Freitag, 4. Dezember 2015
In Anlehnung an den Brief der leib. Mutter an den Schizophrenisten
Liebes Schizophrenisten-Kindelein. Liebes, hahaha, das des Lügen und Heucheln dem Menschen auch so leicht von der Hand geht. Hier schreibt deine UM2.

Du bist jetzt 47zig Jahre alt und ich habe in den letzten 30 Jahren nie an dich gedacht. Nicht einmal zufällig als ich im Keller den von dir zugewixten Boden neu verspachtelte. Na gut da schon einen kurzen Moment. Wie es da unten in dem Loch aussah als ich dich endlich draußen hatte. Wie nach einem Tsunami. Wir erschaffen uns da ein schönes Heim durch harte Menschenarbeit und du verschandelst da alles in deiner unverzeihlichen Triebhaftigkeit. Wenn das die Nachbarn wüssten was für ein Unhold da einmal unter diesem gesegneten Dach wie ein Tier hauste. Zu sagen gibt es nicht viel. Bist auch schon alt geworden was. Alt, fett und träge habe ich gehört. Und dann tust du so als ob du chronisch krankt wärst um dein Scheitern zu kaschieren. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, gehst du da mit deinem eingebildeten Leid auch noch haussieren. Du Wortjäger im Schreibforst. Ich glaube dir kein Wort. Habe ich noch nie getan. Schämen solltest du dich, ja schämen, deinen alten und kranken Vater nach Strich und Faden auszunehmen wie eine Weihnachtsgans. Das hast du ja schon immer gemacht. Schnorren. Du bist der geborene Schnorrer. Das wusste ich sofort. Darin warst du ja schon immer ganz groß kleiner Mann. Klug wie ich bin habe ich dir nie was zugesteckt. Niemals. Nachdem ich endlich unter der Haube war habe ich ganz bewusst alle Nettigkeiten dir gegenüber eingestellt, weil du in dieser Hinsicht ja schon von klein auf wie ein gefräßiges und nimmer sattes Tier warst. Gott sei Dank hat meine Schwester ein ganz wunderbares Kindelein in diese Welt gesetzt. Wenn die Sieglinde mich dann und wann besuchte und ein paar Tage blieb, ging mir richtiggehend das Herz über. So wohlerzogen, freundlich und formbar war dieser Mensch wie Wachs. Dieses Menschenkindelein dachte ich mir immer ist eine einzige Wohltat und Segen. Da stimmte auch genetisch und epigenetisch alles. Wie schön die Sieglinde meinen Siebzigsten ausrichtete. Schön das man Stiefkinder beim Vererben nicht einmal einen Pflichtteil zu kommen lassen muss wie einen faulen Apfel. Das wäre für mich unerträglichl dich an meiner Lebensleistung teilhaben zu lassen. Unverzeihlich wäre das. Und für all die Jahre Kinderarbeit hat dich eh der Goadfather reich beschenkt. Nachdem ich dir mal ein ganzes Jahr dabei zusehen durfte wie du als Kind blöd lachend durchs Haus gelaufen bist, andauernd mit einem Ball in der Hand oder der Katze und man dich nicht wie jedes normale Kind für etwas anderes begeistern konnte, schwor ich mir hoch und heilig, niemals ein Kind in diese Welt zu setzen.

Heute gibt es ja Möglichkeiten wie man die Anlagen eines Kindes a bisserl breiter streuen kann. Präimplantationsdiagnostik, Gen-Check, Amniozentese, Wunschsperma usw. Das Risiko einen Mongo in diese reiche und vielfältige zu setzen wie einen Scheißhaufen konnte man damals ja nicht so leicht einzugrenzen. Damals hätte ich schon in die Vollen gehen müssen. Das Risiko stand ja in keinem vernünftigen Verhältnis zum Aufwand. Ich setze doch nicht meine ganze Hoffnung im Gen-Kasino auf Rot und dann kommt Schwarz oder gar die grüne Null und dieses Null trägt den ganzen Tag eine Katze herum anstatt aus bunten Legosteinen eine kleine große Welt zu basteln. Wenn dir jeden Tag aufs Neue vor Augen geführt wird welches Risiko so ein Kindelein bedeuten kann, muss man schon in sich gehen und seine Wünsche von dieser Welt und den Wahrscheinlichkeiten abschneiden wie einen toten Bergsteiger vom Seil, der einen droht mit in den Untergang zu reißen. Da muss man radikal herangehen. Radikalst. Rennt das Kindelein andauernd einem Ball hinterher wie ein hirnloses Kätzchen. Bist du noch immer so bucklig und schiach (hässlich). Du warst ja ein selten hässliches Kind. Da muss man schon Vorsicht walten lassen. Musste man den Ball nur achtlos irgendwohin werfen schon lief dieses Kindelein hinterher. Das ist nicht fair dachte ich mir. Ich habe diesen Menschen so nicht gewollt. Der war Beifang. Was ich wollte war vielleicht dieser Mann oder ein neuer Anfang. Ich wollte einfach keinen Bauern heiraten egal wie groß und weitläufig dem sein Hof auch sein war. Ich stehe nicht jeden Tag bis zu den Knien in Kuh-Scheiße. So Weihnachten steht bald vor der Tür. Ich habe gehört vor deiner Tür stehen zumeist nur Mistsäcke. Na ja wenigstens zum Mist machen hat es gelangt. Ist doch auch etwas. So jetzt habe ich ja einiges geschrieben. Und du mach nur weiter so wirst schon sehen wohin das noch führen wird. In mein Herz auf gar keinen Fall. Da war nie ein Platz für dich. Wobei ich dir eines schon hoch anrechne. Hast dich im letzten ¼ Jahrhundert nie mehr blicken lassen und mich auch nie gezwungen wütend den Hörer in die Gabel zu pfeffern oder gleich das Kabel aus der Wand zu reißen. Als ich die endlich draußen hatte aus meinem trauten Heim ging auch ein Ruck durch meinen Garten. Der geht ja seit dem über vor Blüten und Farben. So jetzt lang es aber. Ging ja ganz leicht von der Hand, wie das dich nicht mögen oder wertschätzen.

Auf das wir uns in diesem Leben nicht mehr begegnen und im nächsten sowieso nicht. Geh du nur weiter hinein zur Stadt der Trauer, geh nur weiterhinein zum ewigen Schmerz, du Verlorenster unter dem Volke.

In trauter Gleichgültigkeit, deine Stiefmutter.

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