Samstag, 17. September 2011
Casanovas letzte Schlacht
Casanovas letzte Schlacht

Ich habe ein Faible für Wirtschaftsdaten und ökonomische Zusammenhänge .
Inflationsraten, Reallohneinkommen, Leitzinsen, der Ölpreis, Arbeitslosenzahlen, Bilanzierungsvorschriften, Beschäftigungszahlen, Bruttoinlandsprodukt, Exportüberschüsse, Handelsbilanzsaldo, Staatsverschuldung, Maastrichtkriterien, Steuerquote, Arbeitskosten, Wechselkurentwicklung, Produktivitätssteigerungen, Konsumentenvertrauen, Anleihenrendite usw. Im der warmen Zeit hocke ich immer am Handelskai auf einer der Bänke über diesen Daten. Wenn man fix drauf ist, kann man aus diesen Zahlen herauslesen, warum der Nachbar seinen Familienschmuck ins Pfandleihhaus trägt, oder warum derselbe Mann, sein neues achter Eisen aus Titan, mit der goldenen Kreditkarte bezahlt.
Richtig besessen hocke ich über diesen Kennziffern. Einer Universität von innen habe ich natürlich noch nie gesehen. Deswegen hat es seine Zeit gebracht bis ich da einigermaßen durchblickte. Heute weiß ich wer den Krieg im Irak finanzierte. In erster Linie sind das Konfuziustee schlürfende Japaner, ein paar fette arabische Ölscheichs und jede Menge neureicher Chinesen, die mit ihren klimatisierten Limousinen, den heimatlosen Landarbeiter, über die geschundenen Seelen brausen.
Auf der Bank neben mir saß in den letzen vier Jahren immer ein alter Mann.Irgendwann sprach er mich an, besser gesagt er redete einfach drauf los.
82 war er damals. Ein großgewachsener hagerer alter Herr, mit schütterem Haar, das er sich hin und wieder nach hinten kämmte. An den heißen Tagen trug er immer einen Strohhut mit Krause.
Jeden Tag kam er zu selben Zeit immer um viertel vor Zwei. Nach ihm konnte man getrost die Uhr stellen.
Ohne Umschweife erzählte er vom Krieg. Vom Russlandfeldzug, vom Krepieren und Verrecken. "Wir sind da alle zum Verrecken und krepieren angetreten", sagte er immer.
"Aus den Uniformen haben sie uns heraus gebombt". Selten erhob er seine Stimme.
"Nur noch Fetzen sind herum gelegen", klagte er, "nur noch Fetzen". Und in die Helme der Kaputten, er sagte nie Tote, immer nur Kaputte, haben sie hinein gebrunzt. "Zum Fressen haben sie uns auch nichts Richtiges gegeben". Manchmal setzte mitten im Satz er ab und schaute einfach nur verloren in die Ferne. "Diese Schweine, nicht einmal was Anständiges zum Fressen haben wir gehabt. Steif gefroren sind die Kaputten herum gelegen, steif gefroren". Während seine Augen einen einsamen Punkt in der Fremde anvisierten, winkte er mit einer abfällige Handbewegung immer wieder ab. Dann wiederum hatte es den Anschein, als ob seine Hand der verlängerte Arm seiner Erinnerung sei. Mit der Zeit glaubte ich sogar unterscheiden zu können, ob seine Hand vergiss es, oder schau, dort hat es sich zugetragen, sagten.
"Aufgerieben haben sie uns, wir waren das Schlachtviel der Goldfasane und sonst nichts". Über Hitler, den Nationalsozialismus und den Holocaust sprach er nie. Ich verspürte auch nicht den Drang, diesen alten Mann, in einen Diskurs zu verwickeln, der wie alle Diskurse der letzten 50 Jahre auf die Frage der persönlichen Schuld hinauslief. Wenn er sein Programm abgespult hatte, saß er eine Zeitlang ganz still und in sich versunken da. Manchmal schüttelte er einfach nur den Kopf, oder er nahm den Hut ab und strich sein Haar nach hinten. Dann wieder winkte seine Hand ab, während er „huch“ sagte. Wenn er der Sprache überdrüssig war und nicht mehr verrecken, krepieren, nichts zum Fressen, erfroren oder sonst was in der Richtung von sich geben wollte, deute er einfach in irgendeine Richtung und sagte, „hach“, oder „huch“ und winkte ab. Diese abweisenden und von sich weisenden Handbewegungen kannte ich nur zu gut von anderen alten Männern, die wie er nie ganz aus dem Krieg zurück gekommen waren. Ich sagte eigentlich nie etwas. Nie hatte ich das Gefühl das ich nur irgendetwas sagen sollte.
Manchmal brach er seinen Monolog einfach ab. Heute werden Monologe ja gern hinter scheinbar geistreichen Gesprächen versteckt. Der Alte war nicht so. Bei dem wusste man sofort woran man war.
Tagelang saß er dann wieder einfach nur so da, ohne mit mir nur ein einziges Wort zu wechseln.
Irgendwann drehte er sich dann einfach wieder zu mir herüber und begann von Neuen zu erzählen, aber nicht über den Krieg sondern wie es damals nach dem Krieg in Wien so war. Niemals sagte er damals und es waren auch nicht diese üblichen Geschichten, die man sonst so von den Alten zu hören bekommt.
Nie sprach er davon dass es nach dem Krieg nichts gegeben hat. Nie sagte er, das sie nach dem Krieg gar nichts hatten. Nie sagte er, nach dem Krieg war ja nichts da. Im Gegenteil. Er habe nach dem Krieg immer alles gehabt, alles. Wenn er das sagte, zog er immer seine Augenbraun nach oben, während er gleichzeitig mit dem Kopf zustimmend nickte. Seine ganze Körperhaltung, die Stimme, alles an ihn veränderte sich wenn er von der Nachkriegszeit sprach. Und immer hatte er schöne Frauen an seiner Seite. Jede, behauptete er mit merklich Stolz in der Stimme, habe er früher oder später rumgekriegt. Mein Gott was soll man so einen alten Mann schon entgegnen .Der Herbst kam und im nächsten Sommer setzten wir das Gespräch einfach fort. Nicht dass er mir eine Frage nach meinen Befinden stellte. Ich bin mich nicht einmal sicher, dass er sich an mich erinnerte? E setzte sich einfach hin fuhr sich durchs Haar und begann zu erzählen. Seine Kameraden, reihenweise krepierten sie wieder. Einmal rang ich mich doch zu einer Frage durch. "Wie ist das", fragte ich ihn, "wenn man jemanden erschießt?" "Ach", sagte er abwinkend, "die fallen einfach um und dann sind sie kaputt". Im nächsten Satz war er auch schon wieder mit den besten Frauen unterwegs. Nur mit den schönsten und besten Frauen. Hinter teurem Frauen und darauf legte er wert, sei er nie her gewesen, sondern immer nur hinter den Schönsten und Besten. Den ganzen Sommer über wurde wieder nur gestorben und begehrt. Was anderes interessierte ihn nicht, oder nicht mehr. Einen Frühling und ein paar zerquetschte Tage später , traute ich meinen Augen nicht. Da spazierte dieser alte Haudegen und Wüterich, doch glatt mit einer rüstigen älteren Dame an der Hand, lässig den Kai entlang.
Alle Achtung dachte ich dieser Mann lässt den Worten aber Taten folgen.
Letztes Jahr war er wieder da. Händchenhaltend saß er mir seiner Herzensdame auf der Bank neben mir. Als ich zu ihnen hinübersah kam mir irgendetwas eigenartig vor. Es dauerte bis ich es kapierte.
Diese Frau war nicht die Dame aus dem letzten Jahr. Er hatte tatsächlich eine neue Begleiterin mitgebracht. Schmunzelnd und einigermaßen konstatiert legte ich die Zeitungen zur Seite.
Der hat es echt drauf dachte ich. Wie macht der das, der wickelt ja jede um den Finger, die fressen ihm ja direkt aus der Hand. Ich war richtig neidisch auf diesen alten Knacker.
Nächstes Jahr dachte ich mir frage ich ihn einfach wie er das hinkriegt.
Jetzt ist es mitte August. Wie jedes Jahr sitze ich über meinen Zeitungen. Der Ölpreis ist zu hoch. Das heizt die Inflation an. Das wiederum animiert die Gewerkschaften zu hohe Lohnforderungen, was natürlich wieder Auswirkungen auf die Arbeit und Produktionskosten haben kann, falls die Gwerkschaften ihrer Foderungen durchbringen. Sind diese Kosten zu hoch geht das auf die Wettbewerbsfähigkeit, weil die Arbeitsproduktivität sinkt. Zweitrundeneffekte ist der richtige Ausdruck dafür. Und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit führt zu einem Investitionstopp, der wiederum zu steigenden Arbeitslosenzahlen führt, die wiederum sind Steuer treibend. Und höhere Steuern beeinträchtigen den privaten Konsum oder es erhöht sich die Staatsschuld, was wiederum schlecht für die staatlichen Investitionen und die Kreditwürdigkeit des Landes ist. Ein schlechteres Rating bedeutet wiederum höhere Zinsen und höhere Zinsbelastungen und Steuerausfälle führen zu Einschnitten im Sozialsystem und größere Einschnitte im Sozialsystem können dazu führen, das der Nachbar seinen Familienschmuck ins Pfandhaus trägt. Der alte Mann ist bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Wenn ich mit dem Rad die Donau entlang fahre halte ich manchmal Ausschau. nach ihn.
Heute kam seine Begleiterin aus dem letzten Jahr. Sie setzte sich auf die Bank neben mir. Ein Lächeln hüpfte über mein Gesicht. Als sie aber ein Stück Weißbrot zwischen ihren Fingern zu zerteilen begann, zerfiel mein Freude, schlagartig, Ich hielt kurz inne und ein trauriges "Huch" stolperte über meine Lippen. Es war ziemlich offensichtlich. Ciacomo "Stalingrad" Casanova hatte seine letzte Schlacht geschlagen.

Wien September 2003

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Freitag, 9. September 2011
9/11
Es gab Geburtstage und das waren nicht wenige, da gab es bis auf meinen alten Herren, der mich anrief, so ziemlich niemanden den mein Leben etwas bedeutete. Gut der rief auch nur zweimal im Jahr an, zum Geburtstag und zu Weihnachten, wie es sich für einen anständigen Katholiken gehört, aber man will ja nicht kleinlich sein. Ansonsten war Ruhe im Karton. In meinem Leben konnte man das Gras wachsen hören. Der Sommer lag wie jeden September in den letzen Zügen als ich mir zu Ehren meines ersten Schreies, ein paar Stück Mehlspeise gönnte, von der Supermarktbäckerin extra für mich frisch aufgebacken.
Mit drei Stück recht mickrigen und in sich zusammengefallenen Apfelkuchen,
saß ich an meinem 33. Geburtstag vor dem Fernseher, als auf CNN, ein Flugzeug in das World Trade Center krachte.
„Na die haben aber heute ein paar Tricks drauf", dachte ich laut, während ich ein Stück Kuchen auf meine Gabel schaufelte, der nach Arsch und Friedrich schmeckte.
Ein schönes Flugzeug das in ein Hochhaus kracht, das kann auch nur den Amis einfallen", plauderte ich laut und ungezwungen vor mich hin. " Gelungener Trailer" befand ich, "wie in Echt, wirkt nicht im geringsten gestellt. Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, du weiß wie man einen degenerierten Europäer, eine heiden Angst einjagt. Zwischen meinen äußerst geistreichen Bemerkungen schaufelte ich immer ein wenig Apfelkuchen auf meine Gabel. "Onkel Sam", lästerte ich mit vollem Mund, während Feuer und schwarzer Rauch meinen Fernseher einhüllte, "schau nur was aus eurem Marshall Plan geworden. Ja ich sah die größten Köpfe meine Generation, vom Wahn zerstört, hungrig, hysterisch und nackt, durch Negerstraßen irren, auf der Suche nach einer wütenden Spritze, nur ich war nicht darunter". Seit ich an einer schizoaffektiven Psychose erkrankt bin, denke ich prinzipiell nur noch laut. Da mein Fernseher nicht wirklich Flammen aufging, sondern nur das bewegte Bild eines Turms brannte, dachte ich nicht im entferntesten daran, meine kleine Geburtstagsparty zu unterbrechen und aß einfach weiter. Gedankenlos aß ich vor mich hin und starrte in die Glotze. Neuroleptika, entsprechend hoch auf dosiert, besitzen die vielversprechende Eigenschaft, so ziemlich jeden Gedanken, der zum weiter Denken in Frage käme und über das Alltägliche hinaus will, einfach aufzufressen. So wie ein dunkles Loch Materie verschlingt, verschlingen Neuroleptika einen halben Menschen. Neuroleptika sind der natürliche Feind jeder aufschäumenden Emotion. 400 mg Seroquel schnell mal eingeworfen und da schäumt nichts mehr. Früher segelte ich den halben Tag unter Piratenflagge, durch den indischen Ozean, überfiel wenn der Magen knurrte oder Langweile aufkam, reihenweise Handelsschiffe, die unter imperialer Flagge segelten, raubte allen Besitz und verteilte diesen an die Armen. Dann warf ich die keifenden Mütter über Bord und liebte stundenlang das hochwohlgeborene Frauenzimmer. Oder ich stieg im Karakorum, natürlich ohne künstlichen Sauerstoff, nur aus einem Grund, auf den nackten Berg, den die einheimischen Nanga Parbat nennen, weil ich mit dem Herman Buhl ungestört eine rauchen wollte. Unter Einfluss des ärztlich verschriebenen Nervengas geraten ausschweifenden Phantasien zur vollkommenen Unmöglichkeit. Gezähmtes Dopamin, gelähmtes Serotonin, schwachbrüstige Synapsen und auch die ganzen Botenstoffe gehen auch am Stock. Tablettentage sind verlorene Tage, nur ohne das Zeug ist man noch verlorener. Es gibt keine Angst und kein Staunen, Alte biblische Vorhersage verlieren ihren Bedeutung. Kein Meer teilt sich. Lazarus bleibt tot in seinem Grab liegen und Jesus schafft es nicht einem zum Tischlergesellen. Trotz seiner Zerrissenheit ist man gewillt sich man am Riemen zu reißen. Immerhin sind wir eine Leistungsgesellschaft. Jahrelang bläuen sie einem ein, das man etwas zu leisten hat. Leiste etwas, denn ohne Leistung kann man sich nichts leisten. Das ich dieses Prinzip eifrig in die Tat umsetzte, immerhin konnte ich mir, einen Rudel Depressionen leisten, ging ganz in der Geschäftigkeit dieser Welt unter.Mach etwas aus deinem Leben etwas, bevor das Leben etwas mit dir macht. Führt erst mal das Leben Regie, kommt das eigene Leben mitunter zu kurz. Ist es erst mal so weit, kann es schon mal vorkommen, das man narkotisiert auf seinem fetten Arsch sitzt und nicht mehr hoch kommt. Von Sinnlosigkeit geschlagen starrt man mit zerknitterten Gesicht ins Leere, bis die Leere in einen zurück starrt. Minuten des Nichts addieren sich zu Stunden, Stunden zu Tage und Tage zu Wochen. War gestern März oder doch schon Juni. Und plötzlich ist das halbes Leben um ist. Das Bewusstsein nichts als ein leerer Bilderrahmen, in einer Ausstellung die „ICH“ heißt. Von Depressionen befallen zu sein, heißt bei Zimmertemperatur erfrieren. Depressionen haben, heißt beim Gehen innerlich zu versteinern. Depressionen bringen einem zum Verschwinden, während man sich vertikal ausbreitet. Da saß ich also ein, ein depressives verlebtes und trostloses Monster, vom wirklichen Leben abgehängt, allein an seinem 33 Geburtstag, in einem Zimmer vor der Glotze. Aber das bisschen Lethargie und sich Verstecken, war immer noch besser, als ein längerer Aufenthalt in der Klapse.
Heilanstalt nennen sie diese ehrenwerten Einrichtung um den humanitären Schein zu wahren. Eingekerkert, degradiert und von Göttern in Weiß bevormundet. Alte, Betagte, Irre und Debile sind die Roma und Sinti jeder Gesellschaft. Adorno würde sogar nach einen Schritt weiter gehen uns als „die Juden“ bezeichnen. Dieser Adorno, auf den kann man sich, wenn es ernst wird auch nicht wirklich verlassen. Seine männlichen Kommilitonen mit den langen Haaren lachten ihn aus und die Girls hielten ihm die Titten ins Gesicht und das alles im Namen der Revolution. Ho-ho Ho Chi Minh, Holger, der Kampf geht weiter, nur der Holger, lag leblos und bis auf die Knochen abgemagert in dieser Grube und der Mann der diesen Schlachtruf, in die trauernde Runde warf, hatte einen Loch im Kopf. Depressive Gedanken schweifen gern an. Die innere Welt sucht und findet eine äußere Welt. Mit Worten lassen sich äußere Ereignisse und Zustände so zuschreiben, das die innere Welt sich darin wieder spielgelt. Greise und Betagte, echauffierte ich mich weiter, in vollgeschissen Windeln, wundgelegen und an gusseisernen Betten gefesselt, dem Lebensende entgegen sichernd, sind unsere Antwort auf 2000 Jahre Christentum. Privatversichert, Privatversichert bekundete ich sollte man sein. Ausrangierter, ausgegrenzter und klapprig gelebter Menschenmüll, den man auch noch den letzten Rest von Menschlichkeit verwehrt, sind die Kehrseite unseres Jungendwahns. Ansatzpunkte um sich in dieser Welt unbehaglich zu fühlen gibt es genug. Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends, wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts wir trinken und trinken wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng. Depressive Gedanken stehen nicht auf und gehen raus in die Sonne. Nein die bleiben im Dunkel sitzen. Am 11. September 2001 saß ich. Den brennenden Turm in der Glotze hielt ich für einen schlechten Scherz. Und dann erst diese ganzen Debilen, moserte ich weiter, jedes Jahr zu Weihnachten steckt man sie kameragerecht in ein rosafarbenes Kostüm und lässt sie Schwanensee nach tanzen. Dieses hochnotpeinliche Herumgestolpere, vom feinen Publikum akklamiert, nennen sie dann Menschlichkeit. Doch wehe wenn der Vorhang fällt und die feinen Herrschaften das delikate Buffet erstürmen, dann sind die Kaputten wieder unter sich. Ich zumindest habe noch nie einen Mongo im Staatsopernballett gesehen. In keinem noch so schwachsinnigen und hingeschissenen Musical dürfen sie mit hopsen. Nicht einmal in der Kirchen dürfen sie den Ministranten machen. Für so eine verantwortungsvolle Aufgabe, bedarf es natürlich unserer Besten. Und was für ein schwuler Pfarrer wird schon bei einem Mongo geil oder sexuell stimuliert, wenn dem die Spucke bei den Mundwinkel heraus quillt. Die Stars fahren auch lieber nach Afrika. Raus aus der Betty Davies Entzugsklinik und rein in den Flieger. Die Wiege der Menschheit gehört gewogen, aufgewogen, den Image ist alles. Beim mir gleich um die Ecke, schrauben Behinderte, zumindest jene, deren motorische und intellektuelle Fähigkeiten das zulassen, den ganzen lieben Tag Kugelschreiber zusammen. Tag ein und Tag aus Kugelschreiber, was für eine Tragödie. Promis, befand ich, habe ich dort noch nie gesehen. In Afrika ist ja auch das Klima wesentlich milder. Ich bekam durst. Notgedrungen erhob ich mich aus meinem Herrensitz und ging in die Küche um mir ein Glas Orangensaft zu holen. Als ich mich wieder hinsetzte, sah ich wie ein zweites Flugzeug in den anderen Turm krachte. Zugedröhnt wie ich war, brauchte es einfach seine Zeit bin ich schnallte was das gerade abging. Zuerst dachte das sei einfach eine Wiederholung. Da aber beide Türme in Flammen standen, lies ich von dieser Theorie ab und zappte ein wenig herum, denn wenn andere Sender auch diese Bilder, mit beiden in Flammen stehenden Türmen ausstrahlten, dann konnte das kein Trailer sein. Kurz gesagt es war kein Trailer. Auf so gut wie allen Sendern stiegen schwarze Rauschschwaden gegen den wolkenlosen Himmel. Nur die Verkaufssender wehrten sich standhaft. Über den völlig zerstörten Stockwerken, sah man Menschen, weiße Tüchern, Hemden und was weiß ich noch nicht schwenken. Fuhr die Kamera nach unten, kamen so kleine unscharfe Teile ins Bild, die rasend schnell zu Boden fielen. Was ist denn das fragte ich mich. Ich tippte auf herab fallende Trümmer. Ganz sicher war ich mich nicht. Mit dem Teller in der Hand ging ich ein Stück näher an die Glotze heran. Kauend stelle ich fest, dass diese herabfallenden Trümmer, zu zwei Drittel aus Wasser bestanden, Gut wenn jemand von Berufswegen her Zyniker ist, dann waren das herabfallenden Trümmer. Nur ganz so kaputt war ich nun auch wieder nicht. Menschen, mit Jobs, Familien, Kinder, Träumen und Wünschen, sprangen lieber in den sicheren Tod, bevor sie da oben verbrannten oder qualvoll erstickten. Das war keine Jerry Bruckheimer Verfilmung. Dieses Armageddon da hatten keinen Helden. Mein mattes Hirn kam endlich in Bewegung. Sprungtücher, ich dachte an Sprungtücher oder so was ähnliches. Mit Sicherheit gibt es da Sprungtücher, oder aufblasbare Matratzenlandschaften, in die man einfach rein springt und alles wird wieder gut. Nur da wurde nichts gut. Meine damalige Glotze hatte eine Spannweite von gut 70 cm. Ich stieg um den Fernseher herum um nicht doch etwas zu erspähen, in das diese Menschen weich fallen könnten. Nur da war nichts..Diese Menschen fielen und fielen, manche überschlugen sich beim Fallen und knallten bevor sie auf den Boden aufschlugen gegen den die Fassade des Turms. Einer nach dem anderen starb, alles Live, alles an meinem Geburtstag. Zwei Flugzeuge die nacheinander in zwei Türme krachten. Dass das konnte kein Zufall. seid. „Ihr seid doch eine Horde von Arschlöchern“, fluchte ich herum, während ich mit großen Augen, wie gefesselt an der Glotze hin. Den Teller mit dem Kuchen stellte ich auf den Fernseher. „Die haben doch niemanden etwas getan“, empörte ich mich. Nur das Glotzen konnte ich deswegen nicht sein lassen. Die fallenden Menschen, der schwarze Rauch, die Wiederholungen des zweites Einschlags, das Feuer, der Horror multiplizierte sich . Plötzlich, nein nicht nur plötzlich sondern völlig unerwartet, stürzte einer der beiden Türme, einfach wie so ein scheiß Kartenhaus, in sich zusammen. Von Ereignissen oder eher den Bildern der Ereignisse benommen hockte ich da. Wie kann so ein mächtiger Turm, einfach so in sich zusammenbrechen frage ich mich? Der ist doch kein Mensch. Noch bevor ich mich von dem, was sich da gerade zugetragen hatte, einigermaßen erfangen konnte, machte auch der zweite Turm schlapp. Wie verrückt drückte ich auf der Fernbedienung herum. New York verschwand so gut wie auf jedem Sender unter einer riesigen Wolke aus Asche. Noch während diese furchterregende Wolke der Apokalypse, eine Spur der Verwüstung hinter sich her zog, fing ich an mich selbst zu bemitleiden. Da das hab ich verdient, jammerte ich los, das geschieht mir nur recht, das ist jetzt die gerechte Strafe weil ich meinen Arsch nicht mehr hochbekomme, scheiß Leben, scheiß Geburtstag. Ja wer den Wind sät, wird den Sturm ernten. In welchen Zusammenhang ich dieses leicht abgewandelte bübische Zitat brachte, kann ich heute noch nicht beantwortet. Vielleicht stellte ich unbewusst eine Verbindung zwischen diesen Bilder und den Eindrücken meines UNO- Einsatz 1991 in Kuwait und Irak, her. Die Straße des Todes zwischen Kuwait und Irak, wohin man auch sah, alles war voll mit zerschossenen Fahrzeugen, brennenden Ölfelder, die uns keinen Tag sehen ließen, die kaputten Vögel, mit den in Öl getränkten Flügeln, die ganten zerlumpten Menschen. Letzten Abend lief der Western "Tombstone", da wurde auch jede Menge Sturm geerntet und das wortwörtlich. Denkbar wäre es natürlich, dass ich den Spruch einfach nur da abgekupfert hatte. Scheiß Geburtstag und erste dieser hingeschissene Kuchen. Wie verblödet muss einer denn sein, das er sich so einen hingeschissenen Kuchen, als Geburtstagstorte aussucht. In höchster Not suchte die menschliche Psyche instinktiv nach einem Ausweg. Meiner bestand darin das mir diese Irren in den Sinn kamen, die mit dem Fahrrad durch das wilde Kurdistan radeln wollten und im Südostens des Irans, von ein paar bösen Buben entführt wurden. In der Provinz Sistan-Belutschistan, das von Drogenbanden kontrolliert wird, hatte man sie von der Weiterfahrt vorübergehend abgehalten. Diese völlig vertrottelten Spießer lästere ich, die sind ja noch bescheuerter als ich. Der Herr Beamte oder die Frau Angestellte, Radfahren auf dem Drogenpfad, weil man dieses langweilige und sinnentleerte Leben anders nicht mehr aushält. Spring doch aus einem brennenden Hochhaus. Auf dem Motorrad durch die algerische Wüste, direkt in die Arme der Tuareg, oder zu Fuß durch den kolumbianischen Dschungel. Dann steht man dann mitten einer Kokainplantage der FARC und fragt sich staunend, was das denn für Pflanzen da sind, weil im Reiseführer sind sie nicht aufgeführt. Das Durchwandern unser heimischen Natur reicht ja nicht mehr. Das ist öde und langweilig. Abendteuer, der Herr Oberspießer, der sich sogar seine Modelleisenbahn versichern lässt, braucht zum Ausgleich ein richtiges Abendteuer. Lebensträume, fluchte ich in Richtung Glotze und Kuchen, gehören erfüllt. Nur im Irak habe ich euch Arschlöcher nicht gesehen. Dorthin schickt ihre dann den menschlichen Ausschuss, die ganzen Versager und Verlierer, weil für so etwas seid ihr euch dann doch zu schade. Ich stand auf nahm den Teller mit dem Apfelkuchen und warf den Kuchen samt den Teller in den Müll. Das inzwischen ein weiteres Flugzeug auf das Pentagon gestürzt war, bekam ich erst so nach und nach mit. Der Absturz von Flug United 93, in der Nähe von Pittsburgh, war ganz in meinem Selbstmitleid untergegangen. Vor zehn Jahren schrieb ich, dass diese Art des Wahnsinns, einer ziemlich eigenwilligen Interpretation des „dschihadistischen Salafimus zu. Unter Salafimus versteht man eine philosophische Schule, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert, als Reaktion auf die Ausbreitung des europäischen Gedankentums entwickelte. Für die militanten Gruppen sind die Salafisten jedoch diejenigen, die die heilige Schrift in ihrem eigentlichen, in der Tradition verankerten Sinn begreifen. Als wichtiger Gewährsmann dieser Tradition gilt der große alim Ibn Taimiyya aus dem 14. Jahrhundert, auf den sich auch das Wahhabitentum als oberste Instanz beruft. Die salafistischen Dschihadisten, oder Gotteskrieger kämpfen für eine strenge Beachtung des genauen Wortlauts der heiligen Schriften. Absoluten Vorrang für diese Irren hat, seit sie die Russen mit generöser Hilfe der USA, aus Afghanistan vertrieben haben, der Dschihad gegen die genau dieses Amerika. Nach und während des 2. Golfkriegs, wagten es diese Burger-Kuffar saudi-arabischen Boden zu betreten. Wortführer, dieser nicht mit Neuroleptika behandelten Ideologie sind die oppositionellen saudischen Prediger Hawali und `Auda und natürlich Osama Bin Laden. Diese salafistische Bruderschaft hegt unter anderem starke Sympathien für eine andere Bewegung des Islam, die zur gleichen Zeit, in ähnlich kargen Gegend und im gleichen Kontext entstand, die Taliban. Die Taliban bekennen sich jedoch zur Schule der Hanafiten und zur Deobandi-Richtung und haben lediglich die lokalen Medresen besucht, die größtenteils in Pakistan liegen. Warum ich diesen kurzen Ausflug, in die Geschichte des Salafimus 2001, unbedingt in diesen Text unterbringen musste, keine Ahnung. Ein bisschen Wichtigmachen und Schaumschlagen, um von den eigenen Unzulänglichkeit abzulenken. Dabei sind diese Zeilen eh nur geklaut. Sie stammen aus Gilles Kepel, "Schwarzbuch des Dschihad". Ohne Kuchen saß ich dann wieder vor der Glotze. In eiligst zusammen gestellten Reportagen, sah man zitternde und von Staub und Asche bedeckte Menschen, zu tiefst verstört und mit weit aufgerissenen Augen an irgendwelche Kameras vorbei laufen. Als dann auch noch so ein Paradeintellektueller mit Vollbart, heute weiß ich das es der Dampfplauderer Slavoj Žižek war, von der ver-hollywoodisierung des Terrors sprach und ein Heer honorige Damen und Herren, aller intellektuellen Gattungen, ihren unvermeidlichen Senf, in Form von glasklaren Analysen absonderten, drehte ich ab. Die Geburtstagsparty war zu Ende. Am späten Nachmittag rief mich mein alter Herr an. Das übliche Gespräch unter zwei erwachsene Männer, die nichts von einander wissen. Zwei emotionale Krüppel. Vater hatte er keinen, der ist im Russlandfeldzug, für den strammen Braunauer gefallen, während seine Mutter, früh an Schizophrenie erkrankte. Noch Mitte der Siebziger, kämpfte die tapfer mit einer Gabel in der Hand, am Balkon unseres Hauses, gegen die alliierte Übermacht. So ein Mann, der schon sehr früh auf sich allein gestellt war und darauf trainiert ist, nur sich selbst im Blick zu haben, ist als Vater nur bedingt einsatzfähig. Das wäre ja noch zu verkraften, wenn er wenigstens bei der Wahl seiner Frauen ein besseren Händchen gehabt hätte. Gut dreißig Jahre hat es gedauert, ihn zu erklären, dass meine Stiefmutter, nicht der Liebensengel war, für den er sie heute noch hält, weil die Blumen im Garten immer so schön blühen und die Wäsche gut duftet. Wir redeten über die Ereignisse dieses Tag was sonst.
Am Abend klopfte dann noch meine Nachbarin, die selbstsüchtige Helga mit ihrem verstörten Sohn dem Markus, an meiner Tür. Die war mal ein ziemliches Aß. Jedem Kerl hängte sie einfach ihre großen und festen Titten ins Gesicht, damit dieses Kerl dann dieses oder jenes für sie tat. Funktionierte ganz ausgezeichnet. Ihr Ex oder zumindest einer ihrer Ex hatte sich vor ein paar Jahren vor ihren Augen, am einem Baum aufgehängt. Deswegen behauptete sie war ihr Sohn war völlig verstört. Gegen den Kleinen sprach der Herr Münchhausen fortwährend nur die Wahrheit. Gut wer will da schon groß widersprechen: Wenn Not am Mann war und die Titten in der Bluse gar so schön hüpften, schaute ich auf ihr verhaltensgestörtes, nein verhaltensauffälliges Kind, das beim Spazieren gehen, schon mal vor allen Leuten einfach auf die Straße pisste. Ich wurde ich reich beschenkt. Es gab ein Rasierwasser, die neue CD von Grönemeyer und eine Torte, auf der die Zahl vierunddreißig stand. Sie hatte sich nur um ein Jahr geirrt. In Anbetracht der Ereignisse dieses Tages nahm ich diesen kleinen Irrtum mit stoischer Gelassenheit hin. Nur nach ihren beiden Küsschen brach in mir irgendetwas zusammen. Ich wollte ihre verlogenen Glückwünsche nicht, dieses aufgesetzte Lächeln, es widerte mich an. Wenn ich mich wenigstens in ihr getäuscht hätte. Nur das hatte ich nicht. Nix aufpassen auf den kleinen Pisser nix Geschenk. Was war ich froh als die Tür hinten den beiden wieder ins Schloss fiel. Als ich dann wieder den Fernseher anmachte, sah ich auf jeden Kanal, bis auf die Verkaufssender, verzweifelte Menschen, Flaggen auf Halbmast und in den Gesichtern drei tausend Kilo Entsetzen und hundert Jahre Trauer. Später am Abend erklärten sie einem, das diese Terroristen nur Stanleymesser bei sich trugen.
Nur Stanleymesser dachte ich laut, nur ein paar so Stanleymesser. Wie können nur ein paar beschissene Stanleymesser, halb New York zum Einstürzen bringen. Während ich so vor mich hin sinnierte, kam mein kleiner Kater, halbpersischer Herkunft, mit dem struppigen Fell, das ich viel zu selten bürste, angetrottet und kotzte mir einfach so vor die Füße. In Anbetracht dessen was dieser Tag so zu bieten hatte, war das noch die angenehmste Überraschung.

Seit dem 11.09.2001 habe ich nie mehr ein Stück Apfelkuchen gesessen.

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Montag, 5. September 2011
E-Mail für Dich!
Oder warum ich eine funktionsfähige ENIGAMA angefordert habe.

Absender: Herr.Benard Cooper [benardcoope@aim.com]
Betreff: dringend

Ich vermute, dass diese E-Mail ein ьberraschend fьr Sie sein wird, aber es ist wahr.Ich bin ein "verify-Routinen in meiner Bank (Standard Bank of South Africa), wo ich arbeite, gestoben in einem Konto, das nicht den Anspruch erhebt getroffen worden zu sein ist, wem Ehre derzeit $ 8.500.000 (acht millionenfunfhundert US-Dollar).

Dieses Konto gehurt Herr Manfred Becker, der einKunde in unserer Bank, der leider verstorben war. Herr Becker war eingeburtiger Deutsch.

So ist es mцglich fьr mich, dass das Geld Verwendung von $ 8,500,000 erhцhte ich die Kooperation mit einer auslдndischen Partner wie Sie markieren, kann ich als Verwandter und Erbe des verstorbenen Herrn Becker vorstellen, so dass wir das Geld inanspruch nehmen kann.

Fьr die Anhдnger erhalten Sie 30% des gesamten Immobilien-und die restlichen 70% stimme ich mit meinen beiden Kollegen, unterstutzen.Wenn mich in diesem Geschдft auch mirmit Sie interessiert sind, kцnnen Sie mich per E-Mail:benardcooper@aol.nl, damit ich Ihnen weitere Informationen senden kцnnen sein. Bitte senden Sie Ihre Antwort auf diese E-Mail: .

Mit freundlichen GrьЯen,
Herr.Benard Cooper

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