Mittwoch, 10. Juli 2024
In Salzburg ist bald Festspielzeit.
Sorry. Hab alles kurz und klein gehauen.

So möchte ich nicht tanzen.
Nicht ums goldene Kalb.
Auch nicht um Begrifflichkeiten.
Oder um die Feinheiten der Sprache, tief wie das Calypso Tief.
Die Toten.
Die aus dem Leben gerissen werden wie ein bekloppter Lehrer Seiten aus einem Aufsatzheft.
Nur wegen ein paar Eselsohren.
Im stillen Wasser tief haben sie sich verschanzt.
Dort sammeln sie ihre letzten Kräfte bevor sie zum Halali auf uns blasen.
Sie werden schon sehen.
Nichts verschwindet so ganz.
Sonst wäre ja alles umsonst.
Der musste noch sein.
Die Flut an Nachrichten hat mich völlig verhunzt.
Die andere Flut, die mich an den Strand eines großen Lebens spült wie andere ihr Geschirr, die kommt sicherlich noch.
Da können sie Gift drauf nehmen.
Oder in die Gaza-Metro einsteigen.
Die bringt sie im Nachtzug nach Kiew, direkt zum Okhmatdyt-Kinderspital.
Sagen wir genau in jenem Moment, als Putin und sein Staatsgast der indische Ministerpräsident Modi, auf der Terrasse seiner nobler Residenz außerhalb von Moskau nett plauderten, bevor sie danach mit dem Golfcart durch den Garten fuhren, die Pferdeställe besuchten, und Putin voller Stolz, seine 18m2 Garage mit dem Anhänger herzeigte.
Es waren Momente der Freude“, strahlte Modi.
Danach flog der indischen Premier weiter nach Österreich/Wien.
Was sich Österreich von Modis Besuch erhofft.
Aber ohne Kaninchen auf der Promenade.
Ohne Donauinsel hinten hinaus.
Und ohne Schlägerei im Anton-Kummerer-Park in der Brigittenau/Bronx.
Das Gleichzeitige des Ungleichzeitigen liegt ja längst in Trümmern der digitalen Postdingsbums.
Und darunter die Menschlichkeit eingeklemmt.
Wie auf dem Foto, das Mesut Hancer zeiht, der die Hand seiner 15-jährigen Tochter Irmak in Kahramanmaras in der Türkei nicht los ließ, die tot unter den Trümmern lag.
Nach dem großen Erdbeben.
Du kannst heute kein Gedicht mehr schreiben.
Nicht in Zeiten in denen die Erde bebt unter dem Donnerhall von Bomben & Raketen.
Weder du noch ich Kassandra.
Nicht im zweiten Anlauf.
Das geht einfach nicht.
Entschuldigung.
Sie kommentieren, (DANKE) und ich tanze wieder mal aus der Reihe.
Der Tanz. Kleine Marie Tanz.
Frag die Franz/a/*.
Das Leben, ein großes Fest.
Sicherlich.
Aber was ist unser Tanz?
Wo spielt die Musi für uns auf?
Das wäre der ideale Moment für den Schmiedchen-Schleicher, mit seinen elastischen Beinen, der diesen Text letztgültig in die lyrische Tonne tritt.
Aber in der hockt schon der Diogenes und schimpft:
Hört endlich auf mich zu zitieren.
Guckt euch doch mal an.
“Reichtum ist die Kotze des Glücks.”
Auf der die Habenichtse auch noch ausrutschen.
Oder der Dieter könnte es machen.
Der hat sogar ein Auto.
Und über uns der Himmel so grau.
Dieser verfluchte Eiertanz.
Hier würde man gerne und dort würde man auch gerne.
Aber aus anderen Gründen.
Die doch miteinander korrelieren.
Das Leben.
Immer auch ein Tanz ums Letztgültige?
John Neumeiers Abschied vom Hamburg Ballett.
Nach 51 Jahren.
"Was ist deine Lieblingsfarbe, was magst du nicht, wovor hast du Angst? Und wenn man die Antworten liest, dann soll man irgendwie sagen: Das ist John."
Das können nicht alles von sich sagen.
Das ist der Schizophrenist.
Was hat der mit einem Becher Joghurt gemeinsam?
Beide (inzwischen aus Plastik) haben ein Ablaufdatum.
Jetzt wird's persönlich.
Ich radelte über die Donauinsel und ein Hund kackte.
Ich stellte mir vor.
Na ja.
"Ich" ist meisten dort wo ich ums Arschlecken gerade nicht sein kann.
Dieser riesige schwarze Hund, der sich wie U-Hackerl verformte um scheißen zu können, ist das letzte was ich auf dieser Welt zu sehen bekomme.
Begleitet von einer Kreissäge oder einer Säge die Fliesen schneidet.
So möchte ich nicht den letzten Tanz tanzen.
So möchte ich nicht gestanzt werden.
Nein getanzt.
Als Jedermann, als Hanswurst von der Stange, ohne Belang.
Eine Bagatellexistenz.
Einmal neu ausgemahlen und fertig.
Wenn im Shopping-TV gerade das Angebot des Tages läuft.
Ein Staubsauger mit einer Saugkraft brutal.
Der saugt sogar Trümmerlandschaften auf.
Oder das "Blaue Wunder".
Das und noch blühen wird.
Die Algenblüte.
Ein U-förmiger Hund, der auf der Donauinsel in die Wiese scheißt, im Rhythmus eines Trockenbauschleifers.
Rhythmus ist das falsche Wort.
Worte müssen stimmen.
Sonst stimmt gar nichts.
Den Scheißhaufen vom Hund hat der Mann dann eingesammelt.
Wie der Unbeugsame denn Jedermann in Salzburg zur Festspielzeit.

Ende

Zufälle gibt's. Kenne fünf Minuten nach meinem mentalen Einbruch der auch wortgemacht bedingt, sah einen kleinen Jungen in der Badehose, der gegen die Tür eines Dixo-Häusl hämmerte, mit einer Rolle Klopapier in der Hand. Der hatte es eilig in seiner Muttersprache. Das hohe Dixi-Klo, der kleine Junge. Das hatte Charme. Musste ich schmunzeln. Schon war ich mit dem Leben versöhnt.

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Nee, einen kackenden Hund will man nicht als letztes Bild haben. Gerade eben stellte jemand ein Bild vom Himmel über Wien ein, sehr schön: Wolken . In einem blog las ich einmal: was wohl mein erster Gedanke war; was wohl mein letzter Gedanke sein wird.

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Danke, exakt so war er, der Himmel.

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Gedonnert hat aber nicht. Zumindest nicht bei uns.

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Mich machen immer die Haserl auf der Promenade glücklich.

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Ich habe noch keins gesehen;-)

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Jetzt echt nicht? Dann geh ich nächstens (wenn die Züge wieder fahren) bisserl früher los und knips Ihnen eins.

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A Schmäh.
Oder sie haben den Altherren-Sexismus klassisch abgekontert.

In echt fahre ich jeden Tag fast Slalom um die kleinen Racker.

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