Montag, 27. Juni 2016
der imperialist, 17:03h
Manfred Deix und Götze George, beide und jeden für sich, hat der Jedermann in ein abgegriffenes Jausenpapier gewickelt und mitgenommen in die ewige Gstätten, des von Trauer gerandete Danach. Trotzdem bleibt hier etwas zurück, dass nicht vergessen wird, dass Gegenwart bleibt und Bestand hat. Beinahe erheitert sitze ich jetzt hier während ich diese Zeilen schreibe, und denke an jenen befreienden Moment zurück, als ich das erste Mal eine Deix-Karikatur sah. Ich glaub es war in der Sonntagsbeilage der Kronenzeitung oder jemand hatte dass Deix-Bucht mit in die Schule gebracht. Zu beschreiben wie es sich anfühlte, dass es da draußen auf der andere Seite der Drau/Welt, wirklich jemanden gab, der die kleinstbürgerlichen Verhältnisse dieses Landes, mit spitzem Stift sezierte und zu Papier brachte, geht kaum noch. Es war ein Aha-Moment. 1980 kam das erste Deix-Buch heraus. Als ob einem die Tür in eine andere Welt eröffnet wird, von der man nicht sicher war das es diese überhaupt gibt. Das Kleinstbürgerliche in die Uniform der Unform gesteckt. Der uniformierte, von den Verhältnissen verformte österreichische Kleinstbürger, immer a bisserl zu fett, zu laut, zu engstirnig, zu gescheit, zu heuchlerisch, zu verlogen, zu pervers. Jeden Sonntag holte ich die Kronen-Zeitung einzig und allein wegen der Deix-Figuren. Und dann sah ich in diesen Universum aus Figuren, immer auch meine Lehrer, die Nachbarn, den Goadfather, die Typen die mich am Fußballplatz beschimpften, die Um2 usw. Und ich musste laut lachen. Und lachen ist mindestens so befreiend wie eine Beichte. Es war a riesen Hetz, wie eine Flucht. Vom Clever&Smart und Asterix direkt zum Deix. Dafür bin ich dem großen Karikaturisten, der jetzt zu den Klängen der Beach Boys, auf den Wellen der Unsterblichkeit surft, auf ewig dankbar, verstanden zu haben, gezeichnet zu sein. Wenn nicht mehr vom großen Meister dann doch vom Leben.
Ich weiß, der Herr George wollte immer ein großer Charakterdarsteller sein, mindestens so groß wie sein übergroßer Charakterdarsteller-Vater. War er ja auch. Einer der besten seines Fachs. Bei der Wiener Uhraufführung des Films „Der Totmacher“, saß er eine Reihe hinter mir, schön in Begleitung, mit Brille und Anzug. War ich fast a bisserl enttäuscht, dass der Herr George nicht wie der Schimanski aussah. Als die Tatort Schimanski-Reihe los ging war ich dreizehn Jahre alt. Der „Schimmi“ hat es bei uns Jungs und der Lucia voll gebracht. Gefiel uns eine Film oder Fernsehfigur besonders, redeten wir Montag in der großen Pause darüber. Entweder in der großen Pause oder schon am Parkplatz vor der Schule, wo wir warteten bis sich die Türen öffneten. Schimanski war immer schon auf dem Parkplatz Thema. Haste Schimanski gesehen. Hatte einer Schimanski nicht gesehen wurde der für nicht voll genommen. Uns gefielen die coolen Sprüche, seine schlampige Art und das der andauernd „Scheiße“ sagte. 35 Jahre später kann man des nur noch schwer erklären. Ein Scheiße, aus einer deutschen Produktion im Hauptabendprogramm, war Anfang der Achtziger, ne ziemlich große Revolte. Ein regelrechter Aufstand gegen die guten Sitten. Ein sich durch einen Film fluchender deutscher Polizist, der mit Regeln wenig am Hut hatte, war Gangsta-Rap für uns. Der „Schimmi“ war die coolste Fernsehfigur unserer Zeit. Der Tanner, der Partner vom Schimanski, war natürlich auch wichtig. Schön pflichtbewusst so als Kontrast. Alles was cool war kam ja an sich aus Hollywood. Hollywood war immer schon a bisserl zu viel Traumwerkstatt. Schimanski hingegen nicht. Der kam aus Duisburg. Und Duisburg war greifbarer, irgendwie echter und a bisserl schäbig. Sicherlich, ein Großkünstler wie der Götz George hatte wahrscheinlich andere Ambitionen, als sein Leben lang einen fluchenden Bullen zu mimen. Trotzdem hat er eine Figur mit geschaffen, die geblieben ist und die ich durch all die Jahre mitgenommen habe. 35 Jahre hat bei mir keine Freundschaft gehalten. Da ist doch was. Den Skandalreporter Hermann Willié aus „Schtonk“ habe ich natürlich auch nicht zurückgelassen. Wenn der M. und ich total erledigt in der Bude saßen und nicht mehr weiter wussten, haben wir uns immer mal wieder Schtonk angesehen. Ich hoffe die Senderverantwortlichen zeigen in Erinnerung an den großen Schauspieler Götz George auch einen seiner Achtzigerjahre-Schimanski. Ich bin dabei ist Ehrensache und wie damals als Junge werde ich mich über jedes unsterbliche „Scheiße“ diebisch freuen. Erst recht wenn die Um2 ganz verstört schaut.
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Ich weiß, der Herr George wollte immer ein großer Charakterdarsteller sein, mindestens so groß wie sein übergroßer Charakterdarsteller-Vater. War er ja auch. Einer der besten seines Fachs. Bei der Wiener Uhraufführung des Films „Der Totmacher“, saß er eine Reihe hinter mir, schön in Begleitung, mit Brille und Anzug. War ich fast a bisserl enttäuscht, dass der Herr George nicht wie der Schimanski aussah. Als die Tatort Schimanski-Reihe los ging war ich dreizehn Jahre alt. Der „Schimmi“ hat es bei uns Jungs und der Lucia voll gebracht. Gefiel uns eine Film oder Fernsehfigur besonders, redeten wir Montag in der großen Pause darüber. Entweder in der großen Pause oder schon am Parkplatz vor der Schule, wo wir warteten bis sich die Türen öffneten. Schimanski war immer schon auf dem Parkplatz Thema. Haste Schimanski gesehen. Hatte einer Schimanski nicht gesehen wurde der für nicht voll genommen. Uns gefielen die coolen Sprüche, seine schlampige Art und das der andauernd „Scheiße“ sagte. 35 Jahre später kann man des nur noch schwer erklären. Ein Scheiße, aus einer deutschen Produktion im Hauptabendprogramm, war Anfang der Achtziger, ne ziemlich große Revolte. Ein regelrechter Aufstand gegen die guten Sitten. Ein sich durch einen Film fluchender deutscher Polizist, der mit Regeln wenig am Hut hatte, war Gangsta-Rap für uns. Der „Schimmi“ war die coolste Fernsehfigur unserer Zeit. Der Tanner, der Partner vom Schimanski, war natürlich auch wichtig. Schön pflichtbewusst so als Kontrast. Alles was cool war kam ja an sich aus Hollywood. Hollywood war immer schon a bisserl zu viel Traumwerkstatt. Schimanski hingegen nicht. Der kam aus Duisburg. Und Duisburg war greifbarer, irgendwie echter und a bisserl schäbig. Sicherlich, ein Großkünstler wie der Götz George hatte wahrscheinlich andere Ambitionen, als sein Leben lang einen fluchenden Bullen zu mimen. Trotzdem hat er eine Figur mit geschaffen, die geblieben ist und die ich durch all die Jahre mitgenommen habe. 35 Jahre hat bei mir keine Freundschaft gehalten. Da ist doch was. Den Skandalreporter Hermann Willié aus „Schtonk“ habe ich natürlich auch nicht zurückgelassen. Wenn der M. und ich total erledigt in der Bude saßen und nicht mehr weiter wussten, haben wir uns immer mal wieder Schtonk angesehen. Ich hoffe die Senderverantwortlichen zeigen in Erinnerung an den großen Schauspieler Götz George auch einen seiner Achtzigerjahre-Schimanski. Ich bin dabei ist Ehrensache und wie damals als Junge werde ich mich über jedes unsterbliche „Scheiße“ diebisch freuen. Erst recht wenn die Um2 ganz verstört schaut.
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iii,
Montag, 27. Juni 2016, 21:20
Scheiße. Hat der Lump wieder gewürfelt und gewonnen. Dabei bräuchte die Welt Deix und seine Feder derzeit und sowieso ganz besonders.
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der imperialist,
Dienstag, 28. Juni 2016, 13:58
Ich weiß, ziehen tut nur der traurige Clown. Lustig
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