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Dienstag, 29. September 2015
Erkenntnisse im Einwegtaschentuchformat
der imperialist, 21:08h
Fortsetzung:
Gott sei Dank Frau Meermond ist nichts ernsteres passiert. Das überlebt der Kerl schon. Die Oma geht natürlich in die Vollen. So eine Stadt ist ja eine einzige Kriegserklärung an das Alter. Leider sind die alten Leute in der großen Stadt von den Massenmedien so eingeschüchtert das sie sich auch nicht so einfach helfen lassen. Bin schon unzählige Male gescheitert.
Gibt ja so Menschen wie mich, die würde man grob überschrieben als Schmähbruder bezeichnen. Schmäh ist der Alpen-Reggae, eine eigene Religion, vielleicht auch nur ein Versuch, mit den Widerlichkeiten des Leben klar zu kommen. Die Garde der Schmähbrüder stirbt ja so nach und nach aus, weil sich die Jugendkultur zusehend in immer kleinere Untergruppen aufteilt, in denen allein der richtige Style viel mehr Raum beansprucht als früher. Früher hatte niemand Style. Wir trugen alle durch die Bank ähnlich hässliche Klamotten und alle Jungs hatten einen Einheitsschnitt. Ausnahmslos alle. Deswegen nahmen wir uns andauernd gegenseitig auf die Schaufel, weil wir alle ziemlich scheiße aussahen und uns oft langweilten. So war das halt im analogen Zeitalter. Fußballspielen und herumlungern. So sah in der Regel unsere Freizeitgestaltung aus. Deswegen hingen wir oft am Hauptplatz herum, saßen auf den Parkbänken und blödelten. Wir saßen ja immer auf der Lehne und nie auf der Sitzfläche. Und die Jungs mit Migrationshintergrund, die dem Schmäh neues Leben einhauchen könnten, weil sie sich noch auf der Straße herumtreiben, sind dermaßen Rap-versaut, das sie in dem Wahn leben, Witz und Schmäh zu haben sei ziemlich unmännlich. Einem Schmähbruder unterstellt man zuweilen, dass es ihm in entscheidenden Momenten an Intellekt, Gefühlstiefe und Feingefühl fehlt. Ich finde das stimmt nur sehr bedingt. Seinen Charakter sucht man sich ja nicht aus. Die Leute tun immer so als ob man an seinem Charakter herum feilen kann wie an einem Kunstwerk. Dem ist natürlich nicht so. Ich kenne Leute die feilen und feilen an ihren Charakterschwächen herum, bis sie dieses formlose Nichts dann für ihren Charakter halten. Die einen haben eher einen Hang zur Komödie und die anderen eher zur Tragödie. Keine Ahnung warum das so ist und wie es dazu kommt. Ich hatte schon als kleiner Junge früh einen Hang zur Komödie entwickelt. Der Goadfather hatte in den Siebziger immer Kassetten in seinem Abschleppwagen herumliegen, da wurden andauernd schmutzige Witze erzählt und schlampige Lieder gesungen. Ein Beispiel: Und der Ritter Alexander rutscht mal übers Stiegenglander. Unten stand ein Nagel vor seitdem singt er im Knabenchor. Oder. Und die Rittersfrau Johanna war von einem Neger schwanger. Ihr war es wurscht, ob Schwarz oder Weiß. Die Hauptsach isch, es ischt koin Preus. (hahaha) Natürlich hatte ich keine Ahnung was ein Preus ist. Klang aber lustig. Eine letzte Strophe vielleicht noch. Und der Ritter Kunigul, Harrgott nochamol war der Teifel schwul. Der hat sich hinten 'nen Draht neibaut damit abundzu der Blitz 'eihaut.
Als ich dieses Liedgut von offensichtlich zweifelhafter Qualität sorgsam einübte, war ich vielleiht zehn oder elf Jahre alt. Niemand hatte mich angespornt oder gar auf die Idee gebracht. Stundenlang konnte ich mir solchen Schund anhören. Und der Goadfather, in der Tiefe seines Herzens auch ein verkappter Schmähbruder, war im ersten Moment auch nicht begeistert als ich ihm auf der Tanke, stolz meine neuesten sprachlichen Kunststücke vorführte. Im ersten Moment wollte er wirklich seinen elterlichen Pflichten nachkommen und mich entsprechend erziehen. Gelang ihm aber nicht wirklich. Obschon er sich redlich Müde gab, mir mit ernster Miene, den entsprechenden Gesichtsausdruck wie eine Rute ins Fenster seines Gesichts zu stellen, fiel sein Kartenhaus schnell einmal zusammen und er brach in schallendes Gelächter aus. Auf die Frage wie es dem Goadafther jetzt mit einem Auge so geht, antwortete er: "Ich hab schon mehr gelacht". Irgendwann im Telefonat sagte der Goadfather: "Das werden wir noch sehen". Daraufhin ich: "Bist du dir da ganz sicher". Und dann lachten wir. Die UM2 zeigte sich natürlich entsprechend entsetzt und tat so als ob sie mich nicht (er)kennen würde. Was ja auch stimmt. Ich behaupte mal. Wäre ich ein Produkt zwischen dem Goadfather und der UM2 würde ich solches Liedgut wahrscheinlich nur halb so lustig finden. Die UM2 hat es ja nicht so mit Humor. Entsprechend eingeübt suchte und fand ich auch im Film oder in der Literatur immer wieder geniale SpaßmacherInnen, denen ich mich anvertrauen konnte. Natürlich muss es auch Menschen geben, auf denen scheinbar oder ganz offensichtlich, die ganze Schwere dieser Erde ruht oder drückt, wie auf dem Franz Schubert wenn der Strophe für Strophe immer tiefer in den Winter stiefelt. Oder der bekannte Autor Karl Ove Knausgård. 3500 Seiten mein Kampf. Das muss man erst einmal bringen. Schmähbrüder gab es früher ja in jeder Gesellschaftsschicht. Ein ziemlich kongenialer Schmähbruder soll ja der deutsche Einheitsaußenminister Genscher gewesen sein, habe ich gelesen. Ein gewisser Herr Dieter Kastrup, der vor 25 Jahren die Geheimverhandlungen der Regierung Kohl mit den Alliierten zur Deutschen Einheit führte, antworte auf die Frage, ob Genscher etwas kann, was andere nicht können: „Von anderen Qualitäten abgesehen: Genscher ist ein begabter Witze-Erzähler. Er konnte sich kugeln vor Lachen. In den unmöglichsten Situationen fiel ihm der Richtige ein“. Ich muss jetzt schon lachen, wenn ich mir ausmale, wie der Genscher einen Witz erzählt, um die Briten doch noch weichzukochen. Als Spaßmacherin war ja die britische Premieministerin Margaret T. nicht gerade verschrien.
55 Mrd. Mark sollen die Russen für die Einheit erhalten haben. Mit 55 Mrd. Euro schaffen es die Griechen kein Jahr. Hahahaha.
Wäre ich erfolgreicher Schriftsteller, rein hypothetisch natürlich hahahaha, würde ich niemals nachfragen, ob ich bei einer öffentlichen Lesung, akustisch auch in den hinteren Reihen gut verstanden werde.
Ganz nüchtern betrachtet. So gut wie der David Beckham sehe ich nicht aus.
Der Ökonom Tomáš Sedláček, Verfasser des Buches „Die Ökonomie von Gut und Böse“ (ein Bestseller) das ich im Übrigen gelesen habe, konkrete Erinnerung worum es in diesem Buch ging habe ich natürlich keine mehr, kam zu einem Spiegel-Interview, in dem er dann für sein neues Buch warb, auf einem Elektroeinrad.
Woran ich mich aber noch ziemlich gut erinnere ist die letzte Nacht. Ich weiß nicht woran es konkret lag, das ich nach der Einnahme meiner Medikamente, plötzlich von optische Halluzination heimgesucht wurde. Ich denke ja das ich Reis nicht so gut vertrage oder Traubensaft. Keine Ahnung was im roten Traubensaft so drin ist. Vielleicht gar schon eine Spur Vor-Alkohol. Fakt war das ich mich ziemlich plötzlich im Bett liegend von bösen Geistern umzingelt fühlte, die mir eine Heidenangst einjagten, weil sie mich auslöschen wollten.Die sahen auch noch richtig scheiße aus. A bisserl so wie in der Serie „The Strain“. An sich sehe ich mir keine Horrorfilme an weil ich mich dann nicht mehr allein auf die Toilette traue. Vor Wirtshausschlägereien, kniffligen Situation oder Unfällen mit Totalschäden habe ich kaum Angst. Aber gegen böse Geister, die in meiner Wohnung einen durchziehen oder im Scheißhaus über das Scheißpapier bestimmen, komme ich nur schwer an. Liegt wahrscheinlich auch a bisserl daran, dass in grauer Vorzeit, keiner bis niemand in mein Kleinstkinderzimmer gespurtet kam, um die bösen Geister zu vertreiben, wenn ich Angst hatte oder schlecht träumte. Ich träumte ja oft sehr schlecht. Logisch wenn die leibliche Mama, diese blöde Fotze, lieber einen auf heile Welt machte und ihrer großen Liebe hinterher rannte, (und natürlich auch scheiterte) anstatt einem vier bis fünfjährigen im Kampf gegen die inneren Entwicklungsdämonen beizustehen. 1973 wäre das Traumfängertum eindeutig noch ihr Job gewesen. Diese Lebensphase scheine ich bis heute nicht so recht bewältigt zu haben. Gegen solche Zustände gibt es auch keine vernünftigen Medikamente. Alles was ich mit Gewissheit sagen kann ist das ich roten Traubensaft meiden werde. Total auf Neuroleptika kann es schon mal vorkommen, dass man sich kaum noch rühren kann, weil die Dinger einen im wahrsten Sinne des Wortes umhauen. Kommt natürlich nicht immer vor. Liegt vielleicht am Stoffwechsel, an der Tagesverfassung, der Lautstärke der Glotze, wie warm die Füßchen sind, am Mageninhalt. Ich weiß es nicht. Was die Sache noch etwas verkomplizierte war die Tatsache, dass ich auch schon eine Schlaftablette eingeworfen hatte, die aber noch nicht ihre volle Wirkung entfachte. Der Angst hilflose ausgeliefert und völlig handlungsunfähig, lag ich mit einem Pulsschlag von gut 100 Schlägen (kommt sonst auch zwueilen vor) im Bett. Wenn ich auf etwas in meinem Leben stolz sein kann dann sind das meine Nehmerqualitäten. Was ja auch darin begründet liegt das eben niemand in mein Kleinstkinderzimmer gestürmt kam und mir die verweinten Wangen tätschelte. Hätte ich in dieser Hinsicht auch andere Erfahrungen gemacht, die ich dann in akuter Not abrufe oder anwerfe wie einen Rasenmäher, können sie getrost davon ausgehen dass ich gestern Nacht nach der Mami gerufen hätte.
Wobei die Angst ja auch im größeren Maßstab gedacht ein Leitmotiv für das menschliche Handeln ist und war und noch eine zeitlang sein wird. Liegt daran wie Leben auf diesem Planeten konzeptioniert wurde. Ohne Angst wäre die menschliche Spezies ja nur halb so erfolgreich. Angst ist ein Urinstinkt, genauso wie der Impuls zur Flucht. Beide haben ja schon ein paar Lenze auf dem Buckel. Und diese Angstklaviatur lässt sich fein bespielen vor allem von politischen Parteien. Von lähmender Angst/Ressentiment, die ja eine Spielart der Angst ist, im Leben zu kurz zu kommen oder etwas mit ungebetenen Menschen teilen zu müssen, kann ja eine ganze Gesellschaft, oder große Teile einer Gesellschaft betroffen sein, wie z.B. die Angst vor dem sozialen Abstieg, vor Überfremdung usw. Erst durch die Sprache einer politischen Partei/Bewegung bekommt diese diffuse Angst, die immerzu in einem glüht oder wie eine Glotze auf Stand by steht, eine konkrete Form, indem diese Partei für diese diffusen Ängsten/Ressentiments sozusagen einen Haken in die Wand der Sprachlosigkeit schlägt, an der die Menschen ihre zuvor noch sprachlosen Ängste und Ressentiments dann aufhängen können. Und niemand schlägt derzeit so viele Haken erfolgreich in diese Wand wie die FPÖ. So (oder auch nicht) ist auch der Erfolg der FPÖ in Österreich zu erklären. Rein programmatisch passt das Vorhaben der FPÖ auf ein Einwegtaschentuch. Natürlich nicht nur. Digitale Medien wie Smartphones sind ja heute mit den Weltkatastrophen direkt verkabelt und wirken dadurch wie riesige Angstverstärker. Den derzeitigen Erfolg der FPÖ kann man derzeit auch nicht mit rationalen und guten bis besseren Argumenten bremsen. Was vielleicht helfen könnte wären emotionale Gegenhacken. Nur sind die in der menschlichen DNA nicht so tief verankert.
Weil ich mir gerade einen neuen Fernseher geleistet habe ist mir wieder einmal bewusst geworden, das dem Geld ausgeben, eindeutig die Schwere des Geld einnehmens fehlt. Die geht irgendwo verloren oder wird zu kleinen Scheinen oder handlichen Plastikkarten komprimiert, weswegen das Ausgeben von Geld auch so leicht von der Hand geht.
Gott sei Dank Frau Meermond ist nichts ernsteres passiert. Das überlebt der Kerl schon. Die Oma geht natürlich in die Vollen. So eine Stadt ist ja eine einzige Kriegserklärung an das Alter. Leider sind die alten Leute in der großen Stadt von den Massenmedien so eingeschüchtert das sie sich auch nicht so einfach helfen lassen. Bin schon unzählige Male gescheitert.
Gibt ja so Menschen wie mich, die würde man grob überschrieben als Schmähbruder bezeichnen. Schmäh ist der Alpen-Reggae, eine eigene Religion, vielleicht auch nur ein Versuch, mit den Widerlichkeiten des Leben klar zu kommen. Die Garde der Schmähbrüder stirbt ja so nach und nach aus, weil sich die Jugendkultur zusehend in immer kleinere Untergruppen aufteilt, in denen allein der richtige Style viel mehr Raum beansprucht als früher. Früher hatte niemand Style. Wir trugen alle durch die Bank ähnlich hässliche Klamotten und alle Jungs hatten einen Einheitsschnitt. Ausnahmslos alle. Deswegen nahmen wir uns andauernd gegenseitig auf die Schaufel, weil wir alle ziemlich scheiße aussahen und uns oft langweilten. So war das halt im analogen Zeitalter. Fußballspielen und herumlungern. So sah in der Regel unsere Freizeitgestaltung aus. Deswegen hingen wir oft am Hauptplatz herum, saßen auf den Parkbänken und blödelten. Wir saßen ja immer auf der Lehne und nie auf der Sitzfläche. Und die Jungs mit Migrationshintergrund, die dem Schmäh neues Leben einhauchen könnten, weil sie sich noch auf der Straße herumtreiben, sind dermaßen Rap-versaut, das sie in dem Wahn leben, Witz und Schmäh zu haben sei ziemlich unmännlich. Einem Schmähbruder unterstellt man zuweilen, dass es ihm in entscheidenden Momenten an Intellekt, Gefühlstiefe und Feingefühl fehlt. Ich finde das stimmt nur sehr bedingt. Seinen Charakter sucht man sich ja nicht aus. Die Leute tun immer so als ob man an seinem Charakter herum feilen kann wie an einem Kunstwerk. Dem ist natürlich nicht so. Ich kenne Leute die feilen und feilen an ihren Charakterschwächen herum, bis sie dieses formlose Nichts dann für ihren Charakter halten. Die einen haben eher einen Hang zur Komödie und die anderen eher zur Tragödie. Keine Ahnung warum das so ist und wie es dazu kommt. Ich hatte schon als kleiner Junge früh einen Hang zur Komödie entwickelt. Der Goadfather hatte in den Siebziger immer Kassetten in seinem Abschleppwagen herumliegen, da wurden andauernd schmutzige Witze erzählt und schlampige Lieder gesungen. Ein Beispiel: Und der Ritter Alexander rutscht mal übers Stiegenglander. Unten stand ein Nagel vor seitdem singt er im Knabenchor. Oder. Und die Rittersfrau Johanna war von einem Neger schwanger. Ihr war es wurscht, ob Schwarz oder Weiß. Die Hauptsach isch, es ischt koin Preus. (hahaha) Natürlich hatte ich keine Ahnung was ein Preus ist. Klang aber lustig. Eine letzte Strophe vielleicht noch. Und der Ritter Kunigul, Harrgott nochamol war der Teifel schwul. Der hat sich hinten 'nen Draht neibaut damit abundzu der Blitz 'eihaut.
Als ich dieses Liedgut von offensichtlich zweifelhafter Qualität sorgsam einübte, war ich vielleiht zehn oder elf Jahre alt. Niemand hatte mich angespornt oder gar auf die Idee gebracht. Stundenlang konnte ich mir solchen Schund anhören. Und der Goadfather, in der Tiefe seines Herzens auch ein verkappter Schmähbruder, war im ersten Moment auch nicht begeistert als ich ihm auf der Tanke, stolz meine neuesten sprachlichen Kunststücke vorführte. Im ersten Moment wollte er wirklich seinen elterlichen Pflichten nachkommen und mich entsprechend erziehen. Gelang ihm aber nicht wirklich. Obschon er sich redlich Müde gab, mir mit ernster Miene, den entsprechenden Gesichtsausdruck wie eine Rute ins Fenster seines Gesichts zu stellen, fiel sein Kartenhaus schnell einmal zusammen und er brach in schallendes Gelächter aus. Auf die Frage wie es dem Goadafther jetzt mit einem Auge so geht, antwortete er: "Ich hab schon mehr gelacht". Irgendwann im Telefonat sagte der Goadfather: "Das werden wir noch sehen". Daraufhin ich: "Bist du dir da ganz sicher". Und dann lachten wir. Die UM2 zeigte sich natürlich entsprechend entsetzt und tat so als ob sie mich nicht (er)kennen würde. Was ja auch stimmt. Ich behaupte mal. Wäre ich ein Produkt zwischen dem Goadfather und der UM2 würde ich solches Liedgut wahrscheinlich nur halb so lustig finden. Die UM2 hat es ja nicht so mit Humor. Entsprechend eingeübt suchte und fand ich auch im Film oder in der Literatur immer wieder geniale SpaßmacherInnen, denen ich mich anvertrauen konnte. Natürlich muss es auch Menschen geben, auf denen scheinbar oder ganz offensichtlich, die ganze Schwere dieser Erde ruht oder drückt, wie auf dem Franz Schubert wenn der Strophe für Strophe immer tiefer in den Winter stiefelt. Oder der bekannte Autor Karl Ove Knausgård. 3500 Seiten mein Kampf. Das muss man erst einmal bringen. Schmähbrüder gab es früher ja in jeder Gesellschaftsschicht. Ein ziemlich kongenialer Schmähbruder soll ja der deutsche Einheitsaußenminister Genscher gewesen sein, habe ich gelesen. Ein gewisser Herr Dieter Kastrup, der vor 25 Jahren die Geheimverhandlungen der Regierung Kohl mit den Alliierten zur Deutschen Einheit führte, antworte auf die Frage, ob Genscher etwas kann, was andere nicht können: „Von anderen Qualitäten abgesehen: Genscher ist ein begabter Witze-Erzähler. Er konnte sich kugeln vor Lachen. In den unmöglichsten Situationen fiel ihm der Richtige ein“. Ich muss jetzt schon lachen, wenn ich mir ausmale, wie der Genscher einen Witz erzählt, um die Briten doch noch weichzukochen. Als Spaßmacherin war ja die britische Premieministerin Margaret T. nicht gerade verschrien.
55 Mrd. Mark sollen die Russen für die Einheit erhalten haben. Mit 55 Mrd. Euro schaffen es die Griechen kein Jahr. Hahahaha.
Wäre ich erfolgreicher Schriftsteller, rein hypothetisch natürlich hahahaha, würde ich niemals nachfragen, ob ich bei einer öffentlichen Lesung, akustisch auch in den hinteren Reihen gut verstanden werde.
Ganz nüchtern betrachtet. So gut wie der David Beckham sehe ich nicht aus.
Der Ökonom Tomáš Sedláček, Verfasser des Buches „Die Ökonomie von Gut und Böse“ (ein Bestseller) das ich im Übrigen gelesen habe, konkrete Erinnerung worum es in diesem Buch ging habe ich natürlich keine mehr, kam zu einem Spiegel-Interview, in dem er dann für sein neues Buch warb, auf einem Elektroeinrad.
Woran ich mich aber noch ziemlich gut erinnere ist die letzte Nacht. Ich weiß nicht woran es konkret lag, das ich nach der Einnahme meiner Medikamente, plötzlich von optische Halluzination heimgesucht wurde. Ich denke ja das ich Reis nicht so gut vertrage oder Traubensaft. Keine Ahnung was im roten Traubensaft so drin ist. Vielleicht gar schon eine Spur Vor-Alkohol. Fakt war das ich mich ziemlich plötzlich im Bett liegend von bösen Geistern umzingelt fühlte, die mir eine Heidenangst einjagten, weil sie mich auslöschen wollten.Die sahen auch noch richtig scheiße aus. A bisserl so wie in der Serie „The Strain“. An sich sehe ich mir keine Horrorfilme an weil ich mich dann nicht mehr allein auf die Toilette traue. Vor Wirtshausschlägereien, kniffligen Situation oder Unfällen mit Totalschäden habe ich kaum Angst. Aber gegen böse Geister, die in meiner Wohnung einen durchziehen oder im Scheißhaus über das Scheißpapier bestimmen, komme ich nur schwer an. Liegt wahrscheinlich auch a bisserl daran, dass in grauer Vorzeit, keiner bis niemand in mein Kleinstkinderzimmer gespurtet kam, um die bösen Geister zu vertreiben, wenn ich Angst hatte oder schlecht träumte. Ich träumte ja oft sehr schlecht. Logisch wenn die leibliche Mama, diese blöde Fotze, lieber einen auf heile Welt machte und ihrer großen Liebe hinterher rannte, (und natürlich auch scheiterte) anstatt einem vier bis fünfjährigen im Kampf gegen die inneren Entwicklungsdämonen beizustehen. 1973 wäre das Traumfängertum eindeutig noch ihr Job gewesen. Diese Lebensphase scheine ich bis heute nicht so recht bewältigt zu haben. Gegen solche Zustände gibt es auch keine vernünftigen Medikamente. Alles was ich mit Gewissheit sagen kann ist das ich roten Traubensaft meiden werde. Total auf Neuroleptika kann es schon mal vorkommen, dass man sich kaum noch rühren kann, weil die Dinger einen im wahrsten Sinne des Wortes umhauen. Kommt natürlich nicht immer vor. Liegt vielleicht am Stoffwechsel, an der Tagesverfassung, der Lautstärke der Glotze, wie warm die Füßchen sind, am Mageninhalt. Ich weiß es nicht. Was die Sache noch etwas verkomplizierte war die Tatsache, dass ich auch schon eine Schlaftablette eingeworfen hatte, die aber noch nicht ihre volle Wirkung entfachte. Der Angst hilflose ausgeliefert und völlig handlungsunfähig, lag ich mit einem Pulsschlag von gut 100 Schlägen (kommt sonst auch zwueilen vor) im Bett. Wenn ich auf etwas in meinem Leben stolz sein kann dann sind das meine Nehmerqualitäten. Was ja auch darin begründet liegt das eben niemand in mein Kleinstkinderzimmer gestürmt kam und mir die verweinten Wangen tätschelte. Hätte ich in dieser Hinsicht auch andere Erfahrungen gemacht, die ich dann in akuter Not abrufe oder anwerfe wie einen Rasenmäher, können sie getrost davon ausgehen dass ich gestern Nacht nach der Mami gerufen hätte.
Wobei die Angst ja auch im größeren Maßstab gedacht ein Leitmotiv für das menschliche Handeln ist und war und noch eine zeitlang sein wird. Liegt daran wie Leben auf diesem Planeten konzeptioniert wurde. Ohne Angst wäre die menschliche Spezies ja nur halb so erfolgreich. Angst ist ein Urinstinkt, genauso wie der Impuls zur Flucht. Beide haben ja schon ein paar Lenze auf dem Buckel. Und diese Angstklaviatur lässt sich fein bespielen vor allem von politischen Parteien. Von lähmender Angst/Ressentiment, die ja eine Spielart der Angst ist, im Leben zu kurz zu kommen oder etwas mit ungebetenen Menschen teilen zu müssen, kann ja eine ganze Gesellschaft, oder große Teile einer Gesellschaft betroffen sein, wie z.B. die Angst vor dem sozialen Abstieg, vor Überfremdung usw. Erst durch die Sprache einer politischen Partei/Bewegung bekommt diese diffuse Angst, die immerzu in einem glüht oder wie eine Glotze auf Stand by steht, eine konkrete Form, indem diese Partei für diese diffusen Ängsten/Ressentiments sozusagen einen Haken in die Wand der Sprachlosigkeit schlägt, an der die Menschen ihre zuvor noch sprachlosen Ängste und Ressentiments dann aufhängen können. Und niemand schlägt derzeit so viele Haken erfolgreich in diese Wand wie die FPÖ. So (oder auch nicht) ist auch der Erfolg der FPÖ in Österreich zu erklären. Rein programmatisch passt das Vorhaben der FPÖ auf ein Einwegtaschentuch. Natürlich nicht nur. Digitale Medien wie Smartphones sind ja heute mit den Weltkatastrophen direkt verkabelt und wirken dadurch wie riesige Angstverstärker. Den derzeitigen Erfolg der FPÖ kann man derzeit auch nicht mit rationalen und guten bis besseren Argumenten bremsen. Was vielleicht helfen könnte wären emotionale Gegenhacken. Nur sind die in der menschlichen DNA nicht so tief verankert.
Weil ich mir gerade einen neuen Fernseher geleistet habe ist mir wieder einmal bewusst geworden, das dem Geld ausgeben, eindeutig die Schwere des Geld einnehmens fehlt. Die geht irgendwo verloren oder wird zu kleinen Scheinen oder handlichen Plastikkarten komprimiert, weswegen das Ausgeben von Geld auch so leicht von der Hand geht.
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