 70ziger Anfang der 80ziger, gab es außer einer "klanen Tetschn", natürlich noch weitere, mit der Führungshand ausgeführte Zuneigungsbekundungen Auf die schon kurz angesprochene "klane Tetschn" folgte die normale "Tetschn". Die wurde wiederum von einer "Tachtel" abgelöst, auf die dann zumeist die "einfache Watschn" folgte. Die ging zuweilen nahtlos in die "gesunde Watschn" über, die sich wiederum von der "anständigen Watschn" nur in Nuancen unterschied. Die "Fotzn", wiederum hatte ein sehr hohes Drohpotential. Die wurde vor allem dann ausgesprochen, wenn man auf die Androhung der einfachen Watschn nicht entsprechend reagierte. Die Androhung, "I hau dir gleich links und rechts ane oba", war natürlich die logische Schlussfolgerung, wenn man auf die "Fotzn" nicht die entsprechendes Reaktion zeigte. Ganz vergessen habe ich jetzt auf die "Watschn die sich gwoschen hat". Auf Deutsch, einfach eine saubere Ohrfeige. Die Fotzn wiederum würde ich mit einer Schelle übersetzen. "Ane gschmiert", konnte man natürlich auch noch bekommen. Seit ich die Letzte geschmiert bekam, (wegducken oder die Hände schützend vors Gesicht halten zählte nicht, man wollte ja nicht zu einem angehenden Warmduscher heran reifen, der sich in späteren Jahren, aus freien Stücken lieber den "Liven Ball" statt des Champions League Finale ansieht), sind dermaßen viele Sommer und Winter ins Land gezogen, das meine zusehends verblassenden Erinnerung, diese Form der Sympathiebekundung, nicht mehr recht zuzuordnen vermag. Wirklich heikel für das kindliche Gemüt wurde es aber erst wenn Schläge auf dem Speiseplan standen. Die taten wirklich weg. Wir Jungs sprachen dann ab und zu noch über den "Hommer" (Hammer). Es ist besser wenn du von dem oder dem Vater keinen "Hommer" kassierst, weil dann spieln deine Zähne am Arsch Klavier". Mein Vater griff in seiner Karriere als Erziehungsberechtigter nie zum "Homma". Der schlug die paar Mal, wenn er mit der rechten Hand seine Gnade verteilte recht gesittet zu. Wirklich in Erinnerung blieb mir weniger die Sprache der flachen Hand, als das mit hochroten Kopf und lauter Stimme, mehr schon fluchend als sprechend ausgestoßene, "dir zag i a noch wo Gott huckt". (dir zeige ich auch noch wo Gott wohnt).Dieser Aufforderung sich Gott nicht zu verschließen, ging zu meist das völlig entnervte "der pariert einfach nicht" meiner Stiefmutter voraus. Diese unfreiwillige Hinführung zum Wohnort einer überirdischen Instanz hatte zur Folge, dass ich annahm, Gott sei eindeutig eine Frau, die im ersten Stock unseren Hauses, gleich rechts im Bett neben meinem Vater wohnte. Dieser durchaus traumatischen Erfahrung die Schuld zu geben, warum ich heute mit Frauen nur stündlich zusammen lebe, halte ich doch für etwas zu weit hergeholt, denn wer bitte entscheidet sich schon freiwillig für die Hölle, wenn er dem Himmel so nah kam. Der derzeit in Kärnten verweilende Dalia Lama, hatte sich zur Frage der "klanen Tetschn" und weiblicher Göttern, die nach dem anzünden nicht verbrennen, ganz im Gegensatz zu seinen Tibetern, explizit nicht geäußert.

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Samstag, 19. Mai 2012
Etwas über Krüppel, Stars, meinen Landsmann Eichmann, ein neues Wundermittel zum Einschlafen und den Dalia Lama in zwei Teilen
Teil 1

Krüppel

Seit ewigen Zeiten fühlt sich der einigermaßen intakte Durchschnittsmensch, von Krüppel, Geistesgestörten, Behinderten, Außenseiter und anderswertig Entstellten, die abseits der Norm Leben oder Leben müssen und dort nicht selten ein recht dürftiges Dasein fristen, auf beinahe zu mystische Weise, angezogen wie abgestoßen. Schon im 16 Jahrhundert lebte Tognina Gonsalvus, die von ihrem Vater das Ambras-Syndrom, (Wolfsmensch) geerbt hatte, als Attraktion am Hof Heinrich II von Frankreich. Ansonsten landeten diese außergewöhnlichen Menschen früher nicht selten auf Jahrmärkten und Rummelplätzen, wo sie dann zur Belustigung einer gaffenden und betrunkenen Menge herhalten mussten. Wirklich viel scheint sich seit diesen vorhumanen Zeiten nicht geändert zu haben. Die Jahrmärkte wechselten einfach nur die Lokation und übersiedelten in vollklimatisierte Fernsehstudios. Die Talkshow entwickelte sich zum idealen Format. Sendung um Sendung, ja ganze Nachmittage und Abende wurde mit Krüppel , Entstellten, Außenseiter und anderweitig Behinderten aufgefüllt, um so etwas Aufregung und Abwechslung in das Leben des Durchschnittsmenschen zu bringen, das ja wie jeder weiß, einen latenten Hang zu Monotonie hat. Die guten alten Schaustellern fanden natürlich auch ihren Platz und mutierten im Wandel der Zeit, einfach zu Verlagshäuser und Filmproduzenten. Das Kino z.B. hat sich der Thematik Krüppel, Entstellte, Außenseiter und anderweitig Behinderte mit ganz seltener Hingabe verschrieben. Ein kurzer Werksausschnitt: der Glöckner von Notre-Dame, Rain Man, mein linker Fuß, Sam, Gottes vergessene Kinder, der Elefantenmann, die Maske, Taucherglocke mit Schmetterling, a beautiful Mind, König der Fischer, Jenseits der Stille, Mr. Jones, geboren am 4.Juli (nach den ersten 45 Minuten), Me Too, am achten Tag, Zeit des Erwachens, das Meer in mir. Mehr Filmtitel fallen mir so auf die Schnelle nicht ein. Fast jeder dieser Filme war ein Publikumserfolg oder wurde wenigstens von der Kritik hoch gelobt. Einfühlsame Annäherung an das Thema, ein Film der unter die Haut geht, grandiose schauspielerische Leistung usw. befanden die Kritiker. Dem Charme, der so ein Film oder ein Buch über Kaputte versprüht scheint so gut wie jeder halbwegs empfindsame und sensible Mensch zu erliegen. Nicht selten verlässt man in ganz rührseliger Stimmung das Kino. Von seinen eigenen Gefühlen übermannt, möchte man für einen Augenblick alle Kaputten und nicht ganz so Funktionssüchtigen dieser Welt in seine offenen Arme schließen. Dass der eigene Freundeskreis zu meist leider viel zu wenige Kaputte einschließt, mein Gott dafür kann man ja nichts. Und sich mit aller Gewalt einen Kaputten aus Freund suchen um auf der sicheren Seite zu sein ist auch nicht gerade die feine Art. Aber das macht nichts. Denn bei Bambi heulen ja auch alle und deswegen muss man sich ja auch nicht sofort ein Reh als Haustier halten. Ich habe sogar bei der Schnulze Marley & Ich ein paar Tränen verdrückt und einen Irren als Freund brauch ich mir auch nichts zu halten, da ich ja selbst zu diesen erlauchten Kreis zähle. Ich bin mir sozusagen selbst genug. In einer auf reibungslosen Ablauf und Funktion getrimmten Welt, kommt es trotzdem ganz gut wenn man die Fraktion der Krüppel nicht ganz aus dem Blick verliert. Könnte man den ganzen Ballast, den einen der Alltag aufbürdet, einfach so abschütteln, ja dann käme der eigentliche Mensch zum Vorschein und der quillt, wie das Kino beweist, ja nur so über vor Anteilnahme und Mitgefühl. So erklärt sich auch oder auch nicht, warum auf der aktuellen Spiegelbestseller Liste, in der Kategorie "Sachbücher", auf den ersten beiden Plätzen Bücher über Krüppel und Außenseiter stehen. Der erste Platz in der Bestsellerliste von und mit Samuel Koch, lässt sich vielleicht auch dadurch erklären, das er sich sein Genick "live" im Fernsehen zur besten Sendezeit brach. Hätte er sich sein Kreuz einfach nur zu Hause unter der Dusche oder beim Reparieren der löchrigen Dachrinne gebrochen, wäre seine Leserschaft überschaubar, weswegen er höchstwahrscheinlich im Eigenverlag veröffentlichen müsste. Der herausgebende Verlag wird die Sache wahrscheinlich sehr ähnlich beurteilt haben. Fazit: Die klammheimliche Freude von Hinz und Kunz über die eigene Unversehrtheit scheint ungebrochen.


Stars, Sternchen und andere Göttlichkeiten

Seit Ewigkeiten macht sich der Mensch auf die Suche nach irgendjemanden oder etwas das sich anhimmeln lässt. Die Frage warum das so ist kann ich nicht einmal zu meiner eigenen Zufriedenheit beantworten. Meine Erklärungsmodelle regen mich andauernd zum Widerspruch an. Die Angebote, die in dieser Frage, die alles erklärenden Erkenntnis sozusagen frei Haus liefern, sind vielfältig und reichhaltig, wieder ein Versandhauskatalog vom Neckermann. Angst, Furcht, Sehnsucht, Verzweiflung, Hoffnung, Phantasie, Indoktrination durch was und wen auch immer, Langeweile, Tristesse, zur Sprache gebrachtes Staunen, Neugierde, Dummheit, von allem ein bisschen und von vielen zu viel und weitere Eigenschaften, in Kombination mit den eben genannten, kommen dafür natürlich auch in Frage. Vielleicht lässt sich der menschliche Drang, sich nach etwas umzusehen, das zum Träumen, Glauben und Hoffen einlädt, einfach zum Menschensein dazu gehört, wie das Niesen, Blinzeln und Onanieren vor dem PC, wenn sie ein Mann des 21. Jahrhundert sind. Seit der rasch voranschreitenden Verwissenschaftlichung der Welt, die zur Erfindung verschiedenster multimedialer Massenmedien führte, sind es vor allen die Stars jeder Couleurs, die in der verwestlichen Welt zusehends in die Rolle der Götter, Halbgötter, Helden, heldenhafte Halbgötter usw. schlüpften. Natürlich gibt es noch Gebiete, wie den Jemen, Waziristan, teile Indiens, den Vatikan, Neukölln oder die Wohung mit der Nummer 12, in dem Haus indem ich lebe, wo man sich noch ganz den traditionellen Götter und Helden zuwendet, aber an sich dreht sich unser Planet um eine Sonne die sich Popkultur nennt. Ohne ihre Voll, Halb, Viertel, Teilzeitstars und drei Minuten-Sternchen, die gleich nach dem Aufblitzen wieder verglühen, würde unser Planet ja sofort implodieren und wir müssten und wieder mit Exorzisten, Hexenverbrennungen, dem Ablasshandel usw. vorlieb nehmen. Ein Glück das es da den Teenager gibt. Der ist ja bekanntlich eine Erfindung der Popkultur und von seinem Wesen her ganz verrückt nach Stars und Idolen. Treffen die hormonellen Eruptionen der Teenager an Spiegelneuronen gekoppelt mit entsprechender Intensität auf ein entsprechendes Angebot, entstehen ganz seltsame Figuren, die auch als "role model" bezeichnet werden. Diese zum Leben erweckten Zombies, scheinen in unserer beschleunigten Zeit, vor allem zwei Dinge zu beherrschen. Erstens: schlecht bis mittelprächtig zu singen und zweitens, auf hohen Absätzen solange recht ungelenk dahin zu stöckeln, bis eine ziemlich schöne Frau fuchsteufelswild wird, woraufhin die Tränen kullern. Eltern und die unzähligen anderen, mitunter zur Langeweile neigenden Erwachsenen, scheinen für Teenager, als "role model" , zu diesem Zeitpunkt ihrer Entwicklung nicht wirklich in Frage zu kommen. Ich hatte natürlich auch mein "role model". In meinem Fall war das der "Paule Dörflinger", seinerseits Fußballer, in dem Verein in dem ich als Jugendlicher kickte . Der konnte auch ziemlich angetrunken ganz tolle Pässe schlagen und gefährliche Freistöße schießen. Der hatte sein Talent zum Okkasionspreis verschleudert. Das imponierte mir. Damit die Mehrheit der Teenager nicht meinen Weg einschlägt und beim Paule Dörflinger an der Haustür läutet, (immerhin geht dieser Mann schön langsam auf die auf die Siebzig), woraufhin die große Schar der an sich zum Anhimmeln Aussondierten, von 1300 Euro brutto leben müssten, was ihnen ziemlich schwer fallen würde, braucht es ein ganzes Gewerbe um immer wieder neue "role models in einem ähnlichen Tempo zu produzieren wie der Saruman die Orks. Nur eines muss schon gesagt werden. Trotz jeder Menge "role models", die dem Teenager zur gelungenen Nachahmung zur Verfügung stehen, scheinen die Eltern und deren Nachbarn, auf die Heranwachsenden, eine beinahe genauso unheimliche Anziehungskraft auszuüben, wie der Ring des Herrn auf den Gollum. Denn mit spätestens 35 nach dem großen Aufreißen sind sie in ihren Grundrissen ihren Erzeugern nicht unähnlich. Wo war ich jetzt stehen geblieben. Ach ja damit das Geschäft mit den Stars nicht zum erliegen kommt, das an sich ja nur um sich selber kreist, braucht es einen vom Service, der die Regenbogenpresse mit entsprechenden Material versorgt und das ist der Paparazzi. Der ist für das Geschäft mit den Stars von außergewöhnlicher Bedeutung, Der Paparazzi ist sozusagen der Briefträger, der den Skandals von A nach B transportiert, damit die Sehnsüchte der Teenager und der für immer Junggebliebenen was zu tun haben. Der Skandal und seine Stiefschwester, das Gerücht, sind ja die eigentlichen Motoren des Stargewerbes. Ohne Skandal, vermeintlichen Skandal, inszenierten Skandal, und Gerücht, unbestätigten Gerücht , vermeintlichen Gerücht, das sich wie ein Lauffeuer ausbreitet und in der Gerüchteküche zu einem vermeintlichen Skandal aufgekocht wird, und sich mitunter als dünne Suppe herausstellt, wäre das Stargewerben, eine ziemlich müde Angelegenheit. Wer da, wie, wann und wo in eindeutig zweideutiger Posse, gefilmt, abgelichtet, oder sonst wie erwischt wurde und wer, was, wie weshalb und warum dahintersteckt, ist völlig unerheblich. Wichtig ist dass das Starlet kein Höschen trägt, dass die Spaghettiträger des Kleidchen der angehenden Diva im richtigen Moment verrutschen und dass das männliche Sexsymbol mit dem gestählten Sixback, genau dann vom Paparazzi abgelichtet wird, wenn der, Adonis gleich aus den Fluten spurtet. Wenn die Stars, beim Erkannt werden, auch noch den Eindruck vermitteln, das sie sich völlig unbeobachtet fühlen, hat der Paparazzi seinen Auftrag zur vollständigen Zufriedenheit aller erfüllt. Das Repertoire des Skandals beinhaltet Geschichten über Drogen, Alkoholexzesse mit entsprechenden Entziehungskuren, genauso so wie Storys über angebliche Schönheitsoperationen, Fehltritte jeweiliger Art, Rosenkriege, Schlammschlachten, ungewollte Schwangerschaften, Abtreibungen, Geburten und was weiß ich nicht noch so alles. Hier ein kleiner Ausschnitt: Frank Sinatra war mit der Mafia eng verbandelt , die Knef nackt im Film "die Sünderin", Marylin Monroe machte es mit den Kennedys, die Witwe Kennedy mit dem Onassis und der lies für die Witwe die Callas sitzen. Woody Allen heiratete seine Adoptivtochter, Roman Polanski machte es mit einer Minderjährigen, die Taylor und der Burton waren auch immer für eine Schlagzeile gut. Der so gut wie unschuldige O.J. Simpson, das Polizeifoto Hugh Grants. Arnold Schwarzenegger, der seine Hausangestellte schwängerte, Bum Bum Boris sprach einst vom Samenraub, Tiger Woods setzte die dicke Bertha (das ist der Driver) auch zum Einlochen ein. Marlon Brando, einst Ex-Symbol fraß sich einfach auf 150 Kilo hinauf und sagte allen sie können ihn mal am Arsch lecken, Alfons Haider welch Überraschung als schwul geoutet, Mel Gibson zeitweise außer Rand und Band, Nick Nolte sein halbes Leben besoffen. Micky Rourke auch kein Schlechter, Kate Moss beim Koksen und dann erst die ganzen Eskapaden des musizierenden Gewerbes. Die Beatles, Elvis, die frühen Stones, the Doors, die Sex Pistols, das Rat Back, Madonna, Edith Piaf, Black Sabbath und Ozzy, Joe Cocker, Britney Spears, Motörhead, Rex Gildo der war in Wirklichkeit stock schwul, tat aber 30 Jahre so als ob er auf Frauen stehen würde, eine übermenschliche Leistung. Courtney Love, Micheal Jackson, Peter Doherty, die Liste ist schier unendlich. Weil ich keine Lust verspüre weiter zu schreiben, da mir mein eigenes Gequassel schon fürchterlich auf die Nerven geht und ich im Erstellen von einigermaßen nachvollziehbaren Texten, nicht besonders viel Übung habe, möchte ich vielleicht noch anmerken, das Stars und Idole die verdammte Pflicht haben, als "role model" ziemlich unerreichbar zu sein. Denn um so zu werden wie die eigenen Elternoder deren Bekannte, brauche ich keine Stars, die man andauernd nur beim Shoppen, Diät halten, in der Sporthalle hocken, beim Spielen mit ihren Kinder und schwanger sieht. Das kriegen wir selber auch hin. Stars und Idole sollen gefälligst über die Strenge zu schlagen und das nachhaltig. Ja wo kommen wir denn da hin, wenn schon der ruchloseste Gangster-Rapper mit den Goldzähnen, immer schön brav zu den Elternabenden seiner Kinder geht, oder regelmäßig beim vorgeburtlichen Turnen seiner Lebensabschnittspartnerin mitmacht. Ob die Stars jetzt aus freien Stücken die Sau raus lassen oder von ihren sogenannten Imageberater dazu animiert werden ist völlig unerheblich. Hauptsache sie lassen es anständig krachen. Nur bis auf die Lindsey Lohan und den Charlie Sheen, zwei löbliche Ausnahmen, scheinen die heutigen Stars in der Angelegenheit unvorteilhafte "role modele" völlig zu versagen. Die Lady Gaga ist ja ungefähr so interessant wie die Beschreibung eines Weckers. Anstatt vorbildlich durchzudrehen und keinen Gott neben, unter und über sich zu dulden, machen die andauernd einen auf gesund, umweltbewusst, treten obskuren Glaubensgemeinschaft bei, haben einen Narren an sexuelle Minderheiten gefallen und machen den großen Reibach mit Facebookaktien. Der Keith Richard z.B. könnte doch einen Workshop für angehende Stars abhalten, damit die einigermaßen Bescheid wissen wo es langgeht. Fazit: So viel Geldgeilheit, Biedermeiertum und selbst auferlegte Zurückhaltung der Stars und Sternchen halte ich für ziemlich skandalös und völlig unverantwortlich.

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