Mittwoch, 25. November 2015
Noch immer ein sehr seltsames Paar
der imperialist, 19:28h
Vorhang: Der GF hat noch was gesagt. Gehört in den 2. Akt. Hab ich eingefügt. Falls sie vor Spannung gleich platzen(hahaha) hier vorweggenommen.
Der GF: Die Fahrräder hast noch.
Der SH: Ja die Fahrräder habe ich noch. Im Frühjahr kaufe ich ein Neues.
Der Goadfather, kurz GF, war ja gestern zu Besuch. Weil er auf der Herfahrt nicht wie üblich im Zug saß, sondern die gut 4 Stunden Fahrt mit einem Freund im Auto herunter spulte, der seine Tochter besuchte, wusste ich nicht so genau wann der GF anzukommen gedenkt. Was ich aber noch weiß. Ich hatte ziemlich schlecht geschlafen und einen üblen Tabletten-Kater. Obschon ich an der Dosierung nicht viel verändere fühlt sich dieser Kater nicht jeden Tag gleich an. Ist was Organisches wie beim Saufen. Da gab es auch Nächte da wurde ich einfach nicht besoffen und dann wieder hatte ich Abende da ging nach 30 weiße Mischungen, (Wein mit Mineral), oder 45 Jägermeister nicht mehr viel. Egal. In meinem Kopf war der GF natürlich schon längst tödlich verunglückt. Die goadfatherlichen Überreste lagen irgendwo auf der A2 oder S6 in alle Winde verstreut. Und ich war natürlich an der Sauerei schuld weil er ja auf dem Weg zum Schizophrenisten-Kindelein tödlich verunglückt war. Weil das in meinem Kopf so grauslich war traute ich mich auch nicht auf das GF-Begräbnis. Die UM2 wiederum klagte mich dann auch noch aus meinem Verlies weil ich ihren Lebensmenschen umgebracht hatte. Und falls doch alles gut geht muss ich noch den GF-Kuchen essen, der ja wie immer vergiftet ist. Ist der schon seit Jahren. Natürlich esse ich den GF-Kuchen immer artig auf. Weil ich aber zu meiner Überraschung noch lebe, wird die Wahrscheinlichkeit das der Kuchen einmal vergiften sein muss ja immer größer. An sich nichts Außergewöhnliches. Mein schlecht verdrahtetes Gehirn weiß es einfach nicht besser. Heute habe ich in einem schwachen Moment über diejenigen Polizisten und Rettungsleute nachgedacht, die im „Bataclan“, nach dem üblen Gemetzel aufräumen mussten. Dort aufzuräumen muss ja a ziemliche Hackn sein. Ich fragte mich was ist psychisch schwieriger zu bewältigen. Das Massaker im Bataclan oder doch die Sauerei auf der A 4, als da 71 Menschen in einen Kühlwagen erstickten und unter der Tür des Kühlwagens schon die Verwesungssäfte heraustropften. Komischerweise berichtete man in der Regel immer nur über die Täter und Opfer, aber ganz selten über die Einsatzkräfte. Stellen sie sich vor sie müssen da Erkennungsdienstlich ran oder mit den Särgen herum hantieren. Ich tendierte dann eher zum „Bataclan“. Ich denke wegen dem Gestank in dem Kühlwagen. Als sich die Kühlwagentür öffnete war ja gerade Hochsommer. Wenn sie mich jetzt für pietätlos halten tun sie mir unrecht. Ich habe dieses Schlamassel in dem die Einsatzkräfte feststeckten wie in einem scheiß Krieg nicht angerichtet. Die müssen da durch. Und dann heim zu ihren Familien oder in eine leere Wohnung. Der Freundin oder dem Freund kannst ja auch nichts erzählen. Was sollst denen den erzählen?
1.Akt
Natürlich löste so ein in alle Winde verstreuter GF bei in mir ein gewisses Unwohlsein aus. Von Panik zu sprechen wäre übertrieben. Ich habe es nicht so mit Panik. Deswegen griff ich selbstbewusst verstört zum Telefon und rief den GF auf seinem Handy an.
Der Schizophrenist: Servus GF wo bist du. Liegst es nicht in alle Winde verstreut auf der Autobahn.
Der GF: Ah Servus nein. Wir sind in einem Stück gerade auf der Reichsbrücke. Wie kommen wir von der Reichsbrücke zu dir?
Der SN: Na ja. Das ist nicht schwer. Also da fährt ihr am gescheitesten Richtung, also in Richtung fährt ihr dann am gescheitesten. Na du weißt eh Richtung, in Richtung, na in Richtung, na.
Der GF: Stadteinwärts oder stadtauswärts?
Der SN: Hhm. Richtung Floridsdorf denke ich. Also über die Brücke und dann Richtung Floridsdorf. Am einfachsten ihr fährt über die Brücke zum, na zum und von dort in die, na in die, du weißt schon in die. Scheiße GF mir fehlen jetzt die richtigen Worte nicht ein. So eine Scheiße GF die kommen einfach nicht. Sorry. Ich kann dir nicht weiterhelfen.
Der GF legt lachend auf. Das gibt es doch nicht dachte ich mir. Ich kann dem GF nicht einmal sagen wo ich wohne. Dabei lebe ich schon gut eine gefühlte Ewigkeit hier. Was wird sich denn GF sein Freund denken. Du Inge-Tochter-Schatz wird der sagen, vom GF der Jüngere der ist so verblödet, das er nicht einmal mehr weiß wo der wohnt. Kannst du dir das vorstellen? Wie kann man den nicht wissen wo man wohnt. Das widerspenstige Wort das sich nicht und nicht von mir zähmen ließ war der Praterstern, der gute alte Praterstern, den ich in und auswendig kenne. Weil mir das Wort Praterstern nicht einfiel, fiel mir gleich gar nichts mehr ein.
2. Akt
Der GF ist ja seit ein paar Monaten auf einem Auge ziemlich blind. Da kommt nicht mehr viel. Netzhautablösung. Nachdem der GF abgelegt und ich mich artig für den Kuchen bedankt hatte. Seit der GF 70zig ist frage ich ihn nicht mehr oder der Kuchen eh nicht vergiftet ist. Das frage ich nur noch mich.
Der SH: GF schau die Sache ist so. Ein körperliches Gebrechen ist immer Unterwerfung, da kann man nichts machen. Ein körperliches Gebrechen unterwirft dich. Die zwingt dich ja zum nix mehr sehen. Nur in dieser Position darf man als Mensch nicht verharren, weil dann hält man die Zügel über sein Leben bald einmal nicht in mehr der Hand. Opfer fühlen sich immer ins Knie gefickt. Deswegen muss man sich dieses Gebrechen durch Aneignung überwinden. Irgendwann sagst du dann, ja rechts sehe ich nix mehr. Sobald du aber ich sagst, spricht aus dir auch wieder eine gewisse Selbstbestimmtheit und du bist der Souverän der da nix sieht. Das ist der erste Schritt. Und der zweite ist das du irgendwann nur noch sagst, links sehe ich aber noch ganz ausgezeichnet. Du hast jetzt nun mal diese Einschränkung und Behinderung, aber du bist nicht verhindert. Des darfst einfach nicht zulassen. Du schaffst das schon. Musst einen auf Realpolitik machen.
Der GF: Im Sommer als ich das letzte Mal da war habe ich noch perfekt gesehen. Perfekt.
Der SH: Ja ich weiß deswegen sitzt der Schock nicht nur bei dir tief.
Der GF schaut auf die Uhr: Gehen wir essen. Und was mache ich wenn ich links a nix mehr sehe. Wem unterwerfe ich mich dann?
Der SH: Am gescheitesten einem feschen Blindenhund. Oder der SH führt dich.
Der GF: Wohin bitte willst du mich führen. Du hast ja nicht einmal einen Führerschein.
Der SH: Fahren wir halt Taxi. Und dann gibt es noch bulgarische Krankenschwestern mit Titten und Arsch. Die können uns dann gleich zusammen betreuen. Machen wir schön eine WG auf.
GF lächelt gequält.
Bevor der GF und ich ins Gasthaus aufbrechen tropfe ich ihn noch einmal das kaputte Auge ein.
Auf dem Weg zur Wohungstür.
Der GF: Die Räder hast noch.
Der SH: Ja die Räder habe ich noch. Im Frühjahr kauf ich ein Neues.
3. Akt
Im Gasthaus. Goadfather patzt sich wegen fehlenden Distanzgefühl beim Essen an. Ich überlege kurz ob ich mich nicht auch anpatzen sollte.
Der SH: Jetzt schaust aus wie ich wenn ich voll auf Tabs bin. Ich patze mich dann auch andauernd an. Und ich sabbere, während du noch kraftvoll zubeißt. GF bei dir besteht noch Hoffnung.
GF putzt sich seinen Fleck aus dem Pullover und isst wortlos weiter. Beim Essen hat der GF nie viel gesprochen. Appetit hat er ja noch, da fehlt es an gar nichts. Nur ins Verlies vom SH wollte der GF nach dem Essen nicht mehr zurück. Fragen sie mich nicht warum. Vielleicht hat er Angst dort vollends zu erblinden oder andere Vorbehalte. So schlimm schaut es in der Schizophrenisten-Bude gar nicht mal aus. Steht ja kaum was herum. Schränke, Kommoden und Angelique-Regale, den üblichen Billigstdorfer-Wohungskram gibt es beim Schizophrenisten nicht. Egal. Der GF sitzt da nicht gerne herum. Vielleicht liegt es auch an den Tabletten dir bei mir offen am Tisch herumstehen wie eine Auszeichnung. Was ja auch irgendwie stimmt. Vielmehr habe ich ja nicht anzubieten. Der GF wollte in die Stadt rein. Mit den Öffis kenne ich mich natürlich a bisserl besser aus. Da fehlt es an nichts. In der Kärntner-Straße
Der GF: Ach ja schon schön die Kärntner-Straße. Und doch jede Menge Leute für einen Montag.
Der SH: Ja schon schön.
Der GF: Wann warst du das letzte Mal hier.
Der SH: Na mit dir vor ein paar Jahren.
Beide grinsen.
Der GF: Ach ja, das sind ja doch sehr viele Geschäfte.
Der SH. Ja links und rechts und überall auf der Welt wird derselbe Schmarren verkauft. Zara, H%M, Mc Donalds, Starbucks.
Der GF: Der Kaffee ihm MC Coffee schmeckt ausgezeichnet. Wo kriegt man schon einen großen Espresso um 2,50 Euro.
Der SH: Bei mir gibt es einen schönen Filterkaffee wenn du willst. Für dich natürlich gratis. Du bist ja mein Gast.
Schizophrenist grinst. Sie wissen ja. Ohne GF-Bude kein SH-Klappstuhlleben.
Der GF: In Hamburg gibt es wesentlich mehr U-Bahn Stationen. Wesentlich mehr gibt es da. Alle paar Meter ist da eine U-Bahn Station. Jetzt will ich einen Kaffee.
Der SH: Machen wir.
Dass ich mich andauernd nach Amokläufer, Selbstmordattentäter und herunter stürzenden Dachstühlen umsah liegt in der Natur der Sache. Das hat mit Paris jetzt nichts zu tun. Darüber wird auch nie ein Wort verloren. Niemals. Der GF meinte ja ich machte mit meiner Abspielung über sein Ableben einen Scherz. Zum 50zigsten hatte ich ihm ja auch einen großen Grabstein gekauft. Auf dem stand. Und denke stets daran mit 50zig fängt das Leben erst am. Im Kaffee.
Der SH: Du musst da wirklich zuversichtlich bleiben GF. Lasst dich bitte nicht von deiner Behinderung unterkriegen. Niemals, hörst du. Da musst du mit allen was hast dagegen halten. Nicht das du depressiv wirst und deinen Lebensmut verlierst. Noch kannst ja wenn du gewisse Abstriche akzeptierst fast alles machen.
Der GF: Möchtest eine Mehlspeise.
Der SH: Nein danke. Ich kotze mich ja schon fast von dem Tee an. Das ich auch immer so einen Scheißdreck saufen muss. Das macht ja überhaupt keinen Spaß. Seit bald zwanzig Jahren trinke ich nur noch Fruchtsäfte und Tees. Mir hängen die Fruchtsäfte und Tees unendlich beim Hals heraus. Ich will Schnaps-
GF grinst a bisserl. Mein Klagen wird natürlich strategisch eingesetzt um den GF a bisserl von seinem Leiden abzulenken.
4. Akt
Der GF wollte unbedingt zum neuen Hauptbahnhof. Und das schon gegen 15 30. Der GF hat immer Angst dass er seinen Zug um 18 22 Uhr verpasst. Ist natürlich noch nie vorgekommen. Nicht einmal eng wurde es bis jetzt. Am neuen Bahnhof. Der GF will unbedingt wissen von welchem Gleis sein Zug abfährt.
Der SF: GF von welchem Gleis dein Zug abfährt kann ich dir leider noch nicht sagen. Wir sind ungefähr 2 Stunden zu früh da. Dein Zug ist noch nicht gelistet. Die stehen da nur bis 17 15 Uhr.
Der GF sieht auf seine Uhr dann auf die Anzeigetafel und wieder auf die Uhr. Das geht eine Zeitlang so während ich wieder mal die Gefahrenlage einschätze. Während der GF sein vertrautes Gleis zu finden versucht, fragte ich mich ob ich mich im Ernstfall schützend auf ihn werfe oder das kleine Männchen doch eher am Hosenbund und an der Jacke packe sollte und so mit ihm davon laufe. Der GF sucht noch immer nach seinem Gleis und entfernt sich von mir. Da kennt der GF nichts. Er nimmt mich dann auch nicht mit mehr wahr oder dreht sich nach mir um. Als damals die UM2 anrief weil ein Blitz in die Alarmanlage eingeschlagen hatte ist der GF einfach auf und davon gelaufen ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Dass ich ihn den Weg freisperrte das er damals den Zug um 15 30 Uhr noch erwischte, nahm er nicht mehr war. Gegen sein Abfahrtgleis komme ich nicht an. Niemals. Weil wir auf der großen Anzeigetafel erst bei Zügen angekommen waren die um 17 30 abfuhren lies der GF sein Vorhaben erst einmal ruhen.
Der GF: Da sind aber schon auch viele Geschäfte.
Der SH: Ja da sind mindestens so viele Geschäfte wie in der Kärntnerstraße.
Der GF: Schon ein schöner Bahnhof. Das haben sie gut hinbekommen. Schöner Bahnhof.
Der SH: Ja und so riesig und ich denke der ist so angelegt das es hier überhaupt nicht hektisch wirkt. Diese Räume fangen da alles ab.
Der GF: Schau ein Schuhgeschäft. Ich könnte eh neue Stiefeletten brauchen.
Der SH: Ja des ist doch ein schönes Schuhgeschäft.
Der Goadfather schaut sich die Schuhe in der Auslage an und schüttelt den Kopf.
Der SH: Was is?
Der GF: Hier kann man doch keine Schuhe kaufen. Das geht ja nicht.
Der SH: Warum kann man sich hier keine Schuhe kaufen. Die schauen doch ganz brauchbar aus und der Laden geht ja über vor Schuhen.
Der GF: Ich kaufe doch keinen Schuh unter 100 Euro. Mit Schuhen unter 100 Euro kann man ja nicht gehen. Das ist ja nix. Da leiden ja die Quanten.
Der SH: Und ich kaufe prinzipiell keine Schuhe unter 14,90 Euro. Die taugen auch nichts. Mit denen kommst nicht einmal die 300 Meter zum Supermarkt.
Beiden lachen.
Der GF und der SH gehen auf eine Bahnhofstoilette. Eintritt 50 Cent. Auch wenn der Mann nur pieselt.
Der SH deutet mit dem Kopf auf ein Kinderpissoir.
Der SH: GF das haben ich extra für dich bauen lassen.
GF lächelt, SH grinst.
Der GF: Komm wenn wir schon 50 Cent zahlen müssen dann waschen wir uns auch schön lange die Hände.
Der GF und der SH waschen sich schön lange die Hände. Wieder auf der Piste sucht der GF wieder nach seinem Zug.
Der SH: Möchtest jetzt schon nach Hause fahren. Da fährt einer um 16 22 Uhr.
Der GF: Geh auf gar keinem Fall. Ich will nicht jetzt fahren. Ich will mit dem Zug um 18 22Uhr fahren wie immer. Gehen wir noch ein wenig herum.
Der GF: Ach hier sind auch noch Geschäfte. Die sind ja auf mehreren Ebenen.
Der SH: Ja hier sind auch noch Geschäfte.
Der GF: Ich weiß nicht. Dieser junge Mensch bettelt da auf den Knien. Muss das unbedingt sein.
Der SH: Nee muss nicht sein. Ich bettle aufrecht.
Dem GF bleibt das Lachen im Gesicht stecken.
Der GF: So jetzt habe ich aber den ganzen Bahnhof gesehen. Das langt jetzt. Gehen wir noch was trinken. Ich muss viel trinken wegen der Augentropfen. Die gehen ja auf die Nieren und auf die Leber. Auf die Nieren und Leber gehen die.
Der SH: Wie bei mir. Ich habe wahrscheinlich schon eine Leber wie mein alter Kumpel der Weiße der sich zu Tode säuft.
Den Dialog über den Zeitungskauf überspringen wir. Der GF dachte in der Buchhandlung gibt es keine Zeitungen. Gab es dann doch.
Der SH: Nicht zu glauben. Über all diese Bücher könnte ich aus dem Stehgreif eine Inhaltsangabe schreiben. Aber wo ich wohne weiß ich nicht.
GF geht zur Kassa und zahlt.
Der GF: Ich will noch Geld abheben. Da ist eh meine Bank.
GF tippt seinen Geheimcode ein. Funktioniert nicht. Systemfehler. GF versucht es noch ein einmal. Geht wieder nicht. Noch ein Systemfehler wie sein Zweitgeborener.
Der SH: Der gute Apparat scheint hinüber zu sein. Schau dort ist noch eine Bank und ein Bankomat. Heb doch dort ab.
Der GF: Nein dort gehe ich nicht hin. Ich hebe nur bei meiner Bank Geld ab. Ich habe eh noch genug Bargeld.
In einem Bahnhofskaffee.
Der GF: Schauen wir einmal wie das nach der Operation im Jänner sein wird.
Der SH: Ja GF das wird schon. Und wenn alles gut wird und du das Auge nicht mehr andauernd eintropfen musst, dann fährst einmal schön für ein paar Tage nach Hamburg zur Erholung. Gehst schön deine Plätze ab und an der Alster eine Fischsuppe essen. Vielleicht triffst auch auf die Marla wie die gerade mit ihren Depressionen Gassi geht.
Der GF: Wer ist die Marla.
Der SH: Nicht so wichtig.
GF und ich trinken eine Zeitlang schweigend Saft. Der GF Apfelsaft und der SH irgendeinen bläulich-roten.
Der SH: Denkst die schmeißen am Abend die übergebliebenen Mehlspeisen weg?
Der GF: Nein. Die werden eingekühlt.
Der SH: Weißt du wer immer gute Mehlspeisen hatte? Der H…. .
Der GF: Der H….. ist pleite gegangen.
Der SH: Wie denn das? Das ist doch unmöglich. Die Leuete haben denen doch die Tür eingetreten.
Der GF: Die haben expandiert. Das ging angeblich in die Hose. Man kann immer mehr ausgeben als einnehmen.
Der GF und ich trinken aus und zahlen. Kommt der GF zu Besuch zahlt ausnahmslos er. Ansonsten ist er beldeidigt. Ich mach es aber wirklich günstig. Im Schnitt so um die 20 Euro.
Der letzte Akt
Es ist gegen 18 Uhr. Der GF sucht wieder seinen Zug und verfällt in Hektik weil er den Zug auf der Anzeigetafel nicht sofort findet.
Der SH: Schau GF. Da steht dein Zug. Gleis 5 A-C wie immer 18 22 Uhr.
Der GF schaut auf die Anzeigetafel und rennt auch schon los. Der SH hinterher. Am Bahnsteig sucht der GF ein Abteil und vermittelt mir den Eindruck als ob er gerne gleich einstigen möchte. Ich weiß dann nie ob er nur weg will oder einfach nur seinen Zug nicht versäumen. Ist a bisserl was von beiden. Ich will ja auch wieder weg. Entfernen wir uns räumlich, nimmt die Sympathie in der Regel bei uns zu.
Der SH: GF willst schon einstiegen.
Der GF: Ich will dich nicht länger aufhalten. Musst ja nicht hier herumstehen bei dem Wetter.
Der SH: Okay. Bitte GF bleib soweit gesund hörst du. Und lass dich nicht unterkriegen. Des wird schon wieder. Gib dir a bisserl Zeit.
Der GF und ich umarmen uns.
Der GF: Ja und wenn du was brauchst Ruf an.
Das hat der GF noch nie gesagt.
Auf meiner Heimfahrt in der S-Bahn verunglückte der GF natürlich tödlich. Nicht im Zug sondern im Auto als Beifahrer von der UM2. Die überlebte natürlich unverletzt und brachte dann eine Klage gegen mich ein, weil ich ihren Lebensmenschen auf dem Gewissen habe, weswegen ich mich dann auch nicht zu GF-seinem Begräbnis traute. Womit ich dann wiederum meinen Scheißhausdämonen erzürne. Der wenn ich Pech habe gleich einmal wiede prophylaktsich die Sachen vom toten Jungen vom Strand aufträgt. Der Kuchen schmeckt im Übrigen ganz ausgezeichnet.
Der GF: Die Fahrräder hast noch.
Der SH: Ja die Fahrräder habe ich noch. Im Frühjahr kaufe ich ein Neues.
Der Goadfather, kurz GF, war ja gestern zu Besuch. Weil er auf der Herfahrt nicht wie üblich im Zug saß, sondern die gut 4 Stunden Fahrt mit einem Freund im Auto herunter spulte, der seine Tochter besuchte, wusste ich nicht so genau wann der GF anzukommen gedenkt. Was ich aber noch weiß. Ich hatte ziemlich schlecht geschlafen und einen üblen Tabletten-Kater. Obschon ich an der Dosierung nicht viel verändere fühlt sich dieser Kater nicht jeden Tag gleich an. Ist was Organisches wie beim Saufen. Da gab es auch Nächte da wurde ich einfach nicht besoffen und dann wieder hatte ich Abende da ging nach 30 weiße Mischungen, (Wein mit Mineral), oder 45 Jägermeister nicht mehr viel. Egal. In meinem Kopf war der GF natürlich schon längst tödlich verunglückt. Die goadfatherlichen Überreste lagen irgendwo auf der A2 oder S6 in alle Winde verstreut. Und ich war natürlich an der Sauerei schuld weil er ja auf dem Weg zum Schizophrenisten-Kindelein tödlich verunglückt war. Weil das in meinem Kopf so grauslich war traute ich mich auch nicht auf das GF-Begräbnis. Die UM2 wiederum klagte mich dann auch noch aus meinem Verlies weil ich ihren Lebensmenschen umgebracht hatte. Und falls doch alles gut geht muss ich noch den GF-Kuchen essen, der ja wie immer vergiftet ist. Ist der schon seit Jahren. Natürlich esse ich den GF-Kuchen immer artig auf. Weil ich aber zu meiner Überraschung noch lebe, wird die Wahrscheinlichkeit das der Kuchen einmal vergiften sein muss ja immer größer. An sich nichts Außergewöhnliches. Mein schlecht verdrahtetes Gehirn weiß es einfach nicht besser. Heute habe ich in einem schwachen Moment über diejenigen Polizisten und Rettungsleute nachgedacht, die im „Bataclan“, nach dem üblen Gemetzel aufräumen mussten. Dort aufzuräumen muss ja a ziemliche Hackn sein. Ich fragte mich was ist psychisch schwieriger zu bewältigen. Das Massaker im Bataclan oder doch die Sauerei auf der A 4, als da 71 Menschen in einen Kühlwagen erstickten und unter der Tür des Kühlwagens schon die Verwesungssäfte heraustropften. Komischerweise berichtete man in der Regel immer nur über die Täter und Opfer, aber ganz selten über die Einsatzkräfte. Stellen sie sich vor sie müssen da Erkennungsdienstlich ran oder mit den Särgen herum hantieren. Ich tendierte dann eher zum „Bataclan“. Ich denke wegen dem Gestank in dem Kühlwagen. Als sich die Kühlwagentür öffnete war ja gerade Hochsommer. Wenn sie mich jetzt für pietätlos halten tun sie mir unrecht. Ich habe dieses Schlamassel in dem die Einsatzkräfte feststeckten wie in einem scheiß Krieg nicht angerichtet. Die müssen da durch. Und dann heim zu ihren Familien oder in eine leere Wohnung. Der Freundin oder dem Freund kannst ja auch nichts erzählen. Was sollst denen den erzählen?
1.Akt
Natürlich löste so ein in alle Winde verstreuter GF bei in mir ein gewisses Unwohlsein aus. Von Panik zu sprechen wäre übertrieben. Ich habe es nicht so mit Panik. Deswegen griff ich selbstbewusst verstört zum Telefon und rief den GF auf seinem Handy an.
Der Schizophrenist: Servus GF wo bist du. Liegst es nicht in alle Winde verstreut auf der Autobahn.
Der GF: Ah Servus nein. Wir sind in einem Stück gerade auf der Reichsbrücke. Wie kommen wir von der Reichsbrücke zu dir?
Der SN: Na ja. Das ist nicht schwer. Also da fährt ihr am gescheitesten Richtung, also in Richtung fährt ihr dann am gescheitesten. Na du weißt eh Richtung, in Richtung, na in Richtung, na.
Der GF: Stadteinwärts oder stadtauswärts?
Der SN: Hhm. Richtung Floridsdorf denke ich. Also über die Brücke und dann Richtung Floridsdorf. Am einfachsten ihr fährt über die Brücke zum, na zum und von dort in die, na in die, du weißt schon in die. Scheiße GF mir fehlen jetzt die richtigen Worte nicht ein. So eine Scheiße GF die kommen einfach nicht. Sorry. Ich kann dir nicht weiterhelfen.
Der GF legt lachend auf. Das gibt es doch nicht dachte ich mir. Ich kann dem GF nicht einmal sagen wo ich wohne. Dabei lebe ich schon gut eine gefühlte Ewigkeit hier. Was wird sich denn GF sein Freund denken. Du Inge-Tochter-Schatz wird der sagen, vom GF der Jüngere der ist so verblödet, das er nicht einmal mehr weiß wo der wohnt. Kannst du dir das vorstellen? Wie kann man den nicht wissen wo man wohnt. Das widerspenstige Wort das sich nicht und nicht von mir zähmen ließ war der Praterstern, der gute alte Praterstern, den ich in und auswendig kenne. Weil mir das Wort Praterstern nicht einfiel, fiel mir gleich gar nichts mehr ein.
2. Akt
Der GF ist ja seit ein paar Monaten auf einem Auge ziemlich blind. Da kommt nicht mehr viel. Netzhautablösung. Nachdem der GF abgelegt und ich mich artig für den Kuchen bedankt hatte. Seit der GF 70zig ist frage ich ihn nicht mehr oder der Kuchen eh nicht vergiftet ist. Das frage ich nur noch mich.
Der SH: GF schau die Sache ist so. Ein körperliches Gebrechen ist immer Unterwerfung, da kann man nichts machen. Ein körperliches Gebrechen unterwirft dich. Die zwingt dich ja zum nix mehr sehen. Nur in dieser Position darf man als Mensch nicht verharren, weil dann hält man die Zügel über sein Leben bald einmal nicht in mehr der Hand. Opfer fühlen sich immer ins Knie gefickt. Deswegen muss man sich dieses Gebrechen durch Aneignung überwinden. Irgendwann sagst du dann, ja rechts sehe ich nix mehr. Sobald du aber ich sagst, spricht aus dir auch wieder eine gewisse Selbstbestimmtheit und du bist der Souverän der da nix sieht. Das ist der erste Schritt. Und der zweite ist das du irgendwann nur noch sagst, links sehe ich aber noch ganz ausgezeichnet. Du hast jetzt nun mal diese Einschränkung und Behinderung, aber du bist nicht verhindert. Des darfst einfach nicht zulassen. Du schaffst das schon. Musst einen auf Realpolitik machen.
Der GF: Im Sommer als ich das letzte Mal da war habe ich noch perfekt gesehen. Perfekt.
Der SH: Ja ich weiß deswegen sitzt der Schock nicht nur bei dir tief.
Der GF schaut auf die Uhr: Gehen wir essen. Und was mache ich wenn ich links a nix mehr sehe. Wem unterwerfe ich mich dann?
Der SH: Am gescheitesten einem feschen Blindenhund. Oder der SH führt dich.
Der GF: Wohin bitte willst du mich führen. Du hast ja nicht einmal einen Führerschein.
Der SH: Fahren wir halt Taxi. Und dann gibt es noch bulgarische Krankenschwestern mit Titten und Arsch. Die können uns dann gleich zusammen betreuen. Machen wir schön eine WG auf.
GF lächelt gequält.
Bevor der GF und ich ins Gasthaus aufbrechen tropfe ich ihn noch einmal das kaputte Auge ein.
Auf dem Weg zur Wohungstür.
Der GF: Die Räder hast noch.
Der SH: Ja die Räder habe ich noch. Im Frühjahr kauf ich ein Neues.
3. Akt
Im Gasthaus. Goadfather patzt sich wegen fehlenden Distanzgefühl beim Essen an. Ich überlege kurz ob ich mich nicht auch anpatzen sollte.
Der SH: Jetzt schaust aus wie ich wenn ich voll auf Tabs bin. Ich patze mich dann auch andauernd an. Und ich sabbere, während du noch kraftvoll zubeißt. GF bei dir besteht noch Hoffnung.
GF putzt sich seinen Fleck aus dem Pullover und isst wortlos weiter. Beim Essen hat der GF nie viel gesprochen. Appetit hat er ja noch, da fehlt es an gar nichts. Nur ins Verlies vom SH wollte der GF nach dem Essen nicht mehr zurück. Fragen sie mich nicht warum. Vielleicht hat er Angst dort vollends zu erblinden oder andere Vorbehalte. So schlimm schaut es in der Schizophrenisten-Bude gar nicht mal aus. Steht ja kaum was herum. Schränke, Kommoden und Angelique-Regale, den üblichen Billigstdorfer-Wohungskram gibt es beim Schizophrenisten nicht. Egal. Der GF sitzt da nicht gerne herum. Vielleicht liegt es auch an den Tabletten dir bei mir offen am Tisch herumstehen wie eine Auszeichnung. Was ja auch irgendwie stimmt. Vielmehr habe ich ja nicht anzubieten. Der GF wollte in die Stadt rein. Mit den Öffis kenne ich mich natürlich a bisserl besser aus. Da fehlt es an nichts. In der Kärntner-Straße
Der GF: Ach ja schon schön die Kärntner-Straße. Und doch jede Menge Leute für einen Montag.
Der SH: Ja schon schön.
Der GF: Wann warst du das letzte Mal hier.
Der SH: Na mit dir vor ein paar Jahren.
Beide grinsen.
Der GF: Ach ja, das sind ja doch sehr viele Geschäfte.
Der SH. Ja links und rechts und überall auf der Welt wird derselbe Schmarren verkauft. Zara, H%M, Mc Donalds, Starbucks.
Der GF: Der Kaffee ihm MC Coffee schmeckt ausgezeichnet. Wo kriegt man schon einen großen Espresso um 2,50 Euro.
Der SH: Bei mir gibt es einen schönen Filterkaffee wenn du willst. Für dich natürlich gratis. Du bist ja mein Gast.
Schizophrenist grinst. Sie wissen ja. Ohne GF-Bude kein SH-Klappstuhlleben.
Der GF: In Hamburg gibt es wesentlich mehr U-Bahn Stationen. Wesentlich mehr gibt es da. Alle paar Meter ist da eine U-Bahn Station. Jetzt will ich einen Kaffee.
Der SH: Machen wir.
Dass ich mich andauernd nach Amokläufer, Selbstmordattentäter und herunter stürzenden Dachstühlen umsah liegt in der Natur der Sache. Das hat mit Paris jetzt nichts zu tun. Darüber wird auch nie ein Wort verloren. Niemals. Der GF meinte ja ich machte mit meiner Abspielung über sein Ableben einen Scherz. Zum 50zigsten hatte ich ihm ja auch einen großen Grabstein gekauft. Auf dem stand. Und denke stets daran mit 50zig fängt das Leben erst am. Im Kaffee.
Der SH: Du musst da wirklich zuversichtlich bleiben GF. Lasst dich bitte nicht von deiner Behinderung unterkriegen. Niemals, hörst du. Da musst du mit allen was hast dagegen halten. Nicht das du depressiv wirst und deinen Lebensmut verlierst. Noch kannst ja wenn du gewisse Abstriche akzeptierst fast alles machen.
Der GF: Möchtest eine Mehlspeise.
Der SH: Nein danke. Ich kotze mich ja schon fast von dem Tee an. Das ich auch immer so einen Scheißdreck saufen muss. Das macht ja überhaupt keinen Spaß. Seit bald zwanzig Jahren trinke ich nur noch Fruchtsäfte und Tees. Mir hängen die Fruchtsäfte und Tees unendlich beim Hals heraus. Ich will Schnaps-
GF grinst a bisserl. Mein Klagen wird natürlich strategisch eingesetzt um den GF a bisserl von seinem Leiden abzulenken.
4. Akt
Der GF wollte unbedingt zum neuen Hauptbahnhof. Und das schon gegen 15 30. Der GF hat immer Angst dass er seinen Zug um 18 22 Uhr verpasst. Ist natürlich noch nie vorgekommen. Nicht einmal eng wurde es bis jetzt. Am neuen Bahnhof. Der GF will unbedingt wissen von welchem Gleis sein Zug abfährt.
Der SF: GF von welchem Gleis dein Zug abfährt kann ich dir leider noch nicht sagen. Wir sind ungefähr 2 Stunden zu früh da. Dein Zug ist noch nicht gelistet. Die stehen da nur bis 17 15 Uhr.
Der GF sieht auf seine Uhr dann auf die Anzeigetafel und wieder auf die Uhr. Das geht eine Zeitlang so während ich wieder mal die Gefahrenlage einschätze. Während der GF sein vertrautes Gleis zu finden versucht, fragte ich mich ob ich mich im Ernstfall schützend auf ihn werfe oder das kleine Männchen doch eher am Hosenbund und an der Jacke packe sollte und so mit ihm davon laufe. Der GF sucht noch immer nach seinem Gleis und entfernt sich von mir. Da kennt der GF nichts. Er nimmt mich dann auch nicht mit mehr wahr oder dreht sich nach mir um. Als damals die UM2 anrief weil ein Blitz in die Alarmanlage eingeschlagen hatte ist der GF einfach auf und davon gelaufen ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Dass ich ihn den Weg freisperrte das er damals den Zug um 15 30 Uhr noch erwischte, nahm er nicht mehr war. Gegen sein Abfahrtgleis komme ich nicht an. Niemals. Weil wir auf der großen Anzeigetafel erst bei Zügen angekommen waren die um 17 30 abfuhren lies der GF sein Vorhaben erst einmal ruhen.
Der GF: Da sind aber schon auch viele Geschäfte.
Der SH: Ja da sind mindestens so viele Geschäfte wie in der Kärntnerstraße.
Der GF: Schon ein schöner Bahnhof. Das haben sie gut hinbekommen. Schöner Bahnhof.
Der SH: Ja und so riesig und ich denke der ist so angelegt das es hier überhaupt nicht hektisch wirkt. Diese Räume fangen da alles ab.
Der GF: Schau ein Schuhgeschäft. Ich könnte eh neue Stiefeletten brauchen.
Der SH: Ja des ist doch ein schönes Schuhgeschäft.
Der Goadfather schaut sich die Schuhe in der Auslage an und schüttelt den Kopf.
Der SH: Was is?
Der GF: Hier kann man doch keine Schuhe kaufen. Das geht ja nicht.
Der SH: Warum kann man sich hier keine Schuhe kaufen. Die schauen doch ganz brauchbar aus und der Laden geht ja über vor Schuhen.
Der GF: Ich kaufe doch keinen Schuh unter 100 Euro. Mit Schuhen unter 100 Euro kann man ja nicht gehen. Das ist ja nix. Da leiden ja die Quanten.
Der SH: Und ich kaufe prinzipiell keine Schuhe unter 14,90 Euro. Die taugen auch nichts. Mit denen kommst nicht einmal die 300 Meter zum Supermarkt.
Beiden lachen.
Der GF und der SH gehen auf eine Bahnhofstoilette. Eintritt 50 Cent. Auch wenn der Mann nur pieselt.
Der SH deutet mit dem Kopf auf ein Kinderpissoir.
Der SH: GF das haben ich extra für dich bauen lassen.
GF lächelt, SH grinst.
Der GF: Komm wenn wir schon 50 Cent zahlen müssen dann waschen wir uns auch schön lange die Hände.
Der GF und der SH waschen sich schön lange die Hände. Wieder auf der Piste sucht der GF wieder nach seinem Zug.
Der SH: Möchtest jetzt schon nach Hause fahren. Da fährt einer um 16 22 Uhr.
Der GF: Geh auf gar keinem Fall. Ich will nicht jetzt fahren. Ich will mit dem Zug um 18 22Uhr fahren wie immer. Gehen wir noch ein wenig herum.
Der GF: Ach hier sind auch noch Geschäfte. Die sind ja auf mehreren Ebenen.
Der SH: Ja hier sind auch noch Geschäfte.
Der GF: Ich weiß nicht. Dieser junge Mensch bettelt da auf den Knien. Muss das unbedingt sein.
Der SH: Nee muss nicht sein. Ich bettle aufrecht.
Dem GF bleibt das Lachen im Gesicht stecken.
Der GF: So jetzt habe ich aber den ganzen Bahnhof gesehen. Das langt jetzt. Gehen wir noch was trinken. Ich muss viel trinken wegen der Augentropfen. Die gehen ja auf die Nieren und auf die Leber. Auf die Nieren und Leber gehen die.
Der SH: Wie bei mir. Ich habe wahrscheinlich schon eine Leber wie mein alter Kumpel der Weiße der sich zu Tode säuft.
Den Dialog über den Zeitungskauf überspringen wir. Der GF dachte in der Buchhandlung gibt es keine Zeitungen. Gab es dann doch.
Der SH: Nicht zu glauben. Über all diese Bücher könnte ich aus dem Stehgreif eine Inhaltsangabe schreiben. Aber wo ich wohne weiß ich nicht.
GF geht zur Kassa und zahlt.
Der GF: Ich will noch Geld abheben. Da ist eh meine Bank.
GF tippt seinen Geheimcode ein. Funktioniert nicht. Systemfehler. GF versucht es noch ein einmal. Geht wieder nicht. Noch ein Systemfehler wie sein Zweitgeborener.
Der SH: Der gute Apparat scheint hinüber zu sein. Schau dort ist noch eine Bank und ein Bankomat. Heb doch dort ab.
Der GF: Nein dort gehe ich nicht hin. Ich hebe nur bei meiner Bank Geld ab. Ich habe eh noch genug Bargeld.
In einem Bahnhofskaffee.
Der GF: Schauen wir einmal wie das nach der Operation im Jänner sein wird.
Der SH: Ja GF das wird schon. Und wenn alles gut wird und du das Auge nicht mehr andauernd eintropfen musst, dann fährst einmal schön für ein paar Tage nach Hamburg zur Erholung. Gehst schön deine Plätze ab und an der Alster eine Fischsuppe essen. Vielleicht triffst auch auf die Marla wie die gerade mit ihren Depressionen Gassi geht.
Der GF: Wer ist die Marla.
Der SH: Nicht so wichtig.
GF und ich trinken eine Zeitlang schweigend Saft. Der GF Apfelsaft und der SH irgendeinen bläulich-roten.
Der SH: Denkst die schmeißen am Abend die übergebliebenen Mehlspeisen weg?
Der GF: Nein. Die werden eingekühlt.
Der SH: Weißt du wer immer gute Mehlspeisen hatte? Der H…. .
Der GF: Der H….. ist pleite gegangen.
Der SH: Wie denn das? Das ist doch unmöglich. Die Leuete haben denen doch die Tür eingetreten.
Der GF: Die haben expandiert. Das ging angeblich in die Hose. Man kann immer mehr ausgeben als einnehmen.
Der GF und ich trinken aus und zahlen. Kommt der GF zu Besuch zahlt ausnahmslos er. Ansonsten ist er beldeidigt. Ich mach es aber wirklich günstig. Im Schnitt so um die 20 Euro.
Der letzte Akt
Es ist gegen 18 Uhr. Der GF sucht wieder seinen Zug und verfällt in Hektik weil er den Zug auf der Anzeigetafel nicht sofort findet.
Der SH: Schau GF. Da steht dein Zug. Gleis 5 A-C wie immer 18 22 Uhr.
Der GF schaut auf die Anzeigetafel und rennt auch schon los. Der SH hinterher. Am Bahnsteig sucht der GF ein Abteil und vermittelt mir den Eindruck als ob er gerne gleich einstigen möchte. Ich weiß dann nie ob er nur weg will oder einfach nur seinen Zug nicht versäumen. Ist a bisserl was von beiden. Ich will ja auch wieder weg. Entfernen wir uns räumlich, nimmt die Sympathie in der Regel bei uns zu.
Der SH: GF willst schon einstiegen.
Der GF: Ich will dich nicht länger aufhalten. Musst ja nicht hier herumstehen bei dem Wetter.
Der SH: Okay. Bitte GF bleib soweit gesund hörst du. Und lass dich nicht unterkriegen. Des wird schon wieder. Gib dir a bisserl Zeit.
Der GF und ich umarmen uns.
Der GF: Ja und wenn du was brauchst Ruf an.
Das hat der GF noch nie gesagt.
Auf meiner Heimfahrt in der S-Bahn verunglückte der GF natürlich tödlich. Nicht im Zug sondern im Auto als Beifahrer von der UM2. Die überlebte natürlich unverletzt und brachte dann eine Klage gegen mich ein, weil ich ihren Lebensmenschen auf dem Gewissen habe, weswegen ich mich dann auch nicht zu GF-seinem Begräbnis traute. Womit ich dann wiederum meinen Scheißhausdämonen erzürne. Der wenn ich Pech habe gleich einmal wiede prophylaktsich die Sachen vom toten Jungen vom Strand aufträgt. Der Kuchen schmeckt im Übrigen ganz ausgezeichnet.
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clare,
Donnerstag, 26. November 2015, 01:53
So ein lieber emphatischer Schizophrenist.
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der imperialist,
Donnerstag, 26. November 2015, 12:28
Danke. Ich habe alles in die Schlacht geworfen. Aber der GF nimmt das nicht so wahr. Niemals. Dafür bin ich die falsche Person.
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