Donnerstag, 30. November 2017
Überfällige Zeitenwende
„Ich mache ihr ein Angebot dass sie nicht ablehnen kann“. Don Vito Corleone. Aus dem Film der Pate. Leicht gegendert.

Im Zuge der #Meetoo-Kampagne, eine Mischung aus berchtigten Aufschrei, etwas darüber hinaus und teilweise auch zu viel, ging in Österreich eine Frau Namens Nicola Werdenigg an die Öffentlichkeit. Die Dame ist eine ehemalige Skirennläuferin, die von weit verbreiteter sexualisierter Gewalt und systematischen Machtmissbrauch im Bereich des österreichischen Skisportbetriebs in ihrer aktiven Zeit durch „Trainer, Betreuer, Kollegen und Serviceleute“ gegen bzw. gegenüber Frauen sprach. Sie selbst soll als 16 Jährige von einem damaligen Mannschaftskollegen vergewaltigt worden sein. Den Namen des Mannes der sie vergewaltigte, für den natürlich die Unschuldsvermutung gilt, wollte sie aber nicht öffentlich machen. 40 Jahre später, gegen den Mann juristisch vorgehen, wo dann Aussage gegen Aussage steht, lohnt sich nicht mehr. So die Frau Werdenigg im ORF. Ach ja dachten sich Österreichs männliche Granden des Skiverbandes. Was geht uns das an wie vor 40 Jahren die sexuelle Freiheit im österreichischen Skiverband interpretiert wurde. Die Frau Frau Werdenigg war dann aber noch so unfein und forsch, einen Schritt weiter in die nähere Vergangenheit des Ski-Verbandes hinein zu platzen, wie einst der Peter Sellers auf eine Party. Und zwar bis ins Jahr 2005. Sie kenne selbst einen Fall aus dem Jahr 2005, der sogar an die Mannschafsführung herangetragen wurde, an den Damenchef und einen noch höheren Funktionär, ohne das dem Fall genauer nachgegangen wurde. Eine weitere Weltcupläuferin berichtete dann im "Standard" anonym über Fälle von sexualisierter Gewalt. Mehr hätte es im männerbündlerischen Ski-Verband nicht gebraucht, mit einem Patriarchen Namens Peter Schröcksnadel an der Spitze, der in seinem ganzen Gehabe, a bisserl an den Paten Don Vito Corleone aus dem gleichnamigen Film erinnert. Der Alpen-Mugabe, seit 1990 an der Spitze des Ski-Verbandes, polterte dann in seiner ihm typischen Art auch sofort gegen die Frau Werdenigg los. Der fuhr gleich die ganz schweren Geschütze der Einschüchterung auf. Entweder nennt die Frau Werdenigg Namen oder sie soll aufhören den Skiverband zu beschmutzen, der ja eine extremst weiße Weste hat. An der Spitze des Ski-Verbandes hatte der Mann alle nur erdenklichen Skandale ausgesessen. Doping 2002, 2006, 2015, 2016, Verträge bei der Ski-WM 2013, die ungefähr so aussahen wie jene vom Eurofighter-U-Ausschuss, dass man sich vor lauter Schwarz auf sein besonderes Reimtalent angewiesen ist, um zu verstehen was in den Verträgen tatsächlich stand, obschon 250 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln flossen, dick und süß wie Honig. Bei den Olympischen Winterspielen in Turin 2006 erwischte es den Ski-Verband ganz schlimm. Da kamen die Carabinerie in die Unterkunft österreichs Biathleten und Langläufer und beschlagnahmten Geräte und Substanzen, die zu Blutdoping geeignet sind. Zar Peter der groß Unschuldige, wehrte sich damals gegen den pauschalen Dopingverdacht mit dem legendären Satz: “Austria is a too small country to make good doping". Eben weil Austria so schmal ist, liegen die Vermarktung und Sponsorverträge von Weltcuporten und Athleten natürlich alle in den Händen des Ski-Verbandes. Dort sind die auch bestens aufgehoben. Nur Kitzbühel wirtschaftet in die eigene Tasche, was man bei dem Reibach nur zu gut verstehen kann. Bei Werbeflächen in Austragungsorten von Ski-Rennen ist der Ski-Verband auch recht breit aufgestellt. Gerne auch mal im Großformat. Von seiner inneren Struktur erinnert der österreichische Ski-Verband a bisserl an die FIFA. Wer spurt dem wird vom Präsidenten auch gegeben. Genommen wird natürlich auch. Dem Chefe gehört auch ein eigener Berg, auf dem schon Weltcup Ski-Rennen stattgefunden haben. Wie sagt man. Der Herr Präsident ist ein begnadeter Netzwerker, rauf bis in die höchsten Erhebungen der Macht. Großunternehmer ist er sowieso. Über 30 Firmen gehören zu seinem Ski-Imperium. Wer die Vermutung aufstellt, dass es da zwischen dem Unternehmer Schröcksnadel und dem Präsidenten des Ski-Verbandes Schröcksnadel, hin und wieder zu Interessensüberschneidungen kommt, wird so falsch nicht liegen. Der Mann kann Berge versetzen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. In der Welt des Herrn Präsidenten war dann gleich mal der österreichische Ski-Verband das Opfer und die Frau Werdenigg die Täterin. Verdächtigungen ohne Namen. Nicht mit uns. Mit Empathie und Verständnis für das Opfer lief da gar nix beim Alpen-Mugabe. Schauderhaft das mitanzusehen wie der Mann mit der Frau Werdenigg umging. Erinnerte sehr in die Um2 wenn die Keller machte. Natürlich ging der Mann gleich in die Vollen und wollte die Frau Werdenigg klagen. Nachdem es dann in den sozialen Medien extremst stürmisch wurde, war das mit der Klage dann nur eine perfide Medienfinte eines Journalisten der ihn reinlegen wollte. Am Montag in der ZiB 2 machte der Herr Präsident dann zum Thema sexuelle Gewalt im Ski-Verband ganz viel und drehte das Thema "mögliche sexuelle Gewalt im Umfeld des Skiverbandes", in Richtung Heiratsplattform und Techtelmechtel. Ka Spaß. In der Erfahrungswelt des Herrn Präsidenten wird geheiratet und in jener der Frau Werdenigg mehr vergewaltigt. Ich will jetzt gar nicht so tun als ob ich die Wahrheit kenne. Irgendwann werden wohl Namen fallen müssen. Und auch wenn Namen fallen steht schon wieder Aussage gegen Aussage. Aber ich halte die Frau Werdenigg für glaubwürdig. Die druckt da kane Gschichtl, schön über Simmering, Pankow und die steilen Pisten im künstlich beschneiten Weiß. Im Volleinsatz braucht es im Übrigen 5 Millionen Liter Wasser in der Stunde für den Pistenzauber. Die sexuellen Übergriffe 2005 betrafen auch nicht die Frau Werdenigg, sondern eine andere Person. Sie war ja nur die Botschafterin dieses Vorfalls. Trotzdem oder gerade deswegen, wo dieser Vorfall doch in die Amtszeit des Alpen-Zaren fällt, machte der Herr Präsident keine Gefangenen. Intern. Der Herr Präsident würde diese Sache geren intern lösen, so wie die Um2 das mit dem Keller intern löste. Aus dem letzen Jahr gibt es angeblich eine Studie unter 1800 Leistungssportlern aus Deutschland. Ein Drittel der Befragten bekundete, sie seien Opfer von sexuellen Übergriffen geworden. Ganz übel ging es da zuweilen auf der Planche beim Fechten zu. Da wurde zeitweise weniger mit der feinen Klinge gefochten und mehr. Der Herr Präsident sagte dann im ZiB 2 Interview sinngemäß: Wenn der Staatsanwalt gerichtlich nichts Verwertbares gegen den Ski-Verband herausfindet, würde auch eine Entschuldigung von der Frau Werdenigg auch reichen.

Fazit: Herr Präsident. Wenn sie gerade dabei sind. Warum graben sie die Frau Werdenigg nicht gleich noch mal persönlich by the Pussy. Vielleicht lässt sich das Trauma auffrischen wie eine Tetanusimpfung.

Ende.

Arbeitszeit: 151 Minuten, 35 Sekunden und einmal

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