Donnerstag, 1. Mai 2025
Die Trauer-Mafia.
Mein Kumpel von der Donauinsel der Th. dessen Finger in alle Himmelsrichtungen ausscheren, der er auch im Rollstuhl sitzt, weil seine Haxen ungefähr so vertrauenswürdig sind wie Herrschaftliche, wenn du wie ich " down under "bist, macht wieder Halt bei mir auf der Donauinsel - nach Monaten der Trauer und des Schweigens. Als es noch gut lief, hatte ich unzählige Nachrichten von ihm auf dem Handy. Beinahe täglich.

Letzten November verlor der Th. seinen Vater nach langer Krankheit. Dass diese Krankheit schwer war versteht sich ja von selbst. Eine Katastrophe für den Th. Wahrscheinlich muss man da von einem Trauma sprechen dass er da aufgerissen hat wie andere einen Karton von Amazon Prime. Der stationäre Handel ist ja am Ende. Bei dem hat sich der Hobbit-Anwalt eine Brille gekauft. Der kann seine Umwelt nicht mehr richtig wahrnehmen. 400 €. Ich habe mir letztens eine geleistet. Sieht klasse aus, entspiegelt, mit verlaufender Tönung. 27,90 € im Netz. Der stationäre Handel ist am Ende. Aber verlaufend und am Ende hätte ich jetzt nicht schreiben sollen. Das wird jetzt sehr wortgemacht. Und auf eine schreckliche Art durchdacht.

Sein Vater war ja gleichzeitig auch sein Lebensmensch. Die beiden lebten auch zusammen und hatten ein sehr inniges und vertrautes Verhältnis. Natürlich in einer behindertengerechten Wohnung. Aber das klingt jetzt ein wenig antiquiert. Barrierefrei. Nur das klingt schon wieder zu sehr nach Revolution.

Top: Der weltweite Schaden den "Cum Ex" Geschäftem wird auf 150 Mrd. Euro geschätzt. Und in Österreich soll man zukünftig für den Krankentransport zahlen. Der größte Raum ever. Dafür zeigte sich auch ein Teil der gesellschaftlichen Elite verantwortlich. Banken/Investoren (Einzelpersonen und institutionelle Investoren)/Rechtsanwälte & Steuerberaten. Und niemand geht deswegen auf die Barrikaden.

Was sich über Monate hinweg abspielte, war ein schreckliches Martyrium – für Th. und seinen Vater. Ein halbes Jahr lag sein Vater im Krankenhaus. Sein Herz war geschwächt, sein Körper zu schwach für eine Transplantation. Dann war er kurz wieder zu Hause. Kurz sah es so aus, als würde er sich noch einmal erholen, wie man bei uns sagt. Der Th. schöpfte dann wieder Hoffnung. Und ich habe sie ihm natürlich nicht ausgeredet. Was mir leicht von der Hand ging. Bei "Schöpfen" denke ich sowieso an einen anderen Sachverhalt. Zwar habe ich in meinen Leben hart gearbeitet, sogar im Akkord, wo mich meine 120% regelmäßig erbrachte in der Nachtschicht. Aber nicht bis zum umfallen. Ich habe nicht bis zum Umfallen geschöpft. Und das wird mir der Goadfather nie verzeihen. Da ich ja auch nicht was die Sprache betrifft aus dem vollen schöpfen kann.

Als Th. sein Vater noch lebte und einigermaßen bei gesund war, freute er sich riesig mich auf der Insel zu sehen. Da kündigte er sich schon von weitem wortreich an. Jetzt taucht er einfach nur auf, wortlos, wie aus dem Nichts. Natürlich haben wir über den Tod seines Vaters gesprochen, über seine Trauer. Über diesen ganzen Trauerprozess halt. Nur viel kann ich als Außenstehender da nicht beitragen. Es ist ja sein Vater und seine Trauer.

Ich kann nur versuchen es nicht noch schlimmer zu machen. Trauerbegleitung-Expertise habe ich auch keine. Eine Einladung für der Wortmacher, der ja den Um2-Komplex simuliert. Schon fragt mich der in was ich überhaupt Expertise habe. Woraufhin ich mir dann schuldbewusst denken muss. Na im Schnorren. Darf ich schnorre ich nicht. Wir hatten auch das Thema Selbstmord am Tablett. Der Th. brachte den Suizid zur Sprache. Ich war es nicht. Ehrlich. Ich sagte nicht zum Th gesagt: Das wäre doch der ideale Zeitpunkt, dich aus dem Spiel zu nehmen. Der Th. schnitt das Thema an. "Trau dich das ja nicht", empörte ich mich. "Untersteh dich. Das kann niemals im Sinne deines Vaters sein. Und wehe ich bekomme da was mit. Dann haue ich dir eine rein. Ka Spaß. Dann verkloppe ich tatsächlich einen Behinderten. Oder ich sprenge einen deiner beiden elektrischen Rollstühle". Das heiterte ihn auf. "Wehe, du steuerst deinen elektrischen Rollstuhl hier in meinem Hood in die Donau und vermiest mir so den Tag". Weil so viele gute Tage habe ich auch nicht. Aber das dachte ich mir nur. Der Th. fand das ebenfalls lustig. "Ich ziehe dich nicht mitsamt den Rollinger aus dem Donau. Im Sommer muss ich dich dann auch noch von den Algen säubern".

Jetzt haben wir diesen Selbstmord-Running Gag am Laufen. Das macht ihm Spaß. Hauptsache es läuft oder nicht? Gestern kam er wieder vorbei, mit einem Lächeln im Gesicht. Oder sagen wir mit einem Anflug von Lächeln. "Wie du sehen kannst", scherzte er, "habe ich mich noch nicht in der Donau ertränkt". Ich lachte dann auch. Aber mit der Floskel, das Wetter ist prächtig kann ich ihm nicht. So weit ist der noch nicht.

Ende

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