Dienstag, 19. Januar 2016
Wir sind die Vogelfreien. Ein Nachtrag.
Am Samstag habe ich ja den Text „Wir sind die Vogelfreien“, in die Tasten gewackelt und online gestellt. „Gezimmert“ kann ich ja nicht schreiben. Den Ball ins Eck zimmern ist ein Terminus aus der Fußballersprache müssen sie wissen. Um beim Fußball zu bleiben. Können sie sich noch an David Beckhams verschossenen Elfmeter bei der EM 2004 erinnern? Nicht. Macht nix. Gibt es auf YouTube. Ungefähr so geht es mir beim Schreiben. Warum das ziemlich lustig ist. Weil der Herr Beckham aus 30 Meter ein Stecknadelkopf kleines Ding aus der Kreuzecke schießen konnte. Den Beweis dass ich von Slavoj Žižeks Essay im Spiegel mit dem Titel „Ein Karneval der Underdogs“ nix wusste, kann ich natürlich nicht erbringen. Was für meine Darstellung nix von Žižeks seinem Geschreibe gewusst zu haben sprechen könnte ist mein sonntägiger Blogeintrag über das Spiegel-Streitgespräch zwischen der Frau Schwarzer und der Frau Wizorek. Ich lese das Hefterl ja von vorne nach hinten. Und das Streitgespräch steht auf Seite 30. Auf Slavoj seinem Text wäre ich frühestens donnerstags gestoßen. Dieser Text steht ja erst auf Seite 128. Ich lese ja auch noch andere Druckwerke. Dazu werde ich mehr oder minder gezwungen. Wegen der Schizo-Sache sitze ich ja nur noch so in meinem Klappstuhl, regungslos wie ein vollgefressenes Krokodil. Mein Leben ist so monoton und langweilig das schon die Wände gähnen und am liebsten ausziehen möchten. Geht aber wegen der recht massiven Bauart nicht. Die Wände sind mir hilflos ausgeliefert. Manchmal unterscheiden wir uns nur dadurch das ich die Klospülung drücke.

Was soll i machen. Mir tut die Großstadt mit dem ganzen Trubel und dem auf den ersten Blick völlig sinnlosen Herumgeschiebe von Menschen und von Menschenverstand geschaffenen Prothesen einfach nicht mehr gut. Fahre ich einmal im Monat mit der U-Bahn zu meiner Nerventante, schreit mein auch Hirn schon „Achtung Killer“. Das macht ja keinen schlanken Fuß. Warum soll ich das wollen. In der Wohnung oder im Sommer auf der Insel fühle ich mich ja sicherer. Das der Slavoj da was geschrieben hatte, habe ich heute aus meiner Qualitätszeitung erfahren. In der stand darüber was im Feuilleton. Muss ich jetzt bei mir nachschlagen. Steht so bei mir schwarz auf gelb: „Schon als junger Mensch habe ich mir in kleinstbürgerlichen Kellern meine Räusche ausgeschlafen. In kleinstbürgerlichen Häuser und Wohnungen gab es für einen wie mich keinen Platz. Für Tiere schon. Wenn sie sich als Mensch einmal hinter gewissen Viechern anstellen müssen, haben sie jedes Recht über sich zu behaupten das sie ein „vogelfreier“ sind. Der Slavoj, ich darf den mit Vornamen ansprechen, ich bin zu 50% ein Windischer, schreibt da über die Vorfalle in Köln und anderen Städten, von einem obszönen Karneval der niederen Klassen und geht da zurück bins in Jahr 1730 in Paris. Ein amerikanischer Historiker namens Robert Darnton, ich kenne den Typen nicht ehrlich, soll in seinem Buch das große Katzenmassaker, Streifzüge durch die französische Kulturvor der Revolution, auch den Aufstand von einer Gruppe von Druckerlehrlingen beschreiben. Ich weiß natürlich nix davon. Diese Lehrlinge haben angeblich Katzen gekillt, auch das Haustier von der Frau des Meisters, weil die Lehrlinge sich schlechter behandelt fühlten als die von der Meisterin innig geliebten Katze. Und der Slavoj fragt dann nach noch einer Runde blablabla, ob der Kölner Vorfall (sexuelle Übergriffe auf Frauen) als eine zeitgenössische Version von fair la chat betrachtet werden kann.

Ich wollte ihnen ja unterjubeln das ich auch ein „vogelfreier“ bin. Im kleinstbürgerlichen Sinne auf alle Fälle. Nur mit einem kleinen Unterschied. Ich bin der Schizophrenist, der ungekrönte Herrscher über zwei Klappstühle und einem Nachtkästchen, das keine Rückwand hat, weswegen alles durchfällt. Ich habe dieses und jenes einfach nicht nötig. Ich bin wenn sie so wollen ein Aristokrat unter den Vogelfreien. Weder fummle ich ungefragt an Frauen herum, noch hänge ich Katzen auf. Ganz im Gegenteil. Als ich früher nur zu 65% Wahnsinnig war, fummelten die Weiber andauernd an mir herum, auch wenn ich mal keine Lust hatte. Ehrlich. Ich weiß noch wie meine letzte kleinstbürgerliche Freundin zu mir sagte, also ein Mensch wie du muss wenigstens fit aussehen mit Muskeln und so. Eine Wampe kannst du dir auf gar keinem Fall leisten. Sie wissen ja Jean W 29/30. Hat die mir dermaßen einen Schrecken eingejagt das ich gleich einmal abgehauen bin. Schön zurück in meine vier Wände. Damals hatte ich noch 3 Katzen am Start. Eine war schon gestorben. Die Puppe. Die war nicht ganz dicht und hätte einen Einzelplatz benötigt. Versuchen sie mal eine 8 Jahre alte Katze mit Dachschaden zu vermitteln. Die wollte ja keiner. Dieses arme Viech war auch eine Vogelfreie. Hat sich eh noch tapfer 5 Jahre durchgehalten.

Manchmal wollte ich auch so zum Spaß an die Verhältnisse von 1730 in Paris anschließen, von denen ich bis vor 3 Stunden nichts wusste, indem ich zum Holiday einem Kater sagte, „Holiday du alte Kraxen, wie wäre es denn mit Selbstmord. Ich muss eh gerade einmal durchlüften. Spring komm. Da schau. Springste schön runter und alles wird gut. Tu dem Schizophrenisten einen Gefallen“. Der Arsch hat mich ja jeden Morgen aufgeweckt weil der gerne zeitig fressen wollte. Ich weiß nicht wie oft ich dem in seinen 15 Lebensjahren dieses Angebot unterbreitet habe. Sicherlich 25 000 Mal. Hat den völlig kalt gelassen. Hat mich der Idiot nur schnurrend mit großen Augen angeschaut und ist mit aufgestelltem Schweif ins Bad abgehauen. Dort muss ich ihn dann immer durch die Badewanne schupfen und beschimpfen das er pervers sei. Ist dem kleinen Scheißer voll einer angegangen. Immer ganz rauf bis an den Rand der Badewanne und dann runter rutschen lassen. Und beschimpfen das war dem ganz wichtig. Immer wenn er das wollte hüpfte der in die Badewanne und forderte sein Recht auf Zerstreuung ein. Holiday, sie wissen ja, benannt nach dem Revolverhelden Doc Holiday. Auch ein vogelfreier. So ungerecht ist diese Welt. Anstatt sich die Leute vom Schizophrenisten aus erster Hand erklären lassen, wie sich so ein Leben als Fürst unter den Vogelfreien anfühlt, schlagen die Leute lieber beim Slavoj nach, der nur so tut als ob er weiß von was er da schreibt. Der Slavoj weiß ja nicht wie sich so ein Leben wirklich anfühlt. Ich schon. Ich bin der, der mit den Kleinstbürgern hier seit beinahe dreißig Jahren im Clinch liegt. Kennen sie das Lied „Hundert Mann und ein Befehl“. Da heißt es:
Irgendwo im fremden Land
ziehen wir durch Stein und Sand.
Fern von zuhaus und vogelfrei,
hundert Mann, und ich bin dabei.
Als wir im Irak im Namen der UNO einmarschierten, zählten wir genau 101 Mann. Einen mussten wir zurückschicken. Der war Alkoholiker und ist abgehauen. Raus in die Wüste. Mussten wir ihn wieder einfangen. Ich weiß sie werden sich jetzt sagen, geh ihr von der UNO, das ist ja nix Richtiges und Echtes. Ich war auch schon einmal auf Urlaub in Dubai. Das ist auch der Grund warum sie lieber beim Slavoj nachschlagen und den Schizophrenisten weitläufig umgehen. Sie sind halt gerne auf der sicheren Seite.

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