Mittwoch, 6. Januar 2016
Mut zur Hässlichkeit
Das wirklich beachtliche ist ja mein Timing. Gerade jetzt als Frauen auf offener Straße Opfer von männlicher Gewalt wurden und die ganze zivilisierte Welt, entsetzt den Kopf schüttelt, ich natürlich auch, schreibe ich blöd wie ich bin über Frauen die sich am Kriegspfad der Selbstbestimmung befinden. Sau lustig.

Da niemand so freundlich war für mich einzukaufen, weil ich mit der Frage hinter welchen Frauen, Männer noch hergehen dürfen oder gar sollen, und ob es da schon kulturell eingeübte weibliche Signale/Zeichen gibt, mit denen die Frau einem Kerl zu verstehen gibt, das er gefälligst woanders langgehen sollte, musste ich die Sache selber in Angriff nehmen. Eh nur Pizza beim Stand. Das ist der Aufstand der hässlichen Frauen, die Revolte der Formgeschädigten dachte ich mir. Die haben die Schnauze endgültig voll von unerreichbaren und demütigenden Schönheitsidealen, die sie klein halten und zu Objekten männlicher Lust und Machtorgamsen degradieren. Sex sells, nix mehr sex sells. Das sind Spiegelbildstürmerinnen. Die ziehen ihr eigenes Ding jetzt knallhart durch. Das ist ein Krieg mit anderen Mitteln. Wenn Frauen einmal schon Öffentlichkeit für sich reklamieren, und diese am liebsten in No-Go-Areas verwandeln würden, zu denen Männer kein Zugang mehr gewährt werden soll, dann ist aber die Scheiße mächtig am dampfen. Das ist die Rache der hässlichen Frauen. Frauen die solche auf den ersten Blick recht makabre und überzogene Forderungen stellen, sind ja in der Regel ziemlich unattraktiv. Für den männlichen Blick zumindest. Umso militanter und unversöhnlicher diese Frauen in ihren Forderungen sind, umso weniger fotogen sind diese Frauen in der Regel oder wollen fotogen sein. Und recht haben sie. Warum sollen sie sich von einer total überdrehten realitätsfremden und einschüchternden Schönheitsindustrie ins Knie ficken lassen. Ich sitze doch auch nur noch so da weil ich an den Normen gescheitert bin. Weil es diesen Frauen nicht gelingt, nicht gelingen kann, die Wurzel des Übels auszureißen, weil sich diese Schönheitsindustrie nicht verorten lässt, schon gar nicht im digitalen Zeitalter, das ja wie eine Hydra wuchert, scheitern diese Frau zwangsläufig daran, dieses Schönheitsideal ganz in ihren Sinne zu verändern oder gleich ganz in die Tonne der überholten Rollenmodelle zu treten.

Eben weil dieses Schönheitsideal wie eine Halluzination wirkt, wollen diese hässlichen Frauen wenigstens die Überbringer der schlechten Nachricht, dass sie unattraktiv sind, aus ihrem Leben eliminieren und das sind nun einmal die Männer, die natürlich auch ein Opfer dieses Schönheits und Sexindustrie sind, und in der Regel völlig überzogene und unrealistische Vorstellungen davon haben, wie eine attraktive Frau auszusehen hat. Die schauen sich blöde Musik-Videos an wie vom Drake „Hotline Bling“, derzeit 318 Millionen-Klicks und halten diesen Chimäre dann für die Wirklichkeit. Sogar wenn diesen Männern bewusst ist das Frauen so in der Regel nicht aussehen oder aussehen wollen, bleibt irgendetwas von den bewegten Bildern in ihrem Bewusstsein hängen. Mir doch egal dachte ich mir. Was geht denn mich das an. Wobei ich schon zugebe. Wie die meistens von uns habe ich nur ein Leben das ja völlig Wohlstandsfotzen unberührt ist und wie es aussieht WF unberührt bleiben wird. Weil ich in meinem Wahn einen Hang zu Schuldgefühlen habe, fragte ich mich ob die 10 Meter Abstand, die ich zu einer vor mir gehenden Frau einhielt, eh genug sind. 10 Meter sind doch ganz respektabel dachte ich mir. In Wien gibt es ja jede Menge Kreuzungen, Ampeln und Zebrastreifen. Da muss man dann schön warten wenn man sich an die Gesetze hält. Manchmal ist auch so viel Verkehr, da läuft man nicht einfach über die Straße, nur weil auch Frauen an einer Ampel warten um die Straße zu queren. Das geht doch nicht. Da kommt ja nie auf die andere Straßenseite. Unweigerlich rückt man da einer 10 Meter vor einem gehenden Frau wieder auf die Pelle. So eine Ampel-Gehweg-Situation hat ja beinahe was vom Kölner Hauptbahnhof dachte ich mir. Ganz schlimm sind ja U-Bahn Situationen. Ich fragte mich was ich machen würde wenn mir eine Frau in der U-Bahn mal an den Schwanz fasst. A) dem Herrgott danken B) davonrennen oder C) auf den Kontrolleur hoffen und behaupten das man schwarz fährt. Schwierig dachte ich mir. Kommt ganz drauf an wie die Dame aussieht zu der die Hand gehört. Nee dachte ich mir das geht nicht, das ist frauenfeindlich. Kann man zu einer Frau überhaupt noch sagen das man sie schön findet oder rennt man mit so einer Feststellung schon ins offene Messer. Aber sagen nicht auch Frauen dann und wann am Klos das ein Mann scheiße aussieht. Die Marla sagt das andauernd. Als Feminist muss wohl oder übel jede Hand die an einer Frau hängt willkommen heißen. Egal. Ich stand also an der Ampel neben der Frau zu der ich eben noch einen komfortablen Respektabstand gehalten hatte. An sich leide ich ja nicht unter überbordender Schüchternheit. „Bitte entschuldigen sie“, legte ich los, „das ich sie bei dieser beißenden Kälte einfach so anspreche. Ich will ihnen überhaupt nicht blöde kommen. Ich bin da jetzt eine Zeitlang zwangsläufig hinter ihnen hergegangen. Ich will ja zum Döner und Pizza-Stand. Außen herum wäre das schon ein ziemlicher Umweg. Was ich sie fragen möchte. Fühlen sie sich deswegen von mir bedroht“. Die Frau so Anfang dreißig schätze ich mal, schaute mich doch etwas überrascht an. So von oben bis unten und einmal von unten bis oben. Plötzlich fing sie laut zu lachen an und wollte sich auch nicht mehr einkriegen. Scheiße dachte ich mir. Aus den Weibern wird man(n) einfach nicht schlau.

Anhang. Jetzt weiß ich warum die Dame lachte. Ich habe am linken Aug eine Bindehautentzündung;-)

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